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Ghostbusters: Legacy in der featured-Filmkritik: Geisterreiches Spuk-Scharmützel mit Nostalgie-Bonbon
In den Achtzigern retteten die Geisterjäger Ray, Peter, Winston und Egon die New Yorker Innenstadt. 35 Jahre später tritt nun Egons Enkelin in „Ghostbusters: Legacy“ deren Nachfolge an. Warum der neue Film ganz prächtig funktioniert, erfährst Du in der featured-Filmkritik.
Der Weg zu der hier vorliegenden Ghostbusters-Fortsetzung war ein langer. Ur-Ghostbuster Dan Akroyd (Rolle: Ray) versuchte jahrelang sein Drehbuch für „Ghostbusters in Hell“ umzusetzen, dessen Konzept letztendlich im Computerspiel „Ghostbusters: The Game“ genutzt wurde. Nach dem Tod von Egon-Darsteller Harold Ramis, wurden die Pläne für eine Fortsetzung verworfen. Stattdessen erblickte ein Ghostbusters-Remake mit Melissa McCarthy das Licht der Leinwand. Der Erfolg war überschaubar. Zwischen 2018 und 2019 drehte Jason Reitman klammheimlich die hier vorliegende Fortsetzung unter dem Arbeitstitel „Rust City“. Und wir finden, der Weg hat sich gelohnt!
Ghosterbusters III: Das Geheimnis von Summerville
Die alleinerziehende Mutter Callie (Carrie Coon) zieht mit ihren zwei Kindern in die beschauliche US-Kleinstadt Summerville. Das heruntergekommene Landhaus, das sie von ihrem kürzlich verstorbenen Vater geerbt hat, fällt an allen Ecken und Kanten auseinander. Hinzu kommt, dass ihre zwei Kinder mit der neuen Umgebung zunächst so gar nichts anfangen können. Die zwölfjährige Phoebe (Mckenna Grace), ist überdurchschnittlich intelligent, fremdelt allerdings mit Menschen. Ihr siebzehnjähriger Bruder Trevor (Finn Wolfhard) ist extrovertiert, besonders wenn er mit seiner Kollegin im Aushilfsjob flirtet. Probleme hat er allerdings in der Schule. Als Phoebe entdeckt, dass sie die Enkelin des Ghostbusters Egon Spengler (Harold Ramis; † 2014) ist, erahnt sie auch die Verantwortung dieses Erbes. Denn zeitgleich beginnen allerlei Geistererscheinungen die Einwohner:innen von Summerville zu plagen. Zusammen mit ihrem Klassenkameraden Podcast (Logan Kim) und ihrem Klassenlehrer Mr. Groober (Paul Rudd) kommt sie dem Geheimnis der Kleinstadt auf die Spur.
Legacy, Part I: Das unvermeidbare Soft-Reboot
Das Ghostbuster-Remake von 2016 entpuppte sich als Kassenflop und Zielscheibe für Kritiker:innen, auch wenn wir in dem Film durchaus auch Stärken sahen. Vor allem bestätigte das Remake mit seinem Misserfolg eine neue Erscheinung: Das Publikum will Soft-Reboots. Die Show-Lieblinge sollen also nicht durch eine neue Storyline überholt, sondern ganz im Gegenteil mit altem Charme in die Gegenwart geholt werden. Wir erinnern uns dabei an das die jüngste Halloween-Sequel, das einen Film von 1978 fortsetzt. Weitere Beispiele sind „Jurassic World“, „Blade Runner 2049“, die jüngste TV-Serie um Killer-Puppe Chucky oder auch der kommende Film „Scream“.
Ausgehend von diesem Gedanken war ein Film wie Ghostbusters: Legacy unvermeidbar. Nicht nur inhaltlich knüpft er an die zwei Ghostbusters-Filme der Achtziger an. Hinter der Kamera übergab deren Regisseur und Co-Autor Ivan Reitman die Fackel an seinen Sohn Jason Reitman. Und dieser lässt für Fans der Originale keine Wünsche offen. Das Drehbuch erweitert den Mythos des ersten Films; lässt dabei allerdings die Handlung von Ghostbusters II stiefmütterlich außen vor.
Legacy, Part II: Geisterjäger:innen zum Liebhaben
Paul Rudds Figur Mr. Groober ist nicht nur ein Love Interest für die alleinerziehende Mutter Callie, sondern auch Projektionsfläche für den gemeinen Ghostbusters-Fan. Wenn er eine Geisterfalle bestaunt oder die Geschehnisse des ersten Films rezitiert, wollen wir ihn in den Arm nehmen und sagen: I feel you! Selbst die Flirtversuche zwischen beiden wirken herzlich und laden zu schmunzligem Fremdschämen ein.
Wofür das Drehbuch von Gil Kenan und Jason Reitman ansonsten Pluspunkte bekommt, ist die Fülle an weiteren liebenswerten – wirklich liebenswerten – Charakteren. Der Mitschüler Podcast etwa, der etwas zu sehr auf Verschwörungserzählungen abfährt und das perfekte Pendant zur komplett rationalen Protagonistin Phoebe ist.
Aber auch die Dialoge zwischen anderen Figuren funktionieren gut und wechseln sich mit ausreichend Gag-Material ab. So versucht Phoebe etwa, ihre Sozialkompetenzen zu erweitern und probiert sich an folgendem Gag: „Was haben Hamster und Zigaretten gemeinsam haben? Beide sind gefährlich, wenn man sie im Mund anzündet.“
In dem ansonsten ansprechenden Figurenensemble geht die Figur des großen Bruders Trevor etwas unter. Er hat streng genommen nicht mehr zu tun, als die anderen Figuren von A nach B zu kutschieren. Und das wirkt, kurz gesagt, einfallslos. Dasselbe gilt auch für die Grundstory. Ghostbusters: Legacy ist eigentlich ein Best-of vergangener Zeiten. Spoilern wollen wir an dieser Stelle nicht, aber Fan-Service schreibt der Film schon sehr groß. Etwas mehr Mut zu mehr Neuem wäre schön gewesen.
Mckenna Grace: Die ideale Besetzung
Hatten die ersten beiden Filme ihre Wurzeln deutlich im Horror-Genre, liefert Regisseur Jason Reitman mit Ghostbusters: Legacy einen 1-A-Familienfilm ab. Mindestens in diesem Punkt emanzipiert er sich von seinen Vorgängern. Dies spiegelt sich auch in der Entscheidung wider, jugendliche Protagonist:innen zu etablieren. Hauptdarstellerin Mckenna Grace erweist sich dabei als echter Glücksgriff. Als soziophobe, hyperintelligente, clevere zwölfjährige Phoebe stiehlt sie selbst Co-Stars wie Paul Rudd die Show. Den Charakter mag das Drehbuch anbieten, aber erst Grace spielt die Figur so auf den Punkt und liefert den Humor so staubtrocken ab, dass es eine echte Freude ist.
Fairerweise: Überraschend ist das nicht. Mckenna Grace hat sich in den letzten fünf Jahren konsequent als Jungdarstellerin etabliert, anfangs als jüngere Version der Protagonistinnen (Spuk in Hill House, Chilling Adventures of Sabrina), dann zunehmend in eigenständigen Haupt- und Nebenrollen.
Ghostbusters: Legacy und Neustart
Ghostbusters: Legacy liefert familienfreundliche Abenteuerkost mit Grusel- und Fantasy-Beilage. Elemente wie die zuckersüßen Minimarshmellow-Männchen, Dämonenhunde und das bekannte Auto Ecto-1 sind die Kirsche auf dem Nostalgie-Nachtisch. Satt macht das allein aber nicht. Wirklich Spaß bringt das offensichtlich talentierte Ensemble rund um Mckenna Grace und Paul Rudd. Die Musik von Rob Simonsen bleibt angenehm altmodisch und versucht erst gar keine Experimente mit zeitgenössischem Pop. Gleiches gilt für die Spezialeffekte, die angenehm häufig nicht nur aus dem Rechner kommen. Trotz der ganzen Nostalgie stellt der Film hier und da die Weichen für eine Zukunft der Filmreihe.
Ein featured-Filmtipp, auch für Fans von „Ghostbusters“ (1984), „Die Goonies“ (1985), „Die Nacht der Abenteuer“ (1987), „Monster Busters“ (1987).
Ghostbusters: Legacy | |
Originaltitel: | Ghostbusters: Afterlife |
Genre: | Komödie / Fantasy |
Bundesstart: | 18.11.2021 (Kino) |
Laufzeit: | 124 Minuten |
FSK: | Ab 12 Jahren |
Regie: | Jason Reitman |
Drehbuch: | Gil Kenan, Jason Reitman |
Vorlage: | Charaktere aus Ghostbusters: Die Geisterjäger (1984) |
Post-Credit-Scene | ja |
Welcher Ghostbusters-Film oder welche Serie ist Dein liebster Auftritt der Geisterjäger:innen? Wir nehmen Deinen Fan-Call in den Kommentaren entgegen!