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Gran Turismo | Kritik: Tausche Spielcontroller gegen Lenkrad
Können Gamer:innen, die in Rennspielen hervorragend fahren, ihre Leistung auch auf die Straße übertragen? Der Brite Jann Mardenborough hat bewiesen, dass es auch im echten Leben geht. Seine Geschichte wurde verfilmt und braust nun in „Gran Turismo“ über die Leinwand. Wir verraten Dir in der Kritik zu Gran Turismo, wie viel PS der Streifen hat.
Jann Mardenborough (Archie Madekwe) ist brillant am Steuer. Zumindest auf der Playstation, wo er Hunderte von Stunden auf den Strecken des Rennspiels „Gran Turismo“ verbringt. Doch auch im echten Leben will der junge Mann Rennfahrer werden. Leider fehlt ihm dafür das Geld, denn Motorsport ist teuer. Der Traum scheint unerreichbar, bis er eines Tages bei einem Turnier sein Können unter Beweis stellen kann. Sollte er als Sieger hervorgehen, winkt ihm ein Platz in einem Trainingscamp. Dort treffen die weltbesten Gran Turismo-Gamer:innen aufeinander und fahren um den Hauptpreis: Einen Platz im Rennstall von Nissan. Doch der Weg ist nicht einfach und es ist lange fraglich, ob Jann gemeinsam mit seinem Mentor Jack Salter (David Harbour) und Marketing-Manager Danny Moore (Orlando Bloom) wirklich im Motorsport Fuß fassen kann.
Gran Turismo: Von der Spielkonsole hinters Lenkrad
Wenn Du schon ein paar Runden in „Gran Turismo 7“ gedreht hast und auch sonst ein großer Motorsport-Fan bist, wirst Du mit der Verfilmung voll auf Deine Kosten kommen. Schon in den ersten Minuten tauchst Du in die Welt des (virtuellen) Rennsports ein, denn Jann spielt zwar auf der PlayStation 5, benutzt aber nicht einfach nur den Controller, sondern hat in seinem Zimmer eine ganze Konstruktion für Simulated-Racing (Sim-Racing) aufgebaut. So wird ihm und Dir ein reales Fahrgefühl vermittelt. In zahlreichen Szenen wird gezeigt, wie Fahrphysik und Autoteile originalgetreu vom echten Rennwagen ins Spiel übertragen wurden. Der Film spielt mit den Perspektiven: Plötzlich sitzt Jann nicht mehr hinter dem Steuer seines Sportwagens, sondern hinter dem Lenkrad seiner Konsole – oder umgekehrt.
Eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit
Ein talentierter Sim-Racing-Fahrer bestreitet Rennen in echten Sportwagen: Was unglaublich klingt, beruht auf einer wahren Geschichte. Bis dato hat Jann Mardenborough mehr als 200 Rennen gefahren und wirkt auch im Film als Stuntdouble für Archie Madekwe und als Berater mit.
Der Film erzählt die Geschichte von Jann, seiner Familie und seiner Karriere. Ein wichtiger, wenn auch tragischer Teil davon ist der Unfall, der bei einem Rennen auf dem Nürburgring passiert. Auf der berüchtigten Nordschleife hebt sein Rennwagen ab und verursacht einen schweren Unfall, bei dem ein Zuschauer ums Leben kommt. Gran Turismo greift diese Tragödie mit auf, rückt diesen Unfall aber nur kurz in den Mittelpunkt. Hier hätten wir uns etwas mehr Tiefgang gewünscht, denn für unseren Geschmack kommt Jann ein wenig zu schnell über diesen tragischen Zwischenfall hinweg.
Der Gran Turismo-Film geizt nicht mit Details
Für nachdenkliche Momente bleibt nur wenig Zeit. Nach dem Umfall bringt Mentor Jack Salter den jungen Rennfahrer wieder zurück in den Rennsport. Die Story ist vollgepackt mit Details, die faszinieren und zugleich etwas überfordern, denn in Janns Leben passiert einfach sehr viel. Von Streitereien mit seinem Vater (Djimon Hounsou), über Querelen mit seinen Konkurrent:innen bis hin zu Konzentrationsschwierigkeiten: Statt sich nur auf die Rennfahrerei zu konzentrieren, beleuchtet der Film viele Aspekte von Janns Leben.
Großartiger Nebendarsteller und großartige Bildsprache
Zwei Dinge sind uns beim Gran Turismo-Film besonders im Gedächtnis geblieben: Die schauspielerische Leistung von David Harbour, die selbst Orlando Bloom in den Schatten stellt, und der fantastische Look des Films. David Harbour als ehemaliger Rennfahrer, Chefingenieur und nun Mentor von Jann ist perfekt besetzt. Kaum ein anderer Schauspieler mimt momentan so gut den Kerl mit dem harten Kern und weichem Herzen.
Die grandiosen Rennaufnahmen wurden oft aus dem Auto heraus gefilmt. So hatten wir das Gefühl mittendrin, statt nur dabei zu sein.
Ein Traum für Gran Turismo- und Motorsport-Fans
Gran Turismo schafft es, uns über zwei Stunden lang zu unterhalten, und das, obwohl wir Motorsport zwar mögen, aber nicht fanatisch lieben. Grund dafür sind die wahnsinnig gelungenen Bilder, die der Streifen neben der wirklich faszinierenden Story aneinanderreiht. Mal folgen wir Jann auf der virtuellen Strecke, mal fahren wir mit in echten Fahrzeugen auf richtigem Asphalt. Diese Szenen sind so gut gedreht und mit gelungenem Sound untermalt, dass wir direkt Lust hätten, ebenfalls in einen Rennboliden zu steigen. Dass das aber nicht so einfach ist, wie Du Dir das vielleicht vorstellt, wird glücklicherweise auch zur Genüge gezeigt. Beispielsweise dann, wenn Jann und seine Mitstreiter:innen zum ersten Mal in einem richtigen Rennwagen über die Piste heizen. Im Spiel angezeigte Idealkurven werden hin und wieder in die Realität übertragen und tragen zum Gran Turismo-Feeling bei, das man aus der Rennsimulation kennt. Darüber hinaus will Sony Pictures beweisen, wie nah Gran Turismo am echten Rennfahrerlebnis sein kann. Da verschmerzen wir auch gern, dass so manche Logos wie die von PlayStation, Nissan und Co. sehr häufig zu sehen sind.
Gran Turismo in der Kritik: Unser Fazit
Der Film über Jann Mardenborough ist ein Muss für Dich, wenn Du Motorsport- und/oder auch ein Gran Turismo-Fan bist. Aber auch selbst wenn Du bisher nur wenig Berührungspunkte mit Rennboliden, sowohl virtuell als auch real, hattest, könnte Dich Gran Turismo begeistern. Durch die wahre Begebenheit ist die Story noch unglaublicher und spannender. Allein schon für die geniale Optik lohnt sich die Fahrt, pardon, der Gang ins Kino.
Gran Turismo
Genre: | Action |
Bundesstart: | 10. August 2023 |
Laufzeit: | 134 Minuten |
FSK: | Ab 12 Jahren freigegeben |
Regie: | Neill Blomkamp |
Drehbuch: | Neill Blomkamp, Zach Baylin |
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