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Wie Technologien den Wald retten: So werden Drohnen und 5G für Forstpflege und Waldbrandbekämpfung eingesetzt
Wie können abgeholzte und abgebrannte Wälder schnell wieder aufgeforstet werden? Dieser Frage haben sich mehrere Start-ups gestellt und eine Antwort darauf gefunden: Drohnen. In den USA und Kanada werden solche ferngesteuerten Flugobjekte bereits eingesetzt, erstmals gibt es nun ein Projekt aus Deutschland. Aber auch bei einem Brand können Technologien den Wald retten. Wie die Drohnen für Forstpflege und Naturschutz sorgen und wie das 5G-Netz für die Waldbrandbekämpfung funktioniert, erfährst Du hier.
Industrielle Abholzung und Waldbrände setzen den Wäldern auf unserem Planeten besonders schwer zu. Während die sogenannte grüne Lunge der Erde immer weiter dezimiert wird, geht es mit dem Pflanzen neuer Bäume nur mühevoll voran. Zeit und Aufwand sind dabei enorm und nehmen hohe Kosten in Anspruch. Denn laut der UN-Agrarorganisation FAO und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP sind zwischen 1990 und 2020 weltweit rund 420 Millionen Hektar Waldfläche verschwunden. Wie Drohnen helfen, diese gigantische Fläche neu zu bepflanzen und wie das temporäre Mobilfunknetz 5G+ Nomadic Node des deutschen Fraunhofer Instituts bei einem Waldbrand die Echtzeit-Kommunikation zwischen Einsatzkräften sicherstellt, verraten wir Dir jetzt.
Projekt Zukunft: Mit Drohnen-Technologie den Wald retten
Die Start-ups Skyseed und Droneseed sowie das kanadische Unternehmen Flash Forest haben mit ihren Drohnen einen Weg gefunden, um Baumsamen großräumig auszusäen.
Skyseed: Drohen-Aufforstung made in Germany
Waldbrände und die schädliche Auswirkungen des Klimawandels beschränken sich nicht nur auf Regenwälder. Auch in Deutschland gibt es Grund zur Sorge. Allein zwischen 2018 und 2021 sind hier 501.000 Hektar an Baumverlusten registriert worden. Das entspricht der doppelten Fläche des Saarlands und fünf Prozent des gesamten deutschen Waldbestandes.
Skyseed ist ein Berliner Start-up, das die Wiederbewaldung beschleunigen will. Ihr Prinzip der Aufforstung durch Drohnen ist simpel: Die Flugobjekte lassen speziell pelletiertes Saatgut auf den Boden fallen, wie es auch ein Baum tun würde. Um die Samen aus der Luft heraus verteilen zu können, werden Alta X Drohnen von Freefly Systems eingesetzt, die als sehr robust gelten. Sie tragen kleine Boxen mit sich, in denen die Samen liegen und können so reihenweise neue Bäume pflanzen.
Kund:innen sind etwa Forstämter oder private Waldbesitzer:innen. Skyseed verkauft oder vermietet nicht, sondern bietet die Drohnen-Aufforstung als Service an.
Droneseed: Drohnen für Forstpflege und Naturschutz
Das US-Start-up Droneseed ist eines der ersten Unternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Aufforstung gefährdeter oder verbrannter Waldflächen zu beschleunigen. 2018 als kleines Tech-Start-up gegründet, ist es kontinuierlich gewachsen und hat sich inzwischen schon in vielen Projekten bewährt.
Die Droneseed-Drohnen sind mit Kapseln ausgestattet, die mit Baumsamen gefüllt sind, diese werden mithilfe von Luftdruck aus geringer Höhe in den Boden geschossen. Die Software steuert die Drohne flächendeckend über das jeweilige Gebiet.
Ein besonders großer Vorteil der Drohnen von Droneseed besteht in ihrer enormen Effizienz. So kann ein:e einzige:r Pilot:in dank der Softwareunterstützung bis zu 15 Drohnen gleichzeitig sicher über den Waldboden manövrieren. Auf diese Weise ist es möglich, 360 Arbeitsstunden einer herkömmlichen Arbeitskraft innerhalb von nur einem Tag zu bewältigen. Neben der Aussaat können die Drohnen außerdem mit Pflanzenschutzmitteln ausgestattet werden, um neu heranwachsende Wälder vor Schädlingen zu schützen.
Zum Vergleich: Bisher werden Wälder von Hand aufgeforstet, das bedeutet, dass jeder Setzling einzeln in den Boden gesteckt wird. Damit schafft ein:e einzelne:r Arbeiter:in pro Tag gerade mal bis zu einem Hektar Fläche. Angesichts der jährlichen Abholzung nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Flash Forest: Eine Milliarde Bäume bis 2028
Auf dasselbe Prinzip wie Droneseed setzt auch das kanadische Unternehmen Flash Forest, das im April 2019 gegründet wurde und als Indiegogo-Projekt startete. Um dem weltweiten Baumsterben und dem Klimawandel entgegenzuwirken, hat auch Flash Forest Saat-Kapseln entwickelt, die vorgekeimte Baumsamen und Nährstoffe enthalten. Diese sollen nicht nur schneller ausgesät, sondern auch umweltschonender und schneller pflanzbar sein als gewöhnliches Saatgut. Mithilfe von Drohnen werden die Kapseln in die Luft befördert. Dort scannen sie, welche Gebiete sich für eine Aussaat eignen und schießen pro Sekunde ein Päckchen in den Boden. Im Anschluss wird der werdende Wald über Drohnen, die mit einer Karten-Software ausgestattet sind, im Blick behalten, sein Wachstum geprüft und mit weiteren Nährstoffen unterstützt. Insgesamt acht verschiedene Laub- und Nadelbaumarten möchte das Unternehmen im Durchschnitt pflanzen.
Das große Ziel von Flash Forest ist es, eine Milliarde Bäume bis zum Jahr 2028 zu säen. Bisher ist das Unternehmen auf einem guten Weg dorthin: Allein im Frühjahr 2021 haben sie über 300.000 Samenkapseln unter die Erde gebracht, in 2022 haben sie nach eigenen Angaben ihren Output verzehnfacht. Derzeit sind sie in Ontario, British Columbia, und Alberta aktiv.
Fraunhofer Institut: Schnelles Notfall-5G für den Waldbrand-Einsatz
Wenn ein Waldbrand ausbricht, ist schnelle Reaktion gefordert. Um einen großen Flächenbrand einzudämmen, braucht es zahlreiche Einsatzkräfte, die an unterschiedlichen, oft schwer zugänglichen Stellen zusammenarbeiten. Für die Kommunikation untereinander sowie die Verbindung mit Löschrobotern und Drohnen ist außerdem eine optimale Netzabdeckung notwendig. Diese ist in entlegenen Waldgebieten aber nicht immer gewährleistet.
Ein mobiles, schnell einsatzbereites 5G-Netz soll hier Abhilfe schaffen. Das 5G+ Nomadic Node des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme FOKUS ist ein nicht-öffentliches, temporäres Campus-Netz, das samt Hard- und Software in nur wenige Server-Koffer passt. So lässt sich binnen weniger Minuten ein blitzschnelles mobiles Netz aufrichten, über das die Notfall-Helfer:innen kommunizieren können. Die Software dafür basiert auf dem Open5GCore, der mit Basisstationen unterschiedlicher Hersteller kompatibel ist.
Hast Du weitere Ideen, wie Technologien den Wald retten und zum Naturschutz beitragen könnten? Lass es uns in den Kommentaren wissen.