PC-Games
Command & Conquer: Remastered Collection im Test – Willkommen zurück, Commander
Satte 25 Jahre (!) nach dem ursprünglichen Release, ist nun eine aufpolierte Version der Strategie-Hits „Command & Conquer: Der Tiberiumkonflikt und „Alarmstufe Rot„erschienen. Ein Riesenspaß für Nostalgiker, aber auch interessierte Neulinge sollten den Einstieg wagen. Mehr dazu im Test der „Command & Conquer: Remastered Collection”.
C&C im Test: Willkommen zurück, Commander!
Die 90er gelten als goldene Jahre für Strategiefans: 1995 und 1996 lieferten die Westwood Studios mit „Command & Conquer – Der Tiberiumkonflikt” und „Command & Conquer – Alarmstufe Rot” zwei echte Hits ab.
Nun ist ein Vierteljahrhundert später eine aufpolierte Remastered-Version erschienen. Das passt in den Trend: Schließlich wurden auch die äußerst populären C&C-Nachfahren Age of Empires II und Warcraft 3 aufgehübscht und neu veröffentlicht. Mit gemischtem Erfolg.
Nach dem Release des desaströsen Remasters von Warcraft 3, blickte die Gaming-Welt skeptisch auf die Neuveröffentlichung vom ersten (und zweiten) Command & Conquer. Zu Unrecht, wie sich in unserem Test der Remastered Collection herausstellt. Das Entwicklerstudio Petroglyph Games stand nämlich stets im engen Kontakt mit der Community, was sich positiv auf das Spiel auswirkte.
Video: Youtube / Vodafone Deutschland
Übrigens: Die Westwood Studios, die das Original entwickelt haben, wurden vom Publisher EA geschluckt. Viele Mitarbeiter machten sich anschließend selbstständig und gründeten die Petroglyph Games. Mit anderen Worten: Das Remaster wurde – mehr oder weniger – von denselben Leuten programmiert, was dem Spiel ebenfalls zugute kam.
Denn es steckt viel Liebe zum Detail in dem Spiel. Ein Beispiel: Die Installation des Originals bleibt für viele Spieler unvergesslich. Wie schön, dass wir im Intro-Video die DOS-ähnliche Installation des Spiels von 1995 noch einmal miterleben dürfen. Da kommen Erinnerungen hoch und man bekommt direkt Lust loszuzocken.
Command & Conquer: Die Story
In „Command & Conquer – Der Tiberiumkonflikt” kannst Du zwischen zwei Parteien wählen. Entweder Du kämpfst für die Global Defense Initiative (kurz GDI), also für eine Art Weltpolizei, oder aber Du verbrüderst Dich mit den Terroristen der Bruderschaft von Nod. Die Story ist etwas stumpf, aber trotzdem unterhaltsam – beide Seiten werfen sich die Unterjochung der Welt vor. Der Konflikt wird in unheimlich trashigen Zwischensequenzen gesponnen. In Wahrheit geht es natürlich nicht um eine Ideologie, sondern den Rohstoff Tiberium. Das geheimnisvolle Mineral ist nämlich die Hauptressource im Spiel. Ohne Tiberium gibt es kein Geld für Einheiten oder Gebäude.
Das C&C-Universum besteht aus mehreren Handlungs- und Zeitsträngen. “Alarmstufe Rot” hat mit dem „Tiberiumkonflikt” eigentlich nichts am Hut, da auch der namensgebende Rohstoff in dem Geschichtsstrang schlichtweg fehlt. Stattdessen sammelst Du sogenanntes Erz, das die Funktion des Tiberiums übernimmt.
Weil Albert Einstein durch die Zeit reiste, um Hitler umzubringen, ist anstelle des zweiten Weltkriegs, wie wir ihn kennen, ein Krieg zwischen den Alliierten und der Sowjetunion entfacht. Als Spieler kannst Du Dich auf die Seite der Sowjets oder der Alliierten stellen.
Beide Spiele verbindet das Gameplay. Obwohl „Alarmstufe Rot” mehr auf Luft- und Wasserkämpfe setzt und dadurch etwas mehr taktische Finesse erlaubt, spielt es sich im Grunde wie „Der Tiberiumkonflikt”.
Vorsicht Spoiler: Übrigens taucht Nod-Anführer Kane, personifiziert vom Schauspieler Joseph D. Kucan, auch in Alarmstufe Rot wieder auf. Kane ist das Bindeglied aller C&C-Universen, er verfolgt eigene Ziele und ist damit der allgegenwärtige Bösewicht der Command&Conquer-Reihe.
C&C im Test: Rudimentär aufgehübscht
Command & Conquer Remastered ist genau das, was es verspricht. Wer brandneues Gameplay, RPG-Elemente, frische Missionen oder ein RTS-Game nach aktuellen Standards erwartet, wird enttäuscht. Der Wunsch der Fans war es nämlich, den Geist des Spiels zu erhalten. Und diesen Wunsch haben die Entwickler erfüllt.
Das Spiel wurde immerhin deutlich aufgehübscht. Die Gebäude und Einheiten sind sichtbar detaillierter und die Auflösung kann sogar auf knackscharfe 4K hochgeschraubt werden. Hardcore-Nostalgiker dürfen trotzdem jederzeit per Knopfdruck auf die Originalgrafik wechseln. Das Spiel ist zwar relativ gut gealtert, aber die animierten Zwischensequenzen leider nicht. Diese sehen teils extrem matschig aus. Nur die Videos mit echten Schauspielern überzeugen auch heute.
Spezialeffekte wie Explosionen sind unspektakulär, aber stimmig. Das sieht man am Beispiel der Atombombe: Die Explosion wird quasi über das Gebäude geklebt. Das stört aber nicht – es passt ins Bild.
Command & Conquer: Gameplay wie gewohnt, aber mit mehr Komfort
Immerhin wurde etwas an den bequemen Spieler gedacht und bestimmte Mechaniken wurden ins aktuelle Jahrhundert gehievt. Einheiten müssen jetzt nicht mehr einzeln gebaut werden. Klickt ihr im Baumenü fünfmal, merkt sich die Fabrik jeden Auftrag und arbeitet die Warteschlange Stück für Stück ab.
Das Spieltempo kann im Menü angehoben werden, was jedem zu raten ist. Ansonsten schaut man Panzern sehr lange bei der Wegfindung zu. Außerdem wird der Ernter nicht mehr angewählt, wenn sich andere Einheiten im Auswahlfenster befinden.
Apropos Ernter: Der ist traditionell geblieben! Der Fahrer ist nach wie vor völlig bescheu… nicht der Hellste. Alle fahren wie sie wollen: Die K.I.-Wegfindung ist so absurd, dass sie schon wieder witzig ist. Teilweise blockieren Erntemaschinen sich gegenseitig, teilweise fahren sie verwirrt hin und her und wenn feindliche Soldaten dabei unter die Räder kommen, dann ist das reine Glückssache. Zudem verfolgen die meisten K.I.-Einheiten den Gegner, der sie zuerst beschossen hat. Das kannst Du ausnutzen, indem Du mit schnellen Einheiten, schwere Panzer in Fallen manövrierst.
Fantastischer C&C-Soundtrack neu eingespielt
Grandios aufpoliert ist auch die treibende Rockmusik: Der legendäre Soundtrack von Command & Conquer wurde vom Ur-Autor Frank Kelpacki und seiner Band „The Tiberian Sons” neu aufgenommen und klingt dadurch eine Ecke druckvoller. Songs wie „Hell March” und Co. machen die C&C-Erfahrung komplett. In den Spieloptionen kannst Du die Jukebox öffnen und den Track Deiner Wahl hören - auch die Originalaufnahmen sind vorhanden.
Erweiterungen und Bonusmission inklusive
Das Spiel ist sehr Umfangreich und beinhaltet alle Erweiterungen und Karten der Konsolen-Version, die sich im einem Menü auswählen lassen. Und Fans freuen sich über jede Menge Bonusmaterial. In einer Galerie lässt sich nämlich zusätzliches Videomaterial abspielen, beispielsweise von Dreharbeiten an den Cutscenes.
Missionen sind kurz und knackig
Die Missionen sind an sich abwechslungsreich, aber meist kurz und einfach gehalten. Kaum eine Aufgabe dauert länger als 15 Minuten, die meisten sind deutlich kürzer. Manchmal ist es notwendig etwas mitzudenken (die Missionsbeschreibungen sind teils irreführend), aber echte Rätsel gibt es nicht. Im Grunde geht es darum eine Basis zu zerstören, eine Person zu töten oder ein Gebäude zu infiltrieren. Manchmal mit einem etwas komplizierten Ressourcen-Management.
Dabei kommt es vor allem auf Seiten der Bruderschaft von Nod schon einmal zu Kriegsverbrechen. Es ist zwar ein Videospiel und die Grafik ist längst nicht so detailliert wie die manch aktueller Actiontitel, doch kann es schon einmal zu den Missionszielen zählen, ein Dorf niederzubrennen, um einen Journalisten zu beseitigen.
Spaßiger Multiplayer
Kernstück ist aber ohnehin der Multiplayer: Dort kannst Du im “1 gegen 1”-Modus gegen andere Commander antreten und zwar im bewerteten Ladder-Modus – wo Du also in einer Liga aufsteigen kannst.
Aber auch Partien mit bis zu vier Spielern sind möglich. Diese sind durchgehend spannend, weil die Mechaniken des Spiels im Multiplayer besonders gut funktionieren. Bei „Alarmstufe Rot” können Gefechte sogar zwischen acht Parteien stattfinden. Wer sie miterlebt hat, der wird sich schnell an die LAN-Parties erinnert fühlen, die vor allem in den 90er Jahren gefeiert wurden. Nur sind die Online-Games jetzt technisch unproblematisch.
Übrigens funktionieren auch alte Taktiken: Einfach den Transporter mit Ingenieuren vollstopfen, in die gegnerische Basis schicken, die Basis des Gegners klauen (und verkaufen), Obelisken aufstellen (zum Spaß) und alles mit einer Atombombe zerstören. Ein Traum!
Command & Conquer: Remastered im Test – Das featured-Fazit
C&C Remastered Collection ist ein riesiger Schatz an Erinnerungen, der in aufpolierter Form die Synapsen streichelt und an schöne Zeiten erinnert. Absurde Zwischensequenzen, knackige Missionen ohne Tiefgang, dumme Einheiten, ein genialer Soundtrack – das ist was C&C ausmacht und das ist im Remastered enthalten. Inklusive Bonusmaterial und Erweiterungen. Für 20 Euro können Fans sehr viel Spaß haben, Neueinsteiger machen beim Kauf nichts falsch, aber ob der Funke überspringt? Probier es aus.
Bist Du ein Fan der Command & Conquer-Franchise? Was hältst Du vom Remaster des Klassikers? Schreib uns gerne einen Kommentar.