mark zimmermann (Jermias Meyer) in der greif
© Gordon A. Timpen, Amazon Studios
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Auf dem Bild zum "Devil May Cry auf Netflix-Artikel" ist der Protagonist Dante in einer dynamischen Kampfszene zu sehen. Er trägt einen roten Mantel, der im Wind weht, und zielt mit einer Pistole auf ein Ziel außerhalb des Bildes. Dante hat weißes Haar und eine muskulöse, teilweise freigelegte Brust. Seine entschlossene Miene und die nächtliche Kulisse betonen die actionreiche Atmosphäre der Szene.

Der Greif | Kritik: Wie sehr verzaubert Dich Hohlbeins Dark-Fantasy-Serie?

Der Fan­ta­sy-Roman „Der Greif“ (1989) von Wolf­gang und Heike Hohlbein befind­et sich seit Jahrzehn­ten in den Bücher­re­galen von Liebhaber:innen für Mys­tik, Geheimnisse und Magie. Im Mai startet die Serien-Adap­tion auf Ama­zon Prime Video. Wir kon­nten sie bere­its schauen und ver­rat­en Dir in unser­er Kri­tik zu Der Greif, ob die deutsche Fan­ta­sy-Kost überzeugt! 

Drei typ­is­che Teenag­er aus den Neun­zigern, die sich plöt­zlich in ein­er ganz fin­steren Par­al­lel­welt wiederfind­en: Das ist das Set­ting der kom­menden Dark Fan­ta­sy-Serie. Neben dem Antag­o­nis­ten und bösem Machthaber Der Greif müssen sie sich dort gegen fin­stere Krea­turen wie Gar­goyles behaupten. Klingt nach einem wilden Ritt? Wir haben die Serie bere­its für Dich unter die Lupe genom­men und ver­rat­en Dir in unser­er Kri­tik zu der Greif, ob sich die Reise für Dich lohnt.

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Der Greif: Die Handlung der Serien-Adaption

1984, Krefelden: In ein­er Nacht-und-Nebel-Aktion schnappt sich Karl Zim­mer­mann (Golo Euler) seine bei­den Söhne Mark und Thomas und ein altes Buch und flieht. Vor irgen­det­was. Was genau, erfahren wir erst später. Seine Frau Petra (Sabine Tim­o­teo) lässt er allein zurück.

10 Jahre später: Karls Sohn Mark Zim­mer­mann (Jere­mias Mey­er) ist mit­tler­weile 16 Jahre alt. Gerüchte über seine psy­chis­chen Prob­leme brand­marken ihn als Außen­seit­er. Damit tritt er in die Fußstapfen seines großen Brud­ers Thomas (Theo Trebs), der mit­tler­weile von der Schule geflo­gen ist und den Plat­ten­laden „Orakel von LP” betreibt. Kon­takt zu seinen Mitschüler:innen hat Mark vor allem eher nur dann, wenn er Mix­tapes für fünf Euro ver­jubelt. Die neue Mitschü­lerin Becky (Lea Drin­da) hinge­gen, hat direkt einen guten Draht zu Mark und inter­essiert sich nicht für dessen schwierige Vorgeschichte – vorerst.

Neben seinem Außen­seit­er­tum, trägt Mark bald eine weit­ere Last mit sich herum: „Die Chronik“. Jenes sel­tene Buch, das alle Jungs aus der Fam­i­lie Zim­mer­mann im Alter von 16 Jahren bekom­men und das ihm sein Brud­er Thomas plöt­zlich über­re­icht. Damit begin­nt ein ganz neues Aben­teuer für Mark und seine einzi­gen Freund:innen Becky und „Memo“ (Zoran Pin­gel). Denn die Chronik offen­bart Mark Ein­blicke in die Welt des Schwarzen Turms, ein Reich, das vom „Greif“ beherrscht und unter­jocht wird. Und wom­öglich ist Mark dazu auserko­ren, diese Welt zu befreien. Denn er ist der „Wel­tenwan­der­er“, der sich beliebig zwis­chen den Dimen­sio­nen bewe­gen kann. Ein dun­kles Fan­ta­sy-Aben­teuer beginnt.

Die Menschenwelt: Charmante Jugendfiguren und schwierige Erwachsene

Die Jungdarsteller:innen machen hier einen ver­dammt guten Job! Jere­mias Mey­er (Mark) und Lea Drin­da (Becky) kon­nten bere­its in der Ama­zon-Stu­dios-Pro­duk­tion „Wir Kinder vom Bahn­hof Zoo“ überzeu­gen. In den ersten drei Episo­den, die wir uns anschauen kon­nten, ist ihre Chemie auf dem Bild­schirm ein dick­es Pro-Argu­ment für die Serie. Unter den Neben­fig­uren tum­meln sich hinge­gen aller­lei Stereo­type: eine ver­wöh­nte Göre, die im reichen Eltern­haus ver­nach­läs­sigt wird; die beste Freund:innen mit uner­widert­er Liebe und oben­drauf viele Kinder, die nur schw­er aus dem Schat­ten ihrer Eltern treten kön­nen. Über den Ver­lauf der gesamten Staffel, bekom­men jedoch auch die Neben­fig­uren etwas mehr Raum zur Entfaltung.

Hier und da sind wir über die Dialoge gestolpert, etwa: „Alles Gute zum Geburt­stag, klein­er Brud­er“. Bei solchen und ähn­lichen Sätzen, stellen sich uns die Nack­en­haare auf. Warum? Sie erk­lären auf furcht­bar unnatür­liche Weise Beziehungskon­stel­la­tio­nen, weil man glaubt, das Pub­likum kön­nte es son­st nicht schnallen. Ist für uns aber nur ein klein­er Aufreger, weil die Dialoge anson­sten über­wiegend in Ord­nung sind und gut präsen­tiert werden.

Unter den Erwach­se­nen schieben sich erst mit der zweit­en Staffel­hälfte inter­es­san­tere Fig­uren ins Ram­p­en­licht. So richtig sym­pa­thisch wer­den trotz­dem die wenig­sten. Das ist bei Com­ing-of-Age-Geschicht­en allerd­ings nichts Ungewöhn­lich­es. Für uns hebt sich Sabine Tim­o­teo als Mut­ter Petra Zim­mer­mann, dank ihres inten­siv­en und aus­drucksstarken Spiels, vom Rest des Casts ab. Emo­tionale Momente wie Wutaus­brüche, Rat­losigkeit und Verzwei­flung sind auf den Punkt und haben uns begeis­tert. Wir sind ges­pan­nt, wie sich die anges­pan­nte Beziehung zu ihren Söh­nen entwick­elt. Armin Rohde ver­sprüht wie üblich genug boden­ständi­gen Charme mit, um seine Neben­rolle des Kom­mis­sars Bräk­er zumin­d­est nicht egal wirken zu lassen.

gargoyle der greif

Gar­goyles und andere mys­tis­che Wesen erwarten Dich in der Dark Fan­ta­sy-Serie Der Greif. — Bild: © Gor­don A. Tim­pen, Ama­zon Studios

Der Schwarze Turm: Fantasy-Ödland mit schreienden Fischen und Gargoyles

In der Welt des Schwarzen Turms gibt es mys­tis­che Wesen mit Hörn­ern und ste­in­grauer Haut , welche stark an Gar­goyles – diese gruselig anmu­ten­den Wasser­speier, die ihren fes­ten Platz in gotis­ch­er Architek­tur haben – erin­nern . Sie sprechen eine eigene Sprache, die fre­undlicher­weise per Unter­ti­tel über­set­zt wird. Ob und wie real­is­tisch die Dialoge sind – keine Ahnung. Dazu haben wir zu wenig Ref­eren­zw­erte in punc­to Gar­goyles. Aber: Effek­te und Effekt-Make-up funk­tion­ieren gut und müssen sich hin­ter anderen Pro­duk­tio­nen nicht ver­steck­en. Diese Krea­turen dienen dem Greif, einem mächti­gen Wesen, das die Welt des Schwarzen Turms unter­jocht und mit jed­er Episode an Präsenz gewin­nt. Auch weit­ere Details tra­gen zur Fan­ta­sy-Stim­mung bei, etwa Fis­che, die an Land plöt­zlich mit men­schlichen Stim­men loss­chreien. Unangenehm.

Wenn gigan­tis­che Mono­lithen bis in den Him­mel ragen, dann sieht die „andere Welt“ wirk­lich bösar­tig aus. Alles auf Boden­höhe erin­nert hinge­gen meist an Mis­chwald oder Mojave-Wüste. Bei weni­gen Szenen wirkt dies zu ver­traut, um als Fan­ta­sy­welt durchzuge­hen. Ger­ade in der zweit­en Staffel­hälfte punk­tet die Serie dann allerd­ings in bei­den Wel­ten mit ordentlichen Crea­ture- und Action-Spitzen.

Unser Fazit: Der Türöffner für deutsche Fantasy-Adaptionen

Das Intro wirkt etwas unin­spiri­ert und einige Dialoge sind eher weniger Oscar-verdächtig. Im Großen und Ganzen überzeugt uns Der Greif trotz­dem mit span­nen­den Fig­uren, ansehn­lichen Effek­ten, einem authen­tis­chen 90er-Feel­ing und vor allem ein­er schö­nen Fan­ta­sy-Geschichte. Gegen eine zweite Staffel hät­ten wir defin­i­tiv nichts einzuwen­den. Und wichtiger: Wom­öglich ermutigt es deutsche Pro­duk­tio­nen, den bish­er fast unange­tasteten Schatz deutsch­er Genre-Lit­er­atur endlich ins bewegte Bild zu über­tra­gen. Also liebe Stream­ing-Anbi­eter, wann bekom­men Pro­fes­sor Zamor­ra, John Sin­clair und die Gespen­ster-Krim­is grünes Licht?

Der Greif
Orig­inalti­tel: Der Greif
Genre: Fan­ta­sy, Com­ing-of-Age, Dark Fantasy
Start: 26. Mai 2023
Laufzeit: Staffel 1: 6 Episo­den je ca. 55 Minuten
Altersempfehlung: tba
Showrun­ner: Sebas­t­ian Mar­ka, Erol Yesilkaya
Basiert auf: „Der Greif“ (1989) von Wolf­gang und Heike Hohlbein

„Der Hex­er,“ „Märchen­mond“ oder „Der Magi­er“: Welche weit­eren Hohlbein-Geschicht­en möcht­est Du gerne in bewegten Bildern sehen?

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