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Past Lives – In einem anderen Leben | Kritik: Lässt ein Film über Zweifel Dich am Film zweifeln?
Jede:r zweifelt mal an der ein oder anderen Lebensentscheidung. Im Drama „Past Lives – In einem anderen Leben“ ist Zweifel das Hauptthema. Ob die Entscheidung ins Kino zu gehen die Richtige ist, erfährst Du in unserer Filmkritik zu Past Lives – In einem anderen Leben.
Na Young (Kinderdarstellerin: Seung-ah Moon) und Hae Sung (Kinderdarsteller: Seung-min Leem) sind seit der Grundschule unzertrennlich. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt als Na mit ihrer Familie nach Kanada auswandert. Zwölf Jahre später arbeitet Na, die nun Nora heißt (nun dargestellt von Greta Lee), als Dramatikerin in New York und Hae Sung (nun Yoo Teo) als Ingenieur in Seoul.
Während sie ihrem neuen Leben nachgeht und kaum mehr an ihren Freund aus Kindertagen denkt, sucht Hae Sung nach ihr, um wieder Kontakt aufzunehmen. Dank Videochats können sich die beiden austauschen und ihre Beziehung erneut aufleben lassen. Doch lange hält auch diese Freundschaftsepisode nicht. Bis zu dem Tag als Hae Sung beschließt, Nora in New York zu besuchen. Endlich sehen sie sich nach 24 Jahren wieder und Hae Sung ist bereit, Nora seine Gefühle zu gestehen. Dumm nur, dass sie mittlerweile seit sieben Jahren mit Arthur (John Magaro) verheiratet ist.
Past Lives – In einem anderen Leben: Hätte, hätte, Fahrradkette
Das Drama Past Lives verarbeitet drei Phasen in den Leben von Na beziehungsweise Nora und Hae Sung. Während wir nur kurz Einblicke in die Kindheit der beiden bekommen, konzentriert sich der Film schnell auf die Phasen, die zwölf und 24 Jahre später ansetzen.
In der zweiten Phase verfolgen wir Nora dabei, wie sie von Kanada nach New York zieht. Dort eifert sie ihrem Vater nach und wird Dramaturgin. Zudem passt sie sich der amerikanischen Lebensweise an, ohne dabei ihre südkoreanischen Wurzeln zu vergessen. Sie scheint in ihrem neuen Leben mehr angekommen zu sein, als Hae Sung es in seinem je war. Bereits während seines Studiums überkommen ihn Zweifel, ob die Entscheidungen, die er getroffen hat, die richtigen waren. Er malt sich aus, was hätte sein können. Auch wenn er zunächst nicht unzufrieden wirkt, verstehen wir als Zuschauer:innen langsam, dass etwas an ihm nagt. Dafür braucht Regisseurin und Drehbuchautorin Celine Song fast den halben Film, was wir tatsächlich etwas anstrengend fanden.
Spektakulär unspektakulär
Bereits nach der ersten Phase wird klar, dass Hae Sung Nora scheinbar mehr vermisst als umgekehrt. Er ist es, der nach ihr sucht, aber sie ist sich die ganze Zeit nicht sicher, ob sie den Kontakt wirklich möchte. Dies wird auch beim Abschluss der zweiten Phase, dem Wiedersehen per Videochat und dem durch sie eingeleiteten Ende deutlich.
Nora bricht erneut den Kontakt ab und beide gehen weiter ihren Werdegang. Dabei sind ihre Lebenswege spektakulär unspektakulär. Dass sich Leben in unterschiedliche Richtungen bewegen können, wissen Zuschauer:innen meist aus eigener Erfahrung. Regisseurin und Drehbuchautorin Celine Song pocht aber in schier endlos wirkenden Szenen darauf, dies deutlich darzustellen. Das Problem hierbei ist jedoch, dass sowohl Noras als auch Hae Sungs Leben nicht außergewöhnlich sind. Vielleicht ist genau das der Kniff der Story – der uns allerdings sehr ermüdet hat, weil kaum etwas passiert.
Mehr Drama im letzten Drittel und ein grandioser Cast
Glücklicherweise nimmt Past Lives in der dritten Phase, als Hae Sung sich entschließt, nach New York zu fliegen und seine mittlerweile verheiratete Kindheitsfreundin zu besuchen, ein wenig mehr Fahrt auf. Hier zeigt der Kammerspiel-Cast, was feinfühliges Spiel wirklich bedeutet.
Yoo Teo mimt großartig den von Zweifel zerfressenen Hae Sung, während man auch bei Greta Lee (Nora) langsam aber sicher die Zweifel im Gesicht sieht. Wirklich beeindruckend ist hingegen die Leistung von John Magaro, der den verständnisvollen Ehemann Arthur verkörpert. Durch sein Spiel wird uns als Zuschauer:innen klar, dass es nicht immer ein großes Drama mit Happy End für wen auch immer geben muss, sondern dass Gefühle auch durch Minimalismus ausgedrückt werden können.
Past Lives – In einem anderen Leben in der Kritik: Unser Fazit
Past Lives – In einem anderen Leben ist ein sehr langsames Drama, dessen Dramaturgie lange vor sich hin schwelt und unsere Geduld auf die Probe stellt. Die ständigen Zweifel über die eigenen Entscheidungen wirken als Hauptthema irgendwann abgenutzt.
Der Gang ins Kino lohnt sich aber für den letzten Akt, denn gerade hier zeigen alle drei Darsteller:innen, dass ein gutes Drama durch seine Schauspieler:innen lebt. Bis dahin musst Du jedoch erst einmal eine Stunde durchhalten.
Genre: | Drama |
Bundesstart: | 17. August 2023 |
Laufzeit: | 128 Minuten |
FSK: | Ab 0 Jahren freigegeben |
Regie: | Celine Song |
Drehbuch: | Celine Song |
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