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Ein Platz, eine Geschichte: Fünf moderne Kammerspiele
Manchmal braucht es keine bombastischen Locations oder Trips quer durch die Welt. Denn einige Filme kommen mit umwerfenden Dialogen und mitreißender Charakterzeichnung aus. Wir haben fünf Kammerspiele für Dich kuratiert, die Dir im Gedächtnis bleiben werden.
Das Wort „Kammerspiel“ entstammt eigentlich dem Theater. Minimalistische Kulisse, wenig Ausstattung, Fokus auf Dialoge. Das zeichnet ein Kammerspiel aus. Diese Eigenheiten lassen sich auch auf den „Kammerspielfilm“ übertragen. Als einer der ersten Filme dieser Art gilt „Scherben“ (1921) von Regisseur Lupu Pick, nach einem Drehbuch von Carl Meyer („Das Cabinet des Doktor Caligari“). In diesem Artikel wollen wir Dir aber moderne und facettenreiche Kammerspielfilme vorstellen.
Nicht auflegen! (2002): Dieser eine Thriller in der Telefonzelle
OT: Phone Booth
Stu (Colin Farrell) lügt sich durchs Leben, haut seine Geschäftspartner übers Ohr und betrügt seine Ehefrau Kelly (Radha Mitchell) mit Pamela (Katie Holmes). Mit letzterer telefoniert er jeden Mittag aus einer Telefonzelle. An diesem einen Tag jedoch steht die Welt plötzlich Kopf. Ein anonymer Scharfschütze (Kiefer Sutherland) hat ihn im Visier, konfrontiert ihn mit seinem unlauteren Lebensstil und hält ihn am Hörer. Selbst als die Polizei ihn bittet, die Zelle zu verlassen.
Das Drehbuch zu „Nicht auflegen!“ schrieb Hollywood-Urgestein Larry Cohen. Die Idee, einen Film komplett in einer Telefonzelle spielen zu lassen, tüftelten er und der Meister des Thrillers höchstpersönlich, Alfred Hitchcock, bei einem dreistündigen Mittagessen aus, erzählt Larry Cohen 2003 in einem Gastbeitrag für die L.A. Times.
Wie lange bleibst Du bei „Nicht auflegen!“ dran? Den Film gibt’s zum Beispiel auf Abruf in der Vodafone Videothek.
Moon (2009): Science-Fiction-Drama um den Mann im Mond
OT: Moon
Eine nahe Zukunft. Der Energiebedarf der Menschheit wird durch Helium-3 gedeckt. Dieses wird auf der dunklen Seite des Mondes abgebaut, fast vollautomatisch. Sam Bell (Sam Rockwell) überwacht lediglich die Aktivitäten der Fördermaschinen allein in einer Mondbasis. In den letzten 14 Tagen seiner Dreijahresschicht geht es mit seiner Psyche zusehends den Bach runter. Er vermisst seine Frau und seine Tochter; die dreijährige Isolation hat Spuren hinterlassen. Das bemerkt auch das Computersystem „Gerty“. Als er nach einem Unfall an einer Außenanlage ins Innere der Basis zurückkehrt, trifft er auf eine jüngere Version von sich. Und plötzlich steht sie im Raum, die quälende Frage: Was ist eigentlich ein Mensch?
Regisseur Duncan Jones inszenierte 2018 mit der britisch-deutschen Koproduktion „Mute“ einen weiteren Science-Fiction-Film. Das im Berlin der 2050er angesiedelte Science-Fiction-Hybrid mit Paul Rudd in der Hauptrolle ist zwar keine direkte Fortsetzung von „Moon“, aber der zweite Film einer geplanten Trilogie.
Mehr außergewöhnliche Science-Fiction-Filme findest Du in der featured-Liste „Kosmischer Horror“.
Devil: Fahrstuhl zur Hölle (2010): Nächster Halt Etage 666
OT: Devil
Ein Abend in einem Wolkenkratzer. Auf dem Weg nach unten bleiben fünf Menschen in einem Fahrstuhl stecken. Und während die Gebäudesicherheit an deren Befreiung arbeitet, wird es im Aufzug unheimlich. Als es zu kurzen Stromausfällen kommt, stirbt nacheinander jeder der fünf Protagonisten. Und bald wird klar, dass jeder von ihnen etwas zu verbergen hat. Die Gebäudesicherheit findet in der Zwischenzeit den Abschiedsbrief eines Selbstmörders. Und der deutet auf die Ankunft des Leibhaftigen hin.
Lust auf mehr Gruselfahrstühle? Der niederländische Horrorfilm „Fahrstuhl des Grauens“ (1983) gilt als Klassiker des Subgenres.
Der Gott des Gemetzels (2011): Polanskis schwarze Komödie
OT: Carnage
Die Cowans (Kate Winslet und Christoph Waltz) sind zu Gast bei den Longstreets (Jodie Foster und John C. Reilly), um die Prügelei ihrer Kinder zu klären. Darüber geraten nun aber auch die Eltern, vier vollkommen konträre Charaktere, in Streit. Dieser führt irgendwann sogar zu Handgreiflichkeiten. Außerdem fließen Alkohol, Erbrochenes und Tränen.
Dieses Paradebeispiel eines Kammerspiels basiert auf einem Theaterstück: „Le Dieu Du Carnage“ (Der Gott des Gemetzels) von Yasmina Reza. Die Deutsche Filmbewertungsstelle verlieh dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“; Zitat: „Grandioses Schauspielkino und entlarvendes Psychodrama zugleich.“
Hol Dir das groteske Elterngespräch „Der Gott des Gemetzels“ nach Hause mit GigaTV und der Vodafone Videothek.
Die Wand (2012): Sensibles Mystery-Drama als Zivilisationskritik
Irgendwo in den Bergen: Eine Frau (Martina Gedeck) bleibt allein in einer Jagdhütte zurück, während ihre Cousine und ihr Mann den Abend lieber im nahegelegen Dorf verbringen. Am nächsten Morgen stellt die Frau fest, dass eine unsichtbare Wand das Gelände umgibt. Flora und Fauna wachsen weiter, doch außerhalb scheint die Welt in Starre zu liegen. Bis auf einige Tiere leistet der Frau niemand Gesellschaft. Und so geben sich Verzweiflung, Wut und Selbstreflexion Tag für Tag die Hand und sie versucht, sich mit der Situation zu arrangieren.
Das Drehbuch zu „Die Wand“ basiert auf der gleichnamigen Romanvorlage der österreichischen Erfolgsschriftstellerin Marlen Haushofer. In einem Interview mit Deutschlandfunkkultur erzählt der Autorenfilmer Julian Pölsler von seinen Plänen zu einer Trilogie zu den Haushofer-Romanen. Seine zweite Adaption „Wir töten Stella“ (2017) bildet den Auftakt.
Noch mehr beeindruckende Frauen auf der Leinwand findest Du außerdem in der featured-Liste „Sieben Powerfrauen im Kino“.
Welche Kammerspiele fesseln Dich immer wieder? Wir freuen uns auf Deine ganz besonderen Filmtipps in den Kommentaren!