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Evil Dead Rise | Kritik: Ein Spektakel voller Glanz und Gore
Deadites, eine böse Urgewalt und das Buch der Toten: Mit „Evil Dead Rise“ meldet sich das „Tanz der Teufel“-Franchise nach 10 Jahren wieder zurück. Mit dem fünften Streifen der Reihe liefert Drehbuchautor Lee Cronin ein hartes Horrorbrett ab. Ob die Neuauflage mit den Vorgängerfilmen mithalten kann?
Regisseur und Drehbuchautor Lee Cronin verlässt für Evil Dead Rise den angestammten Schauplatz einer Hütte im Wald und lässt das Böse in einem Wohnblock mitten in Los Angeles frei. Zwischen Blutorgien und einer fiesen Gewaltspirale wird das Thema Mutterschaft leichtfüßig nebenher verhandelt. Mit Evil Dead Rise verbeugt er sich nicht nur vor den Vorgängerfilmen, sondern erweitert auch die Rahmenhandlung und macht die Reihe damit fit für die Zukunft. Warum uns der Film also einen kalten Schauer über den Rücken jagt und ein mehr als würdiges Sequel der Horror-Reihe ist, erklären wir Dir hier hier.
Evil Dead Rise: Der Teufel tanzt im Hochhaus
Beth (Lily Sullivan) lebt als Technikerin einer Rockband ein Leben zwischen Hotelzimmern und Bühnen. Ein lebensveränderndes Ereignis später, sucht sie nach familiärer Geborgenheit und besucht ihre Schwester Ellie (Alyssa Sutherland) in Los Angeles. Die Wiedervereinigung wird von einem Erdbeben unterbrochen, das den Wohnblock ordentlich demoliert und darüber hinaus ein altes Buch und verschiedene Tonträger freilegt: Naturom Demonto, das Buch der Toten.
Dieses entfesselt eine böse Urgewalt, die sich Ellie bemächtigt. In einem grausamen Katz-und-Maus-Spiel macht die Besessene daraufhin Jagd auf ihre eigenen Kinder und Beth.
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Evil Dead Legacy I: Die Formel
Die Evil Dead-Formel ist im Prinzip simpel: Eine kleine Gruppe von Menschen, ein abgelegener Schauplatz, das Buch des Todes, das unsichtbare Böse, viel Blut und dynamische Kamerafahrten. Das ist schon ein enges Korsett, um der Reihe treu zu bleiben, angestammte Fans zu befriedigen und dem jeweiligen Film trotzdem noch eine eigene Note zu geben. Nun, Lee Cronin hat es trotzdem geschafft. Mit dem Wechsel von Waldhütte in das titelgebende Hochhaus – auf Englisch „High Rise“ – verpasst er der Reihe einen frischen Anstrich, ohne dabei auf eine beklemmende Atmosphäre zu verzichten. Die Entscheidung, Mutterschaft und Familie als Katalysator für die Story zu nutzen, war unserer Meinung nach, ein gewagter Schritt, da dies schnell kitschig wirken kann. Doch Lee Cronin meistert diese Herausforderung souverän. Mit seinem Langspielfilmdebüt „The Hole in the Ground“ hat sich der irische Regisseur auch bereits mit Ängsten der Elternschaft auseinandergesetzt. Daher war es für ihn vermutlich ein Heimspiel, diese Thematik in Evil Dead Rise aufzugreifen und zu einem beängstigenden Horrorfilm zu verweben.
Evil Dead Legacy II: Fan-Service und die drei Bücher
Die Original-Macher Sam Raimi, Rob Tapert und Bruce Campbell begleiten die Evil Dead-Filmreihe als ausführende Produzenten schon seit über vierzig Jahren. Womöglich liegt es daran, dass sich zahlreiche ikonische Elemente in jedem Teil der Franchise wiederfinden. Wir denken an die bekannten Kamerafahrten auf Bodenhöhe, begleitet von einem verstörenden brüllenden Geräusch, die uns die Egoperspektive der unsichtbaren Macht vermitteln sollen. Wir denken auch an Stimmen, die so klingen, als würde ein ganzer Chor ins Mikrofon sprechen. Schrottflinten, Kettensägen – you name it. In Evil Dead Rise dürfen Fans diese Elemente zurecht erwarten und werden nicht enttäuscht werden. Es gibt aber auch zahlreiche andere Nostalgie-Trips, die wir jetzt nicht spoilern wollen. Wichtiger ist: Sie funktionieren und sind atmosphärisch.
Mit einem geschickten Kniff, macht Lee Cronin die Filmreihe fit für die Gegenwart: Er erzählt das Buch des Todes / Naturom Demonto in Evil Dead Rise als eines von insgesamt drei Büchern. Damit liefert er eine Erklärung dafür, dass die Bücher in Tanz der Teufel (1981) und Evil Dead (2013) verschieden aussehen. Im Zusammenspiel mit den übrigen Andeutungen und Verweisen auf vergangene Evil-Dead-Filme, entsteht in Summe das Gefühl einer kohärenten Kontinuität.
Evil Dead Legacy III: Das sind die Held:innen
Beth (Lily Sullivan) reiht sich in die Reihe der Evil Dead-Protagonist:innen ein, die sich allesamt vor allem durch blanken Überlebenswillen auszeichnen – und Kettensägen. In diesem Punkt steht sie ihren Vorgänger:innen Ash (Bruce Campbell) und Mia (Jane Levy) in Nichts nach. Wir hätten uns ein etwas schärferes Charakterprofil für Evil Dead Rises Beth gewünscht. Im Gegenzug erfreut uns Regisseur Lee Cronin mit wunderbar geschriebenen Nebencharakteren, wie etwa Ellie und ihre Kinder.
Lee Cronin bedient die bekannten Motive der Filmreihe, die Fans zurecht erwarten dürfen. Sicher ist hier niemand. Wie schon seine Vorgänger, entfesselt Evil Dead Rise in regelmäßigen Abständen absurde und groteske Gewaltexzesse, die in ihren besten Momenten mit originellen WTF-Einfällen glänzen und Dir in ihren schwächsten Momenten einfach nur die Kinnlade herunterklappen lassen. Als Horrorfans im Allgemeinen und Evil-Dead-Fans im Speziellen wurden wir in diesem Punkt komplett abgeholt.
PS: Wenn Du die Evil-Dead-Reihe in der richtigen Reihenfolge anschauen willst, dann wirf doch mal einen Blick in unseren Artikel zur Evil Dead-Chronologie.
Evil Dead Rise: Ein hartes Must-See für Horrorfans
Evil Dead Rise funktioniert als Stand-Alone-Film. Falls Du das Franchise also noch gar nicht kennst und einfach auf Horror mit einem grotesk hohen Kunstblutverbrauch stehst: Kauf Dir eine Kinokarte! Evil Dead Rise funktioniert aber eben noch besser als Teil der Evil Dead-Filmreihe, mit klaren Bezügen zu den Originalfilmen und visuellen Anknüpfungspunkten zum Soft-Reboot von 2013. Regisseur und Drehbuchautor Lee Cronin liefert ein bildgewaltiges Horrorspektakel ab, das in puncto Story und Atmosphäre viele andere Horrorbeiträge der vergangenen Jahre mühelos beiseite wischt – übrigens auch im angestammten Sub-Genre des Exorzismus-Films. Wenn es nach uns geht, muss der nächste Evil Dead-Film nicht zu lange auf sich warten lassen.
Evil Dead Rise ist ein Filmtipp, für Fans von „Evil Dead“ (2013), „Tanz der Teufel“ (1981), Luz (2018) oder auch „Hereditary“ (2018).
Evil Dead Rise | |
Originaltitel: | Evil Dead Rise |
Genre: | Horror |
Start: | 20. April 2023 (Kino) |
Laufzeit: | 98 Minuten |
Altersfreigabe: | FSK 18 (ungeschnitten) |
Regie: | Lee Cronin |
Drehbuch: | Lee Cronin |
Basiert auf: | „The Evil Dead“ (1981) von Sam Raimi |
Bei welchem Evil Dead-Film geht Dir das Herz auf? Wir freuen uns auf Deinen Fan-Talk in den Kommentaren!