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Halo in der Serienkritik: Star Chief Troopers und der Ring der Verdammnis
Seit dem 24. März 2022 gibt es die Videospiel-Adaption „Halo“ fürs Heimkino. Wir haben uns die Science-Fiction-Serie rund um den Master Chief angeschaut. Warum wir mit gemischten Gefühlen zurückbleiben und für wen Halo empfehlenswert ist, erfährst Du in der Serienkritik zu Halo.
Die Menschheit expandiert auf andere Planeten. Dabei trifft sie auf eine aggressive und technisch hochentwickelte außerirdische Zivilisation – die Allianz. Im Kampf gegen die Allianz setzt das Militär der Menschen auf genetisch optimierte Elite-Krieger:innen, wie den Master Chief John-117. Als dieser anfängt seine Vergangenheit zu hinterfragen, wird er zu einer Bedrohung für das Militär.
In den USA veröffentlichte der Streamingdienst „Paramount+‘‘ im März 2022 die Videospieladaption „Halo“. Hier in Deutschland strahlte Sky die wöchentlichen Episoden simultan aus. Nun steht die komplette erste Staffel auch auf anderen Diensten zum Kauf bereit, etwa Amazon Prime Video und Apple TV. Anlässlich dessen haben wir Halo für Dich angeschaut. Handfeste Action, coole Ideen aber bisweilen ausgelutschte Geschichten und Charakterstereotypen, lassen uns mit Fragezeichen zurück. Ob die Serie sich lohnt, erfährst Du hier.
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Halo: Master Chief John-117 im Krieg der Welten
Vorgeschichte: Während der fortschreitenden Kolonialisierung der Galaxie befindet sich die Menschheit im Krieg mit der Allianz, einem außerirdischen theokratisch regierten Volk.
In diesem Konflikt verteidigt und repräsentiert das United Nations Space Command („Weltraumkommando der Vereinten Nationen“), auch UNSC genannt, die Menschheit. Dessen erfolgreichstes Werkzeug ist das Spartan-Programm. Spartans sind genetisch optimierte und wissenschaftlich gesteuerte Supersoldat:innen, mit erhöhter Körperkraft und überbordender Ausdauer. Emotionslos erledigen sie einen Auftrag nach dem anderen. Unter den Spartans ist Master Chief Petty Officer John-117 (Pablo Schreiber) – kurz Master Chief – das Aushängeschild und die Galionsfigur des UNSC.
2552: Auf dem Planeten Madrigal löschte eine Einheit der Allianz einen Stützpunkt menschlicher Widerstandskämpfer:innen aus. Der Master Chief und sein Team können lediglich eine junge Frau retten – Kwan Ha (Yerin Ha). Bei dieser Mission findet und berührt Master Chief ein Alien-Artefakt, das verborgene Erinnerungen in ihm weckt. Infolgedessen beginnt er damit, seine eigene Vergangenheit zu erforschen und macht Bekanntschaft mit Cortana (Jen Taylor), einer neuen Art von künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig versucht auch die Allianz das Artefakt in die Hände zu bekommen. Es birgt womöglich die Geheimnisse des Halos, einer uralten mächtigen kosmischen Waffe.
Halo Origins, Part I: Die große Figuren-Exposition
Master Chief, Dr. Catherine Halsey (Natascha McElhone), Kai-125 (Kate Kennedy), Soren-066 (Bokeem Woodbine), Kwan Ha, Makee (Charlie Murphy), Dr. Miranda Keyes (Olive Gray) – all diese Charaktere bekommen eigene Handlungsstränge. Um alle diese Charaktere sollen wir uns nach neun Episoden sorgen; bei allen sollen wir mitfiebern. Das ist seitens des Drehbuchs eine herkulische Aufgabe, an der eine Serie nur scheitern kann.
Ein Beispiel für diesen Überfluss ist die Geschichte der jungen Widerständlerin Kwan Ha. Deren Story ist so entkoppelt, dass es sich streckenweise, wie eine andere Serie anfühlt. Die Geschichte einer aufstrebenden jungen Kämpferin, die nach ihren Wurzeln sucht, kann auch spannend sein, na klar, aber im Kontext der Halo-Serie wirkt sie egal. Vielleicht nimmt die Figur Kwan Ha in der angekündigten zweiten Staffel eine wichtigere Rolle ein. In diesem Fall wäre Kwan Has Geschichte wenigstens im Großen und Ganzen nicht so deplatziert.
Generell drängt sich der Eindruck auf, die erste Staffel wäre eine große Exposition, um alles vermeintlich Wichtige zu erklären, damit es in Staffel zwei abgehen kann. Wir hoffen inständig, dass sich dieser überbordende Charakter-Mix in Zukunft auszahlt.
Halo Origins, Part II: Ein wunderbarer Cast
Ein Lichtblick ist die Besetzung. So weiß etwa Kate Kennedy als Spartan-Kriegerin Kai-125 zu überzeugen. Sie durchläuft einen ähnlichen Selbstfindungsprozess wie der Master Chief, entwickelt dabei aber eine positivere Attitüde. Warum Kai-125 ihr emotionales Erwachen nun ausgerechnet mit Haarefärben zelebrieren muss, haben wir allerdings auch nicht verstanden.
Natascha McElhone spielt Dr. Catherine Halsey, die Leiterin des Spartan-Programms und Entwicklerin der Cortana-K.I., eindringlich, aber angenehm unaufgeregt. Ihre Entwicklung von der zwielichtigen Wissenschaftlerin zur Antagonistin ist ein Highlight.
In diesem Kontext hebt sich die Figur Makee noch etwas mehr ab. Makee ist einer von zahlreichen Charakteren, der exklusiv für die TV-Serie entworfen wurde. Sie ist menschlich, lebt aber als eine religiös verehrte Auserwählte bei der Allianz und hasst die Menschheit ebenso wie die Aliens. Darstellerin Charlie Murphy porträtiert die Figur beeindruckend nuanciert mit einem gewissen Fanatismus im Blick. Abseits dessen zieht Murphy mühelos die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Wir unterstellen Absicht.
Halo Origins, Part III: Die Reproduktion von Reproduktion
Kurzes Gedankenspiel: Du schaust einen Film. Du kennst die Marke – immerhin war die Vorlage ein Meilenstein der Popkultur. Aber mit jeder Minute Laufzeit drängt sich Dir der Mangel an Innovation auf – so, als hättest Du das alles schon zigmal gesehen.
Wir kennen das etwa von Filmen wie „Ghost in the Shell“ (2017). Das Problem: Die Vorlage ist ein popkultureller Ankerpunkt, an dem sich ein ganzes Genre messen lassen muss. So ist mittlerweile allgemein bekannt, dass sich die Macherinnen der „Matrix“-Filme großzügig an der Ästhetik des Animes „Ghost in the Shell“ (1995) bedienten. Matrix selbst revolutionierte wiederum das Actionkino der Gegenwart. Als 2017 dann der Realfilm „Ghost in the Shell“ mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle erschien, wirkte es so, als würde er etwas nachahmen. Etwas, das seine Vorlage aber selbst inspiriert hat.
Dieser Effekt kommt auch bei der aktuellen Halo-Serie zum Tragen. Das Entwickler:innen-Team veröffentlichte zusammen mit dem ersten Teil der Videospielreihe, „Halo: Kampf um die Zukunft“ (2001), eine Liste mit dem Titel „The Bungie Guide to Sci Fi“. Dort findet sich auch jene Science Fiction, welche die Macher:innen für die Welt von Halo inspiriert hat – direkt oder indirekt. Und natürlich liest sich diese Liste wie ein Who is Who des Sci-Fi-Genres – von Filmen wie „Terminator“ über die „Dune“-Romane bis zu „Robocop“. Die Videospielreihe hat daraus einen eigenen Stil und ein eigenes Narrativ destilliert. Die Serie hingegen schafft das (noch) nicht.
Halo Origins, Part IV: Say Halo to the Silver Timeline
Halo: The Series, so der Originaltitel, soll einen eigenen Kanon etablieren; außerhalb der Halo-Videospiele. Diese Kontinuität benannte die ausführende Produzentin Kiki Wolfkill als Halo Silver Timeline.
Bei dem Versuch, sich von der Originalreihe zu emanzipieren, stolpern die Macher:innen der Serie allerdings von einem ausgetretenen Pfad in den nächsten. Die Hintergrundgeschichte um den Master Chief erinnert unweigerlich an Filme wie „Robocop“ oder „Equilibrium“: Optimierte Elite-Krieger, finden nach und nach zur eigenen Menschlichkeit zurück und decken dabei die eigene Vergangenheit auf. Hauptdarsteller Pablo Schreiber spielt den zunehmend zerknirschten Master Chief überzeugend, ständig oszillierend zwischen Wut, Depression und Nervenzusammenbruch. Leider befreit es das Szenario nicht von Klischees. Zu allem Überfluss wird der Master Chief in der Serie auch noch zu einer Art Auserwählten-Figur, der im kosmischen Gefüge eine besondere Rolle zukommt. Spoilern wollen wir an dieser Stelle nicht.
Ansonsten gibt es noch Intrigen in der Regierung, geheime Experimente an Kindern, Prophezeiungen, böse Aliens und dubiose Wissenschaftler:innen und Military Fiction. Und wer diese Zutaten nach bekanntem Rezept zubereitet, bekommt am Ende eben Einheitsbrei heraus. Einheitsbrei mit einem prominenten Markennamen.
Halo Origins, Part V: Gute Ausstattung in mittelmäßigen Effekten
In puncto Ausstattung kann Halo aber überzeugen. Die Kostüme sehen erfreulicherweise nicht nach schlechtem Cosplay aus, sondern vermitteln einen authentischen Eindruck. Insbesondere der Anzug des Master Chiefs lässt sich sehen. Wie gut die Kostümbildnerei gearbeitet hat, wird leider noch deutlicher, wenn Handgemachtes mit Animiertem verschmelzen soll.
Die Kreaturen der Allianz sehen in ruhigen Szenen überzeugend genug aus, um nicht aus der Handlung zu reißen. In Kampfsequenzen hingegen entlarvt sich der Budenzauber zu schnell. Sprünge, Stürze, Aufpralle – hier will die Physik so gar nicht stimmen und viel zu oft entsteht der Eindruck, man würde eine Zwischensequenz aus einem älteren Videospiel anschauen. Passend dazu können einige digitale Kulissen so gar nicht überzeugen. Wenn beispielsweise die menschliche Makee in den opulenten Thronsälen der Allianz zwischen den Aliens steht, ist die Illusion unangenehm löchrig. Dann täuscht nichts mehr darüber hinweg, dass wir gerade eine Schauspielerin in einer digitalen Kulisse sehen, die mit animierten Figuren interagiert. Schade.
Aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Um der Spielreihe Tribut zu zollen, gibt es zahlreiche Kampfsequenzen, die mit der Ego-Perspektive arbeiten („First Person“). Diese sind dynamisch genug, um zu unterhalten und erlauben hier und da einen Funken Immersion. In Summe hoffen wir, dass die Macher:innen für die zweite Staffel noch ein wenig an der Stellschraube für die Effekte drehen.
Unser Fazit zu Halo: Sci-Fi-Drama mit guten Ansätzen und ungenutztem Potential
Halo liefert Science-Fiction mit einem tragischen Helden und einer großen Portion Drama, das sich in einer diffusen und sich verlaufenden Story manchmal zu lang anfühlt. Fans der Spiele müssen sich mit einer stereotypen Dekonstruktion der Kultfigur Master Chief abfinden. Andererseits gibt die Serie Fans und Neuzugängen eine Chance, die Figuren, Orte und Artefakte gleichermaßen neu kennenzulernen. Obgleich die erste Staffel uns nicht restlos begeistert hat, freuen wir uns auf Staffel zwei, deren Dreharbeiten schon im Sommer 2022 beginnen sollen. Womöglich tauscht Halo die ausufernde Exposition dann gegen ein, zwei fokussierte Handlungsstränge ein. Als Serie ist Halo womöglich nicht inspirierend – inspiriert ist sie jedoch in jedem Fall.
Halo ist ein featured-Serientipp für Fans von „Starship Troopers 2: Held der Föderation“ (2004); „Ender’s Game“ (2013); „Dead Space: Aftermath“ (2011) und „The Expanse“ (seit 2015).
Halo | |
Originaltitel: | Halo: The Series |
Genre: | Science-Fiction / Military Science-Fiction |
Start: | 24. März 2022 (VoD) |
Laufzeit: | 9 Episoden je 50 bis 60 Minuten |
Altersempfehlung: | ab 16 Jahren (Sky) |
Regie: | Otto Bathurst; Roel Reiné; Jonatthan Liebesman; Jessica Lowrey |
Drehbuch: | Steven Kane; Kyle Killen; Justine Juel Gillmer; Richard E. Robbins; Silka Luisa |
Konnte Dich die Geschichte um den Master Chief John-117 überzeugen? Was wünschst Du Dir von der zweiten Staffel? Wir freuen uns über Deine Ideen in den Kommentaren.