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Krieg der Welten: Die Kritik zur Serienverfilmung des Sci-Fi-Klassikers
Eine neuere Serien-Adaption erweckt die erstmals 1898 von H.G. Wells geschriebene Story um eine Invasion von Aliens zu neuem Leben. Die neue Serie Krieg der Welten, ab sofort bei Amazon Prime zu sehen, versetzt die Handlung allerdings aus dem viktorianischen London ins heutige Europa. Ist das spannend genug zum Einschalten?
Endlich kommt die Menschheit in Kontakt mit Außerirdischen und kann damit die Frage beantworten, ob wir im Universum allein sind oder nicht.
Aber was, wenn die Aliens keine freundlichen Absichten hegen und die Menschheit vernichten wollen? Diese Frage hat schon den berühmten H.G. Wells, Mitbegründer der Literaturgattung Science Fiction, beschäftigt. Die Serie Krieg der Welten bei Amazon Prime gibt Antworten.
Krieg der Welten bei Amazon Prime: Die Handlung des Sci-Fi-Katastrophen-Szenarios
Die Wissenschaftlerin Catherine Durand (Leá Drucker) entdeckt ein merkwürdiges Signal auf ihren Messgeräten, das nach ihrer Meinung keine natürliche Ursache haben kann. Offenbar schickt dort außerirdisches, intelligentes Leben eine Art Botschaft.
Als wenig später tausende kleiner Objekte in die Atmosphäre der Erde eindringen, ist nicht nur Catherine alarmiert, sondern in der ganzen Welt starren die Menschen mit bangem Blick in den Himmel. Zunächst scheint die Landung der etwa Pkw-großen metallischen Objekte glimpflich zu verlaufen.
Doch die blinde Emily Gresham (Daisy Edgar Jones), die gerade mit ihrer Mutter und ihrem Bruder im Auto sitzt, hört ein seltsames Geräusch, das sie für bedrohlich hält. Und Neurologe Bill Ward (Gabriel Byrne) findet heraus, dass die Objekte auf einer Frequenz senden, die auch die menschlichen Nerven nutzen. Wenig später sind fast alle Menschen tot …
Spannung pur im Serien-Piloten von Krieg der Welten
Die gesamte erste Staffel schrieb der erfahrene britische Serienmacher Howard Overman, der sich bereits in ganz verschiedenen Genres wie Sci-Fi (Misfits), Comedy (Future man) und Abenteuer (Merlin) einen Namen gemacht hat. Und der Pilotfilm bzw. die erste Folge gelingt ihm ausgezeichnet.
Denn die Episode führt nicht nur geschickt alle wichtigen Figuren der ersten Staffel ein und macht sie trotz teilweise ähnlicher Ausrichtung gut unterscheidbar. Overman gelingt es auch, am Ende der ersten Folge den neuen Status Quo der Erde - und damit die Spielwiese für weitere Folgen und mögliche Staffeln - zu erreichen.
Das Tempo hält die Serie allerdings nicht durch, schon die Episoden zwei und drei werden deutlich gemächlicher erzählt. Außerdem wandelt sich die Atmosphäre der bedrohlichen Attacke schnell zu einem Überlebenskampf nach der Katastrophe. Und der wird schnell wieder akut, weil die Bedrohung durch die Aliens noch längst nicht vorbei ist.
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Die Charaktere: Keine Schwarz-Weiß-Malerei
Dazu schafft Overman mit seinen Protagonisten keine klassischen Helden, sondern bemüht sich eindrucksvoll um realistisch wirkende Charaktere. Fast jeder der Überlebenden kämpft mit eigenen Dämonen aus Vergangenheit oder Gegenwart. Das gilt für Wissenschaftler und Militär ebenso wie für Zivilisten.
So ist beispielsweise ein schwarzer Flüchtling nicht unbedingt ein netter Kerl, obwohl er oft das Richtige tut. Und auch Gabriel Byrnes Charakter, in den ersten Folgen die männliche Hauptrolle der Story, trägt dunkle Geheimnisse mit sich und begeht schreckliche Taten. Overmann baut so viel Spannungspotenzial innerhalb der verschiedenen Handlungsstränge auf.
Die Spannung passt ohnehin. Denn kaum hat sich der Zuschauer vom Schock des fast vollständigen Genozids erholt, schicken die Aliens auch schon die nächste Bedrohung für die Menschheit ins Rennen. Und die kennt keine Gnade. Wer also glaubt, Krieg der Welten wäre eine Serie, in der garantiert keine kleinen Kinder oder Hunde sterben, muss umdenken. Hier geht es zur Sache - auch mal visuell.
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Nur wenige Zutaten vom Original Kampf der Welten
Autor Overman hält sich allerdings nur sehr rudimentär an die Ideen von H.G. Wells, der damals in den Details ein gänzlich anderes Szenario entworfen hatte. Bei ihm kamen die Marsianer mit riesigen Maschinen auf die Erde, um alles zu vernichten. Overman lässt seine Aliens von weiter weg anreisen - und deutlich subtilere Mittel verwenden.
Beliebt ist der Stoff von Wells allerdings schon lange. 1938 wurde der junge Orson Welles mit einem Radiohörspiel, das die Zuschauer für bare Münze nahmen, mit einem Schlag berühmt. Er löste allerdings damit bei den Hörern auch große Irritationen aus, weil die Story so echt und glaubhaft wirkte.
Heute noch bekannter sind die Film-Versionen. Kampf der Welten von 1953 gilt als Klassiker des Sci-Fi-Films, 2005 setzte Steven Spielberg seine Version der Geschichte mit Tom Cruise und Dakota Fanning um - und spielte fast 600 Millionen Dollar ein.
Das brillante Ende aus Wells’ Roman tasteten beide Versionen allerdings nicht an. Ob das auch für Krieg der Welten zutrifft, lässt sich nach drei von acht Folgen noch nicht abschließend sagen.
Starker Cast: Gabriel Byrne, Elizabeth McGovern und frische Gesichter
Einen richtigen Megastar haben sich die Macher der Serie zwar nicht gegönnt, aber bekannte Gesichter gibt es schon.
Allen voran Gabriel Byrne, der spätestens seit Die üblichen Verdächtigen von 1995 Kinofans ein Begriff ist, aber auch im vergangenen Jahr eine wichtige Nebenrolle in Ari Asters Horrorfilm Hereditary spielte. Byrne liegen ambivalente Figuren, was er auch in dieser Serie wieder zeigt.
Elizabeth McGovern bekam bereits 1981 für Ragtime eine Oscar-Nominierung, wurde einem breiten Publikum aber in Sergio Leones Gangster-Epos Es war einmal in Amerika an der Seite von Robert DeNiro bekannt. Hier spielt sie die Ex-Frau von Bill Ward, mit dem sie durch London zieht, um den gemeinsamen Sohn zu finden.
Auch der Rest des Casts kann sich sehen lassen, selbst wenn weitere bekannte Stars fehlen. Das macht die Story auch nur umso spannender. Denn ohne weitere große Namen hat der Zuschauer kaum eine Chance zu erraten, wer in der nächsten Folge möglicherweise sein Leben verliert. Und das in dieser düsteren Umsetzung des bekannten Stoffes nicht alle überleben, ist doch sehr wahrscheinlich.
Fazit: Dieser Überlebenskampf darf weitergehen
Krieg der Welten ist spannend, hart, trotz der Story manchmal schmerzhaft realistisch und wird von glaubwürdigen Charakteren bevölkert. Viel mehr kann man sich von einer Science-Fiction-Serie eigentlich kaum wünschen. Und daher hat die Serie auch richtig gute Bewertungen verdient.
Routiniert inszeniert, stark geschrieben und mit guten Effekten versehen, hat War of The Worlds nicht nur hin und wieder Ähnlichkeit mit einigen Black Mirror-Folgen, sondern ist auch weit entfernt von Stereotypen und Alien-Klischees und darf unserer Meinung nach gern eine zweite Staffel bekommen. Vorausgesetzt, die erste Staffel hält, was die ersten drei Folgen versprechen.
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