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Taxi-Drohnen, Senkrechtstarter & Flugautos: So luftig wird der Verkehr von morgen
Ein dringender Termin steht an und der gesamte Stadtverkehr hat sich wieder einmal gegen Dich verschworen. Jetzt müsste man fliegen können… Genau das kannst Du vielleicht bald! Die ersten Luftvehikel, die Dich stress- und staufrei ans Ziel bringen, sind bereits im Landeanflug. Von D wie Drohne bis S wie Senkrechtstarter ist für alle schwindelfreien Passagiere was dabei.
Einsteigen, anschnallen, zur Arbeit fliegen – so einfach könnte es bald sein. Start-ups und Hightech-Konzerne in aller Welt möchten den urbanen Straßenverkehr mit Transportlösungen auf dem Luftweg beflügeln. Staus, Umleitungen und langes an der Ampel Stehen könnten mit diesen neuen Mobilitätskonzepten der Vergangenheit angehören. In Dubai rückt diese Zukunft schon besonders nahe.
Ehang 184: Autonome Passagier-Drohne meistert Härtetests
Schon Anfang 2016 kündigte der chinesische Konzern Ehang an, mit einer autonomen Personen-Drohne namens 184 AAV (Autonomous Aerial Vehicle) die urbane Mobilität revolutionieren zu wollen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten wegen fehlender Genehmigungen konnte Ehang die Tests mit seinem Elektro-Einsitzer im US-Bundesstaat Nevada starten und diese nun ausgiebig über eigenem Boden fortführen. Bei mehr als 1.000 Testflügen mit menschlichen Passagieren musste sich der Octocopter in unterschiedlichen Disziplinen und unter schwierigsten Wetterbedingungen bewähren –sogar während eines Taifuns. Dabei konnte die Drohne so gut überzeugen, dass zuletzt Ehang-Chef Huazhi Hu höchstpersönlich eine Proberunde drehte. Mit diesen Ergebnissen will Ehang nun bei Dubai’s World Government Summit landen und die Praxistauglichkeit seiner 184 AAV als Lufttaxi demonstrieren.
Viel verkehrt machen kannst Du als Passagier eigentlich nicht: Die 184-Drohne soll autonom starten und folgt mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde einer vorprogrammierten Route, die Du per App auf dem Smartphone oder Tablet eingeben kannst. Gibt es Probleme, soll ein menschlicher Pilot per Fernsteuerung von einer Kommandozentrale aushelfen. Im Normalfall soll sich die Ehang 184 dank einer Reihe von Sensoren selbstständig an Hindernissen vorbeimanövrieren und landen. Eine Option für die manuelle Steuerung sei allerdings ebenso geplant wie ein Zweisitzer.
Volocopter X2: Ingenieurskunst aus Karlsruhe landet in Dubai
Ehang ist nicht der einzige Anwärter, mit dem Dubais Verkehrsbehörde Road and Transport Authority (RTA) seine irdische Infrastruktur entlasten könnte. Auch das Start-up Volocopter hat einen Deal am Wickel und dem chinesischen Kontrahenten sogar schon einige Flugstunden voraus. Der senkrecht-startende, vollelektrische Multicopter bringt alle Voraussetzungen mit, um den „Traum vom Fliegen“ für Jedermann wahr werden zu lassen. Genau dieses Ziel haben sich die Entwickler aus Bruchsal in der Nähe von Karlsruhe vor knapp sieben Jahren gesetzt. 2016 erhielt ihr Multicopter VC200 die vorläufige Fluglizenz durch die deutsche Luftfahrtbehörde. Anfang 2017 wurde das Serienmodell Volocopter 2X vorgestellt, das seine Testflüge in der Innenstadt von Dubai bereits bestanden hat.
Im Gegensatz zum Einsitzer von Ehang fliegt das Fluggerät „Made in Germany“ nicht selbstständig, sondern lässt sich per Joystick starten, lenken und landen. Assistenzsysteme unterstützen bei der Flugsteuerung und -stabilisierung. Gleich 18 Mini-Rotoren heben den Zweisitzer aus dem Stand in die Luft. Knapp eine halbe Stunde soll der Senkrechtstarter bei einer Geschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde unterwegs sein, aber auch auf bis zu 100 Kilometer pro Stunde beschleunigen können – super leise und klimafreundlich. Alle flugwichtigen Bauteile sind natürlich mehrfach vorhanden, um ein Höchstmaß an Ausfallsicherheit zu garantieren.
AeroMobil 4.0: Fliegendes Auto soll ab 2020 abheben
Dem AeroMobil fehlen zwar noch einige grundsätzliche Voraussetzungen, dennoch sollst mit dem fliegenden Auto schon in gut zwei Jahren durch die Luft surren können. Dieses Ziel kündigte die gleichnamige slowakische Firma 2017 bei der Internationalen Automobilausstellung (IAA) an. Das Hybrid-Vehikel aus Pkw und Kleinflugzeug soll sich innerhalb von drei Minuten vom Fahr- auf Flugbetrieb umstellen lassen. Geflogen ist die mittlerweile vierte Version des AeroMobils aber noch nicht. Der Prototyp des Vorgängers stürzte 2015 ab. Der Pilot konnte sich mit dem Fallschirm retten.
Sollte der Erstflug des AeroMobil 4.0 erfolgreich sein, steht mit der Zertifizierung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) die nächste Hürde bevor. Das Unternehmen scheint sich seiner Sache aber sicher zu sein und bietet das AeroMobil 4.0 bereits zur Vorbestellung an. Interessenten brauchen neben einem Führerschein auch eine Pilotenlizenz.
Fliegender Holländer: Hybrid-Fahrzeug PAL-V Liberty
Ein Auto, das fliegt, oder ein Flugzeug, das fährt – auch das Hybrid-Mobil „Liberty“ der niederländischen Firma PAL-V International B.V. lässt sich nicht so recht kategorisieren. Technisch handelt es sich um einen Gyrocopter (also einen Tragschrauber), optisch ähnelt er einem Hubschrauber. Allerdings wird der Rotor nicht durch ein Triebwerk in Drehung versetzt, sondern durch den Fahrtwind. Während dieser für Auftrieb sorgt, übernehmen zwei Motoren den Antrieb. Demzufolge kannst Du mit dem PAL-V (Personal Air and Land-Vehikel) nicht senkrecht abheben, sondern brauchst wie beim Flugzeug eine Startbahn.
Zwei Personen sollen in dem Fluggerät Platz finden und mit 100 Liter Treibstoff bei maximal 180 km/h gut 400 Kilometer weit fliegen – eine halbe Reservestunde inklusive.
Auch auf den Straßen soll der fliegende Holländer ziemlich auf Zack sein. Dafür lässt sich der knapp elf Meter lange Rotor einklappen und das Heck ineinanderschieben. Am Boden sollst Du mit dem dreirädrigen Auto und vollem Tank bei bis zu 160 km/h ganze 1.300 Kilometer zurücklegen können.
Im Gegensatz zu den slowakischen Kollegen haben die Niederländer auch schon alle Zulassungen für den Luft- und Straßenverkehr zusammen – beste Voraussetzungen, um planmäßig Ende 2018 mit einer limitierten Pionier-Edition an den Start zu gehen. Nach dieser Luxus-Ausführung für rund 500.000 Euro soll eine „erschwingliche“ Standard-Variante namens Liberty Sport für 300.000 Euro folgen. Reservierungen und Anzahlungen werden schon entgegengenommen. Wenn Du mit dem PAL-V liebäugelst, brauchst Du ebenfalls einen Piloten- und Autoführerschein.
Uber-Flieger: Senkrechtstarter per App buchen
Der Fahrzeug-Vermittler Uber gilt allgemein als praktische Hilfe, wenn es darum geht, von A nach B zu kommen. Gegen irdische Verkehrsprobleme konnte das Unternehmen bislang aber wenig ausrichten. Das will Uber mit einem fliegenden Taxi-Service ändern und tüftelt bei seinem Projekt Uber Elevate an einem sogenannten VTOL-Luftfahrzeug. Dieses „Vertical Take-off and Landing“-Mobil soll zwar mit Tragflächen ausgestattet sein, jedoch senkrecht starten und landen können. Noch dazu möchte Uber seinem Gefährt einen umweltfreundlichen Elektroantrieb verpassen und mit eigens angelegten Großparkplätzen samt Ladestationen die nötige Infrastruktur am Boden schaffen. Ziel ist nicht nur, den städtischen Verkehr zu beschleunigen, sondern langfristig auch die Kosten für den Personentransport zu senken. In alter Uber-Manier sollst Du die Kurzstreckenflüge online und per Smartphone-App buchen können. Schon 2020 sind die ersten Tests in Dallas und – Überraschung – in Dubai geplant. Drei Jahre später soll der fliegende Taxi-Service marktreif sein.
Airbus: City-Drohnen und Hybrid-Flieger für die Mega-Cities von übermorgen
Die Entwickler von Airbus haben gleich mehrere Mobilitätskonzepte für den luftigen Verkehr in der Schublade. Schon 2016 kündigte der europäische Flugzeughersteller an, mit einer City-Drohne die Infrastruktur in Metropolen sowohl für den Waren- als auch Personentransport entlasten zu wollen. Um das Projekt Vahana wurde es lange Zeit ruhig. Jetzt ist ein VTOL-Prototyp namens Alpha One Anfang 2018 zum ersten Mal abgehoben und auch wieder selbstständig gelandet. Künftig will Airbus sein autonomes Vahana-Mobil als Lufttaxi einsetzen.
Etwas stutzig machte Airbus mit dem modularen Hybrid-Modell Pop Up, das Anfang 2017 in Genf präsentiert wurde. Das selbstfahrende Auto verwandelt sich in Kombination mit einem riesigen Quadrocopter zum Fluggerät. Das ultrafuturistische Gefährt mit Elektroantrieb ist bislang aber nur Teil einer Studie:
Auch die UAV-Drohne Sagitta, die Airbus mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelte, ist nicht für die Serienfertigung gedacht, sondern dient als Forschungsobjekt. Im Sommer 2017 machte das unbemannte Mini-Flugzeug bei seinem Erstflug aber schon eine gute Figur.
Lilium-Jet: Luft-Taxi aus München
Das Zeitalter der On-Demand-Taxiflüge könnte mit dem Münchener Start-up Lilium weiteren Aufwind bekommen. Ihr elektrisch angetriebenes Flugzeug soll senkrecht abheben und nahtlos vom Schwebe- in den Vorwärtsflug übergehen. Im Sommer 2017 meisterte der Lilium-Jet bereits seinen Jungfernflug. Die Macher haben mit ihrem Lufttaxi vor allem Berufspendler als Zielgruppe im Auge. Ein Kurztrip von Paris nach London wäre bei einer Reichweite von über 300 Kilometern und bis zu 300 Kilometer pro Stunde aber ebenfalls machbar. Buchen kannst Du den Senkrechtstarter natürlich per App auf dem Smartphone und sollst für den Flug nicht mehr bezahlen als für eine Taxifahrt mit dem Auto.
Egal, ob Du künftig mit Deinem eigenen Flugauto zur Arbeit düst oder Dich im autonomen Drohnen-Shuttle kutschieren lässt: Die Transport-Lösungen auf dem Luftweg wären in jedem Fall ein Meilenstein für den innerstädtischen Personenverkehr. Vielleicht ist das ein tröstender Gedanke, wenn Du beim nächsten Stau wiedermal ins Lenkrad beißen möchtest.
Würdest Du für ein Flugauto Deinen Pilotenschein nachholen oder lässt Du Dich künftig lieber im autonomen Drohnen-Taxi befördern? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!