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Deutsches Haus: Die wahre Geschichte hinter der Disney-Serie
Die Disney+-Serie „Deutsches Haus” erzählt die wahre Geschichte des ersten Auschwitz-Prozesses in Frankfurt. Dabei vermischt Serienschöpferin Anette Hess allerdings Fiktion und Realität, um sich dem wahren Verfahren über die erfundene Dolmetscherin Eva Bruhns zu nähern. Wir erklären Dir die Hintergründe der Serie.
Eine Serie nach dem Roman von Anette Hess
Wirtschaftswunder und Kleinbürgertum treffen in Deutsches Haus auf Verdrängung und Schuld. Die fünfteilige Miniserie basiert auf dem gleichnamigen Debütroman von Anette Hess, die auch als Showrunnerin fungiert. Hess war bereits für die Serien „Weissensee” und „Ku’damm 56” verantwortlich.
Deutsches Haus wurde von Disney+ in Auftrag gegeben und läuft ab dem 15. November 2023 bei dem Streaminganbieter, Regie führten Randa Chahoud und Isabel Prahl. Die Dreharbeiten fanden in Polen statt, allerdings sind die Schauplätze vorwiegend Frankfurt und Auschwitz-Birkenau.
Wovon handelt Deutsches Haus?
Deutsches Haus erzählt die wahre Geschichte des ersten Auschwitz-Prozesses, der von 1963 bis 1965 in Frankfurt am Main stattfand. Die Protagonistin der Serie ist Eva Bruhns (gespielt von Katharina Stark), die durch Zufall als Dolmetscherin die Aussagen polnischer KZ-Häftlinge übersetzen soll. So kommt sie erstmals mit den Gräueltaten, die in Auschwitz begangen wurden, in Berührung.
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Ihre Tätigkeit öffnet ihr nicht nur die Augen für die deutsche Geschichte, sondern lässt sie auch erkennen, welche Rolle ihre geliebten Eltern unter dem Terrorregime der Nationalsozialisten gespielt haben. Im Laufe des Prozesses beginnt die heile Familienidylle zu bröckeln. Die junge Frau stellt das eigene Leben und die Ignoranz der Menschen um sie herum in Frage.
Übrigens: Der Serientitel Deutsches Haus bezieht sich auf den Gasthof der Familie Bruhns, bietet aber auch darüber hinaus eine Menge Interpretationsspielraum.
Deutsches Haus: Wahre Geschichte oder nicht?
Zwar ist die Geschichte um Eva Bruhns, ihre Familie und ihren Verlobten Jürgen Schoormann fiktiv. Den Frankfurter Auschwitz-Prozess hat es allerdings wirklich gegeben. Vom 20. Dezember 1963 bis zum 19. August 1965 standen hier 22 Männer vor Gericht, die in Auschwitz tätig und für die Ermordung und Misshandlung vieler Inhaftierter mitverantwortlich waren. Im Laufe des Prozesses kamen 360 Zeug:innen zu Wort, viele von ihnen ehemalige KZ-Insass:innen.
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Am Ende wurden sechs Angeklagte zu lebenslangen Haftstrafen wegen Mordes und Beihilfe zu gemeinschaftlichen Morden in teils mehreren tausend Fällen verurteilt. Zehn Angeklagte erhielten mehrjährige Haftstrafen und drei Männer wurden aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Die übrigen zwei Angeklagten blieben aus gesundheitlichen Gründen der Verhandlung fern.
Was macht den Frankfurter Auschwitz-Prozess so besonders?
Der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess gilt als eines der wichtigsten Verfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Nicht nur wurden die damaligen Täter vor Gericht gestellt, sondern auch die Verbrechen in dem Konzentrations- und Vernichtungslager ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Diese historische Aufarbeitung zeigte auf, dass es sich nicht um die Taten einiger Einzelpersonen handelte, sondern um ein ganzes System der Verschleppung und Vernichtung.
Auch in der deutschen Öffentlichkeit war der Prozess daher von großer Bedeutung. Die Schuldfrage für die Verbrechen der Nationalsozialisten war bis zu diesem Zeitpunkt von vielen Deutschen abgetan und ignoriert worden. Gerade zur Zeit des plötzlichen Wirtschaftswachstums wurden die Erinnerungen an den Holocaust vielfach aus dem öffentlichen Gedächtnis verdrängt. Der Auschwitz-Prozess führte dazu, dass auch die Frage der kollektiven Schuld in den Mittelpunkt rückte.
Sind die Personen in der Serie real?
Die Rollen der Eva Bruhns und ihrer Eltern Ludwig (Hans-Jochen Wagner) und Edith (Anke Engelke) sowie deren Familiengasthof „Deutsches Haus” wurden von Anette Hess erfunden. Auch Evas Verlobter Jürgen Schoormann (Thomas Prenn) ist eine fiktive Figur.
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Viele der Personen, die in der Disney-Serie vor Gericht auftreten, sind allerdings real. Das gilt zum Beispiel für den Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Thomas Bading), dessen Lebensgeschichte 2015 bereits im Film „Der Staat gegen Fritz Bauer” verfilmt wurde. Auch der ARD-Film „Die Akte General (2016) zeichnet ein Porträt des furchtlosen Juristen.
Auf der Seite der Angeklagten werden ebenfalls echte Personen gezeigt. Eine besonders große Rolle spielen SS-Oberscharführer Wilhelm Boger (Heiner Lauterbach) und Robert Mulka (Martin Horn), der Adjutant des Lagerleiters Rudolf Höß.
Wie realistisch ist die Miniserie?
Deutsches Haus basiert auf einer wahren Geschichte, nähert sich dem Thema allerdings über die fiktive Rolle der Eva Bruhns. Diese führt ein sehr gewöhnliches, vielleicht sogar spießiges Leben im Deutschland der 60er-Jahre. Sie freut sich vor allem auf ihre Ehe mit dem gutsituierten Versandhauserben Jürgen und lebt beinahe sorgenfrei mit ihren Eltern und Geschwistern.
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Diese heile Welt wird durch den Prozess und Evas erstmalige bewusste Berührung mit den Gräueltaten des Dritten Reiches zerstört. Zwar ist ihre Geschichte für den Roman und die Serie dramatisch zugespitzt, steht jedoch stellvertretend für das damalige Umdenken in der Bevölkerung.
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