Smartphones & Tablets
[Hands on] Das Best-Ager-Smartphone Doro Liberto 820 Mini
Wenn ich meinen Großeltern mein Smartphone in die Hand gebe, kann ich quasi zusehen, wie ihnen graue Haare wachsen. Die Scheu vor flachen Touchscreen-Geräten scheint bei der „Silver Generation“ angeboren zu sein. Um das zu ändern, braucht es simple Technik mit Einfühlungsvermögen. Genau das möchte das schwedische Unternehmen Doro mit dem Liberto 820 Mini liefern. Ich durfte das „Smartphone mit Herz“ genauer unter die Lupe nehmen und habe mir dafür kompetente Verstärkung dazu geholt: meine Oma.
Schritt für Schritt: Ein Light-Produkt mit umfassender Anleitung
Wenn Doro sich den „Smart Service“ auf die Agenda setzt, meinen sie es auch so. Das fängt beim Lieferpaket an. Dazu gehören neben dem Smartphone auch Akku, Kopfhörer, Ladegerät, Dockingstation, ein 6-sprachiges Handbuch und ein faltbares Smartphone-Lexikon. Das „Mini“ selbst ist mit 12,6x6,6x1,1 Zentimetern, zierlichen 132 Gramm, 4-Zoll-Display und einer Auflösung von 800x480 Pixeln wirklich ein Light-Produkt. Ich bin gespannt, ob in ein so kleines Gerät auch viel einfache Bedienung passt. Also los: Akku raus, SIM-Karte rein – bekanntlich nicht nur für ältere Hände eine fummelige Angelegenheit. Beim Start erscheint der Hinweis „Slide up to unlock“: kaum leserlich und auf Englisch – das sorgt bei meiner Oma für die erste Irritation. Ich übersetze, wische über den Bildschirm und gelange zum (deutschsprachigen) Startassistenten, der Schritt für Schritt durch die Einrichtung leitet.
Mittels „Ja/Nein“-Klicks entscheide ich über die WLAN-Verbindung, das Google-Konto und den gewünschten Anzeigemodus. „Entdecke mich“ lädt Doro anschließend ein und navigiert mit weiteren 20 Seiten, bunten Bildern und wenig Text durch die Benutzeroberfläche. Über die Begriffe „Voicemail“ und „Widget“ stolpert meine Oma erneut. Ich zücke das Falt-Poster mit dem Smartphone-Einmaleins. Leider werden gerade diese Bezeichnungen nicht erklärt, dafür aber unter anderem Cloud, Youtube, E-Mail, App und Android. Wenn ich das „Aha“ und „Ach, sieh an“ meiner Oma richtig deute, weiß sie dank des Mini-Lexikons und des Entdeckungsmodus einiges mehr über das „Mysterium Smartphone“. Hilfreich ist es dennoch, wenn am Anfang ein geübtes Familienmitglied zur Seite steht. Meine Oma hätte sonst hier und da zu einem Wörterbuch greifen müssen.
Aufgeräumt: Ein Multifunktionsgerät mit kleinen „Spielereien“
Nach der ganzen Theorie geht es nun zum Praxistest. Wir landen auf dem Homescreen: eine gewohnte Android 4.4.2 Oberfläche, allerdings deutlich aufgeräumter. Uhr und Google-Suche befinden sich oben, unten drei große Icons für Telefon, Nachrichten und Kamera sowie weitere Slots für frei wählbare Anwendungen oder Kontakte. Unter dem Subkey „Benutzerfreundlichkeit“ lässt sich die Ansicht noch weiter vergrößern. Auch kann hier der Hintergrund eingestellt werden. Während es mir der „Panda-Theme“ angetan hat, kann meine Oma sich für diese „Spielerei“ wenig begeistern. Vielleicht trifft Doro mit dem 60-Jahre-Retro-Motiv eher den Senioren-Geschmack. Unter „Menü“ öffnen sich zusätzliche Screens mit weiteren Anwendungen. Der Bedarf an Notizblöcken, Wecker, Kalender, Lupe, Radio und Taschenlampe dürfte damit auf einen Schlag gedeckt sein – und das spart viele optionale Weihnachtsgeschenke. Über den Google Play Store kann das R-App-pertoire weiter aufgestockt werden. Der Telefonspeicher bietet dafür mit 2,09 Gigabyte eine solide Grundlage. Die wird wohl auch nötig, wenn unsere Oldies mit der 5-Megapixel-Kamera auf Vorder- und Rückseite künftig durchaus vorzeigbare Selfies knipsen oder die nächste Familienfeier filmen. Wer besonders viele Schnappschüsse machen möchte, braucht dann wohl aber eine zusätzliche SD-Karte.
Kleine Schwächen in Reaktion und Kondition, dafür aber zuverlässig
Ebenso wie den Kameraauslöser gibt es die drei Standard-Funktionen Home, Optionen und Zurück als physische Tasten. Bei denen hat das Mini eine etwas lange Leitung. Das ist nichts für ungeduldige Gemüter wie meine Oma. Die virtuellen Keys reagieren flotter. Auf der kleinen Tastatur sind jedoch für Ungeübte die Vertipper quasi vorprogrammiert, wie meine Oma eindrucksvoll demonstriert. Absolut treffsicher ist hingegen die Notfalltaste auf der Rückseite. Drückt man diese ein paar Sekunden, geht lauter Alarm los, bevor die zuvor definierte Rufnummer gewählt wird. Mein Gesprächspartner ist auch über den Lautsprecher sehr gut zu verstehen. Die HD-Voice-Optimierung erfüllt offenbar ihren Zweck. Das vorinstallierte Schiebepuzzle-Spiel „Move-It“ reizt meine Oma nicht so, deswegen zocke ich stellvertretend eine Runde. Ich hätte mir eher ein Game in Richtung Konzentrations- oder Gedächtnistraining gewünscht, aber die Wartezeiten beim Arzt überbrückt es allemal. Nach 25 Stunden, vier Gesprächen, App-Downloads, Chat-, Kamera- und Spielenutzung geht dem Akku allmählich die Puste aus. Als Ausgleich für die schwächelnde Laufzeit von 1500 mAh hat sich Doro etwas Pfiffiges ausgedacht: Zur Dockingstation gibt es eine App, worüber sich das Smartphone während des Ladens als Uhr, Wecker, MP3-Player oder auch als digitaler Fotorahmen nutzen lässt. Damit wären weitere Weihnachtsgeschenke abgehakt.
Connect & Care:Immer up to date und sicher verbunden
Das „Herz“ des Doro-Konzepts liegt darin, die Senioren auf denkbar einfachstem Weg mit ihren Liebsten zu vernetzen und sie durch unmissverständliche Technik am modernen, „smarten“ Leben teilhaben zu lassen. Vorinstalliertes Tool für das Simple Socializing ist die App „My Doro Manager“. Hier kann sich der Nutzer mit Familienmitgliedern oder Freunden verbinden und austauschen. Ich füge einen sogenannten „Helfer“ hinzu. Dieser bekommt dann eine Nachricht mit dem Link zur Familien-App. Hat er sie installiert, ist er Teil meiner Doro-Cloud und wir können Inhalte teilen. Gemäß dem Motto „Connect & Care“ bietet der Doro-Manager auch eine Fernverwaltungsfunktion. Ich gebe meinem „Helfer“ dafür die Lese- und Schreibberechtigung für mein Gerät. Hier zeigen sich kleine Herzrhythmusstörungen: Auch nach 7-seitiger App-Anleitung bleiben beiderseits Unklarheiten, zum Beispiel welchen „Status“ meines Handys der Helfer anhand dreier Balken ablesen kann. Diverse App-Videos sollen zwar weiterhelfen, kosten aber Zeit und beantworten manche Fragen leider trotzdem nicht. Schließlich klappt es mit der externen Konfiguration dann aber doch. Schade ist nur, dass bei der App so wenig intuitive Bedienung möglich ist. Das klappt bei den meisten anderen Funktionen und Anwendungen des Smartphones besser, wenngleich hier und da ein bisschen Übung, manchmal auch ein Englisch-Wörterbuch notwendig ist.
Fazit: Ein Plus auf der Geschenkeliste
Der schwedische Spezialist für Silver-Generation-Devices liefert mit dem Liberto 820 Mini ein vollwertiges, einfach zu bedienendes Android-Smartphone, das sehr durchdacht auf die Bedürfnisse älterer Menschen eingeht. Nimmt man sich etwas Zeit und lässt sich auf die Technik ein, lösen die umfangreichen Anleitungen und Tipps viele Unsicherheiten und helfen beim Einstieg in das Smartphone-Management.
Ich oute mein digitales Alter damit zwar auf das einer 65-Jährigen, aber ich würde das Mini tatsächlich behalten. Auch meine Oma zeigt keine Scheu mehr, stattdessen großes Interesse an dem kleinen Gerät. Damit steht das Liberto 820 Mini bei mir auf der Geschenkeliste für meine Großeltern. Und weil ich ein großes Herz hab, gibt es das auch gleich mit Vertrag.