Dream tragt seinen Helm in der Serie Sandman
© Netflix © 2022
Bild aus Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim
Plakat zum Musical-Film Wicked

Netflix’ Sandman: Serie vs. Comic – die größten Unterschiede und mehr zur Vorlage

Mit „Sand­man“ hält sich aktuell eine Com­ic-Adap­tion weit oben in der Topliste der deutschen Net­flix-Charts. Darin siehst Du eine faszinierende und düstere Geschichte um den Traumkönig Mor­pheus und seine „ewigen” Geschwis­ter Death, Despair und Desire. Die Serie basiert auf dem gle­ich­nami­gen Com­ic von Neil Gaiman, der in den 1990er-Jahren ein Meilen­stein des Fan­ta­sy-Gen­res war. Welche Unter­schiede es zwis­chen der Sand­man-Serie und den Comics gibt, warum der Stoff lange als unver­film­bar galt und warum Du nach dem Bin­gen der ersten zehn Fol­gen gle­ich die Comicbände ver­schlin­gen soll­test, erfährst Du hier. 

Es ist schon ungewöhn­lich, dass eine Super­helden-Sto­ry damit anfängt, dass der Held gefan­gen genom­men, all sein­er Kräfte beraubt wird und hun­dert Jahre lang schweigt. Aber Mor­pheus, der auch Dream genan­nt wird, ist kein klas­sis­ch­er Super­hero wie Bat­man und Super­man – obwohl er im sel­ben DC-Uni­ver­sum existiert. Bei den Sand­man-Geschicht­en ste­hen die Men­schen im Mit­telpunkt, die seinen Weg kreuzen, und die Träume, die sie haben.

33 Jahre nach der Veröf­fentlichung des ersten Sand­man-Comics gibt es nun endlich eine Adap­tion. Die Net­flix-Serie kommt nicht nur visuell an die Kun­st­fer­tigkeit der Vor­lage her­an, son­dern weiß auch die kom­plex­en Geschicht­en unter­halt­sam für das Heimki­no zu erzählen. Dabei war es jahrzehn­te­lang ungewiss, ob der Traum-Stoff über­haupt als Film oder Serie umset­zbar ist.

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Worum geht es im Sandman-Comic?

Der Sand­man-Com­ic ist zwis­chen 1989 und 1996 in 75 Heften (beziehungsweise zehn Sam­mel­bän­den) und ein­er Rei­he von Son­der­aus­gaben bei Ver­ti­go erschienen. Einem Unter­ver­lag von DC Comics, der sich auf „reifere” Erzäh­lun­gen für Erwach­sene fokussiert. In den ersten Aus­gaben geht es um Mor­pheus, dessen Auf­gabe es ist, den Men­schen Träume und Alp­träume zu bescheren. Als er eines Tages durch einen Zauber einge­fan­gen wird, schwindet auch sein Ein­fluss. Sein Herrschafts­ge­bi­et, das Traum­re­ich, wo alle Men­schen sich befind­en, wenn sie Träu­men, begin­nt zu zer­fall­en. Einige der Träume entkom­men in die wache Welt, und Mil­lio­nen Men­schen lei­den an ein­er mys­ter­iösen Schlafkrankheit. Alles nur, weil Dream sich nicht um sein reich küm­mern kann.

Dream steht vor seinem Schloss im Traumreich

Dream ste­ht vor den Trüm­mern seines Traum­re­ich­es. — Bild: Net­flix © 2022

Im Ver­lauf der Erzäh­lun­gen lernst Du die Geschwis­ter von Dream (Traum) ken­nen: Death (Tod), Desire (Ver­lan­gen), Despair (Verzwei­flung), Destruc­tion (Zer­störung), Des­tiny (Schick­sal) und Delir­i­um. Sie sind die Ewigen, die die Men­schen schon immer begleit­et haben. Die Geschicht­en spie­len in ver­schiede­nen Zeit­en und an unter­schiedlichen Orten. Es treten Got­theit­en, Märchen­fig­uren und Sagengestal­ten, Men­schen jeden Alters und jed­er Kul­tur und schreck­liche Mon­strositäten auf.

Das sind die fünf besten Serien nach Comicvorlage

Mit GigaTV greif­st Du auf Free-TV, Pay-TV und sog­ar Stream­ing­di­en­ste wie Net­flix zu und kannst Sendun­gen auf Wun­sch aufnehmen. Falls Du von diesem Ange­bot noch nicht gehört hast, schau am besten hier bei unser­er Über­sicht vor­bei – dort find­est Du alle Infos.

Netflix-Serie vs. Sandman-Comic: Das sind die größten Unterschiede (Spoilerwarnung)

Größ­ten­teils hält sich die Adap­tion eng an die Comicvor­lage. Die ersten paar Fol­gen set­zen jew­eils eine Hef­taus­gabe um. Von den zehn Bän­den der Haup­trei­he deckt die ger­ade veröf­fentlichte Staffel Sand­man die zwei ersten Comics ab: „Prälu­di­en und Not­turni” und „Das Puppenhaus”.

Der erste Teil behan­delt Mor­pheus’ Suche nach seinen drei Kraft­ge­gen­stän­den. Das sind sein magis­ch­er Rubin, sein schützen­der Helm und der Sand, mit dem er Men­schen zum Träu­men bringt. Der zweite Teil han­delt von der Geschichte von Rose Walk­er, die unfrei­willig zu ein­er Gefahr für das Traum­re­ich wird. Ein paar Unter­schiede gibt es aber doch. Hier sind einige der wichtigsten:

Die Burgess-Fam­i­lie ist aus­führlich­er erzählt

Im Com­ic zaubert der Okkul­tist Rod­er­ick Burgess, auch genan­nt Magus, Mor­pheus her­bei, nimmt ihn gefan­gen und beraubt ihn sein­er Gegen­stände. Dies geschieht auch in der Serie, allerd­ings wird hier ein anderes Motiv betont. Während Com­ic-Magus lediglich seine Zauberkräfte beweisen will, wün­scht sich Serien-Magus (Charles Dance) nichts mehr, als seinen Erst­ge­bore­nen mit der Hil­fe der Ewigen wiederzubeleben. Sein jün­ger­er Sohn, Alex (Lau­rie Kynas­ton), kommt in der Serie eben­falls aus­führlich­er zum Zug. Im Com­ic ist er eher pas­siv, in der Ver­fil­mung ist er ambiva­len­ter und tötet sog­ar Mor­pheus’ Raben sowie seinen eige­nen Vater.

Roderick Burgess, Alex und zwei Wachen betreten den Keller in der Serie Sandman

Rod­er­ick Burgess (Charles Dance) und sein Sohn Alex (Lau­rie Kynas­ton) spie­len in der Net­flix-Serie eine größere Rolle. — Bild: Net­flix © 2022

Der Korinther wird gle­ich zu Anfang eingeführt

Der Korinther ist ein fleis­chge­wor­den­er Alp­traum und mit seinen bezah­n­ten Augen ein extrem gruseliger Geg­n­er des Sand­mans. Im Com­ic gab er sein Debüt erst in der Pup­pen­haus-Sto­ry­line. In der Serie wird er bere­its in Folge eins als Serienkiller einge­führt, der um jeden Preis ver­mei­den will, dass Mor­pheus ihn ins Traum­re­ich zurück­bringt. Seine Rolle ist hier größer, seine psy­chopathis­chen Charak­terzüge wer­den noch deutlicher.

Der Korinther hat statt Augen zwei weitere Münder im Gesicht

Statt in Augen blickst Du beim Korinther (gespielt von Boyd Hol­brook) in zwei kleine Mün­der. — Bild: Net­flix © 2022

Es kom­men keine anderen DC-Held:innen vor

Sand­man ist Teil des DC-Com­ic-Uni­ver­sums, aber davon merkt man in der Net­flix-Serie kaum etwas. In den Sand­man-Comics erhält er seinen Rubin mit Hil­fe des Mar­t­ian Man­hunters, der zur Jus­tice League gehört. Als er die Hölle betritt, führt ihn der Dämon Etri­g­an zu Luz­ifer. Der okkulte Detek­tiv John Con­stan­tine, der bere­its in ein­er Ver­fil­mung von Keanu Reeves und in ein­er Serie von Matt Ryan gespielt wurde, wird in der Serien­adap­tion von ein­er neuen Fig­ur verkör­pert – Johan­na Con­stan­tine (Jen­na Cole­man). Und John Dee (David Thewlis) ist im Com­ic nicht in irgen­dein­er x-beliebi­gen Psy­chi­a­trie, son­dern im berüchtigten Arkham Asy­lum, wo zum Beispiel auch der Bat­man-Bösewicht Scare­crow einsitzt.

Johanna Constantine führt einen Exorzismus aus

Johan­na Con­stan­tine wird in der Serien-Adap­tion von Jen­na Cole­man gespielt. — Bild: Net­flix © 2022

Luz­ifer tritt selb­st zum Duell an

In der Hölle lässt sich Mor­pheus von Luz­ifer den Dämo­nen Choron­zon brin­gen, in dessen Besitz sich der Helm des Traumkönigs befind­et. Das fol­gende Duell wird im Com­ic von Choron­zon per­sön­lich aus­ge­tra­gen. In der Serie lässt er allerd­ings Luz­ifer für sich antreten. Sicher­lich wurde dies so arrang­iert, um den Kon­flikt zwis­chen Luz­ifer und Mor­pheus in ein­er möglichen zweit­en Staffel deut­lich­er zu machen. Dies bah­nt sich schon am Ende der let­zten Folge an, wo Luz­ifer sich mit dem Dämo­nen Azazel gegen Sand­man ver­schwört. Der dritte Höl­len­fürst aus dem Com­ic, Beelze­bub, wird in der Serie noch nicht erwähnt.

Luzifer und Sandman stehen sich in der Hölle gegenüber

Anders als im Com­ic tritt Dream gegen Luz­ifer bei einem Duell um seinen Helm an. — Bild: Net­flix © 2022

Sandman-Comics: Der Stoff, aus dem die Träume sind

Es gibt also vieles in den Sand­man-Comics zu ent­deck­en, was es nicht in die Net­flix-Serie geschafft hat. Aber auch darüber hin­aus sind die Comicbände, die von unter­schiedlichen Künstler:innen illus­tri­ert wur­den, echte Kunst­werke, die es wert sind, gele­sen zu wer­den. Die zehn Bände der Haup­trei­he sind auf Deutsch bei Pani­ni in ver­schiede­nen Edi­tio­nen erhältlich. Dazu gibt es noch rei­hen­weise Spin-off-Comics und Pre­quels zu Fig­uren wie Death, Luz­ifer und den anderen Ewigen.

Der Sand­man-Com­ic erhielt dutzende Ausze­ich­nun­gen, darunter die Hugo- und Eis­ner-Awards, und lan­dete sog­ar auf der New York Times Best­seller-Liste. Viele dieser Preise waren bis dato nur „richtiger” Lit­er­atur vor­be­hal­ten. Zusam­men mit Werken wie Alan Moores „Watch­men” und Frank Millers „The Dark Knight Returns” sorgte Neil Gaimans Sand­man in den 90ern dafür, dass das Image von Comics sich wan­delte und kun­stvolle „Graph­ic Nov­els” erwach­sene, anspruchsvollere Leser:innenschaften anzog. Denn bis dahin wur­den sie oft als Schundlit­er­atur für Kinder abgetan.

Noch mehr Insides zum Com­ic bekommst Du hier serviert:

The Sand­man auf Net­flix: Alle Infos zur Comic­serie von Neil Gaiman

Warum galt Sandman als unverfilmbar?

Klar, dass sich durch den Erfolg des düsteren Goth-Comics eine Menge Film­schaf­fende die Fin­ger danach leck­ten. Aber wie lassen sich 3.000 Seit­en mit hun­derten Charak­teren, exis­ten­ziellen The­men, Schau­plätzen von Shakespear’schen Zauber­wäldern bis zu den Rin­gen der Hölle, poet­is­chen Dialo­gen und dazu noch bluti­gen Splat­ter-Szenen für ein Block­buster-Kinop­ub­likum verfilmen?

Gaimans Antwort darauf: „Am besten gar nicht.” Aus Angst, dass eine schlechte Ver­fil­mung das Ver­mächt­nis seines Comics zer­stören kön­nte, wies der Fan­ta­sy-Autor mehrere Hollywood-Produzent:innen ab. Er wartete stattdessen auf Umset­zun­gen, die dem Orig­i­nal-Mate­r­i­al würdig waren. Erste Drehbüch­er von Warn­er Bros. wur­den abgelehnt, da die Ver­ant­wortlichen Sand­man lieber als strumpfho­sen­tra­gen­den Action­helden sehen woll­ten, als den grü­bel­nden Anti­helden aus den Comics. Mehrere Adap­tio­nen wur­den begonnen und abge­brochen: Sand­man steck­te jahre­lang in der Devel­op­ment Hell. Ein­er der let­zten unver­wirk­licht­en Ver­suche stammte von Joseph Gor­don Levitt und wurde 2016 endgültig eingestampft.

Neil Gaiman sitzt neben dem Helm vom Sandman und schaut in die Kamera

Neil Gaiman haben wir zahlre­iche Sci­ence-Fic­tion- und Fan­ta­sy-Geschicht­en, Comics sowie Drehbüch­er zu ver­danken. — Bild: Ekua King / Net­flix 2022

Mit der neuen Net­flix-Adap­tion ist nun eine Umset­zung gelun­gen, die selb­st den skep­tis­chen Gaiman, der hier aus­führende Pro­duzent ist, zufrieden stellt. Da es auf der Stream­ing-Plat­tform mehr Sendezeit gibt, ste­ht genug Raum für die ausufer­n­den Erzählstränge zur Ver­fü­gung. Und die Regis­seure Allan Hein­berg und David S. Goy­er waren sel­ber Fans der Comics und woll­ten unbe­d­ingt mit Gaiman zusammenarbeiten.

Sand­man Staffel 2: So kön­nte es mit Mor­pheus bei Net­flix weitergehen

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