TV & Entertainment
Der Untergang des Hauses Usher: Das Ende der Miniserie erklärt
13. Oktober 2023
- Constantin Flemming
- 7 Min.
Mit „Der Untergang des Hauses Usher” ist auf Netflix Mike Flanagans jüngste Horrorserie gelandet (Start: 12. Oktober 2023). Obwohl die Show uns eine abgeschlossene Handlung spendiert, ist die Geschichte alles andere als einfach – und vor allem das Finale hat es noch mal in sich. Im Folgenden erklären wir Dir das Ende von Der Untergang des Hauses Usher im Detail.
Kurz vor Halloween hat uns Mike Flanagan („Spuk in Hill House”, „Spuk in Bly Manor”) mit Der Untergang des Hauses Usher einen echten Horror-Leckerbissen spendiert.
Dabei lässt sich der Regisseur großzügig von Horrorikone Edgar Allan Poe inspirieren, denn die Serie basiert auf Poes gleichnamiger Kurzgeschichte aus dem Jahr 1839. Weil die allerdings nur drei Figuren enthält, hat Flanagan sein fiktives Ensemble mithilfe anderer Poe-Stücke noch etwas erweitert.
Achtung, es folgen Spoiler zu Der Untergang des Hauses Usher!
Der Untergang des Hauses Usher: Eine Liebeserklärung an Edgar Allan Poe
Da wäre zum Beispiel Auguste Dupin (Carl Lumbly). Der Anwalt kommt in mehreren von Poes Geschichten als Ermittler vor, etwa in „Der Doppelmord in der Rue Morgue”. Auch die Namen von Roderick Ushers (Bruce Greenwood) Nachkommen hat Flanagan sich bei Poe geliehen. Usher-Enkelin Lenore (Kyliegh Curran) teilt sich ihren Namen etwa mit der Hauptfigur aus Poes Gedicht „Lenore” sowie der verstorbenen Ehefrau des Protagonisten aus Poes bekanntem Werk „Der Rabe”.
Apropos Rabe: Verna (Carla Gugino), die mysteriöse Figur, die im Verlauf der Serie immer wieder auf den Plan tritt, hat nicht nur eine Vorliebe für mittelalterliche Rabenmasken. Ihr Name ist auch ein Anagramm von „Raven”. Dass Roderick öfter das Wort „Nimmermehr” (Nevermore) wiederholt, ist ebenfalls kein Zufall. In Poes Der Rabe krächzt der gefiederte Unglücksbringer immer wieder eben diesen Begriff.
Kommende Horrorfilme auf Netflix: So gruselig wird es 2023 und darüber hinaus
Der Name des Pharmaunternehmens Fortunato Pharmaceuticals ist ebenfalls einer Geschichte von Poe entlehnt. Ex-Fortunato-CEO – und erstes Mordopfer in der Chronologie der Miniserie – Rufus Griswold (Michael Trucco) war wiederum ein realer Widersacher von Poe: Die Autoren pflegten zeitlebens eine ausgeprägte Fehde. Beides bringt Mike Flanagan in der Miniserie nun extrem pfiffig zusammen.
Flanagan kombiniert Realität und Fiktion
Fortunato ist der Antagonist in Poes „Das Fass Amontillado”. Er wird vom Protagonisten der Geschichte in die Gewölbe unter dessen Palazzo gelockt und aus Rache lebendig eingemauert. Weil gerade Karneval ist, trägt Fortunato zu diesem Zeitpunkt ein Narrenkostüm. Klingt das nicht irgendwie verdächtig nach exakt dem, was Rufus Griswold in Der Untergang des Hauses Usher widerfährt … ?
Mike Flanagan: Die 6 besten Filme und Serien des Horrormeisters
Zu guter Letzt ist jede der acht Episoden von Der Untergang des Hauses Usher nach Zitaten aus Titeln von Poes Werken benannt:
- „Mitternacht, von Gram umschattet” – so beginnt Edgar Allen Poes Der Rabe
- „Die Maske des Roten Todes” – eine Erzählung mit diesem Titel erschien 1842
- „Mord in der Rue Morgue” – die gleichnamige Kurzgeschichte von Poe wurde 1841 veröffentlicht
- „Der schwarze Kater” – Poes Kurzgeschichte mit diesem Titel erschien 1843
- „Das verräterische Herz” – die Geschichte gehört zu den Klassikern der Schauerliteratur und erschien erstmals 1843
- „Der Goldkäfer” – Poes gleichnamige Kurzgeschichte wurde erstmals 1843 veröffentlicht
- „Die Grube und das Pendel” – unter demselben Titel wurde 1843 eine Kurzgeschichte von Poe publiziert
- „Der Rabe” – Poes wohl bekanntestes Gedicht wurde 1845 veröffentlicht
Das Ende von Der Untergang des Hauses Usher erklärt: Wer oder was ist Verna?
Über sämtliche Episoden der Miniserie hinweg häufen sich die Hinweise, dass mit Verna etwas ganz und gar nicht stimmt. Dass sie nach und nach sämtliche Nachkommen der Familie Usher ins Jenseits befördert, ist dabei noch die kleinste Sache.
Wer überlebt in Midnight Mass? Das Ende der Netflix-Horrorserie erklärt
Verna kann die Realität manipulieren, die Wahrnehmung anderer beeinflussen und ihre eigene Gestalt verändern. Außerdem scheint sie sehr viel älter zu sein, als ihr Aussehen es vermuten lassen würde. Und dann ist da noch der Deal, den Roderick und Madeline Usher (Mary McDonnell) zu Beginn der Serie mit Verna abschließen. All das schreit für Dich nach Dämonin oder Teufelin? Möglich.
Doch das Finale deutet eher darauf hin, dass wir Verna sogar noch eine Rangstufe höher im paranormalen Kanon platzieren müssen: In ihrem letzten Gespräch mit Roderick nennt Madeline Verna „den Tod persönlich”. Verna wiederum zitiert Madeline gegenüber die erste Strophe aus Poes „Die Stadt im Meer” – und in der regiert der personifizierte Tod.
Welchen Handel haben Roderick und Madeline mit Verna geschlossen?
Obwohl wir schon seit Folge 1 von der Verbindung zwischen Verna und den Ushers wissen, erklärt erst das Ende von Der Untergang des Hauses Usher, wie genau sich der folgenschwere Pakt entwickelt hat. Und wie er mit dem Tod der jüngeren Ushers zusammenhängt.
So erfahren wir im Finale, wie Madeline und Roderick nach dem Mord an Rufus Griswold in Vernas Bar landen. Die Geschwister sind auf der Suche nach einem Alibi. Im Gespräch bietet die vermeintliche Barkeeperin den beiden einen Deal an: Sie werden niemals für ihre Taten belangt und bekommen soviel Ruhm und Reichtum, wie sie sich je erträumt haben. Den Preis dafür zahlen alle ihre Nachkommen.
Verna fordert, dass die Blutlinie der Ushers mit Roderick und Madeline endet. Heißt konkret: Wenn die Zeit der Geschwister gekommen ist, müssen auch alle ihre Blutsverwandten das Zeitliche segnen. Der fortschreitende Verfall des alten Familienheims steht in der Serie symbolisch für den Untergang der Familie Usher.
Wieso kehrt Madeline von den Toten zurück?
Auch Madelines Wiederauferstehung von den Toten hängt mit dem Pakt zusammen, den die Geschwister einst mit Verna geschlossen haben. Denn Verna stellt klar, dass Roderick und Madeline gemeinsam sterben werden. Indem sie ihren Bruder im Finale der Miniserie erwürgt und dann tot neben ihm zusammenbricht, erfüllt Madeline also im Grunde nur Vernas Prophezeiung.
Gleichzeitig spiegelt Folge 8 von Der Untergang des Hauses Usher so die erste Episode der Show. Wir erinnern uns: Hier kehrte Rodericks und Madelines Mutter Eliza (Annabeth Gish) von den Toten zurück, nur um Mr. Longfellow auf seiner eigenen Türschwelle zu erwürgen.
Warum kann Roderick sich nicht selbst umbringen?
Die Antwort ist klar: Zum einen hätte ein verfrühter Abgang von Roderick uns (und Verna) um den netten Twist mit der wiederauferstandenen Madeline und dem Geschwistermord gebracht. Zum anderen dürfte Verna Roderick schlicht das Recht abgesprochen haben, seinen Tod selbst zu wählen.
Er sollte sich der Folgen seiner Taten noch einmal voll bewusst werden und noch ein bisschen länger leiden. Immerhin haben seine skrupellosen Geschäfte mit Fortunato Pharmaceuticals über die Jahre unzählige Menschenleben gefordert.
Die Therapie: Das Ende erklärt und was mit Josy passiert ist
Im Gespräch mit Dupin erklärt Roderick am Ende von Der Untergang des Hauses Usher, er habe immer gewusst, dass er über einen Berg von Leichen zur Spitze hinaufsteigen werde. Wie viele Tode er mit Ligadone, dem von Fortunato vertriebenen Opioid, tatsächlich zu verantworten hat, führt Verna ihm am Ende vor Augen, indem sie Leichen vom Himmel regnen lässt.
Wieso erhält Roderick Nachrichten von Lenore – und was bedeuten sie?
Während seines Gesprächs mit Dupin erhält Roderick wiederholt Nachrichten von seiner Enkelin Lenore – und das, obwohl diese längst tot ist, wie wir später erfahren. Es ist Madelines KI-Version von Lenore, die Usher Senior immer wieder das Wort „Nimmermehr” in unterschiedlichen Variationen schickt.
Hierbei handelt es sich um eine weitere Anspielung auf Poes Der Rabe – und gleichzeitig um eine grausame Erinnerung für Roderick, dass er seine über alles geliebte Enkelin niemals wiedersehen wird.
Wer überlebt den Untergang des Hauses Usher?
Dem Pakt mit Verna entsprechend endet die Blutlinie der Familie Usher im Finale der Miniserie. Das heißt aber nicht, dass kein Usher die letzte Episode überleben würde.
Da wäre zum einen Juno Usher (Ruth Codd). Die Noch-Ehefrau von Roderick überlebt den Fluch des Raben, denn sie ist keine Blutsverwandte. Da Roderick keine Gelegenheit mehr hatte, sich von ihr scheiden zu lassen, erbt Juno Fortunato Pharmaceuticals. Doch sie führt die finsteren Familiengeschäfte nicht weiter.
Stattdessen wird sie clean, löst das Unternehmen auf und gründet mit dem Vermögen die Phoenix Foundation. Die Wohltätigkeitsorganisation hilft fortan Suchtkranken – womit Juno quasi Wiedergutmachung für die Taten ihrer Familie leistet.
Five Nights at Freddy’s streamen: So holst Du Dir den Pizzeria-Horror ins Heimkino
Zum anderen haben wir Morella Usher (Crystal Balint). Die Ehefrau von Usher-Sprössling Frederick (Henry Thomas) und Mutter von Lenore erholt sich von ihren Verletzungen. Sie spendet einen Großteil ihres stattlichen Erbes und gründet mit dem Rest die Lenore Stiftung, die künftig Opfern häuslicher Gewalt hilft.
Auch Anwalt Arthur Pym (Mark Hamill), der mit seiner furcheinflößenden Art nicht von dieser Welt zu sein scheint, überlebt das Haus Usher. Er schlägt einen Deal mit Verna aus, stellt sich seinen Taten und wandert dafür - mit reiner Seele - ins Gefängnis.