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Resident Evil: Welcome to Raccoon City in der featured-Filmkritik – Under my Umbrella
Raccoon City wird von Zombies überrannt. Derweil kommt eine Gruppe Überlebender den schlimmsten Geheimnissen der Kleinstadt auf die Spur. Für wen die Neuauflage der bekannten Horror-Videospiel-Reihe trotz Schwächen geeignet ist, erfährst Du in der featured-Filmkritik zu „Resident Evil: Welcome to Raccoon City“.
Womöglich kennst Du noch die Resident-Evil-Filmreihe mit Milla Jovovich als Actionheldin Alice. Der aktuelle Film, Resident Evil: Welcome to Raccoon City, ist ein Reboot und ignoriert die Handlung der ersten Filmreihe. Inhaltlich und stilistisch orientiert er sich stattdessen stärker an den ersten beiden Teilen der Videospielreihe. Und das macht sogar richtig Spaß – unter den passenden Umständen.
Umbrella: Die Schirmherrschaft der Zombies
Nachdem sie knapp fünf Jahre vom Radar verschwunden war, kehrt Claire Redfield (Kaya Scodelario) in ihre ungeliebte Heimat Raccoon City zurück. Die mittlerweile fast ausgestorbene Kleinstadt war jahrelang Sitz der zwielichtigen Umbrella Corporation. Die Region birgt noch immer die Geheimnisse des vermeintlichen Pharmakonzerns, die Claire aufdecken will. Dabei ahnt sie nicht, dass sich Raccoon City zeitgleich mit ihrer Rückkehr in eine Zombie-Hölle verwandelt. Über Umwege landet sie im fast leeren Polizeirevier der Stadt und muss mit dem Polizeineuling Leon S. Kennedy (Avan Jogia) die Untoten bekämpfen.
Zeitgleich ermittelt der Rest einer Polizei-Spezialeinheit in einem Mordfall, der sich in einer alten Villa am Rande der Stadt ereignete. Unter den Polizist:innen befindet sich Claires Bruder Chris Redfield (Robbie Amell). Der abgebrühte Cop muss bald feststellen, dass es weitaus schlimmere Dinge gibt als Zombies.
Resident Evil: Mit Überschwang zurück zu den Wurzeln
Regisseur und Autor Johannes Roberts hat sich ganz schön viel vorgenommen: Anstelle nur das erste Spiel der Resident-Evil-Reihe zu adaptieren, hat er sich gleich Teil 1 und 2 vorgeknöpft. Das birgt Vor- und Nachteile.
Der riesige Pool an Charakteren, Handlungsorten und Kreaturen ist definitiv ein Vorteil: Figuren wie Chris und Claire Redfield, Albert Wesker oder auch Orte wie die verrufene Spencer Villa genießen ebenso Kultstatus wie Zombiehunde oder schlimmere Mutationen. All das finden Fans der Videospiele auch in Resident Evil: Welcome to Raccoon City wieder. Das geht sogar über den inhaltlichen Aspekt hinaus bis zur Inszenierung. Kameraperspektiven und ganze Schlüsselmomente werden fast eins zu eins aus den Games übernommen – ohne es allerdings wie eine platte Kopie aussehen zu lassen. Für sich genommen ist dieser Aspekt schon ein Kunstgriff.
Eben diese Fülle macht es dem Film aber auch fast unmöglich, irgendeinen Aspekt der Geschichte befriedigend auszuerzählen. Schon die Story um Claire und Leon im verlassenen Polizeirevier hätte problemlos einen ganzen Film füllen können. So allerdings wirst Du plötzlich zum jeweils nächsten Handlungsort gezerrt, ohne länger an einem Ort zu verweilen.
In letzter Instanz könnten wir natürlich mutmaßen, dass das produzierende Studio Constantin Film die wichtigsten Figuren etablieren wollte, um sich ihnen in potenziellen Fortsetzungen ausgiebiger zu widmen – sofern Welcome to Raccoon City ein Erfolg wird.
Raccoon City: Dauerregen und Retro-Horror
Für seine Dialoge dürfte Resident Evil: Welcome to Raccoon City keine Preise gewinnen. Zu selten gehen sie über eine reine Einführung hinaus. Wer war wie lange weg? Wie heißen die Charaktere? Wer steht auf wen? Mehr Funktionen haben die Dialoge selten. Schade, denn auf Seiten der Schauspielenden gibt es mehr als genug Talent. Darunter Hauptdarstellerin Kaya Scodelario, bekannt aus der Maze-Runner-Filmreihe, oder Hannah John-Kamen alias Jill Valentine. Letztere spielte bei „Ant-Man and the Wasp“ Ava Starr/Ghost.
Inszenatorisch hingegen weiß Regisseur Johannes Roberts genau, was er will. Unter ihm ist Raccoon City eine entvölkerte Kleinstadt im Dauerregen; Zombies sind schlurfende Menschenfresser und Blut gibt es im Überfluss. In einem Interview mit IGN erzählt Roberts über seine visuellen Vorbilder, unter anderem die Filme des Regisseurs John Carpenter (Assault – Anschlag bei Nacht). Und in diesem Punkt unterscheidet sich der neue Resident Evil vermutlich am meisten von der bisherigen Filmreihe: Welcome to Raccoon City versteht sich selbst als ernstgemeinter Horrorfilm alter Schule. Dazu passt es, dass Resident Evil: Welcome to Raccoon City seine stärksten Momente hat, wenn, ganz altmodisch, eine Handvoll Zombies durchs Bild schlurfen. Im Gegenzug überzeugen die computeranimierten Monster nicht immer. Die Computer Generated Imagery-Effekte (CGI) sind für größere Monster unglaubwürdig und unrealistisch dargestellt.
Resident Evil: Welcome to Raccoon City
Resident Evil: Welcome to Raccoon City überzeugt vor allem mit zwei Punkten: einem tollen Cast, angeführt von Kaya Scodelario und einem liebevollen Stimmungsmix aus klassischem Zombiefilm und den Zwischensequenzen alter Resident-Evil-Spiele. Wer geschliffene Dialoge sucht, geht sicherlich einen Saal weiter. Für Fans solider und leicht überstilisierter Horrorkost ist der Welcome to Raccoon City aber eine sichere Bank.
Ein featured-Filmtipp für Fans von Die Fürsten der Dunkelheit (1987), From Beyond (1986), Seoul Station (2016), The Crazies (2010).
Resident Evil: Welcome to Raccoon City | |
Originaltitel: | Resident Evil: Welcome to Raccoon City |
Genre: | Horror / Action |
Bundesstart: | 25.11.2021 (Kino) |
Laufzeit: | 107 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Regie: | Johannes Roberts |
Drehbuch: | Johannes Roberts |
Vorlage: | „Resident Evil“ und „Resident Evil II“ – Videospielreihe von Capcom |
Post-Credit-Scene | Ja |
Hast Du einen Lieblingsfilm aus der Resident-Evil-Reihe? Oder gruselst Du Dich lieber bei den Games? Wir freuen uns auf Deine Kommentare.