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Netflix’ Unglaubliche Diebstähle: Die wahre Geschichte hinter dem Pappygate
In der Reihe „Unglaubliche Diebstähle“ befasst sich Netflix mit verschiedenen Verbrechen, die zu ihren Zeiten Schlagzeilen machten. Wir erzählen hier die wahre Geschichte hinter einem dieser unglaublichen Diebstähle: dem Pappygate-Skandal.
In der sechsteiligen True-Crime-Doku Unglaubliche Diebstähle beleuchtet Netflix drei Verbrechen, bei denen die Täter:innen um ein Haar entkommen wären. Eines davon geht als Pappygate in die US-Geschichte ein: Dem Mitarbeiter einer US-Destillerie gelingt es, über Jahre hinweg Fässer und Flaschen mit Luxus-Bourbon zu stehlen – darunter auch der „Pappy Van Winkle“, einer der wertvollsten Whiskeys der Welt. Obwohl die Polizei intensiv nach den Täter:innen fahndet, dauert es mehrere Jahre, bis sie den Fall aufklären.
Unglaubliche Diebstähle: Die wahre Geschichte hinter dem Pappygate
Die Destillerie Buffalo Trace wendet sich 2013 an die Polizei und meldet ein Verbrechen: 65 Kisten mit wertvollem Pappy-Van-Winkle-Bourbon seien aus ihrem Lager gestohlen worden.
Unter Whiskey-Liebhaber:innen gilt dieser Bourbon als eine Art Heiliger Gral. Seinen Namen bekam der Bourbon von dem US-Geschäftsmann Julian „Pappy“ Van Winkle. Er galt zu seinen Lebzeiten als eine der wichtigsten Figuren in der US-amerikanischen Whiskeyindustrie. Van Winkle begann eines Tages, 20- bis 23-jährigen Whiskey herzustellen und unter dem Markennamen „Pappy Van Winkle“ zu verkaufen.
Seit 2010 hat sich ein regelrechter Hype um das Getränk entwickelt. Es wird nur zweimal pro Jahr und in geringen Mengen ausgeliefert. Die Händler:innen, die den Whiskey erhalten, verkaufen die Flaschen meist an Stammkund:innen, die sich in Wartelisten eingetragen haben. Manche Geschäfte veranstalten sogar eine Lotterie, um den begehrten Whiskey unter die Leute zu bringen.
Der Bourbon kostet im Erstverkauf in der Regel zwischen 80 und 240 US-Dollar pro Flasche. Es sind die Weiterverkäufe, die den Preis gehörig in die Höhe treiben: Über 20 Jahre alter Pappy-Van-Winkle-Whiskey kostet dann mehrere tausend US-Dollar. Das macht ihn zu einem der teuersten Bourbons der Welt. Grund für den hohen Preis ist das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage: Pro Jahr gehen nur 6.000 bis 7.000 Kästen in den Verkauf. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 wurden beispielsweise 12,3 Millionen Einheiten von „Jack Daniel’s” verkauft.
Die Ermittlungen: Wer steckt hinter dem Pappygate?
Obwohl die Polizei ihre Ermittlungen rasch ausweitet und sogar täglich Pressekonferenzen hält, gerät sie schnell in eine Sackgasse. Es dauert zwei Jahre, bis die Ermittler:innen einen wichtigen Hinweis erhalten. Er führt sie zu einem Mann namens Gilbert „Toby“ Curtsinger und mehreren gestohlenen Fässern voller „Wild Turkey“-Whiskey. Die Fässer sind oben und unten schwarz besprüht worden – wahrscheinlich, um zu verschleiern, dass sie aus einer Destillerie stammen.
Toby Curtsinger arbeitet bereits seit 26 Jahren für die Buffalo Trace Destillery. Er weiß, wie er die Sicherheitsbestimmungen umgehen kann. Die Ermittlungen der Polizei ergeben, dass Curtsinger bereits seit mehreren Jahren Flaschen mit wertvollen Bourbon-Sorten aus dem Lager schmuggelt und auf dem Schwarzmarkt verkauft, unter anderem an Mitglieder seines Softballteams.
In einem Interview gibt Curtsinger an, 2003 mit seiner Diebstahlserie begonnen zu haben – nachdem ihm sein Vorgesetzter erlaubt habe, Fässer aus dem Lager zu nehmen, die nicht den Produktionsstandards entsprechen.
Unglaubliche Diebstähle: Die wahre Geschichte von Toby Curtsinger
Nach seiner Festnahme 2015 wird Toby Curtsinger sofort von Buffalo Trace entlassen. Ihm und neun anderen Personen wird vorgeworfen, über mehrere Jahre hinweg Fässer und Flaschen mit Whiskey aus zwei Brennereien gestohlen und verkauft zu haben. Curtsinger ist letztlich aber der Einzige, der von einer Grand Jury in Zusammenhang mit dem „Pappygate“ angeklagt wird. 2018 trifft Curtsinger eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft: Er bekennt sich der Diebstähle schuldig. Das Gericht verurteilt ihn daraufhin zu 15 Jahren Gefängnis.
Aber: Der Verurteilte muss lediglich 90 Tage absitzen, bevor er in eine sogenannte Schockbewährung entlassen wird. Hinter dieser Art von Bewährung steht die Theorie, dass eine kurze Gefängnisstrafe Kriminelle so schockieren kann, dass sie ihr Verhalten ändern.
Staatsanwalt Zachary Becker erhebt laut Medienbericht keinen Einwand gegen Curtsingers Freilassung. Als Grund führt der Anklagevertreter an, dass der Verurteilte „innerhalb und außerhalb des Gerichtssaals“ genug bestraft worden sei. Außerdem stehe das Gefängnissystem von Kentucky aufgrund der Opioid-Epidemie kurz vor dem Zusammenbruch – es könnte sein, dass bald keine Zellen mehr frei sind. Es gebe Drogendealer:innen und Gewalttäter:innen, die Curtsingers Zelle im Gefängnis mehr verdienten als er, so Becker.
Kanntest Du die wahre Geschichte hinter einem der unglaublichen Diebstähle bereits? Hinterlasse uns gerne einen Kommentar!
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