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Away bei Netflix: Die Kritik zur Hard SciFi-Serie mit Hilary Swank
Am 4. September startet „Away“ mit Hilary Swank in der Hauptrolle bei Netflix. Was Du von der SciFi-Serie erwarten darfst, verraten wir Dir hier in unserer Kritik.
„Away” und viele weitere Serien kannst Du übrigens auf Deinem Netflix-Account auch mit Vodafones GigaTV sehen.
Vom schwarzen Hintergrund hebt sich die Erde ab. Winzig klein am Horizont, der untere Teil leicht vom Schatten bedeckt. Sanfte Musik setzt ein, ruhig, entspannt, fast schon meditativ. Eine menschliche Hand in einem Raumanzug rückt ins Bild, greift nach dem kleinen blauen Ball, den wir unsere Heimat nennen. Die Hand gehört Hilary Swank, die mit einem faszinierten Blick zur Erde hinauf sieht. Anschließend wendet sie sich ab und hüpft zurück zur Mondbasis Alpha. „35 Stunden bis zum Start“ verrät ein Untertitel.
Swank blickt in der Rolle der Emma Green zur Mondbasis und dann zu den Sternen. Dort, kaum wahrnehmbar, leuchtet ein roter Punkt am Himmel. „Wie geht’s Ihnen, Emma?“ unterbricht eine Stimme jäh die Weltraum-Idylle.
Willkommen in der Welt von „Away“. Die Eingangsszene gibt einen kleinen Vorgeschmack auf das, was SciFi-Fans von der neuen Netflix-Serie erwarten können. Irgendwo zwischen „Gravity“, „Interstellar“ und „Der Marsianer: Rettet Mark Watney“ mit einer kleinen Portion „2001: Odyssee im Weltraum“ ist das zehnteilige Werk von Schöpfer Andrew Hinderaker („Penny Dreadful“) verortet.
Hard Science-Fiction heißt das Genre, in dem „Away“ angesiedelt ist. Wissenschaftliche Genauigkeit hat hier Vorrang vor dramaturgischer Fiktionalität. Zumindest in der Theorie. Wie könnte eine Mars-Mission wirklich aussehen? Welche Belastung bedeutet eine solche Reise für die Menschen im All, aber auch für die Daheimgebliebenen?
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Diese Fragen versucht „Away“ zu beantworten. Aber kann die Netflix-Serie mit den großen Genre-Referenzen mithalten?
Away bei Netflix: Die Handlung der Sci-Fi-Serie
Irgendwann in naher Zukunft: Langsam, aber sicher stoßen die Ressourcen der Erde an ihre Grenzen: Die Hoffnungen der Menschheit richten sich auf den Mars, der neuen Lebensraum bedeutet. Von der Mondbasis Alpha aus soll eine bemannte Raummission zum Roten Planeten geschickt werden. Das Joint-Venture besteht aus Astronauten und Wissenschaftlern verschiedener Nationen.
Die US-Amerikanerin Emma Green (Hilary Swank) hat das Kommando über die Mission inne. Die Karrierefrau stellt die Erkundung des Mars über alles, selbst über die Bedürfnisse ihrer Tochter Alexis (Talitha Bateman) und ihres Mannes Matt (Josh Charles). Neu im All ist der britische Botaniker Kwesi Weisberg-Abban (Ato Essandoh), während der indische Pilot und Chirurg Ram Arya (Ray Panthaki), die chinesische Chemikerin Yu Wang (Vivian Wu) und der russische Kosmonaut Misha Popov (Mark Ivanir) allesamt schon viel Erfahrung mit der Schwerelosigkeit gesammelt haben.
Das ungleiche Team lebt bei Handlungsbeginn schon seit ein paar Tagen auf dem Mond und erste Konflikte zeichnen sich bereits deutlich ab. Dass Autoritäten und Befehle in Frage gestellt werden, wird bereits in der ersten Episode deutlich. Ein technischer Zwischenfall gerät zum Politikum, weil jeder der Beteiligten eine andere Version der Ereignisse schildert. Doch im Angesicht der übergeordneten Mission müssen die Teilnehmer notgedrungen zusammenarbeiten. Dabei trägt jeder sein ganz eigenes Päckchen mit sich herum.
Mit Vollgas auf die Tränendrüse
„Away“ nimmt sich Zeit – viel Zeit, um seine Charaktere genau vorzustellen. In der ersten Episode wird Protagonistin Emma mit ihrer Hintergrundgeschichte durch Flashbacks dem Zuschauer näher gebracht. Dabei drückt Hinderaker von Beginn an ordentlich auf die Tränendrüsen.
Zeitlupenszenen von Emma mit ihrer Tochter als Baby. Tränende Augen, als eine Reporterin bei der finalen Pressekonferenz vor Alexis eine Studie zitiert, nach der die Mission nur eine 50-prozentige Erfolgswahrscheinlichkeit habe. Kaum ist Emma im All, erleidet ihr Mann einen Schlaganfall. Ihre Tochter hält dem komatösen Matt das Handy ans Ohr, damit dieser ihre Stimme vor der gefährlichen Operation noch einmal hören kann. Dazu werden Szenen von Emma und ihrem Mann beim letzten Sex vor der Abreise eingestreut.
All das wird in „Away“ von einer melancholischen Musik untermalt, die stark an „Interstellar“ erinnert. Das Problem dabei: Alles wirkt sowohl inszenatorisch als auch emotional ziemlich überladen und damit schlichtweg unauthentisch. Das bezieht sich nicht nur auf die erste Folge, die von Oscar-Gewinner Edward Zwick („Blood Diamond“) in Szene gesetzt wurde, sondern setzt sich vor allem im frühen Serienverlauf fort. Schonungslos richten die Macher das Rampenlicht auf die Schicksalsschläge der Besatzungsmitglieder. So mutiert „Away“ vordergründig eher zu einer Charakterstudie als zu einem waschechten SciFi-Abenteuer.
Hilary Swank führt grandiosen Cast in Away an
Apropos Charaktere: Genau die stehen in „Away“ entsprechend im Mittelpunkt. Schauspielerisch bewegt sich die Netflix-Serie konstant auf einem sehr hohen Niveau, angeführt von Swank („Million Dollar Baby“). Die zweifache Oscar-Gewinnerin verkörpert ihre auf der einen Seite professionelle, aber auch familienorientierte Emma eindrucksvoll. Die emotionalen Achterbahnfahrten setzt Swank ebenfalls grandios um. Für ihre Darstellung der Astronautin nahm die 46-Jährige wieder einiges auf sich und beweist erneut, dass sie eine Vorliebe für extreme Rollen besitzt.
„Good Wife“-Star Josh Charles macht als Matt ebenfalls eine gute Figur, genau wie Talitha Bateman („Annabelle 2“) als pubertäre Alexis, die ihre Mutter sehnsüchtig vermisst, aber auch ihre ganz normalen Teenagerprobleme lösen muss. Als heimlicher Star der Serie entpuppt sich aber Mark Ivanir („Homeland“), der den Russen Misha Popov sehr facettenreich und mit einer gewissen Selbstironie verkörpert.
Die Besetzung von „Away“ ist der große Pluspunkt der Serie. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt, das ist in jeder Phase der Serie spürbar. Herzerwärmende Momente wechseln sich ab mit dramatischen Situationen, in denen es ums nackte Überleben geht.
Away bei Netflix in Review: Haltet durch!
Erzählerisch wechselt „Away“ mitten in der ersten Staffel das Format. Während die ersten Episoden sich jeweils einem Charakter mithilfe von Flashbacks widmen, rückt in der zweiten Hälfte der ersten Staffel die Mission viel stärker in den Vordergrund.
Das tut der Serie gut, denn die Charaktere sind zwar vielschichtig und interessant gezeichnet – wirklich fesselnd ist das am Anfang allerdings noch nicht, denn die übergeordnete Geschichte verliert dabei an Bedeutung. Zudem sind die Flashbacks dermaßen überladen mit Gefühlsepos und Schicksalsschlägen, dass es durchaus zweitweise etwas anstrengt.
Dann aber nimmt „Away“ Fahrt auf und erinnert an Genre-Größen wie „Apollo 13“ und „Der Marsianer: Rettet Mark Watney“. Hier wird auch der hohe Produktionswert sichtbar. Die Außenaufnahmen bestechen mit Fotorealismus, die Sound-Kulisse fängt die beklemmende Leere des Weltraums eindrucksvoll ein.
Dazu kommt die brillante Kameraführung, die die Dramatik der Situation fühlbar macht. Plötzlich steht wirklich etwas auf dem Spiel, sind die Protagonisten in greifbarer Gefahr.
Lohnt sich die SciFi-Serie bei Netflix?
„Away“ hinterlässt einen größtenteils positiven Eindruck und verdient definitiv mehr Rampenlicht. Die Protagonisten ziehen Dich in ihren Bann, auch dank der ausführlichen Darstellung ihrer Vergangenheiten. Hochklassige Special Effects setzen den Weltraum und die dort herrschenden Kräfte gekonnt in Szene. Schauspielerisch gehört „Away“ ebenfalls zum Besten, was das SciFi-Genre in letzter Zeit hervorgebracht hat.
Allerdings – und das ist der große Knackpunkt bei „Away“ – dürfte die Netflix-Serie sicher nicht für jeden geeignet sein. Denn die wissenschaftlichen Aspekte der Mars-Mission nehmen zwar einen wichtigen Platz in der Erzählung ein, dennoch konzentriert sich „Away“ vorrangig auf die Charaktere und stellt deren Beziehungen in den Mittelpunkt. Fans realistischer Science-Fiction könnten vor allem von den ersten, mit Flashbacks vollgestopften Folgen abgeschreckt werden.
Alternativen zu Away bei Netflix
Wenn dir spannende Hard SciFi gefällt und du eine Alternative zu „Away“ suchst, kommen hier zwei Alternativen bei Netflix für dich.
Für seine wissenschaftliche Genauigkeit bekam „Interstellar“ von Regisseur Christopher Nolan („Batman Begins“) jede Menge Lob. Der epische Science-Fiction-Blockbuster mit Matthew McConaughey („Dallas Buyers Club“) in der Hauptrolle baut auf einer ähnlichen Prämisse auf wie „Away“.
Das Ziel der Mission ist jedoch nicht der Mars, sondern ein Wurmloch und die damit verbundenen fremden Planeten. Die Beziehung des Protagonisten zu seiner Tochter nimmt bei „Interstellar“ ebenfalls einen wichtigen Teil der Handlung ein, steht aber nicht so im Vordergrund wie bei „Away“.
Zugegeben: „Alien“ zählt sicher nicht zum Hard SciFi-Genre im herkömmlichen Sinne. Schließlich bekommt es die Crew in Ridley Scotts („Der Marsianer: Rettet Mark Watney“) Horror-Meisterwerk mit einem der ikonischsten Filmmonster überhaupt zu tun.
Aber „Alien“ schafft es wie kaum ein anderer Film, die Enge des Weltalls und die psychischen Belastungen der Menschen ohne große Worte eindrucksvoll in Szene zu setzen. Die Angst, die die Protagonisten angesichts des nahenden Todes und der Ausweglosigkeit ihrer Mission empfinden, lässt dir mit Sicherheit das Blut in den Adern gefrieren.
Weitere Alternativen gefällig? Die besten Weltraum-Serien können wir Dir ebenfalls empfehlen.
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