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Im hohen Gras bei Netflix: Die Erklärung des Trash-Horrors von Stephen King
Der König des alltäglichen Grauens hat wieder zugeschlagen - dieses Mal auf Netflix! Dort müssen seine Protagonisten im neuen Horrorstreifen Im hohen Gras ziemlich buchstäblich und wiederholt in letzteres beißen. Überdies sorgen eine Zeitschleife, ein großer Felsen und mörderisch-manipulatives Wiesengras für reichlich Verwirrung. Wir liefern dir die Erklärung zu Im hohen Gras - so gut wir es können zumindest.
Zugegeben - Master of Horror Stephen King hat sich bereits mit so manchem seiner Werke nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Das tut auch Netflix mit seinem trashigen Horror-Schocker über eine blutdurstige Grünfläche nicht. Der Streifen wurde nach der Buchvorlage von 2012 von Stephen King und Joe Hill mit einigen Abweichungen verfilmt.
In Im hohen Gras werden Felsen mit unberechenbarem Eigenleben angebetet, religöse Metaphern in Zeitschleifen verpackt und Totgeburten an deliriöse Mütter verfüttert. Doch was soll der abgefahrene Grasgrusel von Regisseur Vincenzo Natali (Cube) nun bedeuten - wenn er überhaupt etwas bedeutet?
Im hohen Gras - die Handlung: Blutdurstige Grünfläche schlachtet (Zeit)Reisende
Mitten im Nirgendwo, irgendwann in der Gegenwart: Die Geschwister Cal (Avery Whitted) und Becky (Laysla De Oliveira) fahren mit dem Auto durch gottverlassenes US-amerikanisches Überflugland auf dem Weg in eine andere Stadt. Dort will die hochschwangere Becky ihr Kind zur Adoption freigeben.
Sie machen Halt bei einer Kirche, um sich die Beine zu vertreten. Ihr gegenüber liegt eine riesengroße Rasenfläche, aus der die beiden schon bald laute Schreie eines Kindes vernehmen. Der kleine Junge namens Tobin (Will Buie Jr.) erklärt, er habe sich im Feld verlaufen und bettelt die Geschwister an, ihm herauszuhelfen.
Die wollen Hilfe leisten und dringen gemeinsam in das Feld vor. Schon bald verlieren sie sich aus den Augen und müssen feststellen, dass es „im hohen Gras” nicht mit rechten Dingen zugeht.
In absehbarer Zeit verläuft sich das Geschwisterpaar immer tiefer ins grüne Gras-Labyrinth. Schon bald stoßen Cal und Becky auf einen geheimnisvollen Felsen in der Mitte des Feldes, dem übernatürliche Kräfte und ein unheimliches Eigenleben innewohnen. Schon bald wird er ein blutiges Tribut verlangen …
Plötzlich taucht auch noch Tobins Vater Ross Humboldt (Patrick Wilson) auf, der sich sichtlich verwirrt und gewalttätig verhält. Auch Travis, der Vater von Beckys ungeborenem Baby (Harrison Gilbertson), begibt sich nach monatelanger Suche nach den beiden ins Grasfeld.
Langsam dämmert den Gefangenen in der tödlichen Botanik etwas: Das Killergras beherbergt eine heimtückische Zeitschleife, in der sich mehr und mehr Leichen stapeln …
Im hohen Gras: Die Erklärung der Zeitschleife
Die Handlung von Im hohen Gras dreht sich schon bald im Kreis, während die verzweifelten Pro- und Antagonisten versuchen, sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Das Gras manipuliert Raum und Zeit, während die Hauptfiguren in einer Zeitschleife gefangen sind.
Innerhalb dieser Zeitschleife existiert ein tückischer Mechanismus: Während die Figuren innerhalb der unterschiedlichen Parteien (die Humbolt-Familie, Becky und Cal, Travis) sich wiederholt gegenseitig ins hohe Gras locken und ihren Stimmen folgen, kommen sie früher oder später immer wieder im Feld ums Leben.
Familienvater Ross ist besonders von einer weiteren unheimlichen Kraft des Feldes eingenommen: Das Gras scheint seine unfreiwilligen Gäste dazu zu bringen, nach und nach ihren Verstand zu verlieren. Bei Ross geht das soweit, dass er Morde begeht. Cal bringt es dazu, die benommene Becky mit ihrer eigenen Totgeburt zu füttern.
Die einzige Erlösung aus dem grünen Zeitschleifen-Horror: Sie müssen den Schwarzen Felsen des Erlösers berühren, der alle Geheimnisse über diesen mysteriösen Ort zu wissen scheint und dem Berührenden damit die Chance gibt, der Lage Herr zu werden.
Die Zeitschleife wird bewusst zweideutig gelassen - nicht unüblich für das Horrogenre. Schließlich kann Tobin mit Zachs Hilfe aus dem hohen Gras flüchten, genauso wie Cal und Becky, während Travis, Ross und Nathalie dies nicht bewerkstelligen können.
Der Schwarze Felsen des Erlösers erklärt
Der Schwarze Felsen des Erlösers muss uralt sein. Wie Ross erklärt, existierte er schon „bevor die Kontinente begannen, sich zu verschieben”. Der Felsen scheint seitdem als ein Art Opferfelsen gedient zu haben. Die Szene, in der sich buchstäblich ein Loch im Boden öffnet, durch das man auf unzählige, sich windende Skelette seiner Opfer blickt, unterstreicht diese Theorie.
Details zu seiner genauen Herkunft und seinen geheimnisvollen Kräften werden bewusst im Dunkeln gelassen und nicht weiter erklärt. Hier ist jeder Zuschauer angehalten, seine eigene Interpretation zu liefern.
Berührt ein Mensch den Felsen, wird er vom Zeitschleifen-Fluch des Graslabyrinths erlöst und kann sich seine Lücken und Geheimnisse zunutze machen. Er wird eins mit dem hohen Gras - und wahrscheinlich von Tag zu Tag mehr dem Wahnsinn verfallen, wie der verrückt anmutende Mörder Ross.
Bei den gräsernen Gestalten, die Becky zum Schwarzen Felsen des Erlösers tragen, könnte es sich um Erlöste handeln, die im Laufe der Zeit in Gras verwandelt wurden. Demnach ist die sogenannte Erlösung alles andere als das: Der berührende schließt eine Art Vertrag mit dem Felsen ab, dem er für das Wissen über das Feld Körper und Seele verkauft, die dem Feld nicht mehr entkommen können.
Dafür aber vielleicht jemand anderes - so wie Tobin. Das lässt darauf schließen, dass der Erlöser sich gleichzeitig für mindestens eine andere Person opfern kann, die dafür aus dem Feld ausbrechen darf.
Möglicherweise ereilte auch schon Ross dieses Schicksal - mit dem Unterschied, dass Tobin und seine Mutter aus unerfindlichen Gründen ihr Chance nicht nutzen konnten.
Im hohen Gras bietet zweifellos keinen die intelligentesten Horrorfilme empfehlen!
Das Ende von Im hohen Gras erklärt: Bleibt Travis im Grasfeld stecken?
Wahrscheinlich ist, dass eine Version von Travis im grünen Feld gefangen bleibt, auch wenn der Film auch an dieser Stelle sehr ambivalent bleibt. Für Travis ist sein Opfer eine moralische Wiedergutmachung für Becky, die er zuvor schwanger mit seinem Kind alleine ließ. Er hatte sich geweigert, seine Verantwortung als Vater wahrzunehmen.
Die letzte Einstellung des Films zeigt Travis, der scheinbar im Sterben liegt und über dessen Körper buchstäbliches Gras wächst. Das wirft die Frage auf, ob er selbst in der Lage ist, sich zu retten, nachdem er Tobin helfen und Becky und Cal vor dem Feld warnen konnte.
Vermutlich gibt es in seiner Heimat immer noch eine andere Version von Travis, die nach Becky und Cal sucht. Ob der Zeitschleifen-Fluch des Feldes mit seinem Tod gebrochen wurde oder nicht, bleibt letztlich ungeklärt, ist aber wahrscheinlich.
Theoretisch dürfte er nun zumindest nicht mehr in der Lage sein, die Humbolt-Familie inklusive Vater Ross, Mutter Nathalie, Tobin und Hund Freddie auf ein Neues ins Gras zu locken. Demnach sollte die Zeitschleife eigentlich gebrochen worden sein. Aber wenn wir uns darüber sicher sein könnten, wäre es ja kein echter King-Film …
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