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“Sonic the Hedgehog“ in der featured-Filmkritik: Einigeln und bei Physik blau machen
Der irre Igel hat den Sprung auf die große Leinwand geschafft. Und es wäre nicht Hollywood, wenn es nicht eine Herkunftsgeschichte wäre. Warum die Videospieladaption ein Krampf für Logikenthusiasten ist und wen sie dennoch unterhalten kann, erfährst Du in der Filmkritik zu Sonic the Hedgehog.
Die Macht der Fans dieser Tage ist erstaunlich: Kurz nach dem Release des ersten Filmtrailers, spielte das Netz verrückt; regte sich über das allzu vermenschlichte Design des Igels auf und sorgte dafür, dass Paramount den Kinostart verschob und Sonics Aussehen komplett überarbeitete. Das Ergebnis ist erstaunlich augenfreundlich. Ob die Story dadurch besser wird? Eher nicht. Hier kommt unsere Filmkritik zu Sonic the Hedgehog.
Sonic: The Hedgehog (from Space)
Baby-Sonic ist schnell wie der Schall und lebt auf einer kleinen Insel am anderen Ende des Universums. Zur Flucht gezwungen erhält er von der weisen Eule Langklaue die Powerringe, um auf den Planeten Erde zu flüchten. Sonic (dt. Stimme: Julien Bam) landet in der amerikanischen Kleinstadt Green Hills. Zehn Jahre lang bleibt er unter dem Radar, beobachtet das Kleinstadttreiben und fühlt sich zunehmend einsam. Eines nachts jedoch löst er mit seinen Kräften eine mächtige Schockwelle aus, die die Regierung auf den Plan ruft. Diese schaltet den genialen wie abgedrehten Technikfetischisten Dr. Ivo Robotnik (Jim Carrey) ein, der sich vor allem für Sonics Kräfte interessiert. Sonic findet unterdes in Green Hills Sheriff Tom (James Marsden) einen treuen Freund und Helfer.
Robotnik: The Return of Jim Carrey
Glückwunsch, Jim Carrey, Sie haben es wieder geschafft, Sir, Sie sind wieder ein Verkaufsargument. Nachdem er sich einige Zeit aus dem Hollywood-Game zurückgezogen hatte, stellt Sonic the Hedgehog seinen ersten Blockbuster-Auftritt seit Jahren dar. Und Jim Carrey funktioniert. Natürlich erinnert sein Over-the-Top-Spiel mit Grimassieren und Chargieren schlichtweg an Rollen wie Die Maske oder Ace Ventura, aber das soll ja das Publikum nicht stören. Glauben wir den Reihen voller glucksender und kichernder Kinder hinter uns, funktioniert Jim Carrey noch immer als Klamaukrakete. Wenn sein Robotnik die Augenbrauen lupft oder vor lauter Schreck urplötzlich losbrüllt, ist das selbstredend meilenweit weg von Innovation, aber es macht ja trotzdem so einen Spaß! Übrigens auch in der deutschen Fassung, denn glücklicherweise leiht ihm hier, wie üblich, Synchrontalent Stefan Fredrich seine Stimme.
Physics: The Mystery
Die Effekte wirken nicht immer einwandfrei und Sonic sieht schlichtweg meistens einfach aus, wie eine Videospielfigur in der Menschenwelt. Aber ehrlich gesagt, stört das weniger als man es glaubt. Im Fernsehen würde man sagen: „Es versendet sich.“ Viel mehr könnte man sich darüber aufregen, dass sich die Macher scheinbar Null-Komma-Null um die eigentlichen Fähigkeiten der Titelfigur geschert haben. Dieses Problem besteht ja häufig bei Superkräften: Wenn die Titelfigur so stark ist, woher kommt dann der eigentliche Konflikt? Und wie schnell ist Sonic denn nun? Denn spätestens, wenn er in einer Ultra-Zeitlupen-Sequenz – wir fühlen uns stark an Quicksilver in X-Men: Zukunft ist Vergangenheit erinnert – abgefeuerte Projektile gelangweilt im Flug verschiebt, runzelt man die Stirn: „Hä? Dann lauf doch einfach weg! Oder gib ihm was auf die Mütze! Was ist gerade eigentlich das Problem?“
Gilt übrigens auch für die Items, die Powerringe. Diese bringen den Nutzer direkt dahin wo er will. Man muss sich den Ort nur vorstellen. Und schon mit diesem Hinweis ploppen zig neue Fragen auf.
Das macht den Film jetzt nicht per se langweiliger, aber Sinn und Verstand verabschieden sich nach dem ersten Akt vollends.
Origins: Rise of the Dawn of the Beginning of the Hedgehog
Hat da jemand „Sinn“ gesagt? Auch Sonic the Hedgehog erzählt eine Geschichte der Marke „Wie alles begann“. Und Kenner der Spiele werden sich über den Verbleib bekannter Sonic-Charaktere wundern oder auch über die Erscheinung der vorhandenen; siehe Robotnik, der normalerweise mit Wampe, Glatze und rauschigem Pinselbart zu sehen ist. Für alle diejenigen, an dieser Stelle der Tipp, wenigstens die ersten Minuten des Abspanns mitzunehmen.
Ansonsten täuscht nur wenig darüber hinweg, dass hier auf eine Filmreihe spekuliert wird. Der Held entdeckt Kräfte und Gegebenheiten, die in den Spielen selbstverständlich sind; beispielsweise die Fähigkeit sich als stachelige Fellkugel durch die Welt zu feuern. Das sieht hübsch aus, wirkt aber auch arg bemüht. So als hätte jemand das Drehbuch anhand der Special-Moves aus den Spielen zusammengedichtet.
Fairerweise eine Anmerkung: Die Idee, Sonic in die Menschenwelt zu schicken, gab es zumindest schon einmal in Form einer Animeserie: Sonic X.
Sonic the Headshock
Sonic the Hedgehog unterhält im Rahmen seiner Möglichkeiten und ist dabei kurzweilig. Am Ende ist auch der Live-Action-Film nur eine weitere Interpretation eines nicht-kongruenten Franchises, dessen verschiedene Story-Ansätze unterschiedlicher nicht sein könnten und immer nur eine Prämisse vorangestellt hat: Sonic ist ein schneller, blauer Igel. Was die 2020er-Version von den bisherigen Iterationen unterscheidet, ist Jim Carrey. Mehr Highlights solltest Du von Sonic the Hedgehog allerdings nicht erwarten. Vermutlich fühlen sich junge Zuschauer aber relativ schnell wohl in der kunterbunten Welt mit Grimassen und Slaptstick.
Ein featured-Filmtipp für Kids.
Sonic the Hedgehog
Genre: Abenteuer / Comedy / Science Fiction
Bundesstart: 13.02.2020
Laufzeit: 99 Minuten
FSK: Ab 6 Jahren
Regie: Jeff Fowler
Drehbuch: Patrick Casey, Josh Miller
Das war unsere Filmkritik zu Sonic the Hedgehog. Welche Videospielhelden willst Du dringend auf der großen Leinwand sehen? Deine Filmideen cheatest Du in die Kommentare!
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