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Der Sturz von Wirecard: Die wahre Geschichte hinter der Netflix-Doku
„Skandal! Der Sturz von Wirecard” (Start: 16. September 2022) erzählt die wahre Geschichte eines unglaublichen Betrugs. Die Netflix-Doku zeigt, wie aus einem gefeierten Business-Überflieger ein wirtschaftlicher Totalschaden wurde – und wie ein Journalist den kriminellen Machenschaften gieriger Manager auf die Spur kam.
Wirecard: Die wahre Geschichte in einer Netflix-Doku
In der Doku Skandal! Der Sturz von Wirecard rollt Netflix noch einmal den wohl größten Finanzskandal der deutschen Geschichte auf. Dieser Skandal inspirierte bereits die sehr amüsante Netflix-Serie „King of Stonks”. Aber während die Serie das Thema mit satirischer und lustvoller Übertreibung angeht, macht die Dokumentation nun ernst.
Sie lässt nämlich jenen Mann zu Wort kommen, der die ganze Sache überhaupt erst ins Rollen brachte: den Journalisten Dan McCrum. Der Brite recherchierte sechs Jahre für die Financial Times zu den Geschäften der Münchner Firma Wirecard – und stieß auf kriminelle Machenschaften, die die ganze Republik erschütterten. Seine Enthüllungen lösten schließlich einen Skandal und wenig später den Sturz des gefeierten FinTech-Unternehmens aus.
Das steckt hinter dem Wirecard-Skandal
Wirecard wurde am 1. Januar 1999 in München gegründet. Das Unternehmen wickelte Zahlungen bei Online-Transaktionen ab – als Schnittstelle zwischen Käufer:innen und Händler:innen. Im Mittelpunkt standen Kreditkarten.
Einerseits gab der Dienstleister diese an Kund:innen heraus. Andererseits übernahm er die technische Abwicklung von Kreditkartenzahlungen und kassierte dafür teilweise hohe Gebühren.
Das Unternehmen wuchs immer weiter und gründete ein Geflecht aus Tochterfirmen. 2018 war Wirecard auf dem Zenit des Erfolgs: In dem Jahr drängte der Dienstleister sogar die Commerzbank aus dem Deutschen Aktienindex (Dax). Endlich, so schien es, hatte auch Deutschland ein erfolgreiches Tech-Unternehmen.
Doch der Absturz folgte schnell. Die Financial Times deckte 2019 auf, dass Wirecard den Umsatz künstlich nach oben getrieben hatte – durch die Abwicklung angeblicher Zahlungen mit asiatischen Firmen, die es schon jahrelang nicht mehr gab.
Zwar dementierte Wirecard, doch die Aktie brach erstmals ein. Nachdem Shortseller:innen bei Hedgefonds auf fallende Kurse wetteten, fiel der Aktienwert innerhalb weniger Tage sogar auf die Hälfte.
Der »Financial Times«-Journalist Dan McCrum hat sein Leben riskiert, um den #Wirecard-Skandal aufzudecken. Nun hat er ein Buch geschrieben – und rechnet darin mit deutschen Behörden und Journalisten ab. (S+) https://t.co/3DhvEppqJS
— DER SPIEGEL (@derspiegel) May 20, 2022
Die Financial Times legte nach und berichtete über weitere Umsatzfälschungen mit Partnerfirmen. Den mehrmals vertagten Jahresabschluss für 2019 verschob Wirecard im Juni 2020 erneut – es fehlten 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz. Das Geld sollte sich angeblich auf Konten zweier philippinischer Banken befinden.
Als die eine Verbindung zu Wirecard bestritten, stellte sich heraus, dass der Finanzdienstleister die Unterlagen gefälscht hatte. Die Aktie stürzte in den Keller, eine Woche später meldete Wirecard Insolvenz an. Die Affäre rund um den Dienstleister gilt als größter Finanzskandal in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.
Die Staatsanwaltschaft München erhob im März 2022 Anklage gegen den früheren Wirecard-CEO Markus Braun, unter anderem wegen Veruntreuung, Bilanzfälschung und Manipulation des Aktienkurses. Das ehemalige Vorstandsmitglied Jan Marsalek ist untergetaucht, vermutlich in Russland. Nach ihm wird per internationalem Haftbefehl gefahndet.
King of Stonks: Die Geschichte von Cable Cash
Die Netflix-Serie King of Stonks ist an die wahre Geschichte von Wirecard angelehnt, nimmt sich aber etliche Freiheiten. Sie erzählt vom Programmierer Felix Armand (Thomas Schubert), der ein Online-Zahlungssystem entwickelt hat. Zusammen mit CEO Magnus A. Cramer (Matthias Brandt) steht er hinter Cable Cash, einem FinTech-Unternehmen.
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Magnus ist eine Art größenwahnsinniger Sonnenkönig, hat aber keine Ahnung von den Details des Geschäfts. Die Cable-Cash-Bosse benehmen sich wie Rockstars und werfen das Geld zum Fenster raus.
Felix tut alles für den Erfolg, auch vor Geldwäsche und der Täuschung von Anlegern schreckt er nicht zurück. Er versucht, nicht nur alles zusammenzuhalten, sondern auch noch alle gegeneinander auszuspielen – von Magnus über die Unterwelt bis hin zu Presse und Politik.
King of Stonks: Wahre Geschichte oder nicht? Die Parallelen
Größenwahn, Narzissmus, Gier und Betrug: Darum drehen sich die sechs Folgen der Satire-Serie King of Stonks. Wahr ist die Geschichte so nicht – Cable Cash hat nie existiert. Aber es gibt mehrere Parallelen zum echten Leben – zu Wirecard.
Sowohl in der fiktiven als auch in der wahren Geschichte von King of Stonks beziehungsweise Wirecard steht der steile Aufstieg eines deutschen Start-ups im Zentrum. Dann folgt jeweils eine Achterbahnfahrt – mit Absturz, kurzzeitiger Erholung und endgültigem, tiefem Fall.
Das Unternehmen Cable Cash aus der Serie ist ein Start-up, das Zahlungsdienstleistungen anbietet – wie einst auch Wirecard. Kein besonders aufregendes Geschäftsmodell, dennoch entsteht um die jungen Unternehmen ein gewaltiger Hype, der in aufsehenerregenden Börsengängen gipfelt.
Damit diese Investoren anlocken, blähen die Firmen Umsätze in Asien auf. Die CEOs sind zudem Blender, die mit einem gewissen Verkaufstalent gesegnet sind. Obendrein nehmen sogenannte Shortseller:innen die Firmen ins Visier: Sie verdienen Geld, wenn der Aktienkurs fällt – darauf wetten sie sogar.
Schließlich kommt die Wirtschaftspresse den Firmen auf die Spur und berichtet über die Machenschaften. Dann steht auch noch die Finanzaufsicht auf der Matte. All das ist auch die wahre Geschichte von Wirecard. Aber King of Stonks legt eine Schippe drauf und macht das Geschehen noch absurder und übertriebener.
Wirst Du Dir die Doku anschauen? Hättest Du gedacht, dass ein solcher Betrug möglich ist? Verrate es uns in den Kommentaren!