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Assassin’s Creed Valhalla in der featured-Spielekritik: Historischer Pfad zwischen Muskeln und Met
Mit „Assassin’s Creed Valhalla“ geht die Meuchelmörder-Serie in die mittlerweile zwölfte Runde. Dabei verfrachtet Ubisoft die Fans des historischen Action-Adventures erstmals in das Zeitalter der Wikinger. Der neuste Teil der Reihe ist seit dem 10. November für PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series X / S sowie PC erhältlich. Wir haben uns die virtuelle Axt geschnappt und für Dich herausgefunden, was die Reise der barbarischen Nordmänner zu bieten hat.
Nachdem die letzten Assassin’s Creed-Ableger den Spieler ins viktorianische London, das alte Ägypten oder in die griechische Antike entführt haben, leiten in Assassin’s Creed Valhalla nun die Wikinger die virtuelle Geschichtsstunde ein. Dabei erwartet Dich eine Reise durch das neunte Jahrhundert: Eine Zeit, die vor brachialer Gewalt, vulgären Sprüchen sowie Unmengen von Met strotzt. Ob das Testosteron-Spektakel spielerisch an die Qualität des Vorgängers „Assassin’s Creed Odyssey“ herankommt oder in dessen Schatten untergeht, erfährst Du in unserer featured-Spielekritik.
Valhalla: Eine Origin-Story nach Schema F
In Assassin’s Creed Valhalla schlüpfst Du in die Haut von Eivor Wolfsmal (wahlweise weiblich oder männlich), der seine Gefolgsleute im Kampf gegen die angelsächsischen Königreiche anführt. Politische Unruhen sowie herrschende als auch bevorstehende Kriege haben die Heimat von Eivor und seinem Clan zugrunde gerichtet. Deshalb verschlägt es die Nordmänner 873 n. Chr. nach England, um dort neue Siedlungen zu errichten und die angelsächsischen Christen die Klinge der nordischen Mythologie spüren zu lassen. Die Rückkehr zu alter Stärke scheint nur einen Kampf entfernt zu sein.
Wie für die Reihe üblich, wird die Story anhand eines weiteren Erzählstrangs, der in der Gegenwart spielt, vermittelt. In diesem steigt die Protagonistin Layla Hassan in den Animus, eine Maschine, die genetische Erinnerungen dekodiert, um die Erinnerungen von Eivor zu durchleben. Ubisoft führt demnach ihre übliche Formel fort und erzählt eine nette, mit altbekannten Motiven gespickte Geschichte. Altbekannt heißt nicht zwingend schlecht, auch wenn die Storyline nicht wirklich innovativ ist und holprig beginnt. Dafür glänzen die Dialoge mit einer Spitzzüngigkeit, die so schnittig wie die Axt ist, die Du mit Dir führst. Obendrein ist Assassin’s Creed Valhalla brutaler als jeder Ableger der Serie zuvor. Dieses Ausmaß an vulgären Sprüchen und exorbitanter Gewalt mag nicht jedermanns Sache sein.
Assassin’s Creed Valhalla: Das Land der unbegrenzten Tätigkeiten
Nachdem Du den Prolog im frostigen Norwegen abgeschlossen hast und mit den grundlegenden Spielmechaniken vertraut bist, werden die Segel gesetzt. Sobald Du den Boden Englands betrittst, geht das Spiel richtig los. Wenn Du neben der Story nahezu alle Nebenaufgaben absolvieren möchtest, solltest Du enorm viel Zeit mitbringen, denn es gibt verdammt viel zu tun. Dazu gehören neben zahlreichen neuen Features auch klassische Elemente, wie zum Beispiel, die Aussichtsplattformen zu erklimmen, um die Spielkarte aufzudecken.
In der Spielwelt gibt es zunächst drei Kategorien von Sammelobjekten und Tätigkeiten: Reichtum, Rätsel und Artefakte. Als gelbe Punkte sind jene Orte auf der Karte markiert, die Du für Dich oder Deine Siedlung plündern kannst. Die blauen Punkte verweisen auf Rätsel, die aus kleinen Denkaufgaben oder kurzen Nebenquests bestehen. Artefakte wie etwa Schatzkarten oder antike Reliquien sind bei den weiß markierten Stellen zu finden. Optional gibt es außerdem den Auftrag, den Orden der Ältesten auszuräuchern. Brauchst Du zwischendurch etwas ruhigere Abwechslung, kannst Du Würfelspiele spielen, Dich mit anderen in Spottgefechten messen oder Dir in einem Trinkduell massenweise Met hinter die Helmklappe donnern.
Plündern: Das Geben und Nehmen bei den Wikingern
Die wohl spannendste Neuerung bei Assassin’s Creed Valhalla ist der Aufbau Deiner eigenen Siedlung. Direkt nach der Ankunft in England benötigst Du eine Basis, von der Du die Plünderungen steuern kannst. Klöster, Außenposten oder ähnliche Lager verlangen von Dir attackiert und um ihre Ressourcen erleichtert. Mit der Beute kannst Du weitere Gebäude in Deiner Siedlung errichten, die Dir den Zugang zu Verbesserungen für den Kampf oder auch optische Spielereien gewähren. So sieht das Geben und Nehmen bei den Wikingern aus: Du zwackst dem gewöhnlichen Volk etwas ab und erhöhst so die Lebensqualität Deiner Siedler.
Ein Sammelsurium an Kriegsinstrumenten
In Deinem Schlachtzug gegen die Engländer steht Dir ein nahezu endloses Arsenal an Waffen zur Verfügung. Egal ob Axt, Hammer, Dolch, Bogen oder das klassische Schwert, bei der Bandbreite an Kriegsinstrumenten findest Du das richtige Spielzeug. Zum ersten Mal in der Serie trägst Du außerdem eine große Zweihandwaffe oder zwei Waffen. Diese kannst Du rasch wechseln und so den Kampf zur akrobatischen Showeinlage machen.
Besonderes Lob gilt dabei dem Waffengefühl. Denn jede Waffe fühlt sich tatsächlich einzigartig an und erfordert einen anderen Spielstil. Nutzt Du beispielsweise den Eisenstern, dauert es etwas länger, bis die wirbelwindartigen Attacken auf Deinen Feind niederprasseln, denn Du musst erst ausholen. Mit dem Kriegshammer hingegeben hämmerst Du Deine Widersacher schnell unter die Erde. Das Sound-Design sowie das Trefferfeedback sind gelungen, man spürt jeden Treffer dadurch förmlich selbst.
Bist Du an dem historischen Kontext des Spiels interessiert? Dann ist die Audio-Dokumentation „Echoes of Valhalla” vielleicht etwas für Dich! Alles zum Spotify-Podcast erfährst Du hier.
Mehr Power dank Fähig- und Fertigkeiten
In der Spielwelt sind Bücher versteckt, durch die Du Dir jeweils vier Nah- und Fernkampffähigkeiten aneignen kannst. Dabei handelt es sich um Spezialangriffe, die Du ausführen kannst, sobald Du genug Gegner erledigt hast. So beschießt Du einen Gegner mit einer Hakenklinge und schleuderst ihn danach durch die Gegnerhorde.
Durch abgeschlossene Quests, Aufträge und erledigte Feinde sammelst Du Erfahrungspunkte, durch die Du zum nächsten Level aufsteigst. Wie Deine Fähigkeiten ausprägst sind, wird Dir durch den Fertigkeitsbaum angezeigt. Bei jedem Stufenaufstieg erhältst Du zwei Fertigkeitspunkte. Diese investierst Du dann im Fertigkeitsbaum in kleine Kampfvorteile, um beispielsweise mehr Schaden auszuteilen, Deine Feuerresistenz zu erhöhen oder neue Manöver für den Kampf zu erlernen. Der Fertigkeitsbaum teilt sich in die drei Kategorien Nahkampf, Fernkampf und Schleichen auf und überlässt es Dir, auf welchen Pfad Du Dich am meisten konzentrieren möchtest.
Der Wikinger, ein Diplomat mit dem Hang zur Gewalt
So brutal die Vorgehensweise der Wikinger auch sein mag, in manchen Missionen lässt sich das Ziel tatsächlich auch ohne erhobene Waffen erreichen. In Dialogen spielst Du Feinde gegeneinander aus oder schlichtest ausartende Konversationen. Durch Aktivitäten wie etwa Spottgefechte kannst Du Dein Charisma erhöhen und erhältst in manchen Situationen weitere Dialogoptionen. Sollte der diplomatische Weg doch nicht funktionieren, kannst Du neben dem offensiven Angriff auch die heimliche Methode wählen. Nachdem die versteckte Klinge in „Assassin’s Creed Odyssee“ fehlte, kehrt die Waffe am Handgelenk für das Wikinger-Epos zurück. So kannst Du Deine Gegner wieder auseinandertreiben, ins Verborgene locken und ihrem Leben still und heimlich ein Ende bereiten.
Insgesamt treten 23 verschiedene Gegnertypen vor Deine Klinge, die laut Narrative Director Darby McDevitt jeweils eine individuelle Herausforderung sowie einen anderen Spielstil fordern. Auch wenn sich die Typen in ihrer Kampfweise unterscheiden, bei einem Großteil der Gegner hilft immer noch die simpelste aller Taktiken: Stupides Draufhauen. Und das ist auch der größte Kritikpunkt an dem sonst so spaßigen und schaulustigen Kämpfen. Wirklich anspruchsvoll werden die kriegerischen Auseinandersetzungen eher selten, auch wenn das Kampfsystem mit einigen durchaus nützlichen Features ausgestattet ist. So kannst Du Dich auch bei Assassin’s Creed Valhalla mit simplem Tastengehämmer problemlos durch die Gegnerhorden mähen.
Assassin’s Creed Valhalla: Die üblichen Probleme
Bugs und Glitches gehören leider auch bei diesem Assassinen-Abenteuer wieder zur Norm. Die Framerate geht bei größeren Kampfspektakeln in den Keller, Nicht-Spieler-Charaktere verhalten sich teils fragwürdig und obwohl Du mittlerweile an nahezu jeder Oberfläche hochkraxeln kannst, erweist sich das Klettern oftmals als holpriges Unterfangen. Dank der wunderschönen Spielwelt, der dichten Atmosphäre sowie einer stimmigen musikalischen Untermalung lässt sich das jedoch verschmerzen. Ein technischer Feinschliff wäre dennoch wünschenswert gewesen.
Ubisoft führt den qualitativen Höhenflug der Meuchelmörder auch mit Assassin’s Creed Valhalla fort. Die Story ist fesselnd, das Gameplay wuchtig und abgesehen von den bekannten technischen Patzern weiß das brachiale Abenteuer, zu begeistern. Auch die Nordmänner bewahren die Tugenden, die in den letzten beiden Ablegern etabliert wurden, führen aber zugleich auch die Fehler der Serie fort. Wer die kalten Wintertage gemütlich auf der Couch mit dem Controller in der Hand überbrücken möchte, ist bei den Wikingern aus Nordvege dennoch an der richtigen Adresse.
Assassin’s Creed Valhalla
Plattformen: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series, PC
Release-Datum: 10. November 2020
Kosten: rund 70 Euro
Publisher: Ubisoft
Entwickler: Ubisoft Montreal
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