Smartphones & Tablets
Vom Urahn bis zum iPhone: Wie aus dem Handy zum Telefonieren ein Alleskönner wurde
Wir sind immer und überall erreichbar, pflegen unsere sozialen Netzwerke mobil, lassen uns vom Handy wecken und an wichtige Termine erinnern. Das Mobiltelefon hat die Welt in den letzten Jahren so schnell erobert und verändert wie kaum eine andere Technologie. Jetzt wurde das Smartphone zur wichtigsten Erfindung unserer Zeit gewählt.
Mal ehrlich: Keine andere technische Entwicklung hat unser Leben so beeinflusst wie die Verbindung von mobilem Telefonieren und Internet. Es wundert also nicht, dass das Smartphone laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov als wichtigste Erfindung des 21. Jahrhunderts gilt.
Angefangen hat alles vor über 30 Jahren mit einem unhandlichen Schwergewicht zum Telefonieren für knapp 4000 D-Mark. Wir haben uns die Entwicklung der Handys bis zum heutigen ultradünnen Multifunktionsgerät noch mal genauer angeschaut und stellen überrascht fest: Das ursprüngliche Handy-Design wird aktuell wieder zum Trend.
1983. Der Urahn der Handys: das Motorola DynaTAC 8000X
An das erste Handy der Welt, das Motorola DynaTAC 8000X erinnern sich wohl nur noch wenige. Mit 800 Gramm ist es ein echtes Schwergewicht und für knackige 4000 D-Mark ein echtes Luxus-Gerät. Nach nur einer Stunde Gesprächszeit geht dem Akku die Puste aus, außerdem kann das Gerät nur 30 Nummern speichern. Trotz allem ist die Erfindung für Verhältnisse der frühen Neunziger eine Revolution. Der Erfinder und Urvater aller Mobiltelefone Dr. Martin Lawrence Cooper wurde durch die Serie Star Trek zu seiner Erfindung inspiriert und scherzt über das Gewicht: „Es hat nur eine Batterielaufzeit von 20 Minuten, was aber auch nicht weiter tragisch ist, denn länger kann man das Telefon sowieso nicht hochhalten.“
Fotos: DynaTAC8000X und MicroTAC 9800x - Wikimedia Commons
1989 – 1998. Kleine Geräte ohne Antenne und Klapphandys
Der ein oder andere hat wohl immer noch das Bild seines ersten Handys vor Augen, mit schicker Antenne und Tasten, die heute höchstens noch ein Senioren-Telefon besitzt. Das Handy MicroTAC von Motorola aus dem Jahr 1989 passt erstmals in die Hosentasche und gibt den Anstoß für den Trend zu immer kleineren Geräten. Sieben Jahre später erscheint das erste Klapphandy – das kleinste und mit 100 Gramm auch leichteste Handy bis dahin. Die Zeitschrift Times wählt das Motorola StarTAC in seine Liste der besten und einflussreichsten Gadgets. Es ist weltweit eines der ersten Telefone mit Vibrationsalarm. Der im Deckel angebrachte Akku fällt beim Öffnen des Handys jedoch allzu häufig heraus. 1997 bringt Siemens mit dem S10 das erste Handy mit Farbbildschirm auf den Markt – ganze vier Farben kann man auf dem Display erkennen. Ein Jahr später kommt das Nokia 8810 ohne außenstehende Antenne, die von den Ingenieuren vollständig im Gehäuse integriert wurde.
Foto: MotorolaStarTAC - Wikimedia Commons
1999 – 2003. Die Zeit der Kamera-Handys beginnt
Das Nokia 7110, auch bekannt als „Matrix-Handy“ ist das erste WAP-Handy und kommt 1999 auf den Markt. Das Gerät mit großem Schwarz-Weiß-Display, Schutzklappe und umfangreicher Ausstattung im Vergleich zu anderen Modellen erscheint mit dem Kinofilm Matrix. Dort wird jedoch ein modifiziertes Modell gezeigt. Zeitgleich erscheint das Toshiba Camesse, das erste Handy mit integrierter Kamera. 2003 erzielt das Nokia 1100, auch bekannt als „Penny“, den größten Erfolg in der Handygeschichte. Mit weltweit über 200 Millionen verkauften Exemplaren ist es ungeschlagener Bestseller. Kein anderes Handy wurde jemals so oft verkauft. Es ermöglicht Telefonate, das Verschicken von SMS, hat eine Alarmfunktion, eine Taschenlampe und eine gute Empfangsqualität, bietet sonst aber recht wenige Extras.
2003. Der „Smartphone-Klotz“ läutet eine neue mobile Ära ein
Das Sony Ericsson P800 ist noch weit von dem entfernt, was wir heute unter einem Smartphone verstehen. Trotz allem startet der Hersteller mit dem Modell im Jahr 2003 das Smartphone-Zeitalter. Das erste Smartphone kann e-mailen, fotografieren, filmen, im Internet surfen, Musik per MP3-Player abspielen, MMS verschicken und besitzt einen Farbdisplay, Bluetooth sowie einen Speicherkarten-Slot. Die Eingabe erfolgt auf dem berührungsempfindlichen Display mit einem kurzen Plastikstift, der etwas wankelmütig an der Seite eingehakt wird. Bei schnellen Wechseln zwischen den Funktionen gönnt es sich gerne auch eine kleine Pause, die nur mit einem Neustart behoben werden kann. Mittlerweile kommt jährlich eine ganze Reihe neuer Displays, die unterschiedliche Druckstärken erkennen, überbieten.
Fotos: Nokia 7110 - Wikipediaund und Sony Ericsson P800 - Phonesdata
Ab 2007. Die Smartphone-Reihe iPhone startet durch
Apple versetzt 2007 mit dem ersten iPhone die Mobilfunkbranche ins Smartphone-Fieber. Seitdem bringt Apple jedes Jahr ein modifiziertes Modell auf den Markt, mit dem sich bis heute die Flaggschiffe aller anderen Hersteller messen müssen. Inzwischen – bis zum 10. März 2015 – hat sich das iPhone über 700 Millionen mal verkauft. Für 2016 wird bereits das iPhone 7 erwartet, das über Features wie Datenübertragung per Lichtimpuls (Light Fidelity), zwei 12-Megapixel-Hauptkameras oder eine integrierte geräuschunterdrückende Technologie verfügen soll. Einer von Apples größten Smartphone-Mitbewerbern am Markt ist derzeit Samsung.
Phablet-Hype – Größere Displays sind wieder gefragt
Das klassische Handy, das im Wesentlichen zum Telefonieren da war, weicht also längst dem Smartphone mit seinen zahlreichen Funktionen. Doch ein Trend von früher kommt wieder in Mode: Smartphones mit großen Displays werden immer beliebter. Die durchschnittliche Displaydiagonale der verkauften Smartphones hat zwischen Januar 2014 und März 2015 von sechs auf zwanzig Prozent zugelegt. Am beliebtesten sind zwar immer noch die Smartphones mit einer Diagonale von 3,5 bis 4,9 Zoll, aber immer mehr Leute scheinen zu Phablets zu greifen, der Größenmischung aus Smartphone und Tablet. In der Statistik liegen sogar alle Flaggschiffe ab 2014 im Phabletbereich – die neueste Technik gibt´s also immer häufiger nur verbunden mit großen Displays.
Was hat das Handy mit unserer Gesellschaft gemacht?
Handys haben die Informationsbeschaffung sekundenschnell und ortsunabhängig gemacht. Was früher mit Aufwand und Zeit verbunden war, wird mit dem mobilen Gerät leichter zugänglich gemacht. Mit der Kommunikation über das Handy hat sich außerdem unsere Sprache verändert. Diese wird immer komprimierter. Ob über E-Mail, SMS, Tweets mit 140 Zeichen oder einem Klick auf den Like-Button – wir kommunizieren in der kürzesten Form der Sprache. Außerdem übernimmt das Handy für uns die Funktion eines ausgelagerten Gedächtnisses mit unbegrenzter Kapazität und Reichweite. Nicht zuletzt sind auch Schnappschüsse mit der Handykamera ein Teil davon. Bedeutende und unbedeutende Informationen, Bilder und Erinnerungen können wir auf unseren mobilen Geräten abladen und so in unseren Köpfen Raum für Neues schaffen.
So sieht die Zukunft für den Handymarkt aus
Dort, wo die Infrastruktur und die soziale Anbindung an den Rest der Welt am schlechtesten sind, bieten Handys die größten Potenziale. Experten gehen davon aus, dass in Zukunft mehr Menschen über ein Handy Zugang zum Internet erhalten als durch jedes andere Medium. Die Zeitreise hat gezeigt, dass aus einem Uralt-Handy mit der einzigen Funktion des Telefonierens multifunktionale Alleskönner herangewachsen sind, die jeden Science-Fiction-Autor vor 50 Jahren neidisch gemacht hätten. Das Ende der Handy-Entwicklung ist noch lange nicht in Sicht und schon jetzt gilt das Smartphone laut einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov als die bedeutendste Erfindung des 21. Jahrhunderts. Der Meinung waren 45 Prozent der Befragten. Dahinter folgen Navigationssysteme und -software (34 Prozent), mobiles Internet (32 Prozent) und Wikipedia mit (21 Prozent). Was auch immer noch kommen mag, wir freuen uns auf jeden Fall auf alle Funktionen, die uns die kleinen Alltagshelfer in Zukunft offenbaren.
Ist Deine wichtigste Erfindung des 21. Jahrhunderts ebenfalls das Smartphone? Wir freuen uns auf Deine Meinung in den Kommentaren.