Innovation & Technologie
KI in der Medizin: So können Algorithmen Leben retten
Diagnostik gefährlicher Krankheiten, Entdeckung neuer Medikamente, personalisierte Behandlungen und optimierte Verwaltungsarbeit: Dort, wo menschliche Mediziner:innen an ihre Grenzen stoßen, können Computer-Algorithmen immer schneller und zuverlässiger helfen. Wir listen Dir einige Beispiele, wie Künstliche Intelligenz (KI) die Zukunft der Medizin voranbringt.
Im Zuge der Digitalisierung der Medizin kommen besonders den selbst lernenden Algorithmen Künstlicher Intelligenz große Bedeutung zu. Solche Systeme können genauer, effizienter und vor allem sehr viel schneller arbeiten als menschliche Expert:innen. Sie analysieren riesige medizinische Datensätze in kürzester Zeit und präsentieren ihre Ergebnisse verständlich für uns Menschen. Das bedeutet unter anderem riesige Fortschritte in den Bereichen der Diagnostik, der Medikamentenentwicklung und in der Verwaltung des Gesundheitswesens.
Aber keine Sorge: Dass KI-Systeme Ärzt:innen und Pflegekräfte vollständig austauschen, ist selbst in den entferntesten Zukunftsfantasien nicht realistisch.
Schnelle und genaue Diagnosen mit Künstlicher Intelligenz
Bei der Diagnose von Krankheiten ist es oft notwendig, Röntgen-, MRT-Bilder, Blutwerte und andere Daten genauestens zu analysieren und auszuwerten. Künstliche Intelligenz ist sehr gut darin, auf Bildern allerkleinste Details zu erkennen und Unterschiede zuverlässig hervorzuheben. Ihr kann als „Lernmaterial” zum Beispiel tausende MRT-Bilder von gesunden und tumorerkrankten Gehirnen oder anderen Organen vorgelegt werden, so dass sie die Unterschiede kennenlernen und „lernen”, wann sie ein gesundes oder krankes Gewebe sehen. In einer Studie von US-amerikanischen Medizinern aus dem Jahr 2021 war ein Deep-Learning-Algorithmus in der Lage, sechs verschiedene Gehirntumor-Arten anhand vorgelegter MRT-Bilddaten mit 93-prozentiger Genauigkeit zu identifizieren.
Gerade bei Krebserkrankungen kann eine frühzeitige Diagnose Leben retten. Eine Initiative der Berliner Hippo Foundation trainiert zurzeit eine KI dazu, Brustkrebs im Frühstadium zu erkennen. Je mehr Menschen für derartige Studien ihre Daten zur Verfügung stellen, desto genauer können Diagnosen von einer KI getroffen werden.
Entdeckung und Entwicklung lebensrettender Medikamente
Viele medizinische Stoffe sind außerhalb spezialisierter Fachkreise nicht bekannt. Doch viele Substanzen eignen sich für die Behandlung von mehr als einer Krankheit oder einen Symptom. Aber wie finden die Expert:innen heraus, ob zum Beispiel ein Blutverdünner unter Umständen auch antivirale Eigenschaften haben kann? Machine-Learning-Algorithmen können hier wertvolle Vorarbeit leisten, indem sie medizinische Datenbanken durchforsten und Moleküle herausfiltern, die bei ihnen vorgegebenen Krankheiten nützlich sein können. Werden zwei oder mehr Präparate kombiniert, prüft das System, ob diese zusammenpassen oder sie zur Behandlung einer anderen Krankheit geeignet sind. Sie stellen auch fest, ob es bei gleichzeitiger Einnahme zu Komplikationen oder gefährlichen Nebenwirkungen kommen kann.
So ist es einer KI in London dieses Jahr gelungen, eine neue, vielversprechende Therapie für eine Hirnkrebsart zu finden, die vor allem Kinder befällt. In Bayern setzen Forscher:innen auf selbstlernende Algorithmen, um neue Wirkstoffkombinationen gegen die gefährliche Lungenkrankheit Tuberkulose zu ermitteln.
KI in der Medizin: Personalisierte Behandlung
Künstliche Intelligenz kann nicht nur Moleküle identifizieren und abstrakte Bilddaten auswerten, sondern auch bei den Patient:innen selbst ansetzen. Menschen reagieren individuell auf verordnete Medikamente und Behandlungspläne. Welche Faktoren bei welcher Behandlung ausschlaggebend für einen Erfolg oder für Komplikationen sind, ist in einigen Fällen schwierig auszumachen. Wenn einer KI entsprechende Daten – wie etwa Vorerkrankungen und genetische Eigenschaften – zur Verfügung stehen, ist sie in der Lage, schnell Empfehlungen für eine Behandlung zu geben.
Derzeit arbeitet das europäische Forschungsprojekt DIGIPD (Validating DIGItal biomarkers for better personalized treatment of Parkinson’s Disease) mit dem Fraunhofer-Institut an einer personalisierten Behandlung für die Parkinson-Krankheit. Patient:innen bekommen dabei Sensoren angelegt, ihre Bewegungen werden von einer KI gemessen und ausgewertet. Anhand der Daten soll erforscht werden, inwiefern die Behandlung an die Symptome individuell angepasst und optimiert werden kann.
Verbesserung der stationären Krankenversorgung
Nicht erst seit der Corona-Pandemie steht das Gesundheitswesen vor riesigen Herausforderungen. Krankenhauspersonal ist mit der Pflege und medizinischer Versorgung beschäftigt, aber auch mit bürokratischer und administrativer Arbeit. KI-unterstützte Tools können dabei helfen, die Papierarbeit zu minimieren, die Produktivität zu steigern und unnötige Kosten zu senken, indem sie etwa repetitive Verwaltungsaufgaben automatisieren.
Die wichtigste Voraussetzung für KI-unterstützte Krankenhausarbeit ist eine optimale digitale Infrastruktur in den Gebäuden. Ein wichtiger Schritt in Deutschland ist gerade getan: Mit der Hilfe von Vodafone ist jetzt in der Universitätsklinik Düsseldorf die erste Klinik mit 5G-Echtzeit-Konnektivität eröffnet worden. Dies erlaubt es, neueste Innovationen wie Augmented Reality (AR) oder digitale Pflaster für das Echtzeit-Monitoring in den Klinik-Alltag zu bringen.
Wo braucht es Deiner Meinung nach KI-Unterstützung? Was denkst Du über die Entwicklung von KI in der Medizin? Schreib es uns hier in die Kommentare!