Innovation & Technologie
Künstliche Intelligenz zählt Elefanten- und Koalabären-Bestände
Koalabären und auch Elefanten gehören zu den bedrohten Tierarten. Ihre Bestände verringern sich seit Generationen. Um die Tiere zu schützen, gehört es dazu, sie kontinuierlich zu zählen. Von Menschenhand dauert das jedoch sehr lange und findet häufig unter erschwerten Bedingungen statt. Methoden, die auf KI fußen, helfen Forschern aus.
Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) zählen Wissenschaftler heutzutage die kritischen Bestände von Tieren wie Koalabären und Elefanten. Wie die neuen Technologien zum Einsatz kommen, erfährst Du jetzt auf featured.
Koalabären- und Elefantenbestände im Blick behalten
Seit den Neunzigerjahren hat sich der Koala-Bestand in einigen Gebieten Australiens um rund 80 Prozent verringert, wie eine Studie des WWF (2017) angibt. Gerodete Wälder und ein folglich schrumpfender Lebensraum, Autos, Hunde und Dingos, aber auch Krankheiten gefährden die Tiere. Durch die verheerenden australischen Buschbrände 2019/20 kam es außerdem zu einem Verlust von 71 Prozent der Population in den betroffenen Gebieten; auch Eukalyptus-Wälder fielen dem Feuer zum Opfer.
Neben den Koalabären in Australien sind ebenfalls die Bestände der Elefanten weltweit bedroht und in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Laut WWF leben nur noch etwa 415.000 afrikanische und 50.000 asiatische Elefanten. Ihr Lebensraum hat sich seit 1979 (afrikanische Elefanten) um mindestens 50 Prozent verringert. Durch Wilderei und das Bevölkerungswachstum wird er auch in Zukunft noch weiter abnehmen. Denn je mehr Raum Menschen für sich beanspruchen, desto mehr leidet die Lebenswelt der Elefanten.
Wissenschaftler möchten Lösungen finden, um die Tiere bestmöglich zu schützen und die bleibenden Bestände erhalten zu können. Dazu müssen sie zunächst wissen, wo genau sich wie viele Exemplare der bedrohten Tierarten befinden. Deshalb ist es so wichtig, die Bestände regelmäßig zu zählen und die Lebensräume im Blick zu behalten.
KI, Drohnen und Wärmebildkameras zum Zählen von Koalabären
Ein Forschungsteam der Queensland University of Technology (QUT) in Australien hat schon 2019 eine Methode getestet, um Koalas zu zählen. Spezielle Drohnen behalten dabei die Koala-Populationen im Blick. Der Trick: Sie nutzen eine Wärmebildkamera, um die Tiere zu identifizieren. Drohnen und Wärmebildkameras sind erstmal nichts Neues. Die Kombination beider Technologien jedoch schon; dazu kommt außerdem Künstliche Intelligenz. Diese ist wichtig, weil das Habitat der Koalabären sehr komplex ist. Die Tiere sitzen gern in Eukalyptusbäumen und sind oft durch das Blätterdach verdeckt.
Wie findet die Drohne die Koalas also? Zuerst durchforstet sie das gesamte Areal. Mittels Infrarot-Technologie macht die Wärmebildkamera sichtbar, was dem bloßen Auge verborgen bleibt. Die Kamera enttarnt einen Koalabären auch im gröbsten Dickicht, da er Wärme abgibt. Im Idealfall geht eine Drohne morgens auf die Suche nach Koalas, da zu diesem Zeitpunkt der Unterschied zwischen kalter Luft und der Körperwärme des Tieres am größten ist. Nach dem Rundflug werden die gesammelten Daten ausgewertet. Ein komplexer, lernfähiger Algorithmus unterscheidet die Wärmebilder der Koalabären von denen anderer Tiere. Kängurus, Personen oder Autos werden nicht mitgezählt.
Und auch die Trefferquote überzeugt. Getestet wurden die Drohnen in einem Gebiet, in dem die Koalabären Funkhalsbänder trugen. Koala-Experten finden im Durchschnitt 70 Prozent der dort angesiedelten Koalabären, die Drohne hingegen 86 Prozent. Anfang 2020 nutzen die Wissenschaftler die Drohne auch, um Koalas in den abgebrannten Arealen Australiens ausfindig zu machen.
KI und Satellitenbilder zum Zählen von Elefanten
Auch in Afrika setzen Forscher eine KI ein, um Elefantenbestände zu zählen. Anders als bei der Koala-Drohne erfolgt dies in Kombination mit hochauflösenden Satellitenbildern. Hierfür haben Wissenschaftler aus Oxford und Bath eine Überwachungsmethode mit einem Algorithmus entwickelt. Durch sogenanntes maschinelles Lernen lassen sich selbst große Datensätze gut analysieren. Diese Technologie nennt man Deep Learning. Solche riesigen Datensets sind für den KI-Algorithmus Lern- und Arbeitsmaterial zugleich.
Als Vorbereitung auf den echten Einsatz haben die Forscher den Algorithmus schon 2019 trainiert. Die KI übte mit 1.000 ausgewachsenen Elefanten in der Sub-Sahara. Dafür bekamen die Dickhäuter einen GPS-Anhänger um den Hals, sodass ihr Standort jederzeit eindeutig nachvollziehbar war. Außerdem ließen sie sich auf den Satellitenbildern leicht identifizieren. Dadurch konnte der Algorithmus den Unterschied zwischen Elefanten und anderen Tieren oder etwa Bäumen erlernen.
Inzwischen kann die KI auf den Satellitenbildern beinahe jeden Elefanten erkennen. Zum Vergleich: Bereits jetzt soll die Zähl-KI für die Elefantenbestände genauso treffsicher sein wie ein Mensch, der die gleichen Bilder auswertet.
Schneller und günstiger als herkömmliche Methoden
Egal, ob Elefant oder Koalabär: Die beteiligten Forschungsteams sind sich einig, dass mit Hilfe von technologischen Methoden die Auszählungen schneller und günstiger möglich sind. Laut des QUT-Forschungsteams zählt eine Drohne in wenigen Stunden so viele Koalabären wie ein Mensch theoretisch an einem Tag.
Auch bei den Elefanten zählt die entwickelte KI deutlich schneller als Menschen aus einem Flugzeug heraus. Was eigentlich Monate dauert, kann die KI innerhalb von Stunden auswerten. In kurzer Zeit erfasst sie Gebiete von 5.000 Quadratkilometern, ohne die Tiere zu stören. Zudem ist die Erhebung aus der Luft heraus vergleichsweise teurer und durch schlechte Sicht oft schwer.
KI für Koalas und Elefanten hat Forschungs-Potenzial
Durch die Erkenntnisse hoffen die Forscher, ihre Technologien auch für andere Zwecke nutzen zu können. So könnten sie damit beispielsweise weitere gefährdete Tierarten, deren natürliche Feinde und andere Populationsbedrohungen aufspüren. Dadurch sollen besonders bedrohte Tierarten geschützt werden. Wenn Du wissen willst, was Drohnen sonst noch zum Umweltschutz beitragen, interessiert Dich bestimmt unser Text zum Thema Drohnen für die Forstpflege.
Auch Vodafone setzt sich für den Erhalt der Umwelt ein: Schon jetzt hat der Digitalisierungskonzern auf 100 Prozent grünen Strom an seinen bundesweiten Vodafone-eigenen Standorten umgestellt und möchte bis 2025 klimaneutral werden.
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