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Roomality versus Nvidia Holodeck: Auf dem Weg zum Holodeck der Zukunft
Das Start-up „Roomality“ versucht in drei Phasen das Holodeck der Zukunft zu konstruieren – vollkommen ohne VR-Brille! Das „Nvidia Holodeck“ hingegen ist dank VR-Headset und Unreal Engine schon heute virtueller Workspace für große Unternehmen, inklusive eigener Physik und manipulierbaren Objekten. Wir nehmen beide Systeme unter die Lupe.
Die Fiktion: In „Avengers: Endgame“ kommunizieren die Superhelden in einem großen virtuellen Raum, während sich jeder von ihnen auf einem anderen Kontinent oder sogar Planeten befindet.
Die Realität: Du probierst bei Skype diesen neuen Mondhintergrund aus.
Aber können Holodecks in Zukunft virtuelle Co-Workspaces werden, in denen Du mit Deinem Kollegen durch das Haus läufst, das Du gerade erst designst? Und funktioniert das womöglich sogar ganz ohne VR-Headset? Hier findest Du es heraus.
Roomality – Part I: Das Fenster zum Hof
Das irische Start-up „Roomality“ will die totale Immersion ohne VR-Brille erreichen. Dazu nutzen sie eine eigene Software, die via Bewegungs- und Blickerfassung, fotorealistische Bilder und Videos dem Blickwinkel des Betrachters anpasst.
Als Beispiel: Wenn Du an einen von Roomalitys virtuellen Fenstern vorbeigehst, bewegt sich das Bild oder Szenario leicht mit, weil die Software ‚weiß’, dass Du auf der rechten Seite einen anderen Blick durch das Fenster haben würdest, als auf der linken Seite.
Ein Manko hat das Ganze allerdings: Auf wen stellt sich das System ein, wenn mehr als eine Person vor dem virtuellen Fenster steht? Es ist technisch gesehen sicherlich möglich, das Tracking via Gesichtserkennung an eine Person zu koppeln. Aber für jede andere Person im Raum würde der vermeintliche Blick nach draußen plötzlich befremdlich wirken.
Roomality – Part II: Virtuelle Räume für Games und Filme
Auf seiner Website sieht sich Roomality ganz klar als Gamechanger für die Videospiele- und Filmindustrie und tatsächlich könnte das Konzept eines fotorealistischen Hintergrunds, der sich dem Blickwinkel der Kamera anpasst, die Filmindustrie verändern. Der Knackpunkt: Diese Technik ist bereits etabliert und nennt sich „Stagecraft“. Die Star-Wars-Serie „The Mandalorian“ hat sie salonfähig gemacht. Sie ersetzt dort den berühmten Greenscreen. Dank Stagecraft können Schauspieler nun in einer realistischen Kulisse spielen und trotzdem lässt sich auf Knopfdruck die Lichtstimmung, das Wetter und mehr verändern. Die Idee hinter Roomality ist also sinnvoll für Film- und Serienproduktionen, aber deswegen gibt es sie auch schon.
VR-Games ohne Headset? Das klingt gut. Aber wie genau das aussehen könnte, weiß auch Roomality noch nicht. Denn während Mixed-Reality-Angebote wie „The Void“ dank Headset und Anzug mittlerweile tolle Multiplayer-Erfahrungen schaffen, sind die Möglichkeiten von Roomality diesbezüglich aktuell auf eine Person beschränkt.
Roomality – Part III: In drei Schritten zum Holodeck der Zukunft
Auf der Roomality-Website skizziert das Unternehmen den Weg zur totalen Immersion in drei Schritten. In Phase eins stellt das Unternehmen sicher, dass seine Technik funktioniert. Guter Plan! Ein Patent ist bereits angemeldet. In der aktuellen Phase zwei möchte man die Technik auf große Wände skalieren. Die dritte Phase wäre das Holodeck. Ein ganzer Raum, eventuell kuppelförmig, der komplett aus Roomality-Projektionstechnik besteht. Die Möglichkeiten wären schier endlos. Zumindest solange Du allein drinstehst.
Nvidia Holodeck – Part I: Ein virtueller Raum für jeden
Das „Project Holodeck“ wurde 2016 als eine Art interaktiver Workspace angekündigt. 3D-Modelle, die von allen Teilnehmern in Echtzeit angeschaut und bearbeitet werden können – das war die Idee dahinter. Vier Jahre später laufen wir zwar noch nicht alle auf Holodecks umher, aktive Nutzer gibt es aber. Autohersteller Toyota nutzt es zur Vernetzung seines Entwicklungsteams und sagt: „Wir können über VR an allen Orten der Welt zusammenarbeiten und hochwertige virtuelle Darstellungen von Fahrzeugen erstellen!“ Selbst die US-Weltraumsbehörde Nasa nutzt mittlerweile das Nvidia Holodeck: „Mit Holodeck sind wir in der Lage, unsere Modelle klar zu visualisieren, in einer physisch simulierten Umgebung zusammenzuarbeiten und unsere Designs zu überprüfen und dadurch sicherzustellen, dass sie effizient und sicher sind.“
Nvidia Holodeck – Part II: System und Voraussetzungen
Für das Holodeck brauchst Du ein VR-Headset, dass Motion Tracking unterstützt. Damit verortet und überträgt die Software Deine Bewegung im virtuellen Gemeinschaftszimmer. In den diversen Videos wird eine Fortbewegung per Gesture Control angedeutet; sprich: Du zeigst auf eine Stelle im Raum und springst dann direkt dorthin. Auf der Holodeck-Website gibt Nvidia als Hardwarevoraussetzungen die VR-Systeme HTC Vive und Oculus Rift vor. Daneben soll der PC mit Windows 10 laufen, eine Grafikkarte der neusten Generation verbaut haben und über mindestens 16 GB Arbeitsspeicher verfügen.
Für das Erstellen und den Import von virtuellen 3D-Modellen gibt Nvidia drei Programme vor:
- Autodesk 3ds Max
- Autodesk Maya
- SOLIDWORKS Visualize
Nvidia Holodeck – Part III: Unreal Engine – für Games und Holodecks
Die Unreal Engine ist eine Videospiele-Software, mit der viele Games arbeiten, beispielsweise der Multiplayer-Hit „Fortnite: Battle Royale“ oder das Horrorgame „The Sinking City“. Auch Nvidia nutzt für sein Holodeck eine modifizierte Version der Unreal Engine. Diese simuliert auch die entsprechende Physik. Denn für einen Social-VR-Space mit immersivem Charakter ist es nötig, physikalische Regeln zu definieren. Wie schwer ist ein Objekt? Wer kann fliegen? Und warum eigentlich?
Nvidias Holodeck sieht schon heute vielversprechend aus. Und mit immer kompakterer VR-Technik und dem voranschreitenden Netzausbau sind internationale Meetings im Holodeck vielleicht bald ein Standard.
Wie sieht das Holodeck der Zukunft aus? Betrittst Du Deinen virtuellen Raum künftig mit oder ohne VR-Brille? Wir freuen uns auf Deine Ideen in den Kommentaren.