Innovation & Technologie
Omega Mart in Las Vegas: Erlebe immersive Kunst im Supermarkt
Statt mein Geld zu verzocken, am Pool rumzuhängen oder eine Show anzusehen, bin ich in Las Vegas in einen Supermarkt gegangen. Der „Omega Mart“ von Meow Wolf ist aber kein normaler Einkaufsladen, sondern ein immersives und interaktives Kunst-Erlebnis, was mich verwirrt und gleichzeitig fasziniert hat.
Kunst-Installationen, in denen digitale und virtuelle Elemente mit realen Umgebungen verschmelzen und die somit immersiv sind, haben mich schon immer fasziniert. Meow Wolf, ein amerikanisches Künstlerkollektiv, hat sich genau darauf konzentriert und in zum Teil haushohen Installationen die Immersion auf ein neues Level gehoben. Von insgesamt drei Standorten mit verschiedenen Themenwelten ist mir vor allem der Omega Mart in Las Vegas aufgefallen. Zum einen, weil ich tatsächlich gerne in Supermärkte gehe und zum anderen, weil ich gerade Konsum spannend finde. Um Spoiler zu vermeiden, habe ich weder YouTube-Videos geschaut noch Beiträge gelesen, um auf meine ganz eigene Art in das Erlebnis einzutauchen. Selbst Joseph Robert-Sanders, Director of Experience bei Meow Wolf, den ich bei meinem Besuch traf, wollte mir vorab nichts verraten und das war auch gut so.
Von blauem Fleisch, seltsamen Getränken und geheimen Gängen
Ein Mitarbeiter scannt mein Ticket, empfängt mich freundlich und lässt mich dann einfach stehen. In einem Supermarkt. Etwas verloren gehe ich durch die Gänge und mir fällt auf, dass die Artikel, die in den Regalen liegen etwas anders sind als die, die ich aus einem normalen Lebensmittelmarkt kenne: Das Fleisch in der Kühltheke hat komische Farben und Formen, die Putzmittel sind zum Teil in seltsamen Flaschen mit Beinen verpackt und die Getränke in den Regalen haben merkwürdige Namen wie „Symbiotic Shrimp“, oder „Wake up, please!“. Mir fallen eine Reihe Omega-Mart-Flaschen in einem Kühlschrank auf. Ich öffne den Kühlschrank, um mir die Flaschen näher anzuschauen und entdecke dahinter einen Gang. Spätestens hier wird mir klar, dass der Omega Mart viel mehr ist als nur ein seltsamer Supermarkt. Ich gehe durch den Gang und lande in einer völlig anderen Welt.
Die Welt hinter dem Supermarkt
Völlig überfordert davon, dass ich in einer ganz anderen Welt gelandet bin, schaue ich mich um. Dabei entdecke ich eine Halle, in der sich andere Menschen tummeln, Treppen hoch- und runterführen und sich die Wände scheinbar bewegen. Das liegt daran, dass sie mithilfe von Projektoren angestrahlt werden und ihr Aussehen immer wieder verändern. Da ich immer noch verwirrt bin, mache ich mir einen Plan. Denn schlussendlich habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich schaue mir die ganzen Dinge einfach nur an, oder ich verfolge eine Geschichte. Es gibt nämlich eine, was mir nach und nach bewusst wird. Irgendeinen Sinn müssen die ganzen Videos, Displays und Dokumente, die überall verteilt sind, ja haben. Also laufe ich zu einem der zahlreichen Terminals und tippe drauf herum. Manchmal ploppt so ein Video auf, manchmal einfach nur ein Textdokument. Besser voran komme ich, seit ich mir vorne im Supermarkt eine sogenannte „Boop Card“ für drei Dollar gekauft habe. Diese Karte hat einen Radio Frequency Identification-Chip (RFID-Chip) integriert. Sie speichert meinen Fortschritt in der Geschichte ab und reagiert auf die Terminals, Computer und Displays, die ich während meiner Erkundung entdecke. Ohne zu viel von der Story zu spoilern: Hinter dem Omega Mart steckt DART, ein gigantischer Konzern, der nicht nur Gutes im Schilde führt. Außerdem ist auch noch jemand verschwunden und ich soll nach Hinweisen suchen. Glaube ich. Denn manchmal stolpere ich auch in Räume, die mich mehr verwirren als zu helfen. Beispielsweise der Raum mit der Luxophone Laser Harfe. Ich spiele ein bisschen darauf und mache mich dann auf in den nächsten Raum. Oder gehe ich doch lieber rutschen? Nur komme ich dann wieder zurück und was ist das da hinten überhaupt?
Interaktion für die perfekte Immersion
Dann klingelt ein Telefon. Einfach so. Geh ich ran oder lass ich es klingeln? Ich entscheide mich dafür, abzuheben und höre zu, wie mir eine Frau von einem Meeting erzählt. Neben dem Telefon stehen verschiedene Nummern. Da ich gerade eh eine Pause brauche, rufe ich einige Nummern an und höre Nachrichten. Das mit dem sogenannten Vocal Oscillation Communication System (VOCS) betriebene Telefonnetz verbindet alle Telefone in der Ausstellung. Das System umfasst derzeit mehr als 60 verschiedene Leitungen, die die Gäste der Installation anrufen und mit ihnen interagieren können. Das ist total schräg. Genauso wie interaktive Roboter, mit denen ich via Tastatur kommunizieren kann oder eine Fülle von Videos, die mich neugierig machen, aber auch verunsichern. Ich kann hier der Story weiterfolgen oder einfach nur zuhören oder zuschauen. Je länger ich das mache und je tiefer ich in Videos, Installationen und Interaktionen eintauche, desto mysteriöser und bisweilen auch unheimlicher wird das Erlebnis. Langsam, aber sicher komme ich dann aber doch dahinter, was es mit DART, der verschwundenen Person und dem Omega Mart an sich auf sich hat.
Faszinierende Überforderung
Der Omega Mart überfordert und fasziniert mich. Ständig passiert etwas, ständig öffnen sich neue Wege, die entweder tiefer in die Story hineinführen oder mich einfach nur staunen lassen. Jede Menge Immersion und zum Teil sehr schräge Kunstobjekte, ein Gang aus lauter Blumen mit Augen oder Terminals zur Rhythmus- und Tonsteuerung zum gemeinsamen Musizieren. Manche Rätsel lassen sich nur lösen, wenn ich bereits andere Dinge entdeckt habe. Nur sagt mir einfach niemand, wann ich wo hinmuss und worauf ich achten soll. Die Immersion besteht folglich daraus, diese Welt in und hinter dem Supermarkt zu entdecken, sich treiben zu lassen und ein Gespür für Details zu entwickeln. Manchmal flackert das Licht und ein Mitarbeiter des Omega Marts scheint durchzudrehen, nur um danach wieder völlig normal dazustehen und Leute zu begrüßen. Interaktion und Schlussfolgerungen ziehen sind die wichtigsten Elemente, um die Hauptstory voranzutreiben. Ich kann aber auch einfach die verschiedenen Installationen genießen und somit ohne die Geschichte zu verfolgen, in diese Faszination eintauchen.
Der Omega Mart: Ein Shopping-Erlebnis der ganz anderen Art
Es fällt mir immer noch schwer zu begreifen und vor allem zu erklären, was genau der Omega Mart ist, aber ich habe fast vier Stunden in ihm verbracht und gefühlt nur die Hälfte entdeckt. Laut Meow Wolf braucht man für die Hauptgeschichte ungefähr 1,5 Stunden. Ich habe aber im Nachgang gelesen, dass manche Fans mehrfach kommen müssen, da sie es nicht schaffen an einem Tag alles zu entdecken. Das Gefühl, den Omega Mart nur schwer erklären zu können, bestätigt mit dann auch Joseph „Der Omega Mart wurde von vielen Gästen als „unerwartet” oder als etwas, das schwer zu erklären ist, aber unbedingt gesehen werden muss, beschrieben.“ Dem kann ich nur zustimmen, denn so verwirrt ich auch immer noch bin, so fasziniert hat mich mein Erlebnis im Omega Mart und es ist definitiv eine Installation, die jeder auf seine ganz eigene Weise entdecken sollte.
Du interessierst Dich auch für immersive Kunst und interaktive Erlebnisse? Erzähle uns in den Kommentaren darüber, was Dich daran so fasziniert.