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Army of Thieves | Kritik: Zombie-Prequel ohne den gewissen Biss
Mit „Army of Thieves“ startet jetzt bei Netflix das Prequel zu Zack Snyders brachialem Zombie-Actioner „Army of the Dead“ – noch dazu mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle und im Regiestuhl. Kann da noch was schiefgehen? Erfahre es in unserer Kritik zu Army of Thieves
Zack Snyders „Army of the Dead“ lieferte blutig-brutale Action, spektakuläre Bilder und allerhand abgedrehte Ideen, nahm seinen spannungsgeladenen Las-Vegas-Raubzug aber trotz untoten Tigern und Superzombies erfrischend ernst. Nicht umsonst bescheinigten wir dem Netflix-Film in unserer Kritik ordentlich Spaßpotential und B-Movie-Charme.
Auch der deutsche Schauspieler Matthias Schweighöfer wusste als Nerd-Safeknacker Dieter zu überzeugen und mutierte schnell zum Publikumsliebling. Selbst Zack Snyder scheint ein Fan von Schweighöfer geworden zu sein, immerhin hat er ihm für sein Prequel Army of Thieves neben der Hauptrolle auch gleich noch das Regie-Zepter übergeben.
Doch wie der Titel schon andeutet: In Army of Thieves stehen keine Untoten im Zentrum, sondern eine Crew von Dieb:innen, die es auf vier legendäre Safes abgesehen haben. Herausgekommen ist ein handwerklich solider, jedoch weitgehend durchschnittlicher Heist-Thriller, der sich weder zu der Welt von Army of the Dead bekennen – noch ihr ganz abschwören will.
Die Handlung von Army of Thieves: Die Safes von Wagner
Rheingold, Walküre, Siegfried und Götterdämmerung: So heißen die vier sagenumwobenen Safes, die nach Richard Wagners Opernzyklus Der Ring der Nibelungen benannt wurden. Einst sollen sie vom berühmten Safe-Bauer Hans Wagner konstruiert worden sein, der ihr Geheimnis mit in sein Grab nahm. Seither gelten die vier Einzelstücke als unknackbar.
Sebastian Schlencht-Wöhnert (Matthias Schweighöfer) ist schon seit seiner Kindheit von dieser Legende fasziniert. In seiner Freizeit versucht er sich als Hobby-Safe-Knacker. Ansonsten fristet er jedoch ein eher langweiliges Spießerleben als Banker in einer Kleinstadt. Das ändert sich eines Tages dramatisch, als plötzlich die mysteriöse Gwendoline (Nathalie Emmanuel) vor ihm steht.
Die schöne Taschendiebin bietet Sebastian nämlich einen Job und noch dazu die Chance seines Lebens an. Denn während aus den USA erste Nachrichten eines Zombie-Ausbruchs eintrudeln, will Gwendoline zusammen mit ihrem Team ausgerechnet die über Europa verstreuten Wagner-Safes ausrauben. Als Safe-Knacker soll sich Sebastian um das Öffnen der Tresore kümmern.
Sebastian willigt ein und begibt sich auf einen rasanten Diebeszug, der ihn zu dem Mann machen wird, der einige Monate später unter dem Namen Ludwig Dieter im zombieverseuchten Las Vegas landet.
Als Heist-Film nur durchschnittlich
Die eigentlichen Höhepunkte des Films, die Einbrüche in die Banken, offenbaren schon früh ein grundlegendes Problem. Denn Army of Thieves versteht sich vor allem als Heist-Film, jedoch mangelt es gerade hier an inszenatorischen Ideen und Glaubwürdigkeit.
Egal ob der Safe in Paris, Prag oder in St. Moritz steht: Keiner der Raubzugpläne wirkt sonderlich raffiniert oder sollte nach der chaotischen Umsetzung von Erfolg gekrönt sein. Während sich die eine Hälfte des Teams irgendwie in den Tresorraum mogelt, schaut der Rest halbwegs tatenlos zu oder wird vom Drehbuch sinnlos in Aktion genötigt.
Dass die Diebe trotz der durchweg laxen Sicherheitsvorkehrungen nahezu jedes Mal auffliegen, lässt die angeblichen Spezialisten nicht gerade kompetent erscheinen. Was eigentlich Dieter vorbehalten bleiben sollte, der zwar auch mal aus dem Nichts und ohne Erklärung zum halsbrecherischen Stunt-Radfahrer mutiert, sonst aber vor jedem der legendären Safes erstmal Musik von Richard Wagner anwirft und mit seinem Geplapper die Zeit verschwendet.
Ob die Musik oder sein Wagner-Wissen Dieter beim Knacken der nach den Opern benannten Safes überhaupt helfen, wird übrigens nie so ganz klar. Dabei hätte es eigentlich spannend sein können, wenn er in den Stücken oder Tonabfolgen nach Hinweisen für die Öffnung der Schließmechanismen gesucht hätte.
Stattdessen werden jedoch immer wieder die gleichen computeranimierten Darstellungen des Safe-Innenlebens gezeigt, die nicht nur wie ein Minispiel aus einem Videogame aussehen, sondern sich auch genauso unspektakulär anfühlen. Die Schwierigkeit und schweißtreibende Anspannung, die das Öffnen der angeblich unknackbaren Safes eigentlich beinhalten sollte, werden so nie wirklich greifbar.
Running-Gags und Deutschland-Klischees
Wer schon in Army of the Dead das Gefühl hatte, dass Dieter etwas zu sehr auf den nerdigen Deutschen reduziert wurde, dem wird es im Prequel kaum anders ergehen. Eingeführt wird er schließlich als Bankangestellter in einer deutschen Klischee-Kleinstadt – Familienfoto vor dem Brandenburger Tor und eigener YouTube-Kanal inklusive.
Dieter heißt jetzt erstmal Sebastian Schlencht-Wöhnert – die logische oder erzählerische Notwendigkeit dafür will sich aber auch nach der arg bemühten Erklärung für seinen späteren Namenswechsel nicht ganz erschließen. Dafür muss der deutsche Doppelname für einen mauen Running Gag ob seiner schweren Aussprache hinhalten, der auch nach zig Wiederholungen nicht so ganz zünden mag.
Immerhin kann Matthias Schweighöfer wieder viel von dem naiven Charme rüberbringen, der seinen Dieter in Army of the Dead so beliebt gemacht hat. Zwar werden dem Charakter keine neuen Facetten hinzugefügt, aber seine skurrile Art und sein offenherziger Eifer lassen automatisch mit dem Newcomer-Safe-Knacker mitfiebern.
Armee der Schablonen
Die restlichen Charaktere in Army of Thieves kommen dagegen leider kaum über die Schablonen ihrer Funktion hinaus. Zumindest endet die Figurenzeichnung der etwas ruppigen Hackerin Korina (Ruby O.Fee), des opportunistischen Fluchtwagenfahrers Rolph (Guz Khan) sowie des testosteron-getrieben „Actionhelden“ Brad Cage (Stuart Martin) weitgehend da, wo ihre plakative Vorstellung auch angefangen hat.
Ihre Gegenspieler, der besessene Interpol-Agent Delacroix (Jonathan Cohen) und seine Kollegin Beatrix (Noémie Nakai), stellen dagegen so wenig Gefahrenpotential dar, dass sie trotz häufiger Auftritte nie so wirklich sichtbar werden.
Dafür weiß sich „Game of Thrones“-Star Nathalie Emmanuel als so sympathische wie knallharte Gwendoline umso stärker in den Vordergrund zu spielen. Zwar muss auch sie damit leben, dass ihrer Figur gleich zwei unglaubwürdige Romanzen auf den Leib geschrieben wurden, eine brutale Prügelei zwischen ihr und zwei Wachmännern sorgt aber für einen der eigentlichen Höhepunkte im Film.
Auch die restliche Action bewegt sich auf einem sehr soliden Niveau – abgesehen von Gwendolines Vermöbelsequenz sollte man aber keine ganz großen Ausreißer erwarten.
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Army of Thieves: Zombie wer?
Eine letzte Schwäche offenbart Army of Thieves dann ausgerechnet in seiner Verbindung zu Army of the Dead. Denn obwohl beide in der gleichen Welt spielen, kann sich das Prequel nicht wirklich entscheiden, ob es dem Vorgängerfilm nun Bedeutung schenken soll oder nicht.
So wird der Untoten-Ausbruch in Nevada zu Beginn zwar kurz in einem Fernsehbericht erwähnt, verschwindet im Anschluss aber fast komplett aus dem Film. An sich wäre dies ja sogar löblich. Army of Thieves bleibt eigenständig und konzentriert sich auf seinen Raubzug-Plot. Die Zombies aus Army of the Dead können in der Wüste bleiben.
Tun sie aber nicht.
Denn ganz ignoriert werden die Zombies dann eben doch nicht. In gleich zwei Traumsequenzen sieht sich Dieter von Untoten attackiert. Warum der deutsche Safe-Knacker ohne jeglichen Zombiekontakt plötzlich von ebendiesen in seinen Träumen verfolgt wird? Ungeklärt. Was diese Szenen jedoch umso deutlicher in Erinnerung rufen: In dieser Welt existieren Zombies.
Und dann landet man als Zuschauer:in schnell bei dem gleichen Gedanken, den auch Interpol-Agentin Beatrix durchaus kritisch äußert: „Wir sollten nicht vergessen, dass in der Welt gerade eine Zombieapokalypse stattfindet. Also warum investieren wir Zeit in das hier, und nicht in Angelegenheiten, die sich mit den Zombies befassen?“
Eine berechtigte Frage. Denn so viel Raum die Jagd nach den Wagner-Safes in Army of Thieves einnimmt – die spaßige Zombie-Apokalypse aus dem Vorgänger lässt sich so leicht eben doch nicht vergessen…
Army of Thieves-Kritik: Das Fazit zum Army of the Dead-Prequel
Leider kann Army of Thieves nicht ganz das Spaßpotential erreichen, das seinen Vorgänger vom Genre-Einerlei abgehoben hat. Weder ein „Oceans Eleven“ im Zombie-Land noch Army of the Dead ohne Zombies, legen die blassen Figuren und das doch etwas zu einfach gestrickte Drehbuch den eigentlichen Stärken des Films Steine in den Weg. Den vielversprechenden Cast und die an sich spannende Grundidee – nämlich ein Millionenraubzug mit einer Zombie-Epidemie als Ablenkung – weiß Army of Thieves aber nicht vollständig auszunutzen.
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