Ewan McGregor als Christopher Robin
Bild aus Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim
Plakat zum Musical-Film Wicked

Film-Review: Christopher Robin – Der schönste Disney-Film des Jahres

Steile These: „Christo­pher Robin” ist vielle­icht der schön­ste Dis­ney-Film des Jahres. Die leichtherzige Live-Action-Adap­tion bringt viele Qual­itäten mit, die ihn auch für ein erwach­senes Pub­likum attrak­tiv machen – teil­weise mehr, als für das junge. Warum, das erfährst Du im featured-Review.

Regis­seur Marc Forster hat zweifels­frei eine Fil­mo­grafie, die man nicht eben als sicheres Pferd beze­ich­nen würde. Der deutsch-schweiz­erische Regis­seur hat auf seinem Weg durch Hol­ly­wood schon alles erlebt. Vom Oscarfilm “Monster’s Ball“ zum Kas­sen­gift „Stay” über den Bond-Film “Ein Quan­tum Trost“ bis hin zum Dis­ney-Film “Christo­pher Robin“. Und sollte das Pub­likum nicht allzu streng sein, dürfte der Mark­twert Marc Forsters dem­nächst nach oben schießen.

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Abschied vom Hundertmorgenwald

Für jedes Kind kommt der Moment, in dem es seine Kind­heit ein Stück weit abschließen muss, um sich der Welt der Erwach­se­nen anzunäh­ern. So auch Christo­pher Robin. Der Junge, der so viele Aben­teuer mit Puuh, Fer­kel, I-Aah, Rab­bit, Eule, Kän­ga und Ruh erlebt hat, muss sich nun ver­ab­schieden, um erwach­sen zu werden.

Viele Jahre später ist Christo­pher Robin (Ewan McGre­gor) fleißiger Abteilungsleit­er ein­er Lon­don­er Taschen­man­u­fak­tur. Und hat vol­lkom­men vergessen, was Spaß eigentlich ist. Seine Frau Eve­lyn (Hay­ley Atwell) ver­misst den Mann, der sein Leben nicht über die Akten­tasche definiert. Seine Tochter Made­line (Bronte Carmichael) ver­sucht durch exzes­sives Ler­nen, die Aufmerk­samkeit ihres Vaters zu erhaschen.

Das ist der Moment, in dem Win­nie Puuh wieder in das Leben von Christo­pher Robin tapst und ihn daran erin­nert, auf was es im Leben wirk­lich ankommt. Fre­unde, Fam­i­lie – und ganz viel Honig.

„Du kannst einem erwachsenen Mann nicht einfach seinen Teddybären wegnehmen!“

Das Drehbuch-Team um Alex Ross Per­ry, Tom McCarthy und Alli­son Schroed­er hat ganze Arbeit geleis­tet. Bei der Adap­tion von Kinder­büch­ern oder Zeichen­trick-Fil­men muss die Ver­lock­ung groß gewe­sen sein, den Film mit mas­sig Car­toon-Action anzure­ich­ern. Schließlich fährt auch Bärenkol­lege Padding­ton damit recht gut. Stattdessen liefern sie Regis­seur Marc Forster ein Drehbuch, das dankbar­er nicht sein kön­nte. Die kindlich-naiv­en Dialoge mit Puuh wirken ent­waffnend char­mant, gehen ans Herz und erzeu­gen stel­len­weise eine angenehme Melan­cholie, die es Erwach­se­nen schw­er­er als den jün­geren Zuschauern machen dürfte, die Trä­nen zurück­zuhal­ten. Spätestens wenn Christo­pher Robin fall­en lässt: „Du kannst einem erwach­se­nen Mann nicht ein­fach seinen Ted­dy­bären weg­nehmen“, stimmt das auf so viele Arten.

Forster nimmt den Ball sein­er­seits auf,gibt den Bildern die nötige Ruhe und ver­fällt auch dann nicht in Hek­tik, wenn es tat­säch­lich mal etwas ras­an­ter wird.

Christopher Robin und sein Kindheitsfreund Winnie Puuh

Wenn Fantasie lebendig wird

Bezüglich des Fig­uren­de­signs ist das Plakat eine kleine Mogel­pack­ung. Denn so far­ben­froh, wie sie vor dem weißen Hin­ter­grund wirken, sind der Puuh-Bär und seine Fre­unde in der Tat ganz und gar nicht. Das stört aber zu keinem Zeit­punkt. Vielmehr erscheint es als logis­che Folge aus dem Anspruch, auch die Fan­tasiewelt rund um Win­nie Puuh wenig­stens irgend­wie in der Real­ität zu ver­wurzeln. Und so erscheint es nur richtig, dass Puuh aussieht wie ein Plüschbär, dem es in der Unendlichkeit des Hun­dert­mor­gen­walds schon ein paar Fäden aus dem Pullover gezo­gen hat. Das gilt auch für Fer­kel, Tig­ger, I-Aah, Kän­ga und Ruh. Rab­bit und Eule hinge­gen muten weniger „stof­fig“ an.

Auf der anderen Seite liefern auch die men­schlichen Darsteller ab. Ewan McGre­gor ist für Charak­ter­rollen immer ein sicher­er Name. Hay­ley Atwell schafft es, die ent­täuschte Ehe­frau zu mimen, ohne dabei stereo­typ anstren­gend oder gar zick­ig zu sein. Bisweilen ist es auch ein Ver­di­enst des Drehbuchs, welch­es die Fig­ur der Eve­lyn als selb­st­be­wusste, beruf­stätige Mut­ter, der schlichtweg langsam die Geduld aus­ge­ht, skizziert.

Goodbye Christopher Robin?

Christo­pher Robin gehört zu den Fam­i­lien­film-High­lights des Jahres. Marc Forster insze­niert ruhig und ver­lässt sich nicht alleine auf den Nos­tal­giefak­tor der Fig­uren, son­dern schafft es, kinder­fre­undlich eine echte Weit­er­en­twick­lung zu zeich­nen. Und das sog­ar soweit, dass eine Fort­set­zung in Fran­chise-Zeit­en wahrschein­lich ist, aber nicht wirk­lich nötig erscheint. Der Zuschauer wird mit einem run­den Ende belohnt, das auch kleine Puuh-Fans zufrieden­stellen wird – und die großen mit einem tiefen Seufzen aus dem Saal entlässt.

P.S.: Wenn Du wis­sen willst, welche Dis­ney-Fig­uren dem­nächst noch als Real­filme auf Dich warten, schau doch in unseren Artikel Von Aladdin bis Win­nie Puuh.

Christo­pher Robin

Genre:          Komödie / Familienfilm

Bun­desstart: 16.08.2018

Laufzeit:       104 Minuten

FSK:             (ausste­hend)

Regie:          Marc Forster

Drehbuch:     Alex Ross Per­ry, Tom McCarthy, Alli­son Schroeder

 

Win­nie Puuh als Live-Action-Bär? Was hältst Du von der Fort­set­zung der Geschichte mit ern­stem Anstrich? Wir freuen uns auf Deine Tatzen im Kommentarfeld.

Fotos:  Disney

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