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Deep Sea | Kritik: Ein Animationsfilm wie ein knallbunter Fiebertraum
Der chinesische Animationsfilm „Deep Sea“ entführt nicht nur die Hauptfigur Shenxiu in die erstaunlich farbenfrohe Tiefsee, sondern will auch Dich mit auf die fantastische Reise nehmen. Ob der Streifen ein echter Reisetipp ist, verraten wir Dir in unserer Kritik zu Deep Sea.
Die junge Protagonistin Shenxiu (Stimme im Original: Wang Tingwen) fühlt sich seit der Trennung ihrer Eltern vernachlässigt. Nachdem ihre Mutter die Familie verlassen und ihr Vater wieder geheiratet hat, kümmert er sich nur noch um seinen neugeborenen Sohn. Das wird besonders bei einem Familienausflug deutlich: Auf der Kreuzfahrt erinnert sich niemand daran, dass Shenxiu Geburtstag hat.
So bemerkt auch niemand, als sie bei einem Sturm von Deck und ins Meer fällt. Ab jetzt beginnt die erstaunliche Reise. Nachdem sie von dem mystischen Wesen Hyjinx geweckt und in die Tiefsee mitgenommen wird, findet sie sich in einem Unterwasser-Restaurant wieder. Hier trifft sie auf Nanhe (Su Xin) und seine Crew, bestehend aus Walrossen, Ottern und weiteren tierischen Helfer:innen. Aber das Geschäft läuft leider nicht ganz so gut, da die anspruchsvolle Fischkundschaft eine Herausforderung darstellt.
Der Hyjinx könnte sowohl Nanhe bei seinem Restaurant als auch Shenxiu bei der Suche nach ihrer Mutter helfen. Doch das Wesen verschwindet und das kleine Mädchen begibt sich mit der tierischen Truppe auf die Suche nach ihm. Als ob das nicht schon abenteuerlich genug wäre, taucht ein mysteriöses rotes Phantom auf und bringt die fantastische Crew und Shenxiu in Gefahr.
Deep Sea: Eine kunterbunte Reise in die Tiefsee
Bereits in der ersten Szene, in der Shenxiu ins Meer eintaucht, wird uns klar, dass uns mit dem Animationsfilm fortan ein wilder und äußerst bunter Trip erwartet. Da schwimmen wir mit der jungen Protagonistin durch knallbunte Meerestiefen und treffen im Restaurant auf bunte Fischkundschaft. Die farbenfrohe Kulisse sorgt dafür, dass wir uns von der Stimmung mitreißen lassen. Dabei ist es tatsächlich gar nicht so störend, dass wir beispielsweise auf Untertitel angewiesen waren. Deep Sea lebt vor allem von den Bildern.
Kindlicher Humor, ergreifende Geschichte
Die Charaktere, allen voran die süßen Otter, die im Restaurant zwar aushelfen sollen, aber eher Blödsinn im Kopf haben, zauberten uns oft ein Lächeln ins Gesicht. Der Humor ist kindgerecht. Zum Beispiel wenn die tierischen Mitarbeitenden den Walross-Kapitän ärgern, oder die fischigen Restaurantgäst:innen die Gerichte quer durch das Geschäft werfen, weil sie ihnen nicht schmecken.
Dass es kinderecht ist, ist zwar schön, aber manchmal haben eben solche Szenen dazu geführt, dass sich der Film nicht angemessen ernstgenommen angefühlt hat. Denn eigentlich erzählt Deep Sea eine ernste und ergreifende Geschichte, die von Einsamkeit und Verlust geprägt ist. Die Hauptthemen und die damit verbundenen Ängsten werden durch dunkle Szenen eindrucksvoll dargestellt. Diese stehen im starken Kontrast zu den knalligen Sequenzen und verleihen dem Animationsfilm eine beinahe gruselige Atmosphäre.
Fast schon zu gehetzt
Es bleibt allerdings nur wenig Zeit, das gerade Gesehene zu verarbeiten, denn Deep Sea wirkt bis kurz vor Schluss doch sehr gedrungen. Shenxiu muss sich immer irgendwo durchzwängen, wird rumgeschubst oder eingequetscht. Sei es zwischen den Mitarbeitenden des Restaurants, irgendwelchen Tiefseespalten oder beim Schlafen zwischen ihren Otterfreund:innen.
Shenxiu kommt genauso wenig zur Ruhe wie die Zuschauer:innen. Deshalb fühlt sich Deep Sea oft wie ein Fiebertraum an. Beispielsweise wenn Nanhe in Erinnerungen schwelgt und sich dort in seine alte Heimat zurückversetzt. Sein kleines verschneites Heimatdorf verwandelt sich schlagartig in eine knallbunte Landschaft mit einem Himmel, der an impressionistische Kunst erinnert. Von diesen Momenten gibt es so viele, dass wir aufgrund der Fülle von Reizen und Effekten oft nicht wussten, wo wir genau hinschauen sollten. Das war anfangs faszinierend, aber durch diese ständige Hatz wurde es irgendwann auch für uns etwas anstrengend.
Kritik zu Deep Sea: Unser Fazit
Deep Sea ist durch die knallbunten Animationen oftmals mehr Kunstinstallation als ein Film, der strikt einer Geschichte folgt. So tragen manche Szenen nichts zur Erzählung bei, sondern sehen einfach nur fantastisch aus. Dabei ist aber die Story durchaus liebenswert und drückt gerade zum Ende sehr auf die Tränendrüse. Uns haben die ganzen Eindrücke, die der Film aneinanderreiht, irgendwann jedoch überreizt. Daher auch die Vorwarnung für Dich, wenn Du vorhast mit Kindern in den Film zu gehen: Deep Sea ist ein knallbuntes Highspeed-Abenteuer, was zwar toll aussieht, aber in weiten Teilen sehr gehetzt wirkt und so schnell überfordern kann.
Deep Sea
Genre: | Animation, Fantasy |
Bundesstart: | 10. August 2023 |
Laufzeit: | 112 Minuten |
FSK: | Ab 6 Jahren freigegeben |
Regie: | Tian Xiaopeng |
Drehbuch: | Tian Xiaopeng |
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