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Liebesdings | Kritik: Romantikkomödie? Eher ein Liebesgraus!
Filmstar flieht vor Trubel, der um ihn gemacht wird und landet bei einer bodenständigen Frau, die nichts mit dem Business zu tun hat. Klingt bekannt, oder? Ob diese Grundformel und Elyas M’Barek als Hauptdarsteller eine Geling-Garantie für die Romantikkomödie von Anika Decker ist, verraten wir Dir in unserer Kritik zu „Liebesdings“.
Marvin Bosch (Elyas M‘Barek) ist auf dem Höhepunkt seiner Schauspielkarriere und kann nirgendwo mehr hin, ohne erkannt zu werden. Das ruft natürlich auch fiese Reporter:innen mit noch fieseren Fragen auf den Plan. Als Marvin der ganze Trubel zu viel wird, taucht er nicht auf der Premiere seines neuesten Films auf, sondern unter. Eher zufällig landet er in einem feministischen Theater, in dem Frieda (Lucie Heinze) arbeitet. Sie und ihre Freund:innen finden die Ankunft des Stars aber nur mäßig lustig, immerhin haben sie mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Ob Marvin trotzdem das Herz von Frieda erobert und die beiden sich gegenseitig helfen können?
Liebesdings: Klischees über Klischees
Falls Du hoffst, in Liebesdings eine authentische Darstellung des Lebens eines Filmstars zu sehen, wirst Du enttäuscht. Denn Regisseurin und Drehbuchautorin Anika Decker (Drehbuch „Keinohrhasen“, „Zweiohrküken“) holt alles aus der Klischee-Kiste raus, was sie dort so finden kann: Ein eingebildeter Schauspieler mit einer dunklen Vergangenheit, Freunde, die von klein auf mit ihm durch den Kiez gerannt sind, Journalist:innen, die nur darauf abzielen, Schauspieler:innen durch persönliche Fragen zu degradieren und ein Leben in oberflächlichem Saus und Braus.
Als Protagonist Marvin dann zufällig im Theater 3000 landet kam kurz die Hoffnung auf, dass es mit diesem Ortswechsel auch einen Stimmungswechsel geben könnte. Aber weit gefehlt, dort triffst Du auf noch mehr Klischees: Der ahnungslose Marvin muss aufgeklärt werden, was ein Cis-Mann ist und die homosexuelle Kollegin von Frieda könnte eine ganz eigene Stereotypen-Kiste ausfüllen.
Liebesgeschichte, welche Liebesgeschichte?
Eigentlich ist Liebesdings eine Liebeskomödie. Zumindest dachten wir das. Denn für gewöhnlich zeichnen sich eben solche durch die Entstehung einer Liebesbeziehung im Verlauf der Spielzeit aus. Bei Anika Deckers Film ist das aber keine Entwicklung, sondern eher ein plumpes Umschalten. Zwischen der ersten − absolut hölzernen − Unterhaltung von Marvin und Frieda und dem Moment, als die beiden in der Kiste landen und doch schwer verliebt sind, verstreicht erstaunlich wenig Zeit. Selten war eine Romanze so steif und unglaubwürdig wie in diesem Film. Da juckt es uns dann auch nicht mehr, wie die Geschichte ausgeht (SPOILER: natürlich mit Happy End).
Der Weg ist das Ziel, aber Liebesdings verliert sich in Nebensträngen, die schlichtweg uninteressant sind. Beispielsweise die Story von Boulevard-Magazin-Fiesling Bettina Bamberger, immerhin großartig gespielt von Alexandra Maria Lara. Warum die Geschichte rund um ihren Freund René (Michael Ostrowski) und dessen verzweifelten Versuche, ihr einen Heiratsantrag zu machen, so viel Raum einnimmt, haben wir nicht verstanden. Genauso wenig wie Marvins Vergangenheit. Diese Stränge sind nicht wichtig für die Story und die Zeit könnte viel besser eben in genau den Kern des Films gesteckt werden: in die Liebesgeschichte.
Mit dem Holzhammer gearbeitet
Ja, die Story klingt sehr nach dem Klassiker „Notting Hill“ und nein, sie reicht bei weitem nicht an den Film mit Julia Roberts und Hugh Grant heran. Weder die beiden Hauptdarsteller:innen, noch die zahlreichen und fast schon überzähligen Nebendarsteller:innen versprühen Charme. Klischees und Stereotype geben sich die Klinke in die Hand, ein Fettnäpfchen folgt auf das nächste und der eigentlich nett gewählte Rahmen, Macho-Filmstar mit sensiblem Touch trifft auf Laiendarsteller in feministischem Theater, wird vermurkst. Denn schlussendlich bildet diese Prämisse nur den Storybogen, geht aber ob der vielen, uninteressanten Nebenstränge und der misslungenen Liebesgeschichte, völlig unter. Da wäre so viel mehr gegangen!
Liebesding in der Kritik: Unser Fazit
Liebesdings ist mehr Liebesgraus als Genuss. Weder die Gags noch die Story an sich funktionieren und der Notting Hill-Abklatsch nervt bereits nach wenigen Minuten. Sofern Du Lust auf eine charmante Komödie mit tollen Charakteren und netten Gags hast, geh lieber nicht in Liebesdings, sondern schau Dir nochmal Notting Hill mit Julia Roberts und Hugh Grant an.
Liebesdings
Genre: | Liebeskomödie, Romantikkomödie |
Bundesstart: | 7. Juli 2022 |
Laufzeit: | 99 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren freigegeben |
Regie: | Anika Decker |
Drehbuch: | Anika Decker |
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