Fern (Frances Dormand) sitzt lachend mit Nomad:innen draußen auf einem Klappstuhl.
© Photo Courtesy of Searchlight Pictures. © 2020 20th Century Studios All Rights Reserved
Bild aus Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim
Plakat zum Musical-Film Wicked

Nomadland in der featured-Filmkritik: Country Roads, take me anywhere

Im ein­drück­lichen Road­movie-Dra­ma „Nomad­land“ beg­ib­st Du Dich mit ein­er mod­er­nen Nomadin auf eine emo­tionale Reise durch die USA. Wir ver­rat­en Dir, warum Du Dir diesen dreifachen Oscargewin­ner unbe­d­ingt anschauen solltest.

Fern (Frances McDor­mand) hat nach dem Tod ihres Mannes nur noch sich und ihren Trans­porter. Mit ihm fährt sie kreuz und quer durch die USA und hangelt sich von einem Aushil­f­sjob zum näch­sten. Dabei bleibt sie stets rast­los und behar­rt darauf, nicht als obdach­los, son­dern vielmehr als „haus­los“ beze­ich­net zu wer­den. Auf ihrer steten Reise durch das Land trifft sie die unter­schiedlich­sten Men­schen und macht Bekan­ntschaften zu anderen Nomad:innen, deren Wege sich immer wieder kreuzen.

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Nomad­land basiert auf der non-fik­tionalen Geschichte „Nomad­land: Sur­viv­ing Amer­i­ca in the 21st Cen­tu­ry“ der Jour­nal­istin Jes­si­ca Brud­er, die für ihr Buch unter anderem monate­lang selb­st in einem Camper­van lebte.

Nomadland: Eine Geschichte von Nähe und Distanz

Im Zen­trum von Nomad­land ste­ht Fern, ihr Umgang mit dem Ver­lust ihres Mannes und sog­ar dem ihrer Heimat. Nach­dem der einzige größere Arbeit­ge­ber der Kle­in­stadt Empire im US-Bun­destaat Neva­da dicht­gemacht hat, verkommt Ferns Heimat immer mehr zur Geis­ter­stadt. Nichts hält sie mehr dort.

Die ständi­ge Rast­losigkeit wird nicht nur ihr, son­dern auch Dein Begleit­er während des knapp zweistündi­gen Films. Der Abstand, den Regis­seurin und Drehbuchau­torin Chloé Zhao dabei zu der Pro­tag­o­nistin hält, vari­iert. Wenn Fern nachts in ihrem Trans­porter vor Kälte kaum Schlaf find­et, bist Du ihr als Zuschauer:in extrem nah. Wiederum hält Nomad­land Dich auf Abstand, wenn Fern auf eine Gruppe ander­er Nomaden trifft und von eini­gen her­zlich, von anderen arg­wöh­nisch emp­fan­gen wird. Mit Szenen wie diesen gelingt es Zhao, gle­ichzeit­ig Nähe und Dis­tanz zu vermitteln.

Frances Dormand als Fern ist in einer trockenen Felslandschaft zu sehen.

Für ihre Rolle als Fern gewann Frances Dor­mand den Oscar als beste Haupt­darstel­lerin. — Bild: Pho­to Cour­tesy of Search­light Pic­tures. © 2020 20th Cen­tu­ry Stu­dios All Rights Reserved

Ein Cast so vielfältig wie das Leben

Die bekan­nte und bril­lante Frances McDor­mand gewann ger­ade für diese Rolle erneut den Oscar als beste Haupt­darstel­lerin. Und David Strathairn (“Good Night, and Good Luck.”, “Lin­coln”) punk­tet als Nomade Dave. Chloé Zhao war es jedoch wichtig, in ihrem Film nicht nur pro­fes­sionelle Schauspieler:innen ins Ram­p­en­licht zu rück­en: Zahlre­iche Bekan­nte, die Fern auf ihrer Reise trifft, leben tat­säch­lich als ständig umher­reisende Nomad:innen. Darunter Swankie (Char­lene Swankie), den nicht bloß Fern, son­dern auch Du ins Herz schließen wirst oder Bob (Bob Wells), der Nomad:innen-Gruppenleiter. Der vielfältige und aus dem Leben entsprun­gene Cast ver­lei­ht Nomad­land zusät­zliche Authen­tiz­ität und Nähe.

Fern (Frances Dormand) sitzt mit Nomade Dave (David Strathairn) auf Stühlen an einem Felsabhang.

Fern (Frances Dor­mand) und Nomade Dave (David Strathairn). — Bild: Pho­to Cour­tesy of Search­light Pic­tures. © 2020 20th Cen­tu­ry Stu­dios All Rights Reserved

Geschichten aus dem Land der (un)begrenzten Möglichkeiten

Ger­ade die Geschicht­en der Nomad:innen machen den Film so vielschichtig und inter­es­sant. Du möcht­est gerne mehr erfahren über Swankie, Bob und Co. Nomad­land zeigt allerd­ings nur die Berührungspunk­te, die Fern mit ihnen hat, dann muss sie weit­erziehen. Diese ewige Rast­losigkeit ist es, was Nomad­land eben­falls gut ver­mit­telt. Nicht zu vergessen sind die Land­schaften, die Fern auf ihrem Weg durch­quert. In ein­drucksvollen Bildern wird Fern und auch Dir klar, wie groß und bisweilen ein­sam die USA sein kön­nen. Schon allein für diese Panora­men lohnt sich der (kün­ftige) Gang ins Kino.

Fern (Frances Dormand) steht neben einem Campervan und blickt auf eine verlassene Landschaft gen Horizont.

So ein­sam und wun­der­sam kann das (Nomad:innen-)Leben sein. — Bild: Pho­to Cour­tesy of Search­light Pic­tures. © 2020 20th Cen­tu­ry Stu­dios All Rights Reserved

Apro­pos ein­sam – richtig ein­sam ist Fern nicht und sie macht auch nie den Ein­druck, unglück­lich zu sein. Nach und nach wird deut­lich, dass sie sich frei­willig für den Weg entsch­ieden hat, sich nicht zu binden.

Achtung, Spoil­er: Spätestens, wenn Fern ihre Schwest­er um finanzielle Hil­fe bit­ten muss, um ihren Trans­porter zu repari­eren zu kön­nen, wird das deut­lich. Das Ange­bot, sich in ihrer Nähe niederzu­lassen, schlägt sie genau­so aus wie das von Nomade Dave, der sich im späteren Ver­lauf des Films entschei­det, sesshaft zu werden.

Ein verdienter Oscar-Abräumer

Nomad­land ist ein langsamer, her­zlich­er und lange nach­hal­len­der Film, auf den Du Dich allerd­ings ein­lassen musst. Mit großar­ti­gen Bildern und bedächti­gen Szenen erzählt der Film die Geschichte ein­er Aussteigerin, die sich für eine selb­st­gewählte Frei­heit entsch­ieden hat und die der Bekan­ntschaften, die sie auf ihrem Road­trip trifft. Das Dra­ma schafft es, ohne erhobe­nen Zeigefin­ger oder Brech­stange sowohl pos­i­tive als auch neg­a­tive Aspek­te dieser Leben­sart zu beleucht­en. Ger­ade durch die her­zlichen und authen­tis­chen Fig­uren bleibt Nomad­land dabei immer men­schlich. Ein berühren­der Film, der die Oscars für den besten Film, die beste Regie und die beste Haupt­darstel­lerin abso­lut ver­di­ent hat.

Nomad­land
Genre: Dra­ma
Bun­desstart: noch nicht bekannt
Laufzeit: 108 Minuten
FSK: ab 0 Jahren freigegeben
Regie: Chloé Zhao
Drehbuch: Chloé Zhao, Jes­si­ca Brud­er (Buch)

Du freust Dich schon drauf, bald den näch­sten Road­trip zu starten? Ver­rate uns in den Kom­mentaren, wohin er Dich führen wird.

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