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Die Kritik zu Cash Truck: Guy Ritchie war selten besser
Kult-Regisseur Guy Ritchie dreht ein Remake eines französischen Thrillers von 2004? Was zunächst wie eine für ihn eher ungewöhnliche Wahl klingt, erweist sich jedoch als absoluter Glücksgriff. Sein neuer Film „Cash Truck”, der ab dem 29. Juli im Kino läuft, gehört nämlich zweifellos zu den stärksten Arbeiten seiner Karriere. Was genau die Neuverfilmung so gut macht, erfährst Du in unserer Kritik.
Guy Ritchies Karriere als wechselhaft zu bezeichnen, wäre stark untertrieben: Nach seinen ersten beiden Werken Bube, Dame, König, grAS und Snatch – Schweine und Diamanten wurde er als Regie-Wunderkind sowie neue Stimme des britischen Gangsterfilms gefeiert, ehe er mit der Liebesdramödie Stürmische Liebe – Swept Away in allen Belangen danebengriff.
Schließlich widmete er sich im vergangenen Jahrzehnt fast ausschließlich dem franchisierten Blockbuster-Kino (Sherlock Holmes, Aladdin), kehrte zuletzt mit der Gangsterkomödie The Gentlemen aber wieder zu seinen Wurzeln und damit auch zu alter Stärke zurück.
Was für ein ausgezeichneter Regisseur Ritchie sein kann, beweist er nun erneut mit seinem neuen Film Cash Truck. Das Remake des französischen Thrillers Cash Truck – Der Tod fährt mit ist ein erstaunlich ernster Reißer geworden, der wuchtig und stilsicher inszeniert ist. Doch es gibt noch mehr Gründe, warum Du Dir den Film ab dem 29. Juli im Kino nicht entgehen lassen solltest.
Alle wichtigen Infos zu Cash Truck mit Jason Statham findest Du übrigens in diesem Artikel.
Die Handlung von Cash Truck: Reichtum auf vier Rädern
Security-Guard in einem Geldtransportunternehmen ist alles andere als ein einfacher Job. Mitunter ist er sogar lebensgefährlich, wie sich auch für die Angestellten der Firma Fortico Security herausstellt. Denn eines Tages wird ein mit Millionen von US-Dollar beladener Transporter gewaltsam überfallen, wobei zwei Fahrer erschossen werden.
Fünf Monate danach bewirbt sich der schweigsame Patrick Hill (Jason Statham) erfolgreich als Sicherheitsmann bei dem Unternehmen. Der von allen nur „H” genannte Neuankömmling wird intern zunächst kritisch beäugt, erweist sich aber nach einem weiteren Überfall als extrem fähiger und mutiger Mitarbeiter sowie äußerst treffsicherer Schütze.
Sein entschlossenes und hartes Vorgehen wird zwar von vielen seiner Kolleg:innen gefeiert, wirft aber ebenso Fragen über die wahre Vorgeschichte von „H” auf. Für einen Mann, der seinen Eignungstest nur geradeso bestanden hat, entpuppt er sich nämlich als ungewöhnlich effektiv und robust.
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Alphatiere in Angst: Kein Platz für Sentimentalitäten
Schon in der druckvollen Eröffnungssequenz von Cash Truck macht Regisseur Ritchie deutlich, was die Stunde geschlagen hat: Präzise und intensiv wie der gezeigte Raubüberfall selbst, inszeniert er diese ersten Filmminuten und stellt damit ohne Umschweife die brutal-gefährliche Welt seiner Figuren vor.
Hier herrscht ein rauer Ton, unter Gangstern wie auch unter den Sicherheitskräften. Echtes Wohlfühlterrain für Ritchie also, auch wenn der zum Markenzeichen gewordene Cockney-Jargon seiner Filme in Cash Truck weitestgehend in den Hintergrund rücken muss. Der für ihn ebenso typische trockene Humor blitzt zudem nur vereinzelt auf in einer ansonsten ziemlich ernsten Angelegenheit.
Der 52-Jährige Regisseur hat deshalb jedoch keineswegs ein komplexes Thrillerdrama wie sein 2005er-Werk Revolver im Sinn gehabt. Tiefgang sucht man in Cash Truck vergebens. Trotzdem lässt sich das schroffe Machogehabe von Typen wie Boy Sweat Dave (Josh Hartnett) oder Hollow Bob (Rocci Williams) schnell als Fassade entlarven.
Sie sind keine furchtlosen Kampfmaschinen, sondern auch nur Menschen, denen die Gefährlichkeit ihres Jobs durchaus bewusst ist. Der Alphatier-Habitus dient nur als imaginärer Schutzpanzer, um die Angst vor gewaltsamen Angriffen und tödlichen Kugeln zu kaschieren.
Ritchie schafft es ganz ausgezeichnet, diese Atmosphäre der permanenten Bedrohung fühlbar zu machen. Sein Film wird dadurch von einer unterschwelligen Spannung getragen, die man so in seinen bisherigen Werken noch nicht gesehen hat.
Knackiges Kugelgewitter: Cash Truck als Action-Highlight
Das ist vor allem auch dem Umstand zu verdanken, dass er sich nicht mit unnötigen Nebensächlichkeiten aufhält. Denn trotz Kapitelunterteilung und mehrerer Zeitsprünge sowie Rückblenden stellt sich Cash Truck als angenehm schnörkelloses Unterfangen heraus.
Zwar werden die Motivationen mancher Charaktere erst nach und nach offengelegt, doch kommt der Film in jeder Szene rasch zum Punkt. Ritchie zeigt immer gerade genug, damit die Handlungen sowie Gedanken der Figuren klar nachvollziehbar sind und nie zu viel, um sich nicht in emotionalen Verflechtungen zu verlieren.
Diese hätten dem Film vermutlich auch gar nicht gutgetan und ihn vom eingeschlagenen Rachethriller-Kurs abgebracht. So kann Cash Truck stattdessen ungehemmt auf seinen energiegeladenen Höhepunkt zusteuern.
Wofür sich Ritchie hingegen viel Zeit nimmt, ist die Action. Die sinnvoll eingestreuten Schusswechsel sind fesselnd und wirkungsvoll inszeniert, wecken in ihren besten Momenten sogar Erinnerungen an Michael Manns Krimi-Meisterwerk Heat.
Konzentriert behält der Regisseur in den krachenden Shootouts den Überblick, ohne dass diese etwas von ihrer brutalen Wucht einbüßen müssen. Anders als in seinen früheren Werken steht in diesen Szenen aber nicht die ästhetisierte Gewalt, sondern die kompromisslose Effizienz der umherfliegenden Kugeln im Vordergrund. Das wirkt schon fast altmodisch, aber gerade deshalb auch so erfrischend.
Dass Ritchie den Bogen nie überspannt und auf audiovisuelle Spielereien verzichtet, verleiht den Actionszenen eine Intensität und Vehemenz, die maßgeblich zur Sogwirkung von Cash Truck beitragen.
Schnell am Abzug, reduziert in der Mimik: Jason Statham bleibt Jason Statham
Da verwundert es natürlich nicht, dass Guy Ritchie für die Hauptrolle des „H” einen der aktuell größten Actionstars Hollywoods besetzte: Jason Statham. Cash Truck stellt bereits die vierte Zusammenarbeit der beiden Briten dar, nachdem sie unter anderem mit Bube, Dame, König, grAS und Snatch ihre jeweiligen Karrieren begründeten.
Gerade das Casting von Statham kristallisiert sich jedoch als das größte Manko des Actionthrillers heraus. Dieser agiert nämlich einmal mehr im nüchternen und kampfbetonten Transporter-Modus, was in der Vergangenheit bereits allzu oft der Fall war. So wird man während des gesamten Films leider nie das Gefühl los, dass man hier einfach nur Jason Statham zusieht, wie er Jason Statham-Dinge tut.
In einem für das Genre eher bodenständigen Film wirkt der Protagonist daher oft wie ein Übermensch, dem Kugeln nichts anhaben können und für den Angst ein Fremdwort zu sein scheint. Dadurch verliert die Geschichte etwas an Spannung und Glaubwürdigkeit.
Zweifellos macht der immerhin schon 54-Jährige Statham in den Actionsequenzen wie gewohnt eine gute Figur, ein Charakterdarsteller wird er in diesem Leben allerdings wohl nicht mehr. Anderthalb Gesichtsausdrücke reichen eben nicht aus, um gegen das Image des einsilbigen Helden anzuspielen.
Fairerweise muss jedoch auch erwähnt werden, dass ihm das Drehbuch diesbezüglich nicht viel an die Hand gibt. Trotz einer durchaus tragischen Hintergrundgeschichte bleibt „H” erstaunlich eindimensional und spricht gefühlt weniger Sätze als eine Nonne im Schweigekloster.
Das Reden und Schauspielern dürfen hingegen die gut aufgelegten Co-Stars übernehmen, zu denen unter anderem Josh Hartnett, Holt McCallany, Jeffrey Donovan und Scott Eastwood zählen. Allesamt gehen in ihren Rollen auf, ohne sich aufdringlich in den Vordergrund zu spielen.
Cash Truck: Das Fazit zum Actionthriller
Guy Ritchie überrascht mit seinem Remake in vielerlei Belangen – und zwar positiv. Hat er in den vergangenen Jahren in manchen seiner Werke nicht immer den richtigen Ton gefunden, verschrieb er sich diesmal vollkommen dem Ziel, mit Cash Truck einen knackigen Genrefilm zu schaffen.
Und tatsächlich hat er einen bemerkenswerten Reißer aus dem Hut gezaubert: Stringent erzählt, packend inszeniert und oldschool im besten Sinne. Obwohl der für Ritchie charakteristische Humor fast vollständig fehlt, ist Cash Truck wohl seine beste Regiearbeit seit Snatch geworden.
Kamera, Schnitt, Musik, Action, Tempo – hier greift ein Rad ins andere. Dieser Truck kommt mit Wucht angefahren und hat absolut das Potenzial, zu einem modernen Klassiker zu werden.
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Wie hat Dir Cash Truck gefallen? Hat sich der Kinobesuch gelohnt? Verrate uns Deine Meinung zum Film in den Kommentaren!