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Fate: The Winx Saga in der featured-Serienkritik – Highschool-Flair gepaart mit Mystik
Seit Freitag ist die erste Staffel der Netflix-Serie „Fate: The Winx Saga“ abrufbar. Ob die moderne Netflix-Adaption uns in ihren Bann gezogen hat oder eher nach faulem Zauber riecht, erfährst Du in unserer Serienkritik.
Der Kampf zwischen Licht und Dunkelheit, Abenteuer, das Erwachsenwerden und eine Freundschaft, die alle Hürden übersteht: Die italienische Zeichentrickserie „Winx Club“ (2004) eroberte nicht nur die Kinderherzen, sondern auch Haushalte in Form von Puppen, Bettwäsche, Mäppchen, Schulranzen und vielen weiteren Merchandise. Nun wagte sich Streaming-Anbieter Netflix an eine Realverfilmung.
Zwar geht es in der Netflix-Adaption Fate: The Winx Saga auch um Feen am Internat Alfea, doch die Zeichentrickserie, die in Deutschland auf RTL II und Nickelodeon lief, war für Kinder konzipiert. Die Netflix-Umsetzung richtet sich allerdings an ein erwachsenes Publikum. Dies soll mit einem Mix aus düsterem Fantasy-Drama, Coming-of-Age-Story und Teenager-Herzschmerz gelingen. Doch wie kommt die Mischung an?
Die Handlung von Fate: The Winx Saga
Um ihre magischen Kräfte zu kontrollieren, wird die Feuerfee Bloom (Abigail Cowen) von Schulleiterin Farah Dowling (Eve Best) nach Alfea, dem Feen-Internat im fiktiven Zauberreich namens Anderswelt zitiert. Blooms Eltern wissen nichts von den magischen Kräften ihrer Tochter und wähnen sie nicht in Alfea, sondern auf einem Internat in der Schweiz. In dieser für Bloom völlig neuen Welt muss sie sich neben ihrer Feen-Ausbildung und ungeklärten Identitätsfragen mit ihren vier Mitbewohnerinnen Aisha (Precious Mustapha), Musa (Elisha Applebaum), Stella (Hannah van der Westhuysen) und Terra (Eliot Salt) arrangieren.
Neben jeder Menge weiblichen und männlichen Feen gibt es in Alfea auch die Spezialisten, zu denen unter anderem Sky (Danny Grifin), Riven (Freddie Thorp) und Dane (Theo Graham) gehören. Sie sind als Soldaten die Beschützer der Anderswelt, die in der Vergangenheit immer wieder von den sogenannten Verbrannten bedroht wurde. Die Verbrannten sind eine übernatürliche Spezies, die mit bloßen Kratzern eine tödliche Infektion bei ihren Opfern auslöst.
Für die Ausbildung der Spezialisten zeichnet sich Silva (Rob-James Collier) verantwortlich. Als einer seiner Schützlinge, Riven, einen toten Schäfer, der offensichtlich Opfer eines Verbrannten wurde, außerhalb der Internatsbarriere entdeckt, ist Alfea in Alarmbereitschaft versetzt.
Die Feen-WG: Elemente und Persönlichkeiten treffen aufeinander
Bloom ist eine Feuerfee, obwohl ihre Eltern Vanessa (Eva Birthistle) und Mike (Josh Cowdery) ganz normale Menschen sind. Wie Bloom allerdings recht schnell erfährt, ist sie gar nicht die leibliche Tochter von Vanessa und Mike, denn sie wurde kurz nach ihrer Geburt gegen deren herzkrankes Baby ausgetauscht.
Die strebsame Aisha ist eine Wasserfee und somit die perfekte Ergänzung zu Bloom – besonders zu Beginn, da Bloom ihre Kräfte noch nicht unter Kontrolle hat. Aisha wirkt auch sonst sehr verständnisvoll und ist immer zur Stelle, wenn Bloom ein Problem hat.
Die introvertierte Musa hat die Gabe, die Gefühle anderer Menschen um sich herum verstärkt wahrzunehmen und diese selbst zu fühlen. Da dies nicht immer angenehm ist, versucht sich Musa mit ihren Kopfhörern und Musik abzuschotten.
Wirkt Musa oft introvertiert, ist ihre Mitbewohnerin Stella das komplette Gegenteil. Stella steht gern im Mittelpunkt und ist sehr auf ihr Äußeres bedacht. Kein Wunder, denn sie ist die Tochter der Königin von Solaria. Zudem war die Lichtfee mal mit Spezialist Sky zusammen, mit dem Bloom gleich zu Beginn anbandelt.
Die Feen-WG komplett macht Terra (Eliot Salt). Als etwas korpulentes Mauerblümchen ist sie das genaue Gegenteil von Stella. Terra beherrscht als Erdfee die Pflanzenwelt und kann mit ihrer Magie wunderschöne Pflanzen sprießen lassen. Diese aber auch als Waffe einsetzen. Zudem ist sie die Tochter des schulansässigen Heilers und Pflanzenkundlers Ben Harvey (Alex MacQueen) und lebt seit ihrer Kindheit in Alfea.
Fans der Zeichentrick-Vorlage fällt an dieser Stelle der erste große Unterschied zur Netflix-Adaption auf. Zwei wichtige Figuren aus der Winx-Gruppe fehlen: Flora und Tecna. Zumindest in der ersten Episode wird Flora von Terra als ihre Cousine erwähnt.
Bisher ebenfalls nicht aufgetaucht ist das böse Hexen-Trio, die sogenannten Trix. Die drei Hexen Icy, Stormy und Darcy waren die Gegenspielerinnen der Winx-Feen in der Zeichentrick-Vorlage. Allerdings präsentierte uns Netflix mit Beatrix eine Antagonistin und mögliche Trix-Anwärterin, die die Fähigkeit hat, Blitze zu schleudern.
Fate: The Winx Saga: Verzaubert die Serie?
Um seine erwachsenen Zuschauerinnen und Zuschauer in den Bann zu ziehen, fehlt es der Serie leider an Tiefe. Bis auf Bloom und Sky erfahren wir nur wenig über die anderen Feen, Spezialisten und Lehrkräfte. Statt auf klischeehafte Handlungsbögen, wie der Beziehung zwischen dem kiffendem Spezialisten Riven und der skrupellosen Fee Beatrix (Sadie Soverall) zu setzen, hätte die Serie sich mehr auf das Mystische und die Details der Anderswelt fokussieren sollen. Zu viele Stereotypen werden benutzt: Sky, der smarte Sunnyboy, Stella, die arrogante Königstochter, die plötzlich doch noch ganz sympathisch wird oder Terra, das unentwegt plappernde Mauerblümchen. Mehr Zeit für die Entwicklung der Charaktere wäre wünschenswert.
Nicht nur die Figuren wirken oberflächlich, auch die Ausbildung in Alfea kommt etwas zu knapp: Die Spezialisten scheinen sich den ganzen Tag lang nur zu duellieren. Doch das wird wohl nicht die einzige Fähigkeit sein, die es für einen zukünftigen Beschützer der Anderswelt braucht? Zumindest erfahren wir hier leider nicht mehr über den Lehrinhalt der Spezialisten.
Allerdings sei an dieser Stelle einzuwerfen, dass die kurzen Kampfsequenzen während des Sparrings der Spezialisten sehr flüssig ablaufen und überzeugend wirken. Etwa als Riven bei einem Faustkampf seinen Widersacher gekonnt zu Boden zieht und beinahe nahtlos in einen Armhebel übergeht, um diesen handlungsunfähig zu machen. Auch wenn ein Cut an einer entscheidenden Stelle, in der wir Rivens Gesicht sehen, vermuten lässt, dass die Szene mit einem Stuntman durchgeführt wurde, schmälert es die Leistung der Darsteller und der Filmcrew keinesfalls! Hiervon hätten wir uns definitiv mehr gewünscht.
Highschool-Drama oder Fantasy-Saga?
Außer der kurzen Einblicke ins Sparring kommt wirkliche Spannung nur selten auf und der besagte Funke, um einen Serienmarathon starten zu wollen, will einfach nicht überspringen. Überwältigen und fesseln kann Fate: The Winx Saga bedauerlicherweise nicht und genau das sollte eine Serie, die Magie in ihrem Mittelpunkt stellt, leisten.
Ein bisschen Thrill kommt nur auf, wenn die Verbrannten ins Spiel kommen. Diese werden allerdings immer sehr schnell abgefrühstückt und da die infizierten Opfer sich jedes Mal erholen, wenn der jeweilige Verbrannte unschädlich gemacht wird, kommt auch kaum Spannung auf – statt um das Schicksal eines liebgewonnenen Charakters zu bangen, ist seine Errettung eigentlich gewiss.
Lediglich zum Staffelende hin, schafft es die Serie, uns mit einigen Enthüllungen zu überraschen. Diese werden jedoch alle so schnell nacheinander platziert, dass es zu gewollt wirkt. Statt sich auf eine zweite Staffel zu freuen, hinterlässt uns der Cliffhanger mit viel zu vielen frustrierenden Fragen, zum Beispiel, ob das magische Reich außerhalb der Internatsbarriere überhaupt funktioniert oder wer die Verbrannten eigentlich sind?
Eine weitere Frage, die es die Serie nicht vermag, selbst zu beantworten: Was will Fate: The Winx Saga sein? Seichtes Highschool-Drama oder doch lieber brutal anmutende Fantasy-Saga? Antworten, die Staffel 2 für uns bereithält? Genug Raum für spannende Geschichten und Hintergründe ist in jedem Fall ausreichend da und der Drehort Irland bietet auch das dafür nötige Ambiente. Mehr von dieser wunderschönen und mystischen Landschaft wären ebenfalls schön gewesen.
Die Zeichentrickserie Winx Club, auf der die Netflix-Serie basiert, brachte es im Übrigen auf stolze 208 Folgen, auf acht Staffeln verteilt. Ein wirklicher Vergleich der beiden Formate fällt aber schwer. Bis auf manche Figuren und dem Setting ist nicht viel übrig vom kunterbunten Flair, der Gute-Laune-Einstellung und dem Plot der Zeichentrick-Vorlage. Etwas Nostalgie mag bei den Winx-Club-Fans sicherlich trotzdem aufkommen, aber mehr Magie und Überraschungsmomente hätten der Netflix-Adaption gutgetan. Die Transformation vom Kinderfernsehen zum Young-Adult-Programm und von bunt zu düster ist leider mit Staffel 1 misslungen.
Ob es eine zweite Staffel von Fate: The Winx Saga geben wird, steht noch nicht fest. Das dramatische Ende der ersten Staffel lässt mit Sicherheit genug Spielraum für eine Fortsetzung. Mit Deinem Netflix-Account kannst Du Fate: The Winx Saga auch mit Vodafone GigaTV sehen.
Fate: The Winx Saga – Staffel 1 | |
Genre: | Fantasy, Drama |
Netflix-Start: | 22. Januar 2021 |
Laufzeit: | 6 Folgen à 47-53 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Idee: | Brian Young |
Regie: | Lisa James Larsson, Hannah Quinn, Stephen Woolfenden |
Produktion: | Jon Finn |
Vorlage: | Winx Club (Zeichentrickserie, 2004) von Iginio Straffi |
Konnte Fate: The Winx Saga Dich verzaubern und wie stehst Du zu Realverfilmungen Deiner Kindheitshelden? Wir sind auf Deinen Kommentar gespannt.