Napoleon (Joaquin Phoenix) steht in der ägyptischen Wüste
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Auf dem Bild zum "Devil May Cry auf Netflix-Artikel" ist der Protagonist Dante in einer dynamischen Kampfszene zu sehen. Er trägt einen roten Mantel, der im Wind weht, und zielt mit einer Pistole auf ein Ziel außerhalb des Bildes. Dante hat weißes Haar und eine muskulöse, teilweise freigelegte Brust. Seine entschlossene Miene und die nächtliche Kulisse betonen die actionreiche Atmosphäre der Szene.

Napoleon im Reality-Check: So wenig Wahrheit steckt in dem neuen Film von Ridley Scott

Mit dem Action-Epos „Napoleon” ver­filmt Rid­ley Scott den Auf­stieg und Nieder­gang des franzö­sis­chen Kaisers Napoleon Bona­parte, der von Joaquin Phoenix gespielt wird. Die Film­schaf­fend­en nehmen sich in der Darstel­lung der kriegerischen und zwis­chen­men­schlichen Gegeben­heit­en kreative Frei­heit­en — manch­mal zu Las­ten der his­torischen Genauigkeit. Wie wenig Real­ität in Napoleon steckt und wo es aus geschichtlich­er Sicht Fehler gibt, erfährst Du hier.

Der Regis­seur Rid­ley Scott stand bei der Napoleon-Ver­fil­mung vor der Mam­mu­tauf­gabe, die poli­tis­chen Ver­strick­un­gen nach der Franzö­sis­chen Rev­o­lu­tion zu erzählen, die riesi­gen Schlacht­en von Napoleon zu insze­nieren und gle­ichzeit­ig dessen Charak­ter und Per­sön­lichkeit als Macht- und Lieb­haber her­auszustellen. Klar, dass bei solch ein­er gewalti­gen Geschichtsver­fil­mung einiges an his­torisch­er Genauigkeit auf der Strecke bleibt. Wir haben uns für Dich auf die Suche nach den auf­fäl­lig­sten his­torischen Fehlern im Film gemacht. Bei diesen Szenen unter­schei­det sich der Napoleon-Film von der Realität.

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Die Exekution von Marie Antoinette verlief anders

Im Okto­ber 1793 wird die franzö­sis­che Köni­gin Marie Antoinette, genau wie ihr Mann Lud­wig XVI. neun Monate zuvor, öffentlich per Guil­lo­tine hin­gerichtet. Dieses schreck­liche Schaus­piel ste­ht als ein Sinnbild für die blutige Franzö­sis­che Rev­o­lu­tion. Rid­ley Scott begin­nt genau hier seinen Film.

Die Szene im Napoleon-Film sieht fol­gen­der­maßen aus: Die Köni­gin Marie Antoinette wird auf das Schafott geführt, von ein­er aufge­bracht­en Menge beschimpft und mit Schmutz bewor­fen. All das erträgt sie mit erhoben­em Haupt und stolzem Blick. Nach der Hin­rich­tung wird ihr blondge­lock­ter, abge­tren­nter Kopf emporge­hoben. Unter den Zuschauer:innen ist auch Napoleon.

In dieser ersten Szene sind aus his­torisch­er Sicht bere­its einige Fehler enthal­ten. So war Marie Antoinette laut der His­torik­erin Dr. Estelle Paranque am Ende ihres Lebens nicht so furcht­los und leb­haft wie im Film dargestellt. Aller Wahrschein­lichkeit nach war ihr Gang zum Schafott also nicht so stolz.

Auch war ihr Haupt zu diesem Zeit­punkt bere­its kahlgeschoren. Ihre prächti­gen Haare waren also nicht mehr auf ihrem Kopf, als dieser abge­tren­nt wurde. Und der wohl größte Unter­schied: Napoleon war sicher­lich nicht bei ihrer Hin­rich­tung anwe­send, denn er war zu diesem Zeit­punkt mehrere hun­dert Kilo­me­ter außer­halb von Paris, wie der britis­che His­torik­er Dan Snow schildert.

Joaquin Phoenix ist zu alt 

Oscargewin­ner Joaquin Phoenix spielt mit seinen 49 Jahren den geal­terten Napoleon zwar sehr gut, aber ist für den jun­gen, auf­streben­den Offizier Napoleon doch sichtlich zu alt. Das wird beson­ders durch der Liebes­beziehung zur späteren Kaiserin Joséphine de Beauhar­nais (gespielt von Vanes­sa Kir­by, 35) deut­lich, die in Real­ität sechs Jahre älter war als er. Im Film wirkt es genau umgekehrt.

Napoleon (Joaquin Phoenix) und Joséphine de Beauharnais (Vanessa Kirby) berühren sich zärtlich.

Die Liebes­beziehung von Napoleon und Joséphine nimmt einen nicht unbe­deu­ten­den Teil des Films ein, — Bild: Apple

Die Schlachten wurden zugunsten von Kino-Action angepasst

Die Schlacht­szenen in Rid­ley Scotts Napoleon sind wahrlich epis­chen Aus­maßes. Auch wenn die kriegerischen Auseinan­der­set­zun­gen in ihren Abläufen größ­ten­teils den his­torischen Vor­gaben entsprechen, gibt es doch einige Abwe­ichun­gen von den Überlieferungen.

Es wurden keine englischen Schiffe zerstört

In der Schlacht von Toulon ver­di­ente sich der junge Napoleon als Stratege und Feld­herr seine ersten Sporen. Der His­torik­er Dan Snow merkt an, dass bei der kriegerischen Auseinan­der­set­zung gar keine englis­chen Schiffe zer­stört wur­den. Im Film wird aber eben jenes gezeigt. Tat­säch­lich waren die einzi­gen zer­störten Schiffe der Schlacht französische.

Napoleon hat nicht die Pyramiden beschossen

Eine der spek­takulärsten Szenen im Film zeigt, wie Napoleons Armeen in Ägypten kämpfen und dort sog­ar mit ihren Kanonen auf die Pyra­mi­den feuern. Doch wie viel Wahrheit steckt in dieser Napoleon-Szene? Was hier stimmt: Es gab 1798 die soge­nan­nte „Schlacht bei den Pyra­mi­den“, bei der Napoleons Trup­pen ver­sucht­en, Ägypten einzunehmen. Jedoch ste­ht fest, dass Rid­ley Scott dieses Gefecht über­trieben darstellt.

Die Pyra­mide von Gizeh war bei der Schlacht mehrere Kilo­me­ter ent­fer­nt und dürfte nur kaum zu sehen gewe­sen sein. Auch die Kanonen­schüsse direkt auf die Pyra­mi­den sind eher Rid­ley Scotts Sinn für Spek­takel zuzuschreiben, als der Real­ität. Im Inter­view mit The Times of Lon­don gibt er zu: „Ich weiß nicht, ob er das getan hat“.

Oben­drauf waren die dama­li­gen Kanonen viel zu schwach, um die Spitze der Pyra­mi­den erre­ichen zu kön­nen. Napoleon selb­st war außer­dem sehr beein­druckt von den antiken Baut­en und Relik­te, so dass es frag­würdig ist, ob er die Zer­störung genehmigt hätte.

Kanonenfeuer im neuen Napoleon-Film

Action­feuer­w­erk statt Real­ität­snähe: Die Kanonen hat­ten zum dama­li­gen Zeit­punkt nicht die Reich­weite, wie im Film gezeigt. — Bild: Apple

Die Schlacht bei Austerlitz fand nicht auf einem gefrorenen See statt

Eine von Napoleons größten Siegen auf dem Schlacht­feld fand bei Auster­litz statt, wo er mit seinen Trup­pen eine Allianz von Öster­re­ich und Rus­s­land schlug. Die Napoleon-Ver­fil­mung hat auch diese wichtige Schlacht aufwändig insze­niert. Zwar stim­men in dieser Szene viele strate­gis­che Details, aber nicht alle.

Es wird gezeigt, wie rus­sis­che Kaval­leris­ten auf einem gefrore­nen See aufs Glat­teis geführt wer­den und mit­samt ihrer Stre­itröss­er ein­brechen und ertrinken. Auch dies ist eine Mythe, die sich wack­er hält, laut Dan Snow. Zwar dürften die Wet­terbe­din­gun­gen am 2. Dezem­ber 1805 ziem­lich ungemütlich gewe­sen sein, aber es gab hier keinen der­art großen zuge­frore­nen See. Nur zwei kleinere sump­fige Teiche waren teils mit ein­er dün­nen Eiss­chicht bedeckt, auf denen gegen Ende der Schlacht einige Män­ner ertranken.

Die Russischen und Österreichischen Truppen auf einem gefrorenen See

In dieser Szene wur­dest Du eben­falls aufs Glat­teis geführt. — Bild: Apple

Napoleon war nicht der größte Reiter

Auch wenn sich Napoleon auf zahlre­ichen Bildern auf einem Ross zeich­nen ließ, war der franzö­sis­che Kaisers laut Historiker:innen kein guter Reit­er. Seine Mil­itäraus­bil­dung umfasste keine Kaval­lerie und er wirk­te laut Zeitzeug:innen immer unsich­er auf dem Pfer­derück­en. Er ist sog­ar mehrere Male abge­wor­fen wor­den. Anstatt großer Stre­itröss­er bevorzugte er immer kleinere ara­bis­che Pfer­derassen, die sein­er Kör­per­größe entsprachen.

In Rid­ley Scotts Film hinge­gen macht Napoleon nicht nur eine gute Fig­ur auf dem Pferd, son­dern reit­et an ein­er Stelle sog­ar todesmutig an Seit­en der Kaval­lerie in die Schlacht. Dies ist mit Sicher­heit so nie geschehen. Als Befehlshaber stand Napoleon in den meis­ten Fällen in den hin­teren Stel­lun­gen, von wo er den besseren Überblick hat­te und nur sel­ten kör­per­lich­er Gefahr aus­ge­set­zt war.

Napoleon auf dem Rücken eines Pferdes.

Im Film sieht es pro­fes­sioneller aus, als es in Real­ität: Napoleon war kein guter Reit­er. — Bild: Apple

Napoleon hat Josephine wohl nie geschlagen

Napoleon hat seine Frau Josephine innigst geliebt, wie der aus­giebige Briefwech­sel zwis­chen ihnen zeigt. Allerd­ings wurde sie nie von ihm schwanger, was für den Kaiser, der unbe­d­ingt einen Thron­fol­ger wollte, nicht akzept­abel war.

Sowohl die Briefe als auch die Unfrucht­barkeit von Josephine sind große The­men in dem Film. Allerd­ings hat Rid­ley Scott sich auch hier einige Frei­heit­en genommen.

So etwa in der Szene, wo es zur offiziellen Schei­dung kommt. Hier schlägt Napoleon sein­er Frau ins Gesicht, um sie unter Druck zu set­zen. Dies ist wed­er his­torisch belegt noch sehr wahrschein­lich. Der His­torik­er und Autor mehrerer Napoleon-Büch­er, Michael Broers, glaubt, dass es über­haupt nicht zu Napoleons Charak­ter passen würde, wenn er sie ein­fach öffentlich geschla­gen hätte. Und Josephine, die im Film sog­ar die Schei­dung vorschlägt, hätte dies in Wirk­lichkeit wahrschein­lich nie von sich aus ver­langt, da sie zu viel Angst davor gehabt hätte.

Reality-Check: Wie war Napoleon wirklich?

Es ist schwierig zu beurteilen, ob die Per­sön­lichkeit von Napoleon im Film der Wirk­lichkeit nahe kommt. Anders als im US-amerikanis­chen Raum hat die Darstel­lung von Joaquin Phoenix unter Regie von Rid­ley Scott einige franzö­sis­che Kritiker:innen dazu gebracht, den Film stark zu kritisieren.

Die GQ Frankre­ich find­et den Film samt Pro­tag­o­nis­ten „lang­weilig, unbe­holfen, unnatür­lich und unge­wollt komisch”. Die franzö­sis­che Tageszeitung Le Figaro glaubt, Scotts Napoleon könne auf­grund der wenig gelun­genen Darstel­lung der Liebes­beziehung von Bona­parte und Josephine auch gle­ich „Bar­bie und Ken im Kaiser­re­ich” heißen. Das Wochen­magazin Le Point find­et den Film anti-franzö­sisch, pro-britisch und seinen Helden dümm­lich, mit­telmäßig und lachhaft.

Joaquin Phoenix spielt Napoleon für unseren Geschmack aber in der Tat sehr unnah­bar, gefühlskalt, leicht erreg­bar und teils auch tölpel­haft. Was aus his­torischen Quellen her­vorge­ht, ist, dass Napoleon beliebt war, weil er mit den Sol­dat­en einen guten Umgang hat­te und Kon­ver­sa­tio­nen mit Humor belebte.

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