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„Léon – Der Profi“ in der featured-Filmkritik: Zum 25. Geburtstag kehrt der Klassiker in 4K zurück
Ein kleines Mädchen sinnt auf Rache und will das Handwerk eines Auftragskillers erlernen. Die Story ist simpel, der Konflikt groß, der Film ein Klassiker. Anlässlich des 25. Geburtstags darf Luc Bessons Meisterwerk für einen Tag erneut über die Leinwand flimmern. Digital restauriert, in 4K und extra lang. Warum der Besuch Pflicht ist, erfährst Du in der featured-Filmkritik zu „Léon – Der Profi (Director’s Cut)“.
Anlässlich des 25-jährigen Jubilläums hat Rechteinhaber Studiocanal Luc Bessons „Léon – Der Profi“ eine 4K-Neuabtastung spendiert. Diese läuft am 30. September als einmaliges Event bundesweit im Kino bevor die Heimkinoauswertung beginnt.
Obwohl der Einfachheit halber so vermarktet, trifft die Bezeichnung Director’s Cut in diesem Fall nicht zu. Autor und Regisseur Luc Besson hat die ursprüngliche Kinofassung (105 Minuten) aus freien Stücken so geschnitten. Die internationale Fassung (127 Minuten), von Luc Besson selbst als lange Version bezeichnet, fokussiert sich stärker auf die Bindungsmomente zwischen Léon und Mathilda.
Entwurzelt: Der Killer und das Mädchen
Die zwölfjährige Mathilda (Natalie Portman) lebt in zerrütteten Familienverhältnissen. Ihr Vater ist Laufbursche der Mafia und gerät ins Fadenkreuz korrupter Polizisten. Allen voran Norman Stansfield (Gary Oldman), leitender Beamter beim Drogendezernat und exzentrischer Choleriker mit lockerem Finger am Abzug. Als ihre Familie ausgelöscht wird, ist Mathilda nicht zuhause. Purer Zufall, dass sie kurze Zeit später bei ihrem Nachbarn Unterschlupf findet – seines Zeichens Auftragskiller.
Léon (Jean Reno) ist ein ruhiger, einsamer Mensch. Bei seiner Arbeit als Auftragskiller folgt er nur einer Regel: „Keine Frauen, keine Kinder.“ Als er Mathilda aufnimmt, stellt das seine Welt auf den Kopf. Denn getrieben von Rache, will die Zwölfjährige nun sein Handwerk erlernen. Dabei schmachtet sie den ruhigen Mann mit dem schlichten Gemüt etwas zu sehr an.
Mitten ins Herz: Schauspiel auf den Punkt
Oft ist die Frage „Was wäre, wenn …?“ die fruchtbarste. Luc Besson interessierte der Stoff einer jungen Auftragskillerin schon vier Jahre vor „Léon – Der Profi“. Im Thriller „Nikita“ (1990) bemüht Besson noch Plot-Elemente, wie geheime Ausbildungszentren und Spezialagenten, um die junge Frau als Assassine zu behaupten. In „Léon – Der Profi“ macht es der französische Autor und Regisseur unaufgeregter. Und vielleicht deshalb aufregender.
Das liegt zweifelsfrei auch an Natalie Portman (damals 13 Jahre alt), die in ihrem Leinwanddebüt jeden Zentimeter ebendieser einnimmt. Resignation, Angst, Liebe – das alles liefert Portman teilweise in nur einer Szene ab. Mit dieser emotionalen Bandbreite wertete die Aktrice im Verlauf ihrer Karriere wesentlich undankbarere Produktionen auf. Wir denken dabei zum Beispiel an den durchwachsenen „Star Wars – Episode I: Die dunkle Bedrohung“.
Jean Reno in der Titelrolle hypnotisiert regelrecht. Das mag auch daran liegen, dass er seinem Auftragskiller eine hartnäckige Warmherzigkeit gibt, die andere Profis wie „John Wick“ oder selbst George Clooneys „The American“ (2010) noch lange suchen müssten. Das funktionierte allerdings auch schon, als er den quasi-baugleichen Charakter Victor in „Nikita“ mimte; einen ruhigen Cleaner mit Mantel und Mütze.
DEA-Agent Norman Stansfield gilt heute laut USA Today als einer der ikonischsten Schurken der Filmgeschichte. Das liegt zweifelsfrei an Gary Oldman, der genau jene Momente improvisierte, die heute als Klassiker gelten. Darunter seine gebrüllte Antwort „EVERYONE!“, auf die Rückfrage, „What do you mean with ‚everyone’?“ Das exaltierte Gehabe und die Over-the-Top-Exzentrik können bei vielen Schauspielern nach hinten losgehen und den Charakter beispielsweise vom Zuschauer entfremden.
20 Minuten: Das unbehagliche Gefühl
Über „Léon – Der Profi“ zu reden ist nicht möglich, ohne auf die spezielle Dynamik zwischen Léon und Mathilda einzugehen. So gibt es in der längeren Fassung zahlreiche Szenen, die einem tatsächlich ein ungläubiges Stirnrunzeln und dicke Backen bescheren. Zumindest, wenn Du Dir vor Augen hältst, dass hier gerade ein zwölfjähriges Mädchen eine Ausbildung zur Auftragskillerin absolviert und sich dabei in ihren Lehrer verliebt.
Die 20 Extra-Minuten zeigen allerdings auch Mathildas Training und ihre ersten Einsätze als Cleaner. Das nimmt gibt der Figur noch einmal mehr eine proaktive Facette und hebt die Fallhöhe ordentlich an.
Ein Klassiker des Action-Kinos ohne Wenn und Aber
„Léon – Der Profi“ ist zurecht ein Klassiker des Action-Kinos. Die unverwechselbare und bisweilen natürlich hinterfragenswerte Beziehung der ungleichen Protagonisten schafft eine einmalige dramaturgische Fallhöhe. Action muss auch im Actionkino kein reiner Selbstzweck sein muss, sondern ein adäquates Mittel des Erzählens, wusste Luc Besson bei diesem Film noch. In der Gegenwart scheint er das irgendwie vergessen zu haben, siehe seinen neusten Actionkracher „Anna“.
Die Stimmung und Atmosphäre aus Luc Bessons „Léon – Der Profi“ erreicht kaum ein anderer Film. Deswegen empfehlen wir Dir, am 30. September ins Kino zu gehen und das Original in der ursprünglich angedachten Fassung anzuschauen – digital remastered und mit knapp 20 Minuten mehr Material als die bisherige Kinofassung. Und bis dahin findest Du in der Vodafone Videothek zahlreiche Action-Kracher. Und bei Bedarf noch ganz andere Klassiker der Filmgeschichte.
P.S.: Der Actionfilm „Colombiana“ (2011), mit Zoe Saldana in der Hauptrolle war ursprünglich als Fortsetzung zu „Léon – Der Profi“ angedacht. Übrig blieb die Prämisse einer jungen Auftragskillerin, die als Kind ein Massaker an ihrer Familie überlebt und nun auf Rachefeldzug geht.
Genre: Drama / Thriller / Action
Bundesstart: 30.09.2019 (Wiederaufführung); 19.01.1994 (Erstveröffentlichung)
Laufzeit: 127 Minuten
FSK: Ab 16 Jahren
Regie: Luc Besson
Drehbuch: Luc Besson
Schaust Du Dir Luc Bessons Klassiker „Léon – Der Profi“ nochmal im Kino an? Welchen Film von Luc Besson kannst Du immer wieder schauen? Wir freuen uns auf Deine Tipps in den Kommentaren.
Titelbild: Studiocanal