Das Bild zeigt eine Szene aus dem Film American Psycho
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Elisa Zulueta in An ihrer Stelle
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American Psycho: Ende erklärt – ist Bateman wirklich ein Killer?

Der kon­tro­verse Psy­chothriller „Amer­i­can Psy­cho“ aus dem Jahr 2000 hat heute viele Fans, die unter anderem Chris­t­ian Bales Darstel­lung eines eiskalten Killers loben. Doch bis heute disku­tieren Fans und Filmexpert:innen das Ende des Films. Hier liest Du, was das Ende des Kult-Schock­ers bedeutet.

Amer­i­can Psy­cho ist die Ver­fil­mung des gle­ich­nami­gen Romans von Bret Eas­t­on Ellis aus dem Jahr 2000. Der Roman war bere­its vor Abschluss der Drehar­beit­en umstrit­ten – und der Film somit auch. Die explizite Beschrei­bung von Gewalt und die Hand­lung in Ellis’ Roman wurde öffentlich kon­tro­vers disku­tiert und als teils stark frauen­feindlich beze­ich­net. Aber worum geht es eigentlich in Amer­i­can Psycho?

American Psycho: Darum geht es in dem Schocker

Der Film spielt in den 1980er Jahren in New York. Chris­t­ian Bale spielt den jun­gen Wall-Street-Banker Patrick Bate­man, der im Laufe des Films immer blutigere und groteskere Untat­en bege­ht. Gle­ichzeit­ig geht er seinem nor­malen Job nach und find­et Zeit für gesellschaftliche Veranstaltungen.

Der Invest­ment­banker lebt auf großem Fuß: Tagsüber lebt er als draufgän­gerisch­er Schnösel. In der Nacht ist er ein skru­pel­los­er Serien­mörder. Er ermordet Woh­nungslose, Pros­ti­tu­ierte und sog­ar Men­schen, die er kennt.

Der Film führt uns durch ein paar Monate in Bate­mans Leben, in denen wir Zeuge seines bluti­gen Treibens und seines sno­bis­tis­chen Lebensstils werden.

Eines von Bate­mans vie­len Opfern ist Paul Allen (Jared Leto) – ein Kol­lege, den Bate­man ver­ab­scheut. Bate­man ermordet Allen mit ein­er Axt in dessen Woh­nung und lässt die Leiche dort liegen. Später bringt er weit­ere Opfer in die Woh­nung, tötet sie und lässt ihre Leichen eben­falls dort liegen.

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American Psycho: Ein Filmende mit vielen Fragezeichen

Im Ver­lauf des Films ver­liert Bate­man immer mehr die eh schon kaum vorhan­dene Kon­trolle. Er mordet immer weit­er, bis er schließlich seinen Anwalt anruft und alle seine Ver­brechen geste­ht. Doch dann macht Bate­man einen Rückzieher und beschließt, zu Allens Woh­nung zurück­zukehren und den Tatort zu säu­bern, bevor es zu spät ist. Nie­mand soll ihm seine Gräueltat­en nach­weisen können.

Plöt­zlich geschieht etwas Merk­würdi­ges: Die eigentlich mit Blut besudelte Woh­nung ist per­fekt gere­inigt. Außer­dem soll sie neu ver­mi­etet wer­den. Eine Immo­bilien­mak­lerin ist in der Woh­nung anwe­send und sie scheint entwed­er Angst zu haben oder wütend auf Bate­man zu sein. Dies wird im Film nicht deut­lich. Auf jeden Fall mag sie Bate­man nicht und scheint mehr zu wis­sen, als sie zugibt. Bate­man ist ver­wirrt und fragt sich, was mit den Leichen passiert ist.

Er bekommt Angst und sucht seinen Anwalt auf, den er zuvor bere­its am Tele­fon kon­tak­tiert hat. Er ver­sucht, seine Tat­en zu beschreiben. Doch dann stellt sich her­aus: Der Anwalt ken­nt ihn gar nicht. Bate­man trifft darauf hin auf immer mehr Bekan­nte, die ihn in Wirk­lichkeit nicht zu ken­nen scheinen. Seine Ver­wirrung steigert sich. Was ist Real­ität und was hat er sich eventuell nur eingebildet?

Bate­mans ver­meintlich­er Anwalt hält seinen Anruf für einen Stre­ich.  Außer­dem merkt er an, dass Bate­man seinen Kol­le­gen Paul Allen (wir erin­nern uns: Jaret Leto) gar nicht ermordet haben kann. Der Anwalt habe näm­lich erst vor Kurzem mit Allen in Lon­don zu Mit­tag gegessen.

Während dessen stößt Bate­mans Sekretärin Jean im Büro ihres Chefs auf sein Tage­buch. Es ist voll­gekritzelt mit Schilderun­gen und Skizzen sein­er grausi­gen Morde.

Das Ende von American Psycho: Zwei Theorien zur Bedeutung

Der Film Amer­i­can Psy­cho wurde in den Jahren nach seinem Erscheinen mehrfach analysiert und das kon­tro­verse und nicht ganz ein­deutige Ende vielfach disku­tiert. Das Ergeb­nis der meis­ten Analy­sen: Der Schluss kann auf ver­schiedene Weise gele­sen werden.

Theorie Nr. 1: Es geschah alles in Batemans Fantasie

Die erste Inter­pre­ta­tion ist, dass fast alles, was im Film passiert, in Bate­mans Kopf stat­tfind­et. Das ist eine ver­ständliche Schlussfol­gerung: Auch wenn der Banker kein Mörder ist, scheint Bate­man zumin­d­est psy­chisch sehr labil zu sein.

Ein weit­er­er Hin­weis, der die The­o­rie der „Fan­tasiemorde“ unter­mauert: Die Woh­nung von Bates Opfer Paul Allen ist kom­plett aufgeräumt und es ist keine Rede von hier gefun­de­nen Leichen. Die Woh­nung wird ein­fach weitervermietet.

Die von der Sekretärin gefun­de­nen Zeich­nun­gen der Opfer in Bate­mans Tage­buch scheinen ein weit­eres Indiz zu sein, dass Bate­man seine Morde nur in der Fan­tasie aus­gelebt und mit gruseli­gen Skizzen fest­ge­hal­ten hat.

Ein weit­eres Ele­ment, das für die Fan­tasie-These spricht: In ein­er Szene schießt Bate­man auf ein Polizeiau­to, das umge­hend explodiert. Autos explodieren jedoch nicht ein­fach, wenn man auf sie schießt – so etwas geschieht nur in Action­fil­men. Auch Bate­man zeigt sich in Folge dieser über­triebe­nen Explo­sion sichtlich überrascht.

Theorie Nr. 2: Bateman ist wirklich ein Killer

Die zweite The­o­rie besagt, dass Patrick Bate­man wirk­lich ein eiskalter Serien­mörder ist und wir im Film exakt das sehen, was er angerichtet hat. Das Argu­ment, dass die Woh­nung seines Opfers Paul aufgeräumt sei, wird von Vertreter:innen der Killer-The­o­rie mit ein­er wirk­lich beun­ruhi­gen­den Gegen­frage beantwortet:

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Was wäre, wenn der Haus­be­sitzer die Leichen in der Woh­nung ein­fach entsorgt hätte, um die Woh­nung eiskalt ein­fach weit­er zu ver­mi­eten? Der Tenor des Films mag diese These stützen. Amer­i­can Psy­cho zeigt über­spitzt den Tur­bokap­i­tal­is­mus der 1980er Jahre: Reiche Men­schen, die für noch mehr Geld ein­fach alles tun würden.

Das Ende von American Psycho erklärt: Das sagen die Filmemacherinnen

Die Macherin­nen des Films lassen offen, welche Ver­sion die richtige Inter­pre­ta­tion des Films ist. So sagt Co-Autorin Guin­e­vere Turn­er in einem Inter­view mit dem US-Mag­a­zin „MovieMak­er“:

„Für mich und Mary (Har­ron) ließ das Buch auch offen, was real war und was nicht. Wir hiel­ten nicht alles für real, weil manch­es davon buch­stäblich sur­re­al ist. Aber wir haben gemein­sam beschlossen, dass wir bei­de keine Filme mögen, bei denen am Ende her­auskommt, dass alles nur im Kopf von jeman­dem passiert ist oder dass alles nur ein Traum war“.

Die Autorin zitiert daraufhin Kul­tregis­seur Quentin Taran­ti­no: „Wenn ich es Dir ver­rate, nehme ich Dir den Film weg.“

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