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GigaTV statt Kino? So stark könnte sich die Filmbranche verändern
Die Corona-Pandemie mischt die Kinobranche ordentlich auf – mit langfristigen Folgen für die gesamte Filmindustrie. Denn immer mehr Streifen sollen direkt als Stream erscheinen. Liegt die Zukunft also bei Diensten wie GigaTV statt dem Kino?
„Wonder Woman 1984” war nur der Anfang: Warner Bros. kündigte überraschend an, dass alle Filme des Studios 2021 in den USA parallel zum Kinostart auch als Stream erscheinen werden. Wie es um einen deutschen Release steht, wissen wir zwar noch nicht. Wir können aber nicht ganz ausschließen, dass die Filme auch hierzulande zeitnah bei einem Streamingdienst landen werden.
Diese Entscheidung kommt nicht völlig überraschend. Denn bereits in diesem Jahr waren einige Kinofilme zeitnah zum Streamen freigegeben worden (wir berichteten). Möglicherweise liegt die Zukunft also auch in den Händen von Angeboten wie GigaTV. Industrie-Insider gehen jedenfalls davon aus, dass ein Wandel stattfindet – und künftig anhalten könnte.
Die Filmindustrie im Aufbruch
Die globale Pandemie brachte die Filmbranche ebenso in die Zwickmühle wie viele andere Zweige der Entertainment-Industrie: Plötzlich konnten Menschen einfach nicht mehr ins Kino gehen. Kosten für Filme konnten nicht mehr auf traditionelle Art eingespielt werden.
Bis dato wurde die Vermarktung in strikter Reihenfolge durchgeführt: Zunächst kamen die Kinos, an deren Kassen bereits über Erfolg oder Misserfolg entschieden wurde. Erfolgreiche Filme spielten oft bereits in dieser Phase ihre Produktionskosten wieder ein. In der nächsten Stufe kamen Autokinos und Programmkinos hinzu. Darauf folgte dann der Release als Home-Entertainment-Format – früher nur als DVD und Blu-ray, inzwischen erscheinen sie parallel auch im Pay-TV und bei Streamingdiensten. Als letzter Verwertungsschritt kam dann die Ausstrahlung im Fernsehen dazu.
Da diese traditionelle Verwertungskette zuletzt wegfiel, entschlossen sich einige Produktionsfirmen, ihre Filme direkt oder zumindest relativ zeitnah als Stream zu veröffentlichen.
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Streaming First oder doch ins Kino?
Der Ansatz, Streaming als Hauptverwendungszweck für Filme zu nutzen, kommt dank Pandemiesituation nun langsam in Mode. Disneys Remake von „Mulan“ war im Herbst ein gutes Beispiel für einen Blockbuster, der gezwungenermaßen in einem Streaming-First-Ansatz veröffentlicht werden musste. Der Konzern hatte einen dreistelligen Millionenbetrag in die Produktion gesteckt und den Film gezielt auch auf ein chinesisches Publikum hin ausgerichtet. In den letzten Jahren war dieser Markt auch für Hollywood immer wichtiger geworden und konnte auch Filme stützen, die sich in den USA nicht gut verkauften.
Aufgrund geschlossener Kinosäle entschied sich Disney aber letztlich dazu, den Film online zu veröffentlichen. Der Streamingdienst Disney Plus nahm den Streifen zunächst als Premium-Inhalt ins Programm, für den Nutzer extra zahlen müssen. Ein riskantes Manöver, allerdings wirtschaftlich notwendig, wenn Disney die enormen Produktionskosten wieder hereinholen wollte. Ein paar Wochen später stellte man „Mulan” dann für alle Abonnenten kostenfrei zur Verfügung.
Am Ende war es jedoch nicht das Fehlen von Kinos, sondern kreative Probleme, die „Mulan“ wohl zu einem Flop machten: Fans beklagten direkt nach dem Release den fehlenden Charme des Films im Vergleich zum Zeichentrick-Original: Kein niedlicher Drache, keine Lieder, keine Heldin, die durch Fleiß und Charakterstärke das Böse besiegt. Probleme politischer Natur sorgten indes dafür, dass der Film in China von staatlicher Seite mit Boykottaufrufen belegt wurde.
So könnte die Zukunft aussehen
Disneys Vorstoß mag nicht vollständig funktioniert haben – dürfte aber ein Vorbild sein. Selbst wenn bald erste Impfungen starten können, dauert es wahrscheinlich noch eine ganze Weile, bis die Pandemie für beendet erklärt wird. Einige Kinobetreiber könnten dann längst aufgegeben haben. Laut Warner soll die Entscheidung, Filme direkt als Stream zu veröffentlichen, zunächst zwar auf ein Jahr begrenzt sein. Gegenüber der New York Times schloss Toby Emmerich (Vorsitzender von Warner Bros. Pictures) aber nicht aus, dass das Vorhaben auch über 2021 hinaus Bestand hat.
Branchenexperten sehen künftig eine Mischung der verschiedenen Verwertungsmodelle als möglich an. Und wie genau diese aussieht, könnten die Produktionsfirmen bei jedem Film individuell planen und maßschneidern. Allerdings haben nicht nur die Produzenten, sondern auch die Kreativen möglicherweise noch ein Wörtchen mitzureden: Christopher Nolan zum Beispiel forderte, dass sein aktuelles Werk „Tenet“ zunächst nur im Kino zu sehen sein sollte. Er wollte das bild- und audiogewaltige Werk nicht den verschiedenen Konfigurationen von Heimtheatern oder gar Smartphone-Displays überlassen.
Trotzdem könnten Filme künftig auch direkt als Stream erscheinen. Die Bezeichnung Kinopremiere wäre damit wohl hinfällig. Aber Sofafilm klingt einfach nicht schmissig genug, um sich weitläufig zu etablieren. Dennoch: Dienste wie GigaTV, Netflix und Co. dürften künftig noch mehr an Gewicht gewinnen. Auch als Ausgangspunkt für das ganz große Kino.
Gehst Du lieber ins Kino oder schaust Du Filme auf der heimischen Couch? Schreib uns gerne einen Kommentar.
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