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Nomadland in der featured-Filmkritik: Country Roads, take me anywhere
Im eindrücklichen Roadmovie-Drama „Nomadland“ begibst Du Dich mit einer modernen Nomadin auf eine emotionale Reise durch die USA. Wir verraten Dir, warum Du Dir diesen dreifachen Oscargewinner unbedingt anschauen solltest.
Fern (Frances McDormand) hat nach dem Tod ihres Mannes nur noch sich und ihren Transporter. Mit ihm fährt sie kreuz und quer durch die USA und hangelt sich von einem Aushilfsjob zum nächsten. Dabei bleibt sie stets rastlos und beharrt darauf, nicht als obdachlos, sondern vielmehr als „hauslos“ bezeichnet zu werden. Auf ihrer steten Reise durch das Land trifft sie die unterschiedlichsten Menschen und macht Bekanntschaften zu anderen Nomad:innen, deren Wege sich immer wieder kreuzen.
Nomadland basiert auf der non-fiktionalen Geschichte „Nomadland: Surviving America in the 21st Century“ der Journalistin Jessica Bruder, die für ihr Buch unter anderem monatelang selbst in einem Campervan lebte.
Nomadland: Eine Geschichte von Nähe und Distanz
Im Zentrum von Nomadland steht Fern, ihr Umgang mit dem Verlust ihres Mannes und sogar dem ihrer Heimat. Nachdem der einzige größere Arbeitgeber der Kleinstadt Empire im US-Bundestaat Nevada dichtgemacht hat, verkommt Ferns Heimat immer mehr zur Geisterstadt. Nichts hält sie mehr dort.
Die ständige Rastlosigkeit wird nicht nur ihr, sondern auch Dein Begleiter während des knapp zweistündigen Films. Der Abstand, den Regisseurin und Drehbuchautorin Chloé Zhao dabei zu der Protagonistin hält, variiert. Wenn Fern nachts in ihrem Transporter vor Kälte kaum Schlaf findet, bist Du ihr als Zuschauer:in extrem nah. Wiederum hält Nomadland Dich auf Abstand, wenn Fern auf eine Gruppe anderer Nomaden trifft und von einigen herzlich, von anderen argwöhnisch empfangen wird. Mit Szenen wie diesen gelingt es Zhao, gleichzeitig Nähe und Distanz zu vermitteln.
Ein Cast so vielfältig wie das Leben
Die bekannte und brillante Frances McDormand gewann gerade für diese Rolle erneut den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Und David Strathairn (“Good Night, and Good Luck.”, “Lincoln”) punktet als Nomade Dave. Chloé Zhao war es jedoch wichtig, in ihrem Film nicht nur professionelle Schauspieler:innen ins Rampenlicht zu rücken: Zahlreiche Bekannte, die Fern auf ihrer Reise trifft, leben tatsächlich als ständig umherreisende Nomad:innen. Darunter Swankie (Charlene Swankie), den nicht bloß Fern, sondern auch Du ins Herz schließen wirst oder Bob (Bob Wells), der Nomad:innen-Gruppenleiter. Der vielfältige und aus dem Leben entsprungene Cast verleiht Nomadland zusätzliche Authentizität und Nähe.
Geschichten aus dem Land der (un)begrenzten Möglichkeiten
Gerade die Geschichten der Nomad:innen machen den Film so vielschichtig und interessant. Du möchtest gerne mehr erfahren über Swankie, Bob und Co. Nomadland zeigt allerdings nur die Berührungspunkte, die Fern mit ihnen hat, dann muss sie weiterziehen. Diese ewige Rastlosigkeit ist es, was Nomadland ebenfalls gut vermittelt. Nicht zu vergessen sind die Landschaften, die Fern auf ihrem Weg durchquert. In eindrucksvollen Bildern wird Fern und auch Dir klar, wie groß und bisweilen einsam die USA sein können. Schon allein für diese Panoramen lohnt sich der (künftige) Gang ins Kino.
Apropos einsam – richtig einsam ist Fern nicht und sie macht auch nie den Eindruck, unglücklich zu sein. Nach und nach wird deutlich, dass sie sich freiwillig für den Weg entschieden hat, sich nicht zu binden.
Achtung, Spoiler: Spätestens, wenn Fern ihre Schwester um finanzielle Hilfe bitten muss, um ihren Transporter zu reparieren zu können, wird das deutlich. Das Angebot, sich in ihrer Nähe niederzulassen, schlägt sie genauso aus wie das von Nomade Dave, der sich im späteren Verlauf des Films entscheidet, sesshaft zu werden.
Ein verdienter Oscar-Abräumer
Nomadland ist ein langsamer, herzlicher und lange nachhallender Film, auf den Du Dich allerdings einlassen musst. Mit großartigen Bildern und bedächtigen Szenen erzählt der Film die Geschichte einer Aussteigerin, die sich für eine selbstgewählte Freiheit entschieden hat und die der Bekanntschaften, die sie auf ihrem Roadtrip trifft. Das Drama schafft es, ohne erhobenen Zeigefinger oder Brechstange sowohl positive als auch negative Aspekte dieser Lebensart zu beleuchten. Gerade durch die herzlichen und authentischen Figuren bleibt Nomadland dabei immer menschlich. Ein berührender Film, der die Oscars für den besten Film, die beste Regie und die beste Hauptdarstellerin absolut verdient hat.
NomadlandGenre: | Drama |
Bundesstart: | noch nicht bekannt |
Laufzeit: | 108 Minuten |
FSK: | ab 0 Jahren freigegeben |
Regie: | Chloé Zhao |
Drehbuch: | Chloé Zhao, Jessica Bruder (Buch) |
Du freust Dich schon drauf, bald den nächsten Roadtrip zu starten? Verrate uns in den Kommentaren, wohin er Dich führen wird.