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Parasite in der featured-Filmkritik: Upside down auf Koreanisch
Parasiten sind Organismen, die auf Kosten des Wirts überleben und ihn dabei ausnehmen. Genau das trifft auch auf Familie Kim zu. Doch in ihnen und dem Streifen Parasite steckt noch viel mehr. Was genau, erfährst Du in unserer Kritik.
Regisseur Bong Joon-ho ist Dir vielleicht bekannt durch den genial inszenierten Science-Fiction-Actionfilm Snowpiercer aus dem Jahr 2013. Nun meldet sich der Koreaner zurück und liefert mit Parasite eine Tragikomödie mit einer ordentlichen Portion Gesellschaftskritik ab, die lange nachwirkt. Wir haben uns den Film angesehen und sagen Dir, ob er zurecht die Goldene Palme der Filmfestspiele in Cannes gewonnen hat und ob sich für Dich der Gang ins Kino lohnt.
Eine Familie auf der Suche nach WLAN
Im Keller eines Wohnhauses teilt sich die vierköpfige Familie Kim wenige Quadratmeter, immer auf der Suche nach dem besten WLAN der Nachbarn. Eigenes können sie sich nämlich nicht leisten. Alle vier, Mutter Chung-sook (Hyae Jin Chang), Vater Ki-taek (Kang-ho Song) und die beiden erwachsenen Kinder Ki-woo (Woo-sik Choi) und Ki-jung (So-dam Park) halten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und fristen ein Dasein im Schatten. Das ändert sich eines Tages schlagartig, als Ki-woo ein Job als Nachhilfelehrer bei einer gut situierten Familie, den Parks, angeboten wird. Der erfolgreiche Unternehmer Don-ik (Sun-kyun Lee) wohnt mit seiner Frau Yeon-kyo (Yeo-jeong Jo) und den beiden Kindern in einer noblen Villa und genießt auch sonst alle Annehmlichkeiten, die das Leben zu bieten hat. Das möchte Ki-woo natürlich auch für seine Familie und gemeinsam mit ihnen setzt er einen erstaunlich ausgeklügelten Plan um: Sie ersetzen einen Bediensteten nach dem anderen und nisten sich so langsam aber sicher in das Haus und das Leben der Parks ein… mit ungeahnten Konsequenzen.
Wenn einem das Lachen im Hals stecken bleibt
Zunächst lernt man die Kims kennen: Die Zuschauer schmunzeln, wenn die Kinder verzweifelt nach dem besten WLAN-Empfang suchen und haben Mitleid, wenn die Familie aufgrund nicht ordentlich gefalteter Pizzakartons weniger Geld bekommt. Als Ki-Woo es dann schafft, sich bei den Parks einzunisten, lacht man darüber, wie perfide und smart es den restlichen Familienmitgliedern gelingt, einen Bediensteten nach dem anderen zu ersetzen und sie sich allmählich in der Villa der gut situierten Familie breit macht. Doch das Lachen bleibt einem irgendwann im Hals stecken. Nämlich dann, wenn sich anbahnt, dass die ganze Situation zu entgleisen droht und sich still und heimlich eine neue Ebene ihren Weg bahnt.
Unerwartete Wendungen
Während die Sympathie für die Schmarotzerfamilie nämlich immer weiter wächst, gelingt es Regisseur Bong auch von den naiven und zum Teil fern jeder Realität lebenden Parks ein Bild zu zeichnen, dass den Zuschauer verwirrt zurücklässt: Sie sind nämlich ebenfalls nicht unsympathisch. Man fühlt mit allen Seiten mit, versteht ihre Motive und hält irgendwann nur noch den Atem an, in gespannter Erwartung, was da noch so kommen mag. Gerade, wenn man denkt, dass nun nichts mehr passiert, trifft den Zuschauer eine der Schlüsselszenen genau ins Mark. Ohne zu viel vorweg nehmen zu wollen: Wenn Du denkst, dass es sich bei Parasite um ein einfaches Gesellschaftsdrama handelt, bist Du auf dem Holzweg. Denn ab der zweiten Hälfte des Films wird nämlich etwas losgetreten, was niemanden kalt lässt. Weder Dich noch die Kims oder sonst jemanden.
Ein heißer und völlig berechtigter Oscar-Kandidat
Gepaart mit der subtilen Kapitalismuskritik, den feinen Seitenhieben auf die (koreanische) Gesellschaft und der unerwarteten Wendungen, wird Parasite zu einem Film, der, laut Vanity Fair, nicht nur beste Chancen auf einen Oscar, sondern zurecht die Goldene Palme gewonnen hat. Wir können uns dieser Meinung absolut anschließen, denn Parasite ist ein echtes Meisterwerk, was es schafft sich durch eine feine Erzählstruktur, bissigen und tiefgründigen Humor, sowie völlig unerwartete Wendungen, lange im Filmgedächtnis zu verankern.
Du begeisterst Dich für koreanische Filme? Verrate uns in den Kommentaren Deinen Lieblingsfilm aus Korea.
Titelbild: Koch Films / Capelight Pictures