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“21 Bridges“ in der featured-Filmkritik: Kommissar Bad Boy übernehmen Sie!
Nach den ganzen Superhelden-Events widmen sich die Russo-Brüder mal wieder kleineren Projekten, obgleich auch „nur“ als Produzenten. Ein Polizist, ein missglückter Drogenraub, eine Verschwörung – so einfach kann ein solider Actionthriller sein. Warum der Film über das Mittelmaß trotzdem nicht hinaus kommt, erfährst Du in der featured-Filmkritik zu 21 Bridges.
Regisseur Brian Kirk startete seine Karriere mit Kurzfilmen, seit 2002 inszeniert er vor allem TV-Serien wie Game of Thrones und Penny Dreadful. Mit 21 Bridges saß er jetzt das erste Mal für einen Langspielfilm auf dem Regiestuhl. Das mag einer der Gründe dafür sein, warum sich 21 Bridges mehr nach einer hochwertigen Episode Law & Order anfühlt als nach großem Kino.
21 Bridges: Weißes Gold für dunkle Seelen
Eine Nacht in Manhattan. Bewaffnet und maskiert dringen die zwei Kleinkriminellen Ray (Taylor Kitsch) und Michael (Stephan James) in eine Weinhandlung, die eigentlich ein Lagerplatz für Kokain ist, ein. Allerdings finden sie dort mehr Kokain als erwartet. Als eine Polizeistreife an die Tür klopft eskaliert die Lage. Polizisten sterben. Ray und Michel flüchten.
Andre Davis (Chadwick Boseman) hat sich seinen Ruf bei der Polizei hart erarbeitet: Er tötet Cop-Killer! Er übernimmt den Fall und schottet Manhattan vom Festland ab. Ab jetzt hat er eine Nacht Zeit, um Ray und Michael zu finden und den Fall zu lösen. Und jedes Detail deutet darauf hin, dass an diesem Fall nichts normal ist.
Charakter-Schablonen vor hübscher Kulisse
Die Exposition „pflegebedürftige Mutter und erschossener Polizisten-Vater“ zu Beginn wirkt unnötig. Der Zuschauer würde sicherlich auch so kapieren, dass der raubeinige Andre Davis irgendeinen Hintergrund für seine schroffe Art hat. Denn so gut Chadwick Boseman auch spielt, viel hat sein Charakter eben nicht zu erzählen, außer dass er eben böse guckt. Gilt auch für den Rest der Figuren. Die mürrischen Cops, die findige Partnerin, der väterliche Police Captain, der exaltierte Zwischenhändler, verdrogte Auftraggeber, dampfende Gullideckel – das sind alles Schablonen, die in unzähligen Serien gleicher Bauart auch auftauchen. Sie gehören irgendwie zum US-Polizei-Subgenre dazu.
Man könnte Drehbuchautor Adam Mervis, der bisher nur fünf Film-Projekte aufweisen kann, nun auch unterstellen, dass es schlichtweg eine gewisse Unerfahrenheit ist, die seine Figuren und Dialoge so gewöhnlich, so austausch- und vorhersehbar machen. Das ist aber am Ende auch nur eine Frage der Erwartungshaltung. Im TV beschwert sich natürlich niemand, dass Dauerbrenner wie CSI oder Law & Order quasi jede Woche das gleiche Material wiederkäuen. Und: Als Co-Autor stand Adam Mervis außerdem Matthew Michael Carnahan zur Seite, der immerhin World War Z und Deepwater Horizon auf seinem Konto verbucht.
Schielt man auf die 99 Minuten Laufzeit, möchte man eigentlich sagen: „Ach so, die Idee hat nur für eine Stunde gereicht, aber Kino sind ja Minimum 90 – deswegen das Drumherum!“
Was Actionfans glücklich macht
Wenn die Figuren und der Plot schon weniger überzeugt, dann muss es wenigstens die Optik. 21 Bridges ist geradlinig inszeniert. Es gibt keine pathetischen Zeitlupen oder sonstige unnötigen Ausschmückungen. Etappe 1: Schusswechsel. Etappe 2: Auflösung. Das wirkt im allerbesten Fall unterhaltsam, ist aber mindestens kurzweilig. Wahrscheinlich hast Du den Fall schon lange vor Andre gelöst. Das ist nicht schlimm, denn wenn es im rot-blau-beleuchteten Manhattan puff und peng macht, die Fäuste fliegen und Chadwick Boseman sein Black-Panther-Gesicht aufsetzt, sind Actionfans doch schon glücklich.
21 Bridges: Gehobene Genrekost auf ausgetretenen Pfaden
Nein, einen Preis für das Drehbuch muss der Actionthriller 21 Bridges nun nicht gerade bekommen. Aber muss es immer Art-House-Kino? Nein! Freunde solider Actionkost und dunkler Straßen sollten definitiv einen Blick auf 21 Bridges riskieren. Du weißt ja jetzt, was Dich erwartet: „Gekauft wie gesehen!“ Wer nun so etwas wie originelle Charaktere oder eine ausgefuchste Story braucht, ja gut, dann eben nicht!
Ein featured-Filmtipp mit Schutzweste.
21 Bridges
Genre: Action / Thriller
Bundesstart: 6. Februar 2020
Laufzeit: 99 Minuten
FSK: Ab 16 Jahren
Regie: Brian Kirk
Drehbuch: Adam Mervis, Matthew Michael Carnahan
Welche Cop-Thriller stehen in Deinem Regal? Wir freuen uns auf Deine spannenden Filmtipps, in den Kommentaren.
Titelbild: Concorde Filmverleih GmbH