Hand hält das Galaxy S22 Ultra von Samsung.
Xiaomi 14T und 13T gegenübergestellt.

Vom Urahn bis zum iPhone: Wie aus dem Handy zum Telefonieren ein Alleskönner wurde

Wir sind immer und über­all erre­ich­bar, pfle­gen unsere sozialen Net­zw­erke mobil, lassen uns vom Handy weck­en und an wichtige Ter­mine erin­nern. Das Mobil­tele­fon hat die Welt in den let­zten Jahren so schnell erobert und verän­dert wie kaum eine andere Tech­nolo­gie. Jet­zt wurde das Smart­phone zur wichtig­sten Erfind­ung unser­er Zeit gewählt.

Mal ehrlich: Keine andere tech­nis­che Entwick­lung hat unser Leben so bee­in­flusst wie die Verbindung von mobilem Tele­fonieren und Inter­net. Es wun­dert also nicht, dass das Smart­phone laut ein­er Umfrage des Mei­n­ungs­forschungsin­sti­tuts YouGov als wichtig­ste Erfind­ung des 21. Jahrhun­derts gilt.

Ange­fan­gen hat alles vor über 30 Jahren mit einem unhan­dlichen Schw­ergewicht zum Tele­fonieren für knapp 4000 D-Mark. Wir haben uns die Entwick­lung der Handys bis zum heuti­gen ultra­dün­nen Mul­ti­funk­tion­s­gerät noch mal genauer angeschaut und stellen über­rascht fest: Das ursprüngliche Handy-Design wird aktuell wieder zum Trend.

1983. Der Urahn der Handys: das Motorola DynaTAC 8000X

An das erste Handy der Welt, das Motoro­la DynaT­AC 8000X erin­nern sich wohl nur noch wenige. Mit 800 Gramm ist es ein echt­es Schw­ergewicht und für knack­ige 4000 D-Mark ein echt­es Luxus-Gerät. Nach nur ein­er Stunde Gespräch­szeit geht dem Akku die Puste aus, außer­dem kann das Gerät nur 30 Num­mern spe­ich­ern. Trotz allem ist die Erfind­ung für Ver­hält­nisse der frühen Neun­ziger eine Rev­o­lu­tion. Der Erfind­er und Urvater aller Mobil­tele­fone Dr. Mar­tin Lawrence Coop­er wurde durch die Serie Star Trek zu sein­er Erfind­ung inspiri­ert und scherzt über das Gewicht: „Es hat nur eine Bat­terielaufzeit von 20 Minuten, was aber auch nicht weit­er tragisch ist, denn länger kann man das Tele­fon sowieso nicht hochhalten.“

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Fotos: DynaTAC8000X und  MicroTAC 9800x - Wikimedia Commons

1989 – 1998. Kleine Geräte ohne Antenne und Klapphandys

Der ein oder andere hat wohl immer noch das Bild seines ersten Handys vor Augen, mit schick­er Antenne und Tas­ten, die heute höch­stens noch ein Senioren-Tele­fon besitzt. Das Handy Micro­TAC von Motoro­la aus dem Jahr 1989 passt erst­mals in die Hosen­tasche und gibt den Anstoß für den Trend zu immer kleineren Geräten. Sieben Jahre später erscheint das erste Klap­phandy – das kle­in­ste und mit 100 Gramm auch leicht­este Handy bis dahin. Die Zeitschrift Times wählt das Motoro­la Star­TAC in seine Liste der besten und ein­flussre­ich­sten Gad­gets. Es ist weltweit eines der ersten Tele­fone mit Vibra­tionsalarm. Der im Deck­el ange­brachte Akku fällt beim Öff­nen des Handys jedoch allzu häu­fig her­aus. 1997 bringt Siemens mit dem S10 das erste Handy mit Farb­bild­schirm auf den Markt – ganze vier Far­ben kann man auf dem Dis­play erken­nen. Ein Jahr später kommt das Nokia 8810 ohne außen­ste­hende Antenne, die von den Inge­nieuren voll­ständig im Gehäuse inte­gri­ert wurde.

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Foto: MotorolaStarTAC - Wikimedia Commons

1999 – 2003. Die Zeit der Kamera-Handys beginnt

Das Nokia 7110, auch bekan­nt als „Matrix-Handy“  ist das erste WAP-Handy und kommt 1999 auf den Markt. Das Gerät mit großem Schwarz-Weiß-Dis­play, Schutzk­lappe und umfan­gre­ich­er Ausstat­tung im Ver­gle­ich zu anderen Mod­ellen erscheint mit dem Kinofilm Matrix. Dort wird jedoch ein mod­i­fiziertes Mod­ell gezeigt. Zeit­gle­ich erscheint das Toshi­ba Camesse, das erste Handy mit inte­gri­ert­er Kam­era. 2003 erzielt das Nokia 1100, auch bekan­nt als „Pen­ny“, den größten Erfolg in der Handygeschichte. Mit weltweit über 200 Mil­lio­nen verkauften Exem­plaren ist es ungeschla­gen­er Best­seller. Kein anderes Handy wurde jemals so oft verkauft. Es ermöglicht Tele­fonate, das Ver­schick­en von SMS, hat eine Alarm­funk­tion, eine Taschen­lampe und eine gute Emp­fangsqual­ität, bietet son­st aber recht wenige Extras.

2003. Der „Smartphone-Klotz“ läutet eine neue mobile Ära ein

Das Sony Eric­s­son P800 ist noch weit von dem ent­fer­nt, was wir heute unter einem Smart­phone ver­ste­hen. Trotz allem startet der Her­steller mit dem Mod­ell im Jahr 2003 das Smart­phone-Zeital­ter. Das erste Smart­phone kann e-mailen, fotografieren, fil­men, im Inter­net sur­fen, Musik per MP3-Play­er abspie­len, MMS ver­schick­en und besitzt einen Farb­dis­play, Blue­tooth sowie einen Spe­icherkarten-Slot. Die Eingabe erfol­gt auf dem berührungsempfind­lichen Dis­play mit einem kurzen Plas­tik­s­tift, der etwas wankelmütig an der Seite einge­hakt wird. Bei schnellen Wech­seln zwis­chen den Funk­tio­nen gön­nt es sich gerne auch eine kleine Pause, die nur mit einem Neustart behoben wer­den kann. Mit­tler­weile kommt jährlich eine ganze Rei­he neuer Dis­plays, die unter­schiedliche Druck­stärken erken­nen, überbieten.

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Fotos: Nokia 7110 - Wikipediaund und Sony Ericsson P800 - Phonesdata

Ab 2007. Die Smartphone-Reihe iPhone startet durch

Apple ver­set­zt 2007 mit dem ersten iPhone die Mobil­funkbranche ins Smart­phone-Fieber. Seit­dem bringt Apple jedes Jahr ein mod­i­fiziertes Mod­ell auf den Markt, mit dem sich bis heute die Flag­gschiffe aller anderen Her­steller messen müssen. Inzwis­chen – bis zum 10. März 2015 – hat sich das iPhone über 700 Mil­lio­nen mal verkauft. Für 2016 wird bere­its das iPhone 7 erwartet, das über Fea­tures wie Datenüber­tra­gung per Lichtim­puls (Light Fideli­ty), zwei 12-Megapix­el-Haup­tkam­eras oder eine inte­gri­erte geräuschun­ter­drück­ende Tech­nolo­gie ver­fü­gen soll. Ein­er von Apples größten Smart­phone-Mit­be­wer­bern am Markt ist derzeit Samsung.

Phablet-Hype – Größere Displays sind wieder gefragt

Das klas­sis­che Handy, das im Wesentlichen zum Tele­fonieren da war, weicht also längst dem Smart­phone mit seinen zahlre­ichen Funk­tio­nen. Doch ein Trend von früher kommt wieder in Mode: Smart­phones mit großen Dis­plays wer­den immer beliebter. Die durch­schnit­tliche Dis­play­di­ag­o­nale der verkauften Smart­phones hat zwis­chen Jan­u­ar 2014 und März 2015 von sechs auf zwanzig Prozent zugelegt. Am beliebtesten sind zwar immer noch die Smart­phones mit ein­er Diag­o­nale von 3,5 bis 4,9 Zoll, aber immer mehr Leute scheinen zu Phablets zu greifen, der Größen­mis­chung aus Smart­phone und Tablet. In der Sta­tis­tik liegen sog­ar alle Flag­gschiffe ab 2014 im Phablet­bere­ich – die neueste Tech­nik gibt´s also immer häu­figer nur ver­bun­den mit großen Displays.

Was hat das Handy mit unserer Gesellschaft gemacht?

Handys haben die Infor­ma­tions­beschaf­fung sekun­den­schnell und ort­sun­ab­hängig gemacht. Was früher mit Aufwand und Zeit ver­bun­den war, wird mit dem mobilen Gerät leichter zugänglich gemacht. Mit der Kom­mu­nika­tion über das Handy hat sich außer­dem unsere Sprache verän­dert. Diese wird immer kom­prim­iert­er. Ob über E-Mail, SMS, Tweets mit 140 Zeichen oder einem Klick auf den Like-But­ton – wir kom­mu­nizieren in der kürzesten Form der Sprache. Außer­dem übern­immt das Handy für uns die Funk­tion eines aus­ge­lagerten Gedächt­niss­es mit unbe­gren­zter Kapaz­ität und Reich­weite. Nicht zulet­zt sind auch Schnapp­schüsse mit der Handykam­era ein Teil davon. Bedeu­tende und unbe­deu­tende Infor­ma­tio­nen, Bilder und Erin­nerun­gen kön­nen wir auf unseren mobilen Geräten abladen und so in unseren Köpfen Raum für Neues schaffen.

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So sieht die Zukunft für den Handymarkt aus

Dort, wo die Infra­struk­tur und die soziale Anbindung an den Rest der Welt am schlecht­esten sind, bieten Handys die größten Poten­ziale. Experten gehen davon aus, dass in Zukun­ft mehr Men­schen über ein Handy Zugang zum Inter­net erhal­ten als durch jedes andere Medi­um. Die Zeitreise hat gezeigt, dass aus einem Uralt-Handy mit der einzi­gen Funk­tion des Tele­fonierens mul­ti­funk­tionale Alleskön­ner herangewach­sen sind, die jeden Sci­ence-Fic­tion-Autor vor 50 Jahren nei­disch gemacht hät­ten. Das Ende der Handy-Entwick­lung ist noch lange nicht in Sicht und schon jet­zt gilt das Smart­phone laut ein­er Erhe­bung des Mei­n­ungs­forschungsin­sti­tuts YouGov als die bedeu­tend­ste Erfind­ung des 21. Jahrhun­derts. Der Mei­n­ung waren 45 Prozent der Befragten. Dahin­ter fol­gen Nav­i­ga­tion­ssys­teme und -soft­ware (34 Prozent), mobiles Inter­net (32 Prozent) und Wikipedia mit (21 Prozent). Was auch immer noch kom­men mag, wir freuen uns auf jeden Fall auf alle Funk­tio­nen, die uns die kleinen All­t­agshelfer in Zukun­ft offenbaren.

Ist Deine wichtig­ste Erfind­ung des 21. Jahrhun­derts eben­falls das Smart­phone? Wir freuen uns auf Deine Mei­n­ung in den Kommentaren.

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