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Jurassic World 3 – Kritik: Die (Dino-)Welt ist nicht genug
Der heiß erwartete Dino-Blockbuster “Jurassic World: Ein Neues Zeitalter” startet am 8. Juni in den Kinos und bringt das berühmte Franchise endgültig auf das titelgebende globale Level. Dass das aber nicht unbedingt ein gutes Zeichen ist und warum Jurassic World 3 gerade dann am besten ist, wenn er sich auf alte Stärken beruft, erfährst Du in unserer Kritik. Für mehr Hintergründe haben wir auch ein Interview für Dich.
Fast drei Dekaden sind mittlerweile seit Steven Spielbergs “Jurassic Park” vergangen, das Dino-Fieber ist aber noch lange nicht abgeebbt. Größer, verrückter und immer spektakulärer: Nach dieser Devise wurde der Uhrzeit-Wahnsinn seit dem Original immer weiter nach oben eskaliert. Erst recht, seit Regisseur Colin Trevorrow 2015 die Reihe mit “Jurassic World” neu belebte.
Vier Jahre nach dessen Fortsetzung “Jurassic World: Das gefallene Königreich” geht es nun endlich weiter. Setzt Jurassic World 3: Ein Neues Zeitalter dem Ganzen nun die Krone auf? Immerhin mussten am Ende des Vorgängers sämtliche Dinos ihre abgeschirmte Insel verlassen und wurden – erstmals in der Franchise-Geschichte – auf einer großen Skala in die Welt entlassen.
Interesse an der eigenen Prämisse scheint Trevorrow, der auch das Drehbuch zu Jurassic World 3 geschrieben hat, aber nur bedingt zu haben. Denn die Ausbreitung von Dinosauriern über den ganzen Globus und die damit verbundenen Folgen spielen – wenn überhaupt – nur am Rande eine Rolle. Und das gleiche gilt lange Zeit auch für die prähistorischen Riesen selbst.
Wenn Du mehr zu den Hintergründen und Stars des Films wissen willst, dann schau doch in unser Interview mit dem Cast und dem Regisseur von Jurassic World 3.
Die Handlung von Jurassic World: Das neue Zeitalter
Auch in der Welt von Jurassic World sind vier Jahre vergangen, seit die Insel Isla Nublar von einem gewaltigen Vulkanausbruch zerstört wurde. Die Dinosaurier leben jetzt auf der ganzen Erde verteilt, was eine komplizierte Koexistenz zwischen Menschen und den zum Teil gefährlichen Ur-Echsen bedeutet. Gleichzeitig stellt ein stetig wachsender Schwarzhandel mit den Dinos ein zunehmendes Problem dar.
Owen Grady (Chris Pratt) und Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) leben derweil zurückgezogen in der amerikanischen Wildnis, wo sie ihre Ziehtochter Maisie (Isabella Sermon) vor ihren Häschern verbergen wollen. Diese ist nämlich ein menschlicher Klon von Charlotte Lockwood, der Tochter des Mitbegründers von Jurassic Park, Benjamin Lockwood. Und ihre Gene sind für einige Leute sehr viel Geld wert.
Das Versteckspiel hat jedoch ein Ende, als Maisie von Dinosaurier-Wilderern erkannt und entführt wird. Owen und Claire machen sich an die Verfolgung und es beginnt eine Jagd über den halben Globus. Unterdessen stehen die Wissenschaftler Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) und Dr. Alan Grant (Sam Neill) aber vor einer ganz anderen Krise:
Ganze Schwärme von riesigen genmanipulierten Heuschrecken bedrohen die weltweiten Nahrungsvorräte. Ihre Spurensuche führt die beiden auf Einladung ihres alten Kollegen Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) zu einer abgelegenen Forschungseinrichtung des Biosyn-Konzerns. Doch das liegt inmitten eines gewaltigen Dinosaurier-Reservats…
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Jurassic World 3: Wo sind die Dinos?
Menschliche Klone, eine entführte Tochter, Riesenheuschrecken und dazu noch zwei Truppen an Hauptcharakteren: Schon beim Überfliegen der Handlungsstränge von Jurassic World: Ein neues Zeitalter wird klar, dass hier ganz schön viele Fässer aufgemacht werden.
Die Folge? Zwischendurch fragt man sich wirklich, ob man hier noch in einem Jurassic Park-Film sitzt. Zwar wird Chris Pratts Owen noch im Westernstyle hoch zu Ross als eine Art Dino-Cowboy eingeführt, die eigentlichen Stars des Franchise – T-Rex und Co. – verschwinden aber für lange Zeit nahezu von der Bildfläche.
Stattdessen folgen wir Owen und Claire auf der Suche nach ihrer Tochter nach Afrika, was sich mehr wie die FSK 12-Version von “Taken” anfühlt – ganz sicher aber nicht wie ein aufregendes Abenteuer mit Dinosauriern. Diese erscheinen wie Statisten im eigenen Film, wenn sie nicht gerade per Fernsteuerung zu willenlosen Waffen umfunktioniert werden.
Auch bei Dr. Ellie Sattler und Dr. Alan Grant sieht es in dieser Beziehung nicht besser aus, da auch diese sich nicht etwa mit der globalen Ausbreitung der Dinosaurier, sondern HEUSCHRECKENSCHWÄRMEN befassen. Das mag zwar für eine halbgare Metapher zu Saatgut-Monopolen herhalten – zeugt aber auch von dem irritierenden Schluss der Macher, dass prähistorische Riesenechsen wohl nicht genug für einen Film sind.
Und so lässt Jurassic World 3 seine spannende Ausgangssituation auf dem Silbertablett stehen und verheddert sich stattdessen zunehmend in seinen eigenen, vornehmlich menschlichen Storysträngen. Von gleich zwei Fronten knallen dem Zuschauer Expositionswasserfälle entgegen, neue Bösewichte werden eingeführt und vor der Halbzeit lieblos abgefertigt, während coole neue Figuren wie die Pilotin Kayla (DeWanda Wise) erst dann eingeführt werden.
EIN guter Film steckt drin – kommt aber zu spät
Auf diese Weise wirkt Jurassic World 3 lange Zeit extrem zerfasert, hin- und hergerissen zwischen zwei Kontinenten, zwei Heldentruppen, unterschiedlichen Tonalitäten und jeder Menge Plotpoints, die oftmals ohne Mehrwert im Nichts verpuffen. Nach mehr als der Hälfte des Films wird dann aber klar, dass Colin Trevorrow zumindest nicht ganz vergessen hat, in welchem Franchise er sich befindet.
Denn sobald die Handlungsstränge von Owen, Claire, Sattler und Grant endlich zusammenlaufen – wohlgemerkt in einem abgeschirmten Biosyn-Dino-Reservat mitten in den Dolomiten – deutet sich noch ein richtig guter Film an. Auch das ist zwar nicht der Film, der Jurassic World 3 mit seiner globalen Skala hätte sein können, dennoch präsentiert er sich hier in der besten Tradition von Jurassic Park.
Bedrohliche Urwälder, finstere Höhlen, einsam stehende Aussichtsplattformen und klauenbewehrte Pflanzenfresser mit sadistischer Ader: Nicht nur optisch beweist Jurassic World 3 plötzlich wieder Stilwille und einen Sinn für Atmosphäre – jetzt lauert auch hinter jedem Baum wieder ein hungriger Saurier.
Ob bei einer nervenzerreißenden Hatz über einen Eissee oder beim atemlosen Verstecken unter der Wasseroberfläche, während nur Zentimeter darüber der Tod lauert: Hier verlässt sich Trevorrow ganz auf die Stärken des Originals und wirft den Zuschauer:innen einen coolen Dino nach dem anderen um die Ohren.
Leider kommt dieser Teil jedoch viel zu spät. Wer zu diesem Zeitpunkt nicht schon längst abgeschaltet hat, wird an dieser Stelle auch nur noch schwer aus der Lethargie zu reißen sein.
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Leider stark: Neue und alte Held:innen
Das ist auch in Hinsicht auf die Schauspieler:innen richtig schade, denn Chris Pratt (“Guardians of the Galaxy”) und Bryce Dallas Howard (“The Mandalorian”) haben mit der alten Garde um Laura Dern (“Marriage Story”), Sam Neill (“Peaky Blinders”) und Jeff Goldblum (“Thor 3”) eine so gute Chemie, dass man sie gut und gerne den ganzen Film über zusammen gesehen hätte. Wenn sich die Dino-Nerds aufgeregt gegenseitig komplementieren, nur um kurz darauf gemeinsam um ihr Leben zu kämpfen, kommt wieder so richtig Stimmung auf.
Da die beiden Truppen aber einen Großteil vom Film möglichst weit voneinander ferngehalten werden, bleibt so nur ein Einblick in das, was hätte sein können.
Doch losgelöst von den verpassten Chancen ist es trotzdem eine helle Freude, die Jurassic Park-Veteran:innen wieder vereint auf der Leinwand zu sehen. Schon bei Laura Derns und Sam Neills erstem Treffen im Film sieht man regelrecht die Funken sprühen. Und Jeff Goldblum ist als exzentrischer Wissenschafts-Guru Dr. Ian Malcolm sowieso ein verlässlicher Szenen-Dieb.
Enttäuschen muss dagegen wie schon im Vorgänger Jurassic World: Das gefallene Königreich wieder mal der Bösewicht, denn Campbell Scott (“Billions”) als hundertster fieser Steve-Jobs-Verschnitt ist wirklich nicht der Rede wert. Seine Screentime wünscht man da schon eher DeWanda Wise als Bad-Ass-Pilotin Kaya, die dank ihrer späten Einführung irritierenderweise auch mal Dino-Expert:innen Dinos erklären muss, um wenigstens auch noch auf ein paar Dialogzeilen zu kommen.
Fazit zu Jurassic World 3: Zu lang im falschen Film
So komisch es klingt, aber Jurassic World 3: Ein Neues Zeitalter scheint einfach kein Interesse an der eigenen Prämisse oder an Dinosauriern generell zu haben. Was übrig bleibt, sind ein Action-Thriller vom Reißbrett und ein oberflächlicher Öko-Spionage-Thriller, die plötzlich doch noch in einen Jurassic Park-Film münden.
Letzterer hätte sogar Potential gehabt – schade um die gut aufgelegten Stars.
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