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„Hellboy – Call of Darkness“: B-Movie-Charme mit Rock ’n Blood
Auf der Jagd nach der mächtigen Blutkönigin entdeckt der Dämon mit der Steinfaust seine wahre Herkunft. Wieso das Reboot oft Spaß macht, manchmal aber auch ernüchtert, erfährst Du in der featured-Filmkritik zu Hellboy – Call of Darkness.
In unserem All-About zu Hellboy gehen wir etwas detaillierter auf die Vorgeschichte des Reboots ein. Die Kurzfassung: Der geplante dritte Teil der ersten Hellboy-Filmreihe war den Produzenten zu teuer. In Konsequenz entwickelte das auf Indie-Genre spezialisierte Studio Millenium Films ein Reboot. Härter und näher an der Comicvorlage von Mike Mignola sollte der Film sein. Nun, das ist er.
Hexenjagd: Der Dämon vor dem Blutgericht
Vor tausend Jahren drohte die unsterbliche Hexe Nimue (Milla Jovovich), auch als die Blutkönigin bekannt, mit ihrer Pest die ganze Welt in den Untergang zu stürzen. König Artus konnte die Blutkönigin jedoch vorher töten und ließ ihre Einzelteile in ganz England vergraben.
In der Gegenwart sammeln ihre Diener diese Einzelteile nun wieder zusammen. Das Büro zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Phänomene (B.U.A.P.) und Hellboy (David Harbour) sollen das verhindern. Hilfe bekommt der Halbdämon dabei von seinem Adoptivvater Prof. Broom (Ian McShane), dem Medium Alice Monaghan (Sasha Lane) und dem Spezialagenten Ben Daimio (Daniel Dae Kim). Blöd nur, dass Hellboy selbst die vielleicht größte Bedrohung für die Menschheit ist.
Hellboy: Der Kampf der Autoren
Autor Andrew Cosby hat den erfolgreichen Comicverlag Boom gegründet, die TV-Serie Eureka entwickelt und den Actionfilm 2 Guns produziert. Hellboy – Call of Darkness ist sein erstes Spielfilmdrehbuch. Und das merkt man. In starker Anlehnung zum Referenzmedium Comic erzählt Cosby sequentiell. Es fühlt sich so an, als würde man durch einen Stapel Comics blättern, aber nie eines von Anfang bis Ende durchlesen (dürfen). Wir können nur mutmaßen, dass er sich so sehr über sein Engagement gefreut hat, dass er einfach seine liebsten Hellboy-Comics vermischt hat. Neue Hintergrundgeschichten gibt es im Zehn-Minuten-Takt und machen für sich genommen Spaß, wirken aber wenig homogen. Sie erinnern eher an „Was bisher geschah“-Segmente bei Stranger Things, The Chilling Adventures of Sabrina und anderen TV-Serien.
Hellboys Herkunft, die Blutkönigin, Rache für eine verpatzte Kindheit, Intrigen, König Artus, Hexen – bei so vielen Erzählsträngen hätte es schon einen erfahrenen Dramaturgen gebraucht, um alles unter einen Hut zu bekommen.
Vollblut-Comic-Action mit gelungenen Fantasy-Charakteren
Nicht nur die Story ist etwas zerstückelt. Regisseur Neil Marshall bleibt seinen B-Movie-Wurzeln treu und geizt nicht mit Blut und überdrehter Comic-Gewalt. Gefangene werden hier nicht gemacht. Insbesondere das letzte Drittel des Films dreht nochmal ordentlich an der Gewaltschraube; natürlich dermaßen grotesk, dass man verschmitzt grinsen muss. Leider können nicht alle Effekte überzeugen. Insbesondere viele Green-Screen-Aufnahmen wirken unnötig günstig. Dem gegenüber stehen viele gelungene Fantasy-Kreaturen. Auch hier drängt sich der Gedanke auf, dass man das vorhandene Budget vielleicht lieber in eine Serie investiert hätte.
Brachiales Film-Deja-Vu mit loser Zunge
Einige Elemente aus den bisherigen Filmen finden sich, auch visuell, fast eins zu eins in Hellboy – Call of Darkness wieder. Abseits dessen, liefert das Reboot sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Comic-Action-Spaß. Frei nach dem Motto: „Weniger Fantasy, mehr Horror“. Aus dem High-Class-Hollywood-Franchise wird ein wilder B-Movie-Ritt, der sich nicht dem großen Publikum anbiedert. Mit einer Portion Glück an den Kinokassen dürfen wir die zahlreichen spannenden Charaktere in weiteren Filmen besser kennenlernen.
Hellboy – Call of Darkness, ein Filmtipp für Fantasy-, Action- oder Horrorfans.
OT: Hellboy
Genre: Horror / Action / Comic
Bundesstart: 11.04.2019
Laufzeit: 121 Minuten
FSK: Ab 16 Jahren
Regie: Neil Marshall
Drehbuch: Andrew Crosby
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