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Painkiller: Die wahre Geschichte hinter der Netflix-Serie
Die neue Netflix-Serie „Painkiller“ (Start: 10. August 2023) beleuchtet die Opioid-Krise in den USA, die seit Ende der 90er-Jahre zu Tausenden Toten geführt hat. Hier erfährst Du die wahre Geschichte, die hinter Painkiller steckt.
Die Fakten zur Serie
Die Serienhandlung ist fiktiv, die Story hat aber einen realen Hintergrund. Sie basiert auf dem Bestseller „Pain Killer: An Empire of Deceit and the Origin of America’s Opioid Epidemic“ von Barry Meier und dem Artikel „The Family That Built an Empire of Pain“, den Patrick Radden Keefe 2017 im „New Yorker” veröffentlichte. Das Team hinter der Serie ist bekannt: Die beiden Showrunner Micah Fitzermann-Blue und Noah Harpster arbeiteten vorher bereits für „Transparent“ zusammen.
Auch die Besetzung von Painkiller ist erstklassig: Uzo Aduba, die Suzanne aus „Orange Is the New Black“, spielt die Anwältin Edie Flowers, die im Auftrag der US-Regierung gegen das Medikament OxyContin vorgeht. Publikumsliebling Matthew Broderick wagt sich als Milliardär und Firmenpräsident Richard Sackler auf ganz neues Terrain. Dazu kannst Du Dich auf Taylor Kitsch („True Detective”) als Glen Kryger und West Duchovny als Shannon Schaeffer freuen.
Die wahre Geschichte hinter Painkiller
Aber worum geht es eigentlich genau und wie nah kommt die Netflix-Serie der wahren Geschichte? Painkiller vermischt reale Ereignisse und fiktive Handlungsstränge, um nachzuerzählen, wie die Opioid-Epidemie in den Vereinigten Staaten ihren Anfang nahm. Im Mittelpunkt steht die Anwältin Edie Flowers. Sie ermittelt gegen das Pharmaunternehmen Purdue und seinen Präsidenten Richard Sackler sowie weitere Mitglieder der Familie.
Purdue entwickelte 1996 das verschreibungspflichtige Schmerzmittel OxyContin. Der Pharmakonzern bewarb das Mittel als besonders effektives und ungefährliches Medikament. Es sei verwendbar für zahlreiche Alltagsbeschwerden. Tatsächlich aber birgt Oxycodon, Hauptbestandteil des Mittels, ein extrem hohes Suchtpotenzial.
Purdue verschleierte diese Tatsache jahrelang. Aggressives Marketing machte OxyContin zeitweise zum umsatzstärksten Pharmaprodukt auf dem US-Markt.
Das Opioid Oxycodon, das zuvor fast ausschließlich für palliative und krebskranke Patient:innen eingesetzt worden war, wurde so selbst bei leichten und alltäglichen Schmerzen verschrieben. Viele Konsument:innen entwickelten schnell eine starke Abhängigkeit. Und sie griffen weiter zu OxyContin.
War das Mittel nicht verfügbar, versuchten sie ihre Sucht mit billigeren Opioiden zu befriedigen. Die Folge: Insbesondere durch Heroin und das noch deutlich stärkere Fentanyl starben mehrere Hunderttausend Menschen alleine in den USA.
Die juristischen Konsequenzen aus dem Skandal
2007 wurde Purdue Pharma erstmals verurteilt. Das Unternehmen musste eine Strafzahlung von 634,5 Millionen US-Dollar leisten, da es nicht ausreichend vor dem Suchtpotenzial seines Medikaments gewarnt hatte. Dies war allerdings nur der Anfang. In den folgenden Jahren verklagten zahlreiche Bundesstaaten und mehrere Tausend Kommunalverwaltungen Purdue und die Familie Sackler.
Purdue meldete 2019 Insolvenz an, um zu erreichen, dass sämtliche Klagen vor einem einzigen Gericht verhandelt werden würden. Es gilt mittlerweile als gesichert, dass die Sacklers bereits mindestens seit 2007 mehrere Milliarden US-Dollar aus dem Unternehmen abgezogen hatten, um es vor eventuellen Schadensersatzforderungen zu schützen. Im Jahr der Insolvenz wurde dann eine Vergleichssumme von 10 Milliarden US-Dollar festgelegt, wovon die Familie 4 Milliarden zahlen musste.
Dieser Vergleich wurde in zweiter Instanz allerdings ebenso aufgehoben wie der Schutz der Familie Sackler vor weiteren Klagen. Purdue bekannte sich 2020 schuldig unter anderem der Verschwörung zum Betrug. Die Familie Sackler weist nach wie vor mehrheitlich jegliche Schuld von sich und startete mehrere Kampagnen, um den eigenen Ruf zu retten. Auch zahlreiche weitere Pharmakonzerne wurden angeklagt. Fentanyl-Missbrauch ist heute die häufigste Todesursache für Amerikaner:innen unter 50.
So verpackt Painkiller die wahre Geschichte
Die wahre Geschichte, die Painkiller erzählt, erstreckt sich über viele Jahre und ist eigentlich bis zum heutigen Tag noch längst nicht abgeschlossen. Insbesondere die Familie Sackler trug dazu bei, dass viele Details nicht bekannt sind oder komplett unter Verschluss gehalten werden. Diesem Problem stellt sich die Serie, indem sie die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven betrachtet.
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So geht es einerseits um die Rolle von Richard Sackler und seiner Familie. Der gesamten Führungsriege von Purdue wird zur Last gelegt, von den Risiken gewusst und diese billigend in Kauf genommen zu haben. Auch die Verantwortung von Ärzt:innen, Apotheker:innen und Verkäufer:innen rückt in Painkiller in den Mittelpunkt: West Duchovny und Dina Shihabi („Jack Ryan“) spielen Mitarbeiterinnen des Sales Teams, das OxyContin in die Praxen bringt.
Doch die Serie beleuchtet auch das Schicksal der Menschen, die zum Opfer der Droge wurden. Painkiller erzählt davon über die Figur Glen Kryger, gespielt von Taylor Kitsch. Familienvater Glen bekommt nach einem einfachen Arbeitsunfall OxyContin verschrieben und wird schließlich abhängig von dem Mittel. Seine Anwältin nimmt schließlich den langen und schwierigen Kampf gegen Purdue, die Sacklers und deren unlautere Methoden auf.
Auch diese Serien beleuchten den Purdue-Skandal
Falls Dir die wahre Geschichte hinter Painkiller bekannt vorkommt, ist das kein Wunder. Auf Netflix gibt es mit „The Pharmacist“ bereits eine vierteilige Dokuserie über einen Apotheker, der als einer der Ersten auf den erhöhten Opioid-Konsum junger Menschen aufmerksam machte.
Dopesick: Die wahre Geschichte hinter Purdue Pharma und Familie Sackler
Noch etwas bekannter ist die Hulu-Serie „Dopesick“, die sich ebenfalls mit OxyContin befasst und Hauptdarsteller Michael Keaton einen Grammy und einen Emmy bescherte. In Deutschland kannst Du sie auf Disney+ streamen.