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Jolt in der featured-Filmkritik: Wenn Schockschwerenot ein Drehbuch wäre
Neonfarbene Actionspektakel mit einer abgefahrenen Prämisse und Rachethriller sind gerade schwer angesagt. In dem Actionfilm „Jolt“ vereint Regisseurin Tanya Wexler beides und schickt „Underworld“-Star Kate Beckinsale, die mit einer mangelnden Impulskontrolle zu kämpfen hat, auf einen bunten Rachefeldzug. Warum das übers Mittelmaß nicht herausreicht, erfährst Du in der featured-Filmkritik zu Jolt.
Kate Beckinsale ist dank Filmen wie der Underworld-Reihe, „Van Helsing“ oder dem Remake von „Total Recall“ bestens mit dem Action-Genre vertraut. Trotz der erprobten Protagonistin kommt bei Jolt allerdings der Eindruck auf, dass Zeitlupen- und Sound-Effekte, vor allem den Mangel an gutgemachten Kampfchoreografien übertünchen sollen. Seit dem 23. Juli kannst Du den Actionfilm bei Amazon Prime sehen. Wir nehmen ihn für Dich unter die Lupe.
Impulskontrolle: Lindy und ihre Schockmomente
Lindy (Kate Beckinsale) hat erhöhte Reflexe und ist übermenschlich stark, allerdings nur, wenn sie die Kontrolle verliert. Ihr Aggressionsproblem fängt bei Gewaltfantasien an und gipfelt in Schlägereien. Damit sie ihren Ausbrüchen nicht hoffnungslos ausgeliefert ist, hat ihr Therapeut Dr. Munchin (Stanley Tucci) eine Weste entwickelt, mit der sie sich selbst schocken und damit die Impulse unterdrücken kann. Als weitere Therapiemaßnahme stellt sich Lindy einem Date, lernt dabei den Buchhalter Justin (Jai Courtney) kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Als Justin kurz darauf ermordet wird, gibt es für Lindy kein Halten mehr. Ab diesem Moment nutzt Lindy ihre Fähigkeiten, um Justins Mörder:innen zu finden – ohne Impulskontrolle. Dabei sind ihr zwei Polizist:innen auf den Fersen, die es mal mehr, mal weniger Ernst mit den Dienstvorschriften nehmen.
Du willst mehr zum Cast und der Film-Crew von Jolt erfahren? Wer in dem Actionfilm mit von der Partie ist, haben wir für Dich zusammengefasst: Jolt auf Amazon Prime: Alles zum Actionfilm mit Kate Beckinsale.
Neon-Action-Schmunzel-Movie: Die Formel zum Mittelmaß
In den vergangenen Jahren sprießen neonfarbene Actionfilme aus dem Boden wie Pilze im Herbst im Wald. Eine abgefahrene Prämisse und besonders exzentrische Charaktere dürfen da nicht fehlen. Wir denken an „Hotel Artemis“ mit Jodie Foster, „Atomic Blonde“ mit Charlize Theron, „Nerve“ mit Emma Roberts, zuletzt „Guns Akimbo“ mit Daniel Radcliffe und den kommenden „Gunpowder Milkshake“ mit Karen Gillian und Lena Headey. Die eben genannten wirken häufig als hätte ein Videospieldesigner den Film geplant, so levelartig und grafisch over-the-top sind sie inszeniert.
Jolt macht diesbezüglich keine Ausnahme. Jeder Schock, den Protagonistin Lindy sich selbst verpasst, wird von einem „bzzz“-Sound untermalt und passend dazu gibt es manchmal eine kleine Blitzanimation in ihren Augen. Zuschauer:innen wissen dann: Aha, irgendwas passiert jetzt. Im Vergleich zu den eingangs erwähnten Filmen, verlässt sich Jolt etwas zu sehr auf das Gimmick der Heldin und verschleiert damit nur spärlich, dass die Story im Prinzip schon zigmal charmanter erzählt wurde: Begabte Antiheldin zügelt sich, um nicht noch mehr Unschuldigen weh zu tun. Das hat Marvels „Jessica Jones“ deutlich kreativer erzählt – und konsequenter. Jolt lässt Kate Beckinsales Charakter von Szene zu Szene hetzen und schenkt ihr fetzige Sprüche. Abgesehen davon, erfolgt keinerlei Charakterzeichnung. Das ist schade, denn in Kombination mit einer ständig abgebildeten Unbesiegbarkeit, macht es Jolt uns unmöglich, an auch nur irgendeinen Charakter anzuknüpfen. Am Ende reicht mittelmäßige Action im Neonlicht nicht aus, um ein brauchbares Drehbuch zu ersetzen.
Du bist ein Fan von Actionfilmen wie Jolt? Welche Du Dir nicht entgehen lassen solltest, liest Du hier: Die 8 besten Actionfilme.
Brake: Action mit angezogener Handbremse
Wer sich einen Actionfilm wie Jolt anschaut, erwartet selten eine Shakespeare‘eske Charakterstudie. Auch der kürzlich gestartete „Nobody“ besticht eher mit handfesten Prügelorgien als mit einem raffinierten Plot. Solange es kracht, ordentlich auf die Zwölf gibt, Dinge umherfliegen und das ansprechend inszeniert ist, sind Action-Fans in der Regel zufrieden.
Regisseurin Tanya Wexler hat 2012 mit der umjubelten RomCom „In guten Händen“ die Erfindung des elektrischen Vibrators erzählt, insofern ist ihr Action mit elektrischen Gimmicks im Film nicht fremd. Der Funke will bei Jolt trotzdem nicht überspringen. Schnell liegt die Vermutung nahe, dass die Zeitlupen-Effekte und schnellen Schnitte vor allem kaschieren sollen, dass die Produktion kaum handfeste Action zu bieten hat – und jene, die übrig bleibt, fällt dann auch noch ungewöhnlich zahm aus. Natürlich gibt es Explosionen und gekloppt wird sich auch, aber über das untere Mittelmaß kommt der Film dabei nie hinaus. Schade eigentlich, denn die Prämisse des Films, wäre ja prädestiniert für absurde Action mit Gewaltspitzen.
Unser Fazit zu Jolt: Kurzweilige Stangenware als Origin-Story
Jolt möchte unterhalten und greift dafür auf alles zurück, was gerade angesagt ist, verzichtet dabei allerdings auf ein brauchbares Drehbuch. Kate Beckinsale hätte ohne Zweifel mehr aus dieser Figur machen können, wenn es denn eine Idee davon gegeben hätte, was der Film eigentlich will. Sowohl Comedy-Elemente als auch die Charakter-Idee tragen nicht über die Laufzeit hinweg. Ein paar hübsche Momente hat der Film zwar trotzdem, aber eben keinerlei Alleinstellungsmerkmale. Gibt es denn nicht irgendein Filmuniversum, in dem man Jolt aufnehmen könnte? Als Solofilm funktioniert er leider nicht.
Jolt | |
Originaltitel: | Jolt |
Genre: | Action |
Bundesstart: | 23.07.2021 (Prime Video) |
Laufzeit: | 91 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Regie: | Tanya Wexler |
Drehbuch: | Scott Wascha |
Vorlage: | Original-Drehbuch |
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