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How to Get Away with Murder: Tragisches Staffel 4-Finale auf dem Prüfstand
Die hochgelobte amerikanische TV-Serie How to Get Away with Murder nimmt es mit der Strafverfolgung von Mördern nicht ganz so genau. Schließlich geht es in erster Linie darum, mit einem Mord davon zu kommen. Doch was geschieht, wenn es um ein Opfer aus den eigenen Reihen geht? Wir machen Staffel 4 den Prozess.
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Meine Damen und Herren, erheben Sie sich für die vierte Verhandlungsrunde der Keating 5. Den Vorsitz hat die brillante Strafverteidigerin Annalise Keating. Wir werden dem Tatbestand des schockierenden Cliffhangers auf den Grund gehen und klagen eine ganze Bande von potentiellen Mördern an. Keatings Schützlinge müssen sich beweisen, zeigen, was sie gelernt haben und sich dem Gericht stellen. Zur Seite steht ihnen die erfolgreiche Krisenmanagerin Olivia Pope. Was passiert, wenn der Hammer fällt?
Verbrechen: Schockierender Cliffhanger
How to Get Away with Murder ließ uns mit einem der packendsten Cliffhanger der Fernsehgeschichte zurück. Der Ausdruck Cliffhanger beschreibt den Kniff, eine Handlung nicht zu vollenden und den Zuschauer so bildlich gesprochen an einer Klippe (englisch: cliff) hängen zu lassen (englisch: to hang) und auf Rettung, in unserem Falle Auflösung, zu hoffen.
Achtung: Spoiler für Staffel 1-3!
Die dritte Staffel der preisgekrönten Gerichtsserie wagte sich in wahrer Hitchcock-Manier an eine riskante Auslegung der Fernsehgesetze: den Mord einer Hauptfigur.
Als Dean Thomas in den Harry Potter-Filmen überlebt Alfred Enoch zwar den Dunklen Lord, doch in How to Get Away with Murder zeichnet ein banaler Mord sein Ende. Schlussendlich lieferte uns das Finale von Staffel 3 eine Antwort auf die Frage „Wer ist unter dem Laken”: In Frieden ruhe Wesley „Wes” Gibbins.
Anklage: Mord aus Eifersucht?
Die Beweislage ist erdrückend. Wie die Ermittlungen des angesehenen Detektivs Nate Lahey (Billy Brown) ergaben, starb Wes an Sauerstoffmangel durch Strangulation und nicht aufgrund der Rauchentwicklung im Haus seiner Professorin. Doch wer hatte es auf ihn abgesehen?
Viele Menschen im Umfeld des Wes Gibbins machten sich verdächtig. Nicht zuletzt sein Kommilitone Connor Walsh (Jack Falahee). Connor gestand, sich am Tatort aufgehalten und das Opfer im Keller des Hauses entdeckt zu haben - doch er versuchte, seinem Freund das Leben zu retten und nicht, es zu nehmen.
Beide sind neben Asher Millstone (Matt McGorry, bekannt aus der Netflix-Serie Orange is the new black), Michaela Pratt (Aja Naomi King) und der Partnerin des Verstorbenen, Laurel Castillo (Karla Souza), Teil der Keating 5, einer Gruppe unter der Leitung der Strafverteidigerin und Professorin Annalise Keating (Viola Davis).
Die Obduktion ergab: Geschwächt durch ein Betäubungsmittel wurde Wes stranguliert. Um die brutale Tat zu verschleiern, setzte der Täter das Haus von Annalise Keating in Brand.
Verteidigung: Die Keating 4 müssen sich beweisen
Zahlreiche Zeugen vor den Fernsehbildschirmen identifizierten Dominic (Nicholas Gonzalez) als den Straftäter, der einem Fanliebling das Leben raubte. Handelte Dominic aus Eifersucht? Schließlich war auch er einmal mit Laurel liiert und diese war zum Zeitpunkt des Todes mit Wes zusammen.
Und nicht nur das: unter ihrem Herzen trägt Laurel zudem das ungeborene Kind des Verstorbenen.
An dieser Stelle Beweismittel B: Dominic telefonierte unmittelbar nach der Tat mit Jorge Castillo (Esai Morales): Dem Vater von Laurel Castillo und dem Großvater des ungeborenen Kindes des Verstorbenen Wes Gibbins.
Der uns vorliegende Tatbestand des Mordes ist folglich Teil einer viel größeren Verschwörung, welche es in der vierten Verhandlungsrunde aufzudecken gilt.
Doch die nun nur noch Keating 4 können zunächst nicht auf ihre Mentorin bauen. Denn für Annalise Keating bedeutet die 4. Staffel eine neue Chance. In der gleichnamigen Episode reißt Annalise alle Brücken ein und versucht einen Neubeginn. Ganz nach der Prämisse „I’m going away” (so heißt die Episode im Original), widmet sich Annalise keinem Gerichtsfall, sondern sich selbst.
Und so viel lässt sich verraten: Nach Wes’ Tod sind Laurel, Asher, Michaela und Connor zunächst auf sich allein gestellt und gehen ihre eigenen Wege. Insbesondere Laurel wird von einer regelrechten Besessenheit getrieben. Die Mexikanerin will nicht nur den Mord am Vater ihres ungeborenen Kindes aufklären, sondern auch die Machenschaften ihres eigenen Vaters ein für allemal aufdecken.
Plädoyer: Frauen an die Macht
Laurel reiht sich in eine beachtliche Liste starker Frauen im gesamten Shondaverse ein. So nennen Fans How to Get Away with Murder, die Polit-Thriller-Serie Scandal und alles um das Grey Sloan Memorial Krankenhaus in Grey’s Anatomy. Denn alle drei Hit-Serien stammen aus der Feder der Produzentin und Drehbuchautorin Shonda Rhimes.
Die Charaktere des Shondaverse befinden sich im Grunde stets in der einen oder anderen Krise. Gut also, dass es hierfür die Krisenmanagerin Olivia Pope (Kerry Washington) gibt. Und was in Superheldenfilmen aktuell im Kino funktioniert, das kann auch mitreißenden Serien nicht schaden.
Die neue Staffel How to Get Away with Murder bietet einen Cross Over (eine Überschneidung von zwei normalerweise getrennter fiktionaler Welten) mit der siebten Staffel von Scandal.
Darüber hinaus besticht die vierte Runde der von Kritikern gefeierten Serie durch geballte Frauenpower. Neben Laurel, die für ihr Kind und gegen den eigenen Vater kämpft. Abgesehen von der stets überzeugenden und manchmal auch skrupellosen Annalise Keating. Und abseits des Kurzauftritts der zielstrebigen Olivia Pope. Hier glänzt vor allem Michaela.
Die eifrige Jurastudentin zieht den wohl größten Gewinn aus Annalises Abwesenheit. Sie beginnt ein Praktikum bei der renommierten Anwaltskanzlei Caplan & Gold und begegnet einer ebenso starken Kollegin - Tegan Price (Amirah Vann) - die die junge Studentin in der Männerwelt schnell unter ihre Fittiche nimmt. Doch getreu dem Sprichwort „Es ist nicht alles Gold, was glänzt” entdecken wir in der aktuellen Staffel How to Get Away with Murder, wie vielseitig ein Tatort sein kann.
Urteil: Lebenslange Suchtgefahr
Auf eines können sich alle Anwesenden im Gerichtssaal einigen: Essentieller Bestandteil des großen Erfolges des Shondaverses sind die versierten Schauspieler und starken weiblichen Charaktere.
Unangefochten an der Spitze steht hierbei Viola Davis an. Die US-Amerikanerin ist die bis dato einzige schwarze Schauspielerin, die mit einem Oscar (Beste Nebendarstellerin für das Drama Fences), Tony (Beste Nebendarstellerin in King Hedley II) und schließlich mit einem Emmy für ihre großartige Darstellung der brillanten Juristin Annalise Keating in How to Get Away with Murder geehrt wurde.
Doch auch ihre ebenso talentierten Kolleginnen, Karla Souza (Laurel), Aja Naomi King (Michaela) und Liza Weil beweisen ihre Power in Zeiten von #metoo und #TimesUp.
Bereits als die zielstrebige Schülerin Paris Geller bestach die 40-Jährige Liza Weil in der Teenie-Serie Gilmore Girls. In der vierten Staffel der Mordserie How to Get Away with Murder tritt auch sie aus dem Schatten ihrer Vorgesetzten Annalise und steht fest auf ihren eigenen Beinen. Als Bonnie Winterbottom musste sie vieles einstecken, doch Staffel 4 ist nicht zuletzt auch Bonnies Zeit, den Hammer fallen zu lassen.
Und damit nicht genug, macht euch zusätzlich bereit für eine Überraschungszeugin: Kathryn Erbe (Serienfans bekannt als die Ermittlerin Alexandra Eames in Criminal Intent - Verbrecher im Visier).
Nichtsdestotrotz bleibt nach einem intensiven Verhandlungstag und aufschlussreichen Befragungen eine Frage weiterhin offen: Warum musste Wes sterben? Was ist das Motiv? Die Antwort liefert euch die neue Staffel der erfolgreichen Serie über Mord, Intrigen und Loyalität.
Unser Urteil vorab: Schuldig der Suchtgefahr.
Haftstrafe: Lebenslange Spannung, unglaubliche Wendungen und beeindruckende Darsteller.