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Schlagfertig statt mundtot: (Rhetorik-)Tipps von Sabine Altena
Kennen wir alle: Der Kollege quatscht einen doof von der Seite an und man ist so perplex, dass einem dazu im wahrsten Sinne erst mal gar nichts einfällt. Auf dem Heimweg oder später beim Sport hat man plötzlich 1000 Sätze parat, die angebracht gewesen wären. Sabine Altena gibt in ihren Trainings Tipps, mit denen besonders Frauen den „Wow-Effekt“ erzielen, wie sie es nennt. Hier verrät sie ihre besten rhetorischen Waffen.
Fake it ’til you make it: Schlagfertigkeit kann man lernen
Der erste Schritt ist immer: „So tun als ob!“, sagt Sabine Altena. Denn nur die allerwenigsten Menschen sind schon immer souverän gewesen. Sabine war viele Jahre Radiomoderatorin und hat unzählige große Veranstaltungen moderiert. Sie kennt aus eigener Erfahrung die Momente, in denen einem kurz die Worte fehlen: „Das waren viele Jahre Blut, Schweiß und Tränen. Da ist oft so viel passiert, plötzlich Sturm oder Hagel bei einem großen Freilichtkonzert, oder ein Interviewgast wird angekündigt, hat sich dann aber hinter der Bühne verlaufen und taucht nicht auf. Da trotzdem souverän zu bleiben bzw. zumindest so auszusehen und zu wirken, als ob man die Situation im Griff hat, das finde ich ein ganz cooles Ziel.“
Alles eine Frage der Technik
Körpersprache und Stimme – das sind laut Sabine die wichtigsten Instrumente, wenn es darum geht, souverän zu wirken: „Daran arbeite ich mit den Leuten meist zuerst, damit sie zumindest so rüberkommen, als ob sie ganz entspannt und gelassen wären. Im zweiten Schritt arbeiten wir dann natürlich auch daran, dass sie es WIRKLICH sind. Nur das ist wesentlich schwieriger.“ Aber nach der Erfahrung von Sabine Altena ist niemand von Geburt an die große „Rampensau“. Selbst diejenigen, die beruflich auf der Bühne stehen, können trotzdem zart besaitete Seelchen sein, die meistens genau davon ablenken wollen.
Die Bettkantenrede wird zur Geheimwaffe
Neben der Körpersprache helfen laut Sabine auch Sätze und Wörter, die man sich für herausfordernde Situationen zurechtlegt. Denn dass einem abends auf der Bettkante jede Menge witziger, schlagfertiger Antworten einfallen, das kennen wir alle. Das kann man laut Sabine auch für sich nutzen. Eine gute inhaltliche Vorbereitung ist ebenfalls wichtig, um immer cool bleiben zu können. Wenn man die drei wichtigsten Botschaften seiner Präsentation oder Rede immer parat hat, kann man zur Not nämlich immer wieder darauf zurückgreifen.
Und Sabine kennt noch mehr Tricks: „Das Wesen der Schlagfertigkeit ist ja vor allem Ablenkung. Elegante Schlagfertigkeit verwandelt den Schlag des anderen, wie im Kampfsport, in gute Energie, die dahin geht, wo ich das möchte. Wenn im Meeting jemand einen Einwand oder blöden Kommentar macht, kann man zum Beispiel sagen: ‚Ganz spannender Punkt. Und was auch total wichtig ist, wir sollten ganz dringend …‘ So steht der andere nicht blöd da, und ich kann weitermachen.“ Und wenn gar nichts mehr hilft, dann empfiehlt Sabine den großen Freddie Mercury und den simplen Satz: The show must go on! Aus der Situation kommt man ja sowieso nicht raus, dann kann man eben auch mit allen Mitteln versuchen, das Beste daraus zu machen.
„Ich schau Dir in die Augen …“ – anstatt beschämt auf den Boden
Wenn uns jemand angreift, dann tendieren wir alle dazu, erst mal auszuweichen. Vor allem mit dem Blick. Und genau das ist der falsche Weg, so Sabine: „Der Augenkontakt ist immens wichtig. Wer mag, kann sogar ein kleines Lächeln probieren. Aber einfach nur zu gucken und dabei so entspannt wie möglich auszusehen ist eine gute Maßnahme, um souverän zu wirken. Und manchmal ist es auch die Kombination aus Blickkontakt und direkt danach dem Blickentzug, wenn jemand etwas Doofes gesagt hat und man ihm bewusst die Aufmerksamkeit entziehen will.“
Frauen sind schüchtern, und Männer sind Machos?
Ganz klischeegerecht könnte man meinen, Frauen täten sich besonders schwer damit, schnell die richtige Reaktion für verbale Störenfriede parat zu haben. Sabine Altena, die sich mit vielen ihrer Seminare direkt an Frauen richtet, sagt: „Das Gegenteil ist der Fall!“ Sie empfindet Frauen oft als deutlich schlagfertiger: „Das Problem von uns Frauen ist nur leider, dass wir immer allen gefallen wollen und uns wünschen, dass uns alle gernhaben. Das steht dann manchmal ein bisschen im Weg, da Schlagfertigkeit auch oft negativ konnotiert ist. Aber wenn man den Frauen diese Sorge nimmt, dann kommen sie auf viel bessere Ideen als Männer.“ Ein anderes Klischee, nämlich dass Männer im Job oft Machos sind, kann Sabine leider bestätigen: „Es ist mir ein Riesenanliegen, Frauen zu stärken. Meine Seminarteilnehmerinnen erzählen mir zum Teil Sachen, da stehen mir die Haare zu Berge. Die berichten durch die Bank weg von einem großen Machotum in den Unternehmen. Ich habe eine lange Liste mit Sprüchen von Männern aller Altersklassen, die möchte man nicht glauben. Und auf diesem Schlachtfeld, da ist Schlagfertigkeit eine gute und erlernbare Waffe.“