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Karen Rose hält den Thriller Todeskind in der Hand
Gabby Petito schaut lächelnd in die Kamera.
© 2025 Netflix, Inc.
Tim Allen und Nancy Travis in einer Szene aus Last Man Standing

American Murder: Gabby Petito – die wahre Geschichte

Die wahre Geschichte der Gab­by Peti­to: Das Inter­esse an dem Fall ist auch Jahre nach dem Mord an der jun­gen US-Amerikaner­in noch groß. Net­flix erzählt die Sto­ry nun in ein­er Doku im Rah­men sein­er Rei­he „Amer­i­can Mur­der“ (Start: 17. Feb­ru­ar 2025).

Darum geht es in American Murder: Gabby Petito

Mitte 2021 beherrschte ein Krim­i­nal­fall die Schlagzeilen in den Vere­inigten Staat­en und ander­swo: das Ver­schwinden und der gewalt­same Tod der YouTu­berin Gab­by Petito.

Jeden Tag ster­ben Dutzende Men­schen in den USA durch Schuss­waf­fenge­brauch, Messeran­griffe und andere Gewalt­de­lik­te. Aber dieser eine Fall erregte mehr öffentliche Aufmerk­samkeit als alle anderen, sorgte über Monate hin­weg für viele Sendeminuten, Artikel, Inter­views, Kom­mentare und Posts.

Warum? Vielle­icht, weil es sich bei der zunächst Ver­mis­sten um eine junge, weiße Frau han­delte, über die einige Medi­en inten­siv­er bericht­en als über andere Fälle. Ganz sich­er aber auch deswe­gen, weil Gab­by Peti­to bere­its vor ihrem Tod so etwas wie eine Per­son des öffentlichen Lebens war: Sie stellte ihr Leben per Social Media zur Schau und wollte als Influ­encerin erfol­gre­ich werden.

Der Net­flix-Dre­it­eil­er „Amer­i­can Mur­der: Gab­by Peti­to“ präsen­tiert Inter­views mit der Fam­i­lie des Opfers, lässt Freund:innen der jun­gen Frau zu Wort kom­men und zeigt bis­lang unveröf­fentlicht­es Bild­ma­te­r­i­al. Wir erzählen im Fol­gen­den die wahre Geschichte der Gab­by Petito.

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Der Roadtrip in die Hölle beginnt

Am 4. Juli 2021, dem amerikanis­chen Nation­alfeiertag, begin­nt die Reise, von der Gab­by Peti­to niemals zurück­kehren sollte. Die 22-jährige Ernährungs­ber­a­terin Gabrielle Veno­ra „Gab­by” Peti­to startet mit ihrem 23-jähri­gen Ver­lobten Bri­an Christo­pher Laun­drie, ihrer High­school-Liebe, einen Road­trip quer durch die USA.

Die Reise soll knapp vier Monate dauern und das Pärchen von der Golfküste Flori­das, ihrem Wohnort, bis nach Port­land, Ore­gon im Nord­west­en der USA führen. Dafür haben sich die bei­den einen Van zugelegt, der zu einem kleinen Wohn­mo­bil umge­baut ist.

Peti­to und Laun­drie wollen ihr Van-Life und ihren Trip, der sie unter anderem durch Nation­al­parks in Kansas, Col­orado und Utah führen soll, auf YouTube und Insta­gram doku­men­tieren. Die Bilder von unter­wegs zeigen ein glück­lich­es Paar, Gab­by posiert immer wieder vor spek­takulären Land­schaften. Aber der Schein trügt. An Bord des Vans tickt längst eine men­schliche Zeitbombe.

Gabby Petito und Brian Laundrie sitzen in einem Zelt und schauen sich an.

Gab­by und Bri­an: Am Anfang ihrer Reise scheint noch alles har­monisch zu laufen. — Bild: 2025 Net­flix, Inc.

Streit, Gewalt und eine Polizeikontrolle

Am 12. August geht ein Notruf bei der Polizei in Moab, Utah ein. Die Per­son gibt an, einen hand­grei­flichen Stre­it zwis­chen ein­er jun­gen Frau und einem jun­gen Mann beobachtet zu haben. Die Polizei geht der Mel­dung nach und find­et den Van des Paares am Ein­gang zu einem nahegele­ge­nen Nationalpark.

Peti­to hockt weinend auf dem Beifahrersitz. Die Body­cam-Auf­nah­men der Cops zeigen eine vol­lkom­men aufgelöste Frau, die auf Nach­fra­gen zu dem gemelde­ten Vor­fall kaum einen ver­ständlichen Satz her­aus­bringt. Peti­to und Laun­drie geben zu, dass es eine Auseinan­der­set­zung zwis­chen ihnen gegeben habe, auch körperlich.

Peti­to erk­lärt dazu, unter Stress zu ste­hen, weil sie hart daran arbeite, einen Reise­blog auf die Beine zu stellen. Und ihr Part­ner hätte Zweifel daran, ob sie dem Pro­jekt gewach­sen sei. Daher der Stre­it. Die Cops werten die Angele­gen­heit als Ner­ven­zusam­men­bruch, nicht als Fall häus­lich­er Gewalt. Eine ver­häng­nisvolle Fehlentschei­dung. Peti­to und Laun­drie set­zen ihre Reise fort.

Gabby Petito posiert mit ausgebreiteten Armen vor einem weißen Van.

In diesem Van waren Gab­by und Bri­an unter­wegs. — Bild: 2025 Net­flix, Inc.

Gabby Petito verschwindet

Aber nur für ein paar Tage: Am 17. August fliegt Laun­drie zurück nach Flori­da, um dort ange­blich einige per­sön­liche Dinge zu regeln. Gab­by Peti­to ver­bringt ein paar Tage in einem Hotel nahe Salt Lake City, Utah. Aber am 23. August kehrt Laun­drie nach Utah zurück, um die Reise mit sein­er Ver­lobten fortzusetzen.

Am 24. August checkt Peti­to aus dem Hotel aus, einen Tag später tele­foniert sie mit ihrer Mut­ter und erzählt, sie und Bri­an seien unter­wegs zu den Nation­al­parks Grand Teton und Yel­low­stone. Es ist das let­zte Mal, dass die Mut­ter mit ihrer Tochter spricht.

Kurz darauf, am 27. August, wird das Paar in einem Restau­rant in Jack­son Hole in Wyoming gese­hen. Eine Zeu­g­in berichtet später, Laun­drie hätte sich sehr aggres­siv ver­hal­ten und sich mit der Kell­ner­in und dem Man­ag­er des Lokals gestrit­ten. Später sei Peti­to weinend in das Restau­rant zurück­gekehrt und habe für das Ver­hal­ten ihres Begleit­ers um Entschuldigung gebeten. Das ist das let­zte Mal, dass jemand Gab­by Peti­to lebend gese­hen hat.

Brian Laundrie wird zum Verdächtigen

Am 1. Sep­tem­ber kehrt Bri­an Laun­drie im gemein­samen Van allein zurück zu seinen Eltern in North Port, Flori­da. Über den Verbleib sein­er Ver­lobten schweigt er. Wie erst später bekan­nt wird, hat­te Bri­an aber seine Eltern von unter­wegs angerufen: Gab­by sei „gone“, also „ver­schwun­den“ oder – auch das kann das Wort bedeuten: „tot“. Und er brauche einen Anwalt. Am 11. Sep­tem­ber meldet Gab­bys Mut­ter ihre Tochter offiziell als vermisst.

Laun­dries Eltern engagieren einen Anwalt, der seinem Man­dan­ten rät, weit­er­hin zu schweigen. Am 14. Sep­tem­ber bricht Laun­drie zu ein­er Wan­derung durch ein Naturschutzge­bi­et auf. Es ist das let­zte Mal, dass er lebend gese­hen wird. Tags darauf stuft die Polizei Bri­an Laun­drie als „Per­son of Inter­est“ ein, also als poten­ziell Verdächtigen.

Am 17. Sep­tem­ber wiederum melden Laun­dries Eltern ihren Sohn als ver­misst. Gab­by Peti­to ist weit­er­hin ver­schwun­den – aber längst haben sich Medi­en und Öffentlichkeit auf den Fall gestürzt.

Die wahre Geschichte der Gabby Petito: Fahndung per Social Media

In den sozialen Medi­en beteili­gen sich Hun­dert­tausende US-Amerikaner:innen an der Suche nach Peti­to. Durch die Analy­se­v­ideos ein­er Enter­tainer­in auf Tik­Tok wird schließlich ein YouTu­ber-Pärchen auf den Fall aufmerk­sam. Die bei­den hat­ten im Bridger-Teton Nation­al For­est einen weißen Van fotografiert, den sie nach Abgle­ich mit den Analy­se­v­ideos als das Auto von Peti­to und Laun­drie wiedererkennen.

Die YouTuber:innen geben den entschei­den­den Tipp an das FBI weit­er. Und tat­säch­lich: Am 19. Sep­tem­ber wer­den men­schliche Über­reste auf dem Camp­ing­platz im Teton-Nation­al­park gefun­den – unweit der Stelle, wo der Van gesichtet wor­den war.

Wenig später ist klar: Es han­delt sich um Gab­by Peti­to. Ein Gerichtsmedi­zin­er stellt als Todesur­sache stumpfe Gewal­tein­wirkung auf Kopf und Hals sowie Stran­gu­la­tion fest. Der Todeszeit­punkt lässt sich nicht mehr genau ermit­teln, aber Gab­by Peti­to muss um den 28. August herum gestor­ben sein.

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Ein Selbstmord und ein merkwürdiges Geständnis

Die Suche nach Bri­an Laun­drie geht indes weit­er – ab dem 23. Sep­tem­ber auch per Haft­be­fehl, weil er Ende August/Anfang Sep­tem­ber Geld mit Gab­bys Bankkarte von ihrem Kon­to abge­hoben hat­te. Erst am 20. Okto­ber wer­den Laun­dries Skelet­tüber­reste im Myakka­hatch­ee Creek Envi­ron­men­tal Park gefunden.

Nach wochen­la­gen Unter­suchun­gen kommt ein Spezial­ist zu dem Schluss, Laun­drie sei durch eine selb­st zuge­fügte Schuss­wunde am Kopf gestor­ben. Gab­bys mut­maßlich­er Mörder ist also eben­falls tot. Aber wie und warum die junge Frau ster­ben musste, ist noch immer nicht klar.

Erst Ende Jan­u­ar 2022 teilt das FBI mit: Laun­drie habe auf dem bei sein­er Leiche gefun­de­nen Notizblock ein schriftlich­es Geständ­nis abgelegt – er habe Peti­to getötet. Seine Begrün­dung erscheint allerd­ings merk­würdig: Peti­to habe sich in unwegsamem Gelände eine Ver­let­zung zuge­zo­gen und er habe sie von ihren Schmerzen „erlösen“ wollen.

Brian Laundrie schaut in die Kamera.

Was ist an Bri­ans Geständ­nis dran? — Bild: 2025 Net­flix, Inc.

Knapp drei Jahre nach dem Mord an Gab­by Peti­to tauchen dann Hin­weise auf, die Bri­an Laun­drie in einem anderen Licht erscheinen lassen. Dem­nach stieß das FBI bei ein­er Durch­suchung im Haus sein­er Eltern auf Geheimver­stecke mit Waf­fen, Muni­tion, Bargeld und einem Tage­buch. In diesem Jour­nal hielt Laun­drie unter anderem ver­störende Gewalt­fan­tasien fest.

Kritzeleien und Noti­zen weisen auf einen Mann hin, der mit großen psy­chis­chen Prob­le­men zu kämpfen hat­te. Diese Prob­leme wuch­sen ihm offen­bar über den Kopf, als er auf der lan­gen gemein­samen Reise mit sein­er Ver­lobtem auf eng­stem Raum zusam­men war – eine Aus­nahme­si­t­u­a­tion für ihn. Aber bis zulet­zt scheint Laun­drie bemüht gewe­sen zu sein, seine dun­kle Seite zu verbergen.

Denn sein Geständ­nis blendet aus, was wirk­lich geschah. Er beende sein Leben nicht aus Angst vor Bestra­fung, son­dern weil er es nicht ertra­gen könne, einen Tag ohne Gab­by zu leben, schreibt Laun­drie. Tat­säch­lich ver­suchte der Mörder wohl mit seinen let­zten Worten, seine Tat zu recht­fer­ti­gen und jede Schuld von sich zu weisen.

So viel auch über die wahre Geschichte der Gab­by Peti­to geschrieben wurde – es bleiben etliche ungek­lärte Fra­gen. Und es gibt ver­mut­lich nie­man­den mehr, der sie beant­worten könnte.


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