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Blood Red Sky in der featured-Filmkritik: Filmblutgruppe B-Positiv
Auf dem Weg nach New York wird ein Flugzeug gekapert. Was die Entführer allerdings nicht wissen: Eine Passagierin besitzt die nötigen (übernatürlichen) Fähigkeiten, um ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Welche Highlights der deutsche Vampirfilm zu bieten hat und an welchen Kanten man sich festbeißt, erfährst Du in der featured-Filmkritik zu „Blood Red Sky“.
Vampire, Werwölfe und Zombies – die klassischen Filmmonster eben – sind als Genre im Prinzip auserzählt. Deshalb rücken bei Formaten wie „The Walking Dead“ oder „Teen Wolf“ auch eher die menschlichen Schicksale in den Vordergrund. Genau darauf setzt auch Autor und Regisseur Peter Thorwarth und verfrachtet dafür eine alleinerziehende Vampirin in ein Flugzeug, das von Terroristen entführt wird. Deren Schauspielerin Peri Baumeister verrät im featured-Interview, was sie vom Vampir-Genre hält:
Stakes on a Plane: Vampire vs. Flugzeugentführer
Nadja (Peri Baumeister) ist mit ihrem Sohn Elias (Carl Anton Koch) auf dem Weg in die USA, um dort das potenzielle Heilmittel für ihre ominöse Krankheit zu empfangen. Aber bereits kurz nachdem das Flugzeug in Berlin abhebt, wird ihr und den restlichen Passagier:innen klar, dass sie die Landung vielleicht nicht mehr erleben werden. Denn mit an Bord befindet sich eine Gruppe Terroristen, die den Flieger kapern. Als Berg (Dominic Purcell), der Kopf der Bande, seinen Komplizen Eightball (Alexander Scheer) anweist, die Reisenden in Schach zu halten, kommt es zu einem Zwischenfall, durch den Nadja eine folgenschwere Entscheidung trifft – und ihr dunkles Geheimnis offenbart: Sie ist eine Vampirin. Hoch über den Wolken entbrennt ein klaustrophobisches Katz-und-Maus-Spiel zwischen ihr und den Luftpiraten.
Blood Red Effects: Lebenssaft für Genrefans
Regisseur Peter Thorwarth ist unter anderem für Feel-Good-Klamauk wie „Der letzte Bulle“ bekannt. Blood Red Sky ist defacto sein erster Horrorfilm. Vielleicht wirken einige Szenen deshalb etwas plakativ, so als ob man versucht bekannte Versatzstücke anderer Vampirfilme zu kopieren – wir könnten an dieser Stelle aber nur mutmaßen. Oft hingegen leiden deutsch(sprachig)e Horrofilme an mangelndem Budget für Spezialeffekte. Blood Red Sky ist diesbezüglich eine angenehme Ausnahme. Für die praktischen Effekte, wie Mias Vampirfratze, zeichnet sich Maskenbildner Mark Coulier verantwortlich. Zu dessen Lorbeeren gehören beispielsweise die Harry-Potter-Filme, aber auch seine Oscar-prämierte Arbeit im Polit-Biopic „Die Eiserne Lady“. Das wirkt wertig und hebt den Vampir-Thriller auf ein internationales Mittelmaß.
Blutgruppe: Zugkräftige Namen auf der Besetzungsliste
Dein Genrefilm soll das internationale Publikum erreichen, hat aber ’nur’ A-Liga-Schauspieler:innen aus heimischem Anbau zu bieten. Was tust Du? Genau, Du besetzt noch zwei einigermaßen bekannte US-TV-Gesichter, damit das Ganze den passenden Flair bekommt.
Hauptdarstellerin Peri Baumeister spielte schon die meisten ihrer Kolleg:innen in der unterschätzten Milieu-Serie „Skyline“ an die Wand. Auch Blood Red Sky könnte sie zweifelsfrei alleine rocken. Aber nein, da muss plötzlich noch Action-Bulldogge Dominic Purcell (DCs „Legends of Tomorrow“) als Luftpirat auftauchen – ohne jedweden Mehrwert für den Film. Und Graham McTavish, der in der Erfolgsserie „Preacher“ als untoter Cowboy glänzte, ist in Blood Red Sky als US-General so fehl am Platz, wie ein Bauchnabel auf der Stirn. Es ist nicht so, dass die beiden ihre Rollen schlecht spielten, aber sie sind für die Story selbst unerheblich und lenken unnötigerweise von den eigentlichen Hauptdarsteller:innen ab.
Unausgegoren wirkt dagegen die Entscheidung, Charakternase Alexander Scheer (u.a. „Gundermann“) als psychopathischen Handlanger Eightball zu besetzen. Nette Idee, aber entweder Drehbuchautor Stefan Holtz hatte keinen Plan, was er mit der Figur anfangen wollte oder Regisseur Thorwarth wusste schlicht nicht, wie er Scheer zu inszenieren hatte. Sobald Eightball die Bühne betritt, ist der Film leider unfassbar vorhersehbar.
B-Movie Sky: Wer hoch hinaus will, kann tief fallen
Streaming-Plattformen wie Netflix bieten endlich auch deutschen Genreproduktionen eine Perspektive. Angenehm. Muss doch möglich sein, dass neben romantischen Komödien und Vergangenheitsbewältigung, noch andere Produktionen über die Studiogrenzen schwappen. Und generell ist die Prämisse „Irgendwas on a Plane“ eine Steilvorlage, für entspannte Feierabendunterhaltung; siehe „Snakes on a Plane“, „Ghosts on a Plane“ oder „Zombies on a Plane“.
Ganz so stumpf muss es ja nicht sein, aber Blood Red Sky zerdenkt sich selbst und konstruiert mehr Drama als guttut. Wie ziehe ich ein Kind groß, wenn ich eine Vampirin bin? Spannende Frage und womöglich Material für eine hübsche Horror-Drama-Serie – aber doch nicht für einen Film, in dem Zuschauer:innen einfach nur Vampir-Action erwarten, gurgelnde Kehlen und den einen oder anderen Eckzahn. Da will Blood Red Sky stellenweise mehr, als er in der Lage ist abzuliefern.
Blood Red Sky: Überzeugendes B-Movie mit Potential
Blood Red Sky liefert einen Vampir-Thriller in luftiger Höhe und muss sich hinter anderen internationalen Produktionen gleicher Bauart nicht verstecken, zumindest in puncto Effekte und Ausstattung. Hauptdarstellerin Peri Baumeister macht als monströse Vampirin eine gute Figur. Der übrige Cast sieht dagegen leider etwas blass aus – eine Kunst, wenn man bedenkt, dass die Protagonistin untot ist. Das Konzept der besorgten Vampir-Mutter, würde sich als Serie besser erzählen und wirkt hier wie unnötiger Balast für die Laufzeit.
Unterm Strich unterhält Blood Red Sky Vampirfans angemessen. Gerne mehr davon.
P.S.: Und hier, wie oben angesprochen, drei Vampirfilmtipps:
- Stephen King’s The Night Flier (1997): Ein skrupelloser Journalist ermittelt im Fall eines Serienkillers, der sich von Flughafen zu Flughafen mordet und vorgibt ein Vampir zu sein.
- Durst (2009): Ein katholischer Priester überlebt als einziger ein Experiment und entwickelt danach einen unkontrollierten Blutdurst. Während ihn einige als Art Heiligen verehren, hasst er sich zunehmend selbst.
- Vampire Hunter D: Bloodlust (2000): In einer dystopischen Zukunft wird der Vampirjäger und Halbvampir D damit beauftragt, die Tochter eines Adligen aus den Fängen eines eigentlich friedlichen Vampirs zu befreien.
Blood Red Sky / Transatlantic 473 | |
Originaltitel: | Blood Red Sky |
Genre: | Thriller / Horror |
Bundesstart: | 23. Juli 2021 (Netflix) |
Laufzeit: | 121 Minuten |
FSK: | ab 18 Jahren |
Regie: | Peter Thorwarth |
Drehbuch: | Peter Thorwarth, Stefan Holtz |
Vorlage: | Original-Drehbuch |
Welche Vampirfilme können bei Dir immer landen? Wir freuen uns auf Deine Tipps!