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Digitale Zwillinge aus der Cloud: So macht 5G Edge Computing Echtzeit-Services möglich
Was haben vernetzte Fahrzeuge, VR-Streaming und digitale Zwillinge gemeinsam? All diese Anwendungen sind auf Echtzeit-Daten angewiesen und werden mit dem superschnellen Mobilfunkstandard 5G überhaupt erst möglich. Mit 5G Edge Computing macht Vodafone zusammen mit Amazon Web Services jetzt Echtzeit-Services für vielfältige Anwendungen in Deutschland verfügbar. Der erste digitale Zwilling vom Kölner Dom zeigt, welche Vorteile und Chancen die innovativen Technologien eröffnen.
Silas Fuchs steht vor dem Kölner Dom, klettert mit einem Mitarbeiter das Gerüst an der Kathedrale hinauf und analysiert bis ins kleinste Detail die Außenfassade. In schwindelerregender Höhe bleibt Silas stehen und zeigt auf einen kleinen, kaum erkennbaren Schaden an einer Kreuzblume: „Hier werden bald kleinere Restaurierungsarbeiten nötig sein“, sagt er und nimmt seine Virtual-Reality-Brille ab. Jetzt steht der Projektleiter der Kieler Firma Northdocks nicht mehr auf dem Gerüst in Köln, sondern sitzt mit Vodafone Deutschland CEO Hannes Ametsreiter rund 50 Kilometer entfernt am Vodafone Campus in Düsseldorf. Der Ausflug in die Nachbarstadt fand nur in der virtuellen Realität statt und bei dem Kölner Wahrzeichen handelte es sich um dessen digitalen Zwilling.
Virtuelle Besichtigung mit einem detailgetreuen 3D-Modell vom Kölner Dom
Der digitale Zwilling vom Kölner Dom ist im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Kölner Dombauhütte entstanden und besteht aus rund 25 Milliarden Polygonen. Die Bilder für das 50 Gigabyte große 3D-Modell lieferten Drohnen, die zuvor mehr als 200.000 Detail-Aufnahmen aus sämtlichen Perspektiven des Doms gemacht haben. Das Projekt gibt einen Eindruck, wie Restaurierungsarbeiten an historischen Bauwerken künftig in der virtuellen Realität vorausgeplant werden könnten. Auch schwer zugängliche Bereiche können mit dem digitalen Zwilling begutachtet und potenzielle Schäden schneller erkannt werden. Finanziert wurde das Projekt vom Zentral-Dombau-Verein.
Digitaler Zwilling nutzt Daten „am Rande des 5G-Netzes”
Um die rund 25 Milliarden Polygone in der virtuellen Realität abzubilden und zum Leben zu erwecken, müssen riesige Datenmengen verarbeitet werden. Genau dafür brauchte es bislang direkt vor Ort große Server, weshalb Interaktionen mit dem digitalen Zwilling nur lokal möglich waren. Für die Besichtigung des virtuellen Doms braucht Silas Fuchs jetzt allerdings nur noch eine VR-Brille und sein Smartphone. Denn bei dem Projekt werden die Daten erstmals in der Cloud und direkt „am Rand des 5G-Netzes” verarbeitet. 5G-Edge Computing ermöglicht nicht nur die verzögerungsfreie Datenübertragung und -verarbeitung, sondern macht die Mitarbeitenden der Dombauhütte flexibel wie nie zu vor: Wartungsarbeiten können jetzt von nahezu jedem Ort in Deutschland durchführt werden, sei es im Café, im Park oder im Homeoffice.
Echtzeit-Netz trifft Echtzeit-Server für Echtzeit-Rechenleistung
Umsetzbar wird 5G Edge Computing für den digitalen Kölner Dom durch moderne Netz-Technologie von Vodafone. Erst vor kurzem startete der Düsseldorfer Netz-Pionier als erster Anbieter in Deutschland die Umstellung auf 5G Standalone, um die Qualität im 5G-Netz weiter zu verbessern. Mit dem sogenannten Multi-Access Edge Computing (MEC) am Rande des Mobilfunknetzes geht Vodafone den nächsten Schritt und möchte gemeinsam mit dem Kooperationspartner Amazon Web Services (AWS) Echtzeit-Dienste aus der Cloud in ganz Deutschland verfügbar machen. Geschäftskunden können ab sofort mit den AWS Wavelength Services virtuelle Echtzeit-Computer im Vodafone 5G-Netz buchen, diese individuell anpassen und 5G-Services ohne Verzögerungen nutzen. Auf den ersten aktivierten MEC-Servern in Berlin, Dortmund und München sind die AWS Wavelength Services bereits eingebettet, so dass Daten das Netz für ihre Verarbeitung nicht mehr verlassen müssen. All das macht riesige Server-Schränke, teure Hardware und lokale Infrastrukturen in Fabrikhallen oder Bürogebäuden überflüssig.
„Wir erweitern unser Echtzeit-Netz um Echtzeit-Server. Daten werden dann ohne Umwege direkt in unserem Netz verarbeitet. Mit dieser neuen Infrastruktur bringen wir die schnellsten Daten-Services nach Deutschland und ab sofort auch Echtzeit-Dienste von AWS Wavelength zu Entwicklern, Start-ups und Großkonzernen. Wir erwecken so digitale Zwillinge zum Leben und bauen den Antrieb für den nachhaltigen und vernetzten Straßenverkehr“, erklärt Vodafone Deutschland CEO Hannes Ametsreiter.
Digitale Zwillinge und Echtzeit-Datenanalyse in der Industrie
Im Zusammenspiel der Technologien soll die Arbeit mit digitalen Zwillingen in vielen Bereichen und Branchen alltäglich werden. Denn niedrige Latenzen von unter 10 Millisekunden, riesige Bandbreiten und die Flexibilität, die 5G und Edge Computing bieten, machen auch komplexe Industrie-Anwendungen möglich. So könnten zum Beispiel Datenströme und logistische Prozesse von Chemie- und Industrieparks im VR-Stream von jedem Ort nachvollzogen werden. Auch Wartungsarbeiten an großen Anlagen oder Flugzeugen sind an hochauflösenden 3D-Modellen möglich. Das global agierende Familienunternehmen Festo entwickelt zum Beispiel pilothafte VR-Szenarien für die Prozess- und Fabrik-Automatisierung. Mit Augmented Reality und Hologrammen können Kunden in der virtuellen Realität Planungsabläufe trainieren. Auch der Software-Anbieter KX nutzt Echtzeit-Daten, die Vodafone und AWS mit der neuen Infrastruktur bereitstellen, um auf der KX-Plattform unter anderem Echtzeit-Analysen für die Roboter-Steuerung, autonome Operationen und die Fernüberwachung zu ermöglichen.
5G Edge Computing ermöglicht vielfältige Innovationen und neue Anwendungen
Neue Möglichkeiten eröffnet die Echtzeit-Datenverarbeitung auch für den vernetzten Straßenverkehr der Zukunft. Wenn sich Fahrzeuge beispielsweise gegenseitig vor Gefahren warnen, sind geringe Latenzzeiten entscheidend, um schnellstmöglich reagieren und Unfälle vermeiden zu können. Mit der Kombination aus 5G und Multi-Access Edge Computing können Informationen, die von Kameras und Sensoren erfasst werden, in Echtzeit verarbeitet und als Warnhinweise an die Fahrer:innen zurückgegeben werden.
Multi-Access Edge Computing verbessert nicht nur die Qualität und Geschwindigkeit der Datenverarbeitung im 5G-Netz. Mit den Echtzeit-Servern werden auch bei LTE-Verbindungen Reaktionszeiten auf weniger als 20 Millisekunden reduziert. Mit jedem zusätzlichen Echtzeit-Server, den Vodafone direkt am Rande des Mobilfunknetzes aktiviert, verbessern sich die Reaktionszeiten für die neuen MEC-Services.
Der digitale Zwilling vom Kölner Dom ist also nur eines von vielen möglichen Anwendungsbeispielen. Wir dürfen gespannt sein, was Vodafone mit innovativen 5G Technologien in Zukunft möglich macht.
Hast Du schon einmal etwas von „digitalen Zwillingen” gehört? Was hältst Du von der Idee, historische Bauwerke virtuell nachzubauen? Schreib es uns in die Kommentare!