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Skandalfilme: Diese 10 Klassiker empören ihr Publikum noch heute
Was macht eigentlich einen waschechten Skandalfilm aus? Erfahre, welche Filme bei ihrer Veröffentlichung für hohe Wellen der Empörung sorgten, verboten wurden oder sogar mörderische Nachahmungstäter inspirierten.
Gewalt
Uhrwerk Orange: Wenn Filme töten
- Genre: Literaturverfilmung, Thriller
- Regie: Stanley Kubrick
- Schockt mit extremer Gewalt als Stilmittel
Stanley Kubricks Uhrwerk Orange rund um den sadistischen Gangführer Alex zählt heute zu den Klassikern der Filmgeschichte. Dabei wurde das Drama 1971 in zahlreichen Ländern nach nur kurzer Zeit verfrüht aus den Kinos genommen. Zu schockierend war die dargestellte Gewalt. Ein Markenzeichen von Kubrick - auch an seiner Interpretation von Stephen Kings Bestseller Shining scheiden sich bekanntlich die Geister.
In Großbritannien soll Uhrwerk Orange gar einen Teenager zum Mord motiviert haben. 1972 prügelte ein 16-Jähriger einen Obdachlosen zu Tode, nachdem Freunde ihm die Gewaltszenen des Films eindringlich beschrieben hatten.
Christiane Kubrick, die Ehefrau des Kultregisseurs, sagte später in Interviews, dass ihr Mann sich für den Tod des Obdachlosen schuldig fühlte. Außerdem musste die Familie mehrere Drohungen und wütende Demonstranten vor ihrem Haus ertragen.
Die Passion Christi: „Gott wollte es so”
- Genre: Historienfilm
- Regie: Mel Gibson
- Detailreiche Jesus-Geschichte mit viel Blut und sehr langen Folterszenen
Nach Aussage von Mel Gibson liegt die Verantwortung für die Brutalität seines Epos Die Passion Christi bei niemand anderem als bei Gott selbst. Im Interview mit Superstar-Pastor Bill Hybels erklärte Regisseur Gibson:
Zweifellos hätte es auch gereicht, wenn Gott ein paar Tropfen Blut weniger vergossen hätte. Aber er hat sich entschieden, diesen Weg zu gehen, um uns etwas zu verdeutlichen.
Deutsche Vertreter der Kirche reagierten sehr unterschiedlich auf den Film. Während der damalige Regensburger Bischof Müller Die Passion Christi als einen „ergreifenden Beitrag zum Verständnis der Leidensgeschichte Jesu” betitelte, veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz eine kritische Erklärung. Darin stand geschrieben, dass die Botschaft des neuen Testaments (Nächstenliebe) in dem Werk auf sehr problematische Weise verkürzt sei und der Film außerdem Judenhass fördere.
Wir fragen uns auch, was der „offizielle” Vertreter Gottes auf Erden, der Papst, zu Gibsons blutigem Drama sagt. Der Pontifex selbst thematisiert in Wim Wenders Dokumentation Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes nämlich nicht die Kreuzigung von Jesus, sondern hinterfragt die populären Meinungen unserer Konsumgesellschaft.
Irreversibel: Darf man eine Vergewaltigung filmisch so ausschlachten?
- Genre: Thriller, Drama
- Regie: Gaspar Noé
- Neunminütige Vergewaltigungsszene ließ die Kritiker aus dem Saal stürzen
Der französische Spielfilm Irreversibel erhielt im Jahr 2002 den sehr bedenklichen Titel als „the most walked out movie of the year”. Wie es heißt, sollen bei der Premiere in Cannes von 2400 Kinogästen rund 200 frühzeitig das Kino verlassen haben. Die übrig gebliebenen Gäste sollen wegen den drastischen Gewaltdarstellungen empört die Kinoleinwand angeschrien haben.
Bis heute ist insbesondere die Vergewaltigungsszene mehr als umstritten. Ohne Gnade erleben die Zuschauer mit, wie die Hauptfigur Alex, gespielt von Monica Bellucci, brutal missbraucht und bis zur Bewusstlosigkeit geprügelt wird. Die Szene dauert insgesamt neun Minuten.
Eine schreckliche Realität? Laut einer EU-Studie aus dem Jahr 2014 wurde eine von zwanzig Frauen in Deutschland Opfer einer Vergewaltigung. Die große Frage lautet trotzdem: Darf man eine Vergewaltigung filmisch so ausschlachten?
Religion
Das Leben des Brian: In sieben Ländern verboten
- Genre: Komödie
- Von der Komikergruppe Monty Phython
- Parodiert den blinden Gehorsam im Christentum
Bleiben wir bei Jesus. Das Leben des Brian ist vielleicht einer der lustigsten Filme aller Zeiten. In seinem Erscheinungsjahr 1979 wurde dies allerdings nicht so empfunden. Im Gegenteil! Die Komödie über Brian, einem Nachbar von Jesus, der aufgrund einer Verwechslung und gegen seinen Willen als ein Messias verehrt wird, wurde in sieben Ländern verboten, unter anderem in Irland und Norwegen.
In Großbritannien verschob der Verleih den Kinostart auf Anfang 1980, um eine zeitliche Kollision mit Weihnachten zu umgehen. Außerdem hatte man gehofft, dass der Vorwurf der Gotteslästerung mit der Zeit verebben würde. Trotz sechs Monaten Verzögerung protestierten die Bischöfe mehrerer englischer Städte lautstark und einige Kinobesitzer trauten sich nicht, den Film ins Programm zu nehmen.
Dem Ruf der Komikergruppe Monthy Phython verschaffte die Kontroverse allerdings mehr Aufwind als Ärger. Bis heute zählen die Briten als die Urväter der Sketch-Comedy.
39 years ago today, “Monty Python’s Life of Brian” had its world premiere in New York City. Why don’t you celebrate this…
Gepostet von Monty Python am Freitag, 17. August 2018
Dogma: Ist das Blasphemie oder einfach nur logisch?
- Genre: Komödie
- Darsteller: Matt Damon, Ben Affleck & Salma Hayek
- Ist ein schwarzer Jesus Gotteslästerung?
„Blasphemie” und „Dogma ist Sünde” schrien die Mitglieder der Catholic League erbost als 1999 Kevin Smiths Film Dogma in die Kinos kam. Die erzkonservative Organisation aus den USA veranstaltete etliche Protestkundgebungen und vereinzelt wurden Drohungen an den Regisseur geschickt.
In der Komödie spielen Matt Damon und Ben Affleck zwei aus dem Himmelreich verstoßene Engel, die sich mit viel List zurück nach Hause stehlen wollen. Kevin Smith greift sehr intelligent Fragen nach Sexismus, Rassismus und Kommerzialisierung in und von der Kirche auf.
So wird Gott beispielsweise von Sängerin Alanis Morissette gemimt und es erscheint ein farbiger Apostel, der behauptet, dass Jesus schwarz war. Ein Skandal! Wieso eigentlich?
Hier seht ihr, wie sich Regisseur Kevin Smith heimlich unter die christlichen Demonstranten mischte:
Politik
The Interview: Kim Jong-un drückt aufs rote Knöpfchen
- Genre: Komödie
- Darsteller: Seth Rogen, James Franco & Randall Park
- Hackerangriff und Terrordrohungen noch vor der Premiere
Schaffen es Seth Rogen und James Franco gemeinsam, den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un um die Ecke zu bringen? Die sehr undiplomatische Komödie The Interview sorgte bereits vor ihrer Veröffentlichung für Aufsehen und einen Hackerangriff auf Sony.
Aus Angst vor einem Terroranschlag bei der Premiere wurde der Kinostart in den USA komplett abgesagt - The Interview erschien sofort als DVD. Nur wenige unabhängige Kinos zeigten die Satire trotzdem.
Und was sagte Kim Jong-un selbst dazu? Kurz nach dem Release veröffentlichte die Nationale Verteidigungskommission von Nordkorea folgendes Statement:
Dieser unehrliche und reaktionäre Film verschmutzt die Ehre der höchsten Führungskreise unseres Landes und befürwortet Terrorismus. […] Präsident Obama ist der Haupttäter. Er zwang Sony Pictures Entertainment, den Film zu veröffentlichen. […] Obama ist in Wort und Tat rücksichtslos wie ein Affe im Urwald.
Borat: Sacha Baron Cohen hält uns den Spiegel vor
- Genre: Komödie, Mockumentary
- Darsteller: Sacha Baron Cohen
- Schocker: So weit verbreitet ist Feindlichkeit gegen Frauen, Juden und jeden, der „fremd” ist
Borat – Kulturelle Lernung von Amerika, um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen: So lautet der vollständige Titel der 2006 erschienenen Mockumentary. Verkleidet als Kasache Borat reiste der britische Komiker Sacha Baron Cohen durch die USA und traf auf „wahre“ Leute im „wahren“ Leben.
Borats rückständiges Auftreten ruft heftige Reaktionen hervor und entlarvt Vorurteile und Heucheleien. Die Komödie ist extrem lustig, zugleich erschreckend und in Zeiten von Donald Trump als Präsident aktueller denn je.
Obwohl Cohen vor allem den vermeintlich weltoffenen Westen vorführt, fanden die Regierungen vieler arabischer und asiatischer Länder seinen Film gar nicht lustig. Die fiktive Dokumentation bekam in Russland, Kasachstan und beinahe allen Ländern der arabischen Welt keine Vorführgenehmigung.
Besonders die Kasachen zeigten sich über die Darstellung ihres Landes ausgesprochen empört. 2013 soll der kasachische Außenminister Jerschan Kassychanow jedoch öffentlich im Parlament zurückgerudert sein. Der Grund: In den sechs Jahren nach Borat habe sich die Zahl der Visaanträge verzehnfacht. Dabei fanden die Dreharbeiten nicht einmal in Kasachstan, sondern in Rumänien statt.
Sex & Liebe
Paradies: Liebe - Kann frau Liebe kaufen?
- Genre: Drama mit Laienschauspielern
- Teil der Paradies-Trilogie
- Erschreckend authentisch
Paradies: Liebe begleitet eine weiße, übergewichtige Frau mittleren Alters auf ihrem Sexurlaub nach Kenia. Mit guten Euros will sie bei den Beach Boys Sex, Nähe und vielleicht sogar wahre Liebe kaufen.
Sanft und erbarmungslos zugleich zeigt das Drama diese weniger bekannte Art der Prostitution. Das Skandalöse an Paradies: Liebe ist die schonungslose Authentizität.
Im Zentrum der Geschichte steht eine einsame Frau, die sich nach Zuneigung sehnt. Sie glaubt, diese in ihrer Heimat aufgrund ihres Alters und ihrer Figur nicht zu finden. Um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, nutzt sie die Armut der Beach Boys aus. Als Zuschauer können wir sie verurteilen, aber so mancher wird die Bereitschaft, Illusionen nachzulaufen, um sich für einen Moment weniger allein zu fühlen, auch nachempfinden können.
Nymphomaniac - Echter Sex vor der Kamera!
- Genre: Drama
- Regie: Lars von Trier
- Darsteller: Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgard und Shia LaBeouf
Der dänische Regisseur Lars von Trier gilt als der Großmeister des Psychokinos. Mit dem Zweiteiler Nymphomaniac wagt sich Lars von Trier an das immer noch stark tabuisierte Thema der weiblichen Sexualität und erzählt den Leidensweg einer sogenannten Nymphomanin.
Ein solcher Film kommt natürlich nicht ohne Nacktheit und Sexszenen aus. Schon vor dem Kinostart sorgte das 4,5-Stunden-Epos für gewaltigen Gesprächsstoff. Auch weil der Filmemacher echten Sex im Kino zeigt.
Wie die Produzentin Louise Vesth bestätigte, arbeitete von Trier mit Porno-Doubles:
Die Schauspieler taten nur so, als hätten sie Geschlechtsverkehr, während ihre Doubles es tatsächlich vor der Kamera trieben. Schließlich haben wir die beiden Elemente digital zusammengesetzt, so dass alles, was buchstäblich unter der Gürtellinie war, durch Aufnahmen von den Doubles ersetzt wurde.
Körper und Seele - Ohnmächtige Kinobesucher bei einem Liebesfilm
- Genre: Drama
- Berlinale-Gewinner 2017 aus Ungarn
- Sinnlichkeit, Asperger-Syndrom und jede Menge Blut
Die Kritiker waren sich einig: Körper und Seele ist ein Meisterwerk von bezwingender Sinnlichkeit. Dabei spielt das Liebesdrama zu großen Teilen in einem ungarischen Schlachthof.
Die Hauptfiguren, Maria und Endre, sind Arbeitskollegen in eben diesem unschönen Ambiente. Tags sprechen sie kaum miteinander, nachts träumen sie allerdings denselben Traum: Als Hirsch und Hirschkuh in einem üppigen Wald mit glasklaren Bächen und raschelndem Laub kommen sie sich näher. Hier schaffen es die autistische Maria und der traurige Endre körperliche und seelische Nähe zuzulassen.
Wie unter anderem der Musikexpress berichtete, sind die Bilder aus dem Schlachthof und insbesondere die Szene, in der Maria versucht, sich das Leben zu nehmen, so drastisch, dass bei der Berlinale-Vorführung gleich vier Kinobesucher das Bewusstsein verloren und notärztlich behandelt werden mussten.